Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE. Gabriele Ketterl

Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE - Gabriele Ketterl


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Nacht, Carlos.«

      »Schlaf gut, mi corazón.«

      Es klang enttäuscht, doch da konnte ich leider nichts tun. Wir hatten unsere Entscheidung gemeinsam getroffen und ich wollte nun einmal kein dauerndes Liebes-Chaos. Alleine in seinen Armen zu liegen, vermittelte mir ein unbeschreibliches Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Das würde ich nie wieder aufs Spiel setzen … hoffte ich.

      4.

      Von Kaffeeduft geweckt zu werden, war immer wieder etwas Schönes. Lächelnd wedelte Carlos die aus einer bauchigen Tasse aufsteigenden Schwaden in meine Richtung. »Guten Morgen, Cara. Kaffee ist fertig und zwar nicht das Billigzeug.«

      Grinsend rollte ich mich aus dem Bett. »Danke, das ist lieb von dir. Wie geht’s dir denn heute?«

      Sofort erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Schön, wenn man sieht, dass sich jemand um dich sorgt.«

      »Witzbold.« Ich nahm vorsichtig die Tasse in Empfang. »Du weißt, dass ich dich liebhabe, und da macht man sich eben Sorgen, wenn man sieht, dass der andere traurig ist.«

      Carlos holte sich seine Kaffeetasse, drehte sie in den Händen und starrte nachdenklich vor sich hin.

      »Carlito! Bist du noch bei mir?«

      »Immer und derzeit mehr denn je.«

      Ehe ich mir darüber zu viele Gedanken machen konnte, mahnte er nach einem Blick zur Uhr zur Eile.

      »Hör zu, meine Kleine, ich habe für heute Nachmittag Beachvolleyball angesetzt und prompt haben sich spontan jede Menge Leute gemeldet. Das Radio ist in der Umkleide, ebenso deine Kassetten. Fernando weiß Bescheid, und da es um diese Jahreszeit hier sicher nicht mehr zu warm ist, fangt ihr schon um vier Uhr an. Ich habe Lucio und Valente gebrieft, die wissen, dass sie um sechs an der Strandbar für unsere Sundowner-Aktion bereit sein müssen. Ich glaube, sie freuen sich darauf.«

      »Kann ich mir vorstellen, nach dem Trauerspiel, das sich hier zuvor abgezeichnet hat.«

      »Ja, ich auch. Ich muss jetzt los und Croyden und seine Leute verabschieden. Um ehrlich zu sein, will ich einfach sehen, wie sie verschwinden.«

      Ich trank meinen Kaffee aus und reckte mich. »Gut, dann klettere ich mal nach Hause.«

      »Sekunde, ich helfe dir.«

      Mit Carlos‹ Hilfe war ich zügig wieder auf meinem Balkon, winkte ihm noch einmal zu und verschwand unter die Dusche. Gut, Beachvolleyball war prima, dann würde ich für den nächsten Tag Aerobic ansetzen und abwechselnd Silvie, Rachel und mich einteilen. Wenn Silvie, Roberta und ich uns dann noch Badminton aufteilten, war das ein entspanntes Programm. Das erlaubte es mir, Jaimes Wunsch nachzukommen, mich um die Gäste zu kümmern und zu sehen, ob noch etwas einer Verbesserung bedurfte. Zum ersten Mal seit Ibiza schlüpfte ich in mein Teamoutfit. Ich wählte das mit den langen Ärmeln, denn irgendwie war es deutlich frischer als vor wenigen Tagen.

      Im Laufe des Vormittags zeigte sich, dass einige Gäste Gesprächsbedarf hatten. Ich war froh zu hören, dass so gut wie alle Kritikpunkte ihren Ursprung in der Vergangenheit hatten und die Leute im Augenblick zufrieden waren. Auch das neue Frühstücksangebot kam sehr gut an und mir wurde mehrmals aufgetragen, dem Koch dafür zu danken. Das tat ich gerne, was mir in der Küche zu einem frisch zubereiteten Früchtemüsli und Orangensaft verhalf. Gegen Mittag waren alle Gäste zufrieden und sehr glücklich darüber, dass wir die Tapas zum Mittagessen auch hier eingeführt hatten.

      Ich zog mich mit Silvie, Lise und Rachel in die Umkleide zurück und wir bastelten an unserem Ablaufplan für die nächsten Wochen. Zu unserer Freude konnten wir dank Rachel Yoga einbauen, was dem Ganzen noch mehr Pfiff verlieh. Roberta machte sich inzwischen mit den Kindern in der Anlage bekannt. Es waren nicht allzu viele, doch alle, die im Club angemeldet waren, freuten sich über Robertas Einladung, mit ihr im Kinderbungalow Kekse zu backen.

      Fernando kam kurz vom Strand zurück, um sich zu versichern, dass für den Nachmittag alles geplant war. Als gegen zwei Uhr José mit entzückenden neuen Bildern von seiner kleinen Tochter zu uns stieß, waren wir fast wieder komplett. Rasch verhalf ich José zu einem Studio und bat ihn, sich mit Esteban und Fernando am Strand zu treffen und sich abzustimmen.

      Etwa eine Stunde vor Beginn der Volleyballaktion war ich fertig. Alles schien sich gut einzuspielen. Rachel machte einen hervorragenden Eindruck, Esteban war ebenfalls eine tolle Ergänzung für das Team. Die Störenfriede hatten den Club verlassen, inklusive Robert Croydens persönlicher Assistentin, was das Rezeptionsteam dazu veranlasste, eine Flasche Prosecco zu köpfen. Alles war in bester Ordnung.

      Daher verschwand ich entspannt und zufrieden in mein Refugium, um mich auf Volleyball vorzubereiten. Ein Blick auf den Kalender zeigte, dass in zwei Tagen Clive, Kristen und ihre beiden Surfprofis eintreffen würden. Prima, dann gab es auch wieder eine Surfschule, denn die letzte Surfercrew war an dem Tag aus dem Club geflogen, an dem sie zwei Schüler auf dem Meer vergessen hatte. Auch wenn das keineswegs lustig war, musste ich im Nachhinein doch grinsen. Man konnte von Glück sagen, dass es gut ausgegangen war. Die beiden Jungs waren unterkühlt und ziemlich verzweifelt auf ihren Brettern irgendwo zwischen Lanzarote und Fuerteventura aufgegriffen worden. Sie hatten auf eine Anzeige verzichtet, da die Schuldigen zu jener Zeit bereits ihre Sachen packten. Als kleine Wiedergutmachung würden sie im nächsten Jahr einen zweiwöchigen, kostenlosen Urlaub auf Ibiza verbringen – auf Einladung von Costa Azul.

      Ich schloss die Tür zu meinem Studio auf und blieb mit großen Augen in der Tür stehen. Auf der Küchentheke stand ein wunderschöner Blumentopf mit bunten Blumen, und neben der Trennmauer, die mein Bett vom Wohnbereich abschirmte, eine ausgesprochen schöne Zimmerpalme. Auf meinem Kopfkissen lagen drei langstielige, rote Rosen. Daneben fand ich einen zusammengefalteten Zettel.

      Ich sah auf die Buchstaben, die vor meinen Augen verschwammen. Natürlich freute ich mich, doch gleichzeitig kehrten meine Zweifel zurück. Waren wir füreinander bestimmt und ich trat mein Glück mit Füßen? Machte ich den Fehler meines Lebens, indem ich mich nicht auf eine feste Beziehung einließ? Ach, verdammt. Musste das Leben andauernd so kompliziert sein?

      Etwas weniger beschwingt als noch zuvor zog ich ein kurzärmeliges T-Shirt an und bereitete mich auf den Strand vor. Eilig trank ich ein paar Schlucke Saft, denn nach Essen war mir nicht mehr. In Gedanken versunken trabte ich in die Umkleide, wo ich auf Lise traf, die gerade ein paar Isomatten aus dem Schrank holte.

      »Für die Kinder. Nach dem Backen essen wir mit ihnen Kekse und erzählen ihnen Piratengeschichten.«

      Lächelnd nickte ich. »Ja, da muss ich bei Gelegenheit auch einmal wieder zuhören. Ihr zwei seid klasse.«

      Sie kannte mich einfach zu gut. »Cara, was ist los mit dir?«

      Seufzend holte ich Luft und erzählte ich ihr von meinen Gedanken und Bedenken.

      Nachdem ich geendet hatte, schwieg Lise lange.

      »Cara, dass Carlos dich liebt, zweifelt keiner an, dass er dich vergöttert ebenso wenig. Vielleicht könnte er dir treu sein, eine Weile. Vielleicht könnte er über seine Eifersucht hinwegkommen, aber eben nur vielleicht. Aber das Allerwichtigste ist in meinen Augen, dass auch du ihn zwar sehr, sehr lieb hast – aber lass uns aufrichtig sein. Wäre es die ganz große Liebe, dann wärt ihr längst ein Paar. Ich kenne dich nun schon seit über drei Jahren und habe nie erlebt, dass du eifersüchtig gewesen wärst. Du gönnst Carlos sein Leben.« Sie griff nach meiner Hand. »Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn Oliver auf die Idee käme, mit einer Touristin zu schlafen? Ich würde ihn vierteilen! Und du, Cara, würdest das bei dem Mann, der deine große Liebe ist, auch tun. Da bin ich mir ganz sicher. Carlos ist dein Seelenfreund, ihr könnt nicht ohne den anderen, aber er ist nicht die Liebe deines Lebens. Das wage ich nun einfach einmal zu behaupten.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Und nun schwing die Hufe, du musst an den Strand.«

      Das gab mir zu denken, aber sie hatte recht, die Zeit drängte. Ich schulterte mein Radio, drückte Lise einen Kuss auf die Wange und griff nach den Kassetten. »Lise, du bist ein Schatz. Danke, ich glaub, ich bin wieder auf Spur.«

      Meine


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