Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE. Gabriele Ketterl

Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE - Gabriele Ketterl


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an.

      »Tja, zugegeben, kellnern gehört nicht zu meinen herausragenden Fähigkeiten. Aber dafür hat es bei mir eine komödiantische Note. Zur Unterhaltung der Gäste ist es gar nicht so übel.«

      Unterdrücktes Kichern war die Antwort auf unser kleines Geplänkel. Das Eis schien zu tauen.

      Lächelnd fuhr Carlos fort. »Oliver hingegen beherrscht es in Perfektion. Sollte es Engpässe an einer Bar geben, springt Fernando oder José, der morgen ankommt, sehr gerne ein. Bitte sprecht uns auch an, wenn es Probleme mit Gästen gibt. Ab sofort stehen hierfür Silvie und auch Cara zur Verfügung, die einiges an Erfahrung mitbringen.«

      Carlos‹ Blick huschte durch den Raum. »Ah, Tino, da bist du ja. Mit der Küchencrew wurde bereits gestern Abend ein Wechsel der Speisenfolge vereinbart. Ab sofort entsprechen Qualität und Angebot der Büfetts wieder den hohen Ansprüchen des Costa Azul. Um eventuellen Klagen von Gästen vorzubeugen, wird es immer Pommes Frites geben, doch Fleischgerichte und Fisch werden ab sofort bitte wieder nach etwas schmecken.«

      Tino nickte nahezu enthusiastisch. »Dafür werde ich sorgen.«

      »Und wenn die britischen Gäste, die nun einmal hohe Ansprüche haben, das nicht essen möchten?«

      Ah, unser rothaariger Junganimateur meldete sich zu Wort.

      »Dann werden wir ihnen das Ganze ohne Gewürze, ohne Kräuter und ohne Geschmack zur Verfügung stellen. Doch die Gäste, die noch Geschmacksnerven besitzen, bekommen ab sofort vernünftige Qualität. Noch Fragen?«

      »Nein, danke. Für uns hat sich das sowieso erledigt. Auch für den Fall, dass euch das nicht gefällt, wir werden – gesammelt – morgen mit Robert abreisen. Wenn ihr ein Problem mit der Einarbeitung und dem Ablauf habt, müsst ihr damit leider selbst klarkommen.«

      Carlos strahlte ihn regelrecht an. »Gerne nehme ich eure Kündigungen im Namen und Auftrag von Costa Azul zur Kenntnis. Davon ausgeschlossen ist Rachel, die ich mit Freuden in unserem Team willkommen heiße. Falls jemand denkt, wir hätten jetzt Probleme, darf ich euch alle heute Abend zu unserer ersten Show herzlich einladen. Bitte vertraut mir, auch hier muss niemand von uns eingearbeitet werden. Es wird nur eine abgespeckte Variante sein, da noch ein paar Teammitglieder der Surfcrew fehlen.« Er musterte uns reihum. »Nachdem nun das Grundlegende geklärt ist, bitte ich darum, den Standard der Anlage wiederherzustellen. Wir benötigen Müllsäcke und Gummihandschuhe und werden nun – gemeinsam mit den Damen und Herren der Reinigungscrew – draußen aufräumen. Silvie, Cara und Lise, ihr nehmt euch die Gänge und die Mülleimer dort vor, Fernando, Andy und ich helfen im Poolbereich und Roberta und Oliver im Restaurant. Später fahren Cara und ich nach Arrecife. Ich habe gehört, dass es dort einige Läden mit netten Dekosachen gibt. Sergio, kommst du mit, du kennst dich schon etwas besser aus?«

      Der Securitychef nickte lächelnd. »Aber gerne doch. Können wir bis dahin helfen?«

      Carlos grinste ihn an. »Schnapp dir Rachel und sieh unten am Strand nach, ob etwas getan werden muss. Wer sitzt eigentlich auf den Türmen?«

      Der Sprecher der Animateure zuckte die Schultern. »Keiner. Du sagtest doch, wir sollen alle da sein.«

      Carlos runzelte ärgerlich die Stirn. »Das ist nicht wahr, oder? Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Rettungsschwimmer ihre Hintern nicht von den Türmen wegbewegen. Ich glaube, ich spinne. Wer sind die Helden, wenn ich fragen darf?«

      Ein blonder, relativ junger Kerl und ein schwarzhaariger, drahtiger Mann meldeten sich. Dem Dunkelhaarigen war die Situation sichtlich unangenehm.

      »Hey, ich bin Esteban. Tut mir echt leid, aber Allan meinte, es sei verpflichtend, hier zu sein, sonst sei man den Job los. Dass eh alle kündigen, ist mir jetzt neu. Ziemliche Scheiße das, denn ich brauch den Job.«

      Carlos seufzte. »Dann sieh jetzt zu, dass wenigstens du auf den Turm kommst. Wir reden später.« An den Blonden gewandt fuhr er fort. »Und dir würde ich dringend raten, heute noch deinen Job zu tun, und zwar flott. Denn wenn etwas passiert, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich, und vertraue mir, ich sorge dafür, dass du vier Jahre lang keinen Fuß mehr auf spanischen Boden setzt. Und soweit ich weiß, ist dein neuer Job in Marbella und Marbella ist in Spanien, oder irre ich mich?«

      Der Kerl warf ihm einen giftigen Blick zu und stand widerstrebend auf. »So lange ich mich nicht der Putzkolonne anschließen muss.«

      »Hau ab und tu ein letztes Mal das, wofür du bezahlt wirst.« Carlos ließ sich auf keine Diskussionen ein.

      »Hab ich das richtig verstanden? Ihr helft jetzt alle beim Putzen?« Martha, die ganz hinten in einer Ecke stand, war überrascht.

      Carlos nickte. »Ja, das haben wir vor.«

      Martha wandte sich an ihre zwei Kollegen und stemmte die Hände in die Hüften. »Leute, wenn das so ist, dann würde ich sagen, wir helfen alle zusammen, oder? Ich glaube, dass Jaime Wort gehalten hat und wir ab sofort wieder einen Ablauf vorfinden, wie man ihn von einem Costa-Azul-Club erwarten darf. Dafür müssen wir heute einfach einmal alle zusammenhalten und unser neues Team unterstützen, was meint ihr?«

      »Wenn es nach mir geht: Ich wäre so weit.« Eine kleine, rundliche Frau, die die ganze Zeit schweigend neben dem Durchgang verharrt hatte, langte in eine Tüte neben sich, zog den typischen Costa-Azul-Kittel der Reinigungskräfte heraus, schlüpfte hinein und grinste uns an.

      Sergio klatschte lachend in die Hände. »Hört mal alle her. Ist es in Ordnung, wenn ich hiermit unsere neuen Kollegen aus ganzem Herzen willkommen heiße?«

      Nachdem alle klatschten und wir aus diversen Kehlen ein »Bienvenido« entgegengerufen bekamen, verbeugten wir uns in altgewohnter Manier.

      »Dankeschön und auf gute Zusammenarbeit.«

      Während unsere Vorgänger sich trollten, begannen wir, die Anlage unter den neugierigen Blicken der Gäste zu reinigen und auf Vordermann zu bringen. Es dauerte geschlagene fünf Stunden, ehe alle Mülleimer geleert, die Böden sauber, alle Aschenbecher gereinigt, Müll aus den Blumenrabatten entfernt, die Poollandschaft picobello und beide Restaurants von allen Überbleibseln diverser Vermüllungsaktionen befreit waren. Danach lüfteten wir die Umkleideräume für die Shows und wischten den Boden, der erst nach der zweiten Reinigung wieder seine ursprüngliche Farbe aufwies. Unsere Vorgänger waren echte Vandalen. Das Personal wienerte die Gänge der Anlage und die Gästezimmer, putzte Fenster und brachte Blumenkästen auf Vordermann. Gegen drei Uhr am Nachmittag waren wir müde und verschwitzt, aber happy. Tino zauberte Bocadillos mit hauchdünnen Lendensteaks, Salat, Eiern, Käse und Tomaten und beglückte uns mit duftendem Kaffee. Danach wollten alle nur noch unter die Dusche. Carlos ließ es sich nicht nehmen, nach Arrecife zu fahren, wo Sergio uns zu einem Laden führte, in dem wir Windlichter, Laternen, Kerzen und mehr fanden. Wir kauften zahllose grüne und blaue Windlichter, dazu Laternen sowie große, weiße Kerzen für die Eingänge zu den Restaurants und den Durchgang zum Teambereich.

      Erst kurz nach sechs kehrten wir schwer beladen, aber sehr zufrieden zurück zum Club. Zusammen mit Martha, die uns eindeutig ins Herz geschlossen hatte, brachten wir unsere Ausbeute in die Küche, und alle begannen, die Deko wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen.

      »Cara, komm, wir sehen zu, dass wir noch etwas Ruhe bekommen und um kurz nach sieben gehen wir essen, wenn du magst.« Carlos machte sich Sorgen um mich.

      »Guter Plan. Ich muss aber noch einkaufen. Ich hab nichts im Kühlschrank.«

      »Wenn du dich da mal nicht irrst.« Fernando, der im Restaurant geholfen hatte, legte mir beruhigend einen Arm um die Schultern. »Tino und seine Leute waren von unserer heutigen Aktion dermaßen begeistert, dass sie unsere Kühlschränke vollgepackt haben. Du dürftest alles finden, was du brauchst. Sieh einfach mal nach.«

      »Echt jetzt? Das ist prima.« Ich winkte und war zügig verschwunden.

      Tatsächlich! In meinem Kühlschrank waren lauter feine Dinge. Auch Milch und Kekse lagen darin, im Regal darüber löslicher Kaffee und in einer kleinen Schale Dutzende von Süßstoffpäckchen. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet.


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