Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE. Gabriele Ketterl

Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE - Gabriele Ketterl


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Hand. »Hallo zu Cara, Tino.«

      Lachend ergriff ich die dargebotene Rechte. »Hola, Tino, ich freue mich.«

      Carlos wurde ebenfalls wesentlich freundlicher willkommen geheißen. »Ihr müsst entschuldigen, aber ich habe schon befürchtet, es wäre wieder jemand aus dem Dunstkreis unseres geliebten Chefs, der irgendwelche dummen Extrawünsche hat.«

      »Keine Extrawünsche, außer vielleicht Cara. Der hat das spanische Element beim Büfett gefehlt, weißt du?« Carlos schüttelte Tinos Hand, während sein Blick durch die Küche huschte. »Aber ich verwette meinen Hintern darauf, dass es hier nach Tortilla und frischer Salsa duftet.«

      Tinos Lächeln wurde noch ein wenig breiter. »Gut geraten, hombre. Glaubst du im Ernst, wir essen das Zeug, das wir für die Gäste kochen müssen?«

      Ich verstand nur noch Bahnhof. »Warum macht ihr es dann?«

      »Weil seine Durchlaucht uns damit gedroht hat, uns alle zu feuern, wenn wir nicht diesen geschmacklosen Mist fabrizieren.«

      »Der spinnt doch. Richard würde den Typen übers Knie legen …« Weiter kam ich nicht.

      »Sagtest du Richard? Der Richard, der vor drei Jahren noch in Puerto de la Cruz war?«

      Ich nickte. »Ja, der ist jetzt Küchenchef auf Ibiza.«

      Nun strahlte Tino. »Bei ihm habe ich gelernt. Wenn der sähe, was ich hier koche, würde er mich steinigen.«

      Carlos wiegte bedächtig seinen Kopf hin und her. »Wenn wir das Zeug morgen wieder essen müssen, kann ich das gerne für ihn übernehmen.«

      »Stopp! Tino, du sagst, dass du es nur auf Anweisung von Croyden machst? Also nicht wegen motzender Gäste?« Ich sah Licht am Ende des Tunnels.

      »Exakt. Ich koche hier übrigens nicht, ich quäle Lebensmittel.«

      »Ab heute nicht mehr. Wenn du einverstanden bist, legen wir sofort gemeinsam einen Speiseplan für die nächsten Tage fest. Wenn du bei Richard gelernt hast, dann kennst du seine Gerichte, oder?«

      Tino nickte sichtlich begeistert.

      Ich war zufrieden. »Gut, dann setzen wir uns jetzt irgendwo hin, gerne draußen an einen der Crewtische, und schreiben die Speisenfolge auf, okay?«

      »Nichts mit draußen, das dürfen wir nicht. Aber das ist gut so. Leute, kommt mit, wir haben da hinten echt gute spanische Tortilla und sehr leckere, pikante Salsa. Na, Lust?«

      Und ob ich Lust hatte.

      Kurz darauf saßen auch Fernando und Roberta bei uns, während Tino und ich mit Feuereifer die Abfolge der Gerichte durchgingen, die Richard in den letzten Wochen aufgetischt hatte.

      »Grillabend ischt eine gute Idee.« Mit vollem Mund zu sprechen war zwar nicht die feine englische Art, aber es schmeckte dermaßen gut, dass mir keine andere Option blieb.

      Schon nach einer Viertelstunde stand fest, was in der kommenden Woche auf dem Büfett zu finden sein würde. Tino strahlte regelrecht, wurde aber kurzfristig doch sehr ernst.

      »Und ihr seid sicher, dass ich nicht gefeuert werde? Ich brauche diesen Job nämlich.«

      »Keine Angst, hier fliegt niemand außer denen, die das hier alles zu verantworten haben.« Carlos klang überzeugend.

      Der glückliche Koch steckte seine Liste ein und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. »Leute, ich bin so froh, dass ihr da seid.«

      Carlos schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Das glaube ich dir aufs Wort.«

      Wir verließen die Küche, um festzustellen, dass das Restaurant beinahe leer war. Auch von Lise, Silvie, Andy und Oliver fehlte jede Spur.

      Sergio bemerkte unseren ratlosen Blick. »Heute ist die Wahl zu Mr. und Mrs. Costa Azul. Das ist noch das Lustigste, was die Crew zustande bringt. Geht doch mal hin, ich sehe inzwischen nach, ob Robert endlich da ist. Von selbst kommt der nie hierher, den muss ich holen.«

      Carlos wehrte ab. »Lass gut sein. Wir gehen nach vorne ins Büro. Ich habe keine Lust, hier vor Gästen auszurasten.«

      Sergio zog eine amüsierte Grimasse. »Gutes Argument.«

      Draußen sammelten wir unsere vier Mitstreiter wieder ein, die sich in der Zwischenzeit einen groben Überblick über die Anlage verschafft hatten.

      »Es ist ein Trauerspiel. Wir müssen wirklich sofort was unternehmen, das sieht hier aus wie ein einer Jugendherberge, ganz ehrlich, das ist unglaublich.« Silvie sah aufgebracht aus und ich verstand sie vollauf.

      Wenige Minuten später liefen wir, gemeinsam mit Sergio, der sich das Schauspiel wohl nicht entgehen lassen wollte, zurück zur Rezeption und damit zu Robert Croydens Büro. Carlos öffnete die Tür zum Allerheiligsten, ohne auf die hyperventilierende Blondine am Empfang zu achten, und uns blieb kurzfristig die Spucke weg.

      Der noch amtierende Clubchef saß in einem Ledersessel, dem man schon auf die Entfernung ansah, dass er teuer war. Bei unserem Eintreten erhob er sich und umrundete den ausladenden Schreibtisch. Robert war geschätzt einen Meter fünfundachtzig groß, schlank, trug ein meerblaues Sakko, einen schwarzen Rollkragenpullover, eine enge, schwarze Hose, dazu blaue Wildlederslipper. Sein, pechschwarzes Haar war, wohl mit Gel und Haarspray, in Rod-Stewart-Manier frisiert. Das schmale Gesicht strahlte eine Arroganz aus, die für eine ganze Delegation von Wirtschaftsbossen ausgereicht hätte. Die Mundwinkel nach unten gezogen, musterte er uns aus hellblauen Augen mit sichtlicher Abscheu.

      »Darf ich annehmen, dass ich dem angekündigten Costa-Azul-Team aus Ibiza gegenüberstehe?«

      Carlos straffte die Schultern, verschränkte die Arme und legte den Kopf leicht schief. »Ja, das dürfen Sie.«

      Ich nahm an, dass es einen guten Grund gab, dass er auf Spanisch antwortete.

      Croyden fuhr sich nervös durch den schwarzen Schopf. »Könnten wir bei Englisch bleiben? Dann ginge es schneller.«

      Carlos runzelte die Stirn. »Seltsam, dass Sie das sagen. Eigentlich ist es bei uns Pflicht, die jeweilige Landessprache des Clubs, in dem wir arbeiten, in Wort und Schrift gut zu beherrschen. Schon nach den ersten Eindrücken, die wir uns verschaffen konnten, werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie ernst zu nehmende Probleme mit der kanarischen Lebensweise haben. Bitte, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre.«

      Ich muss zugeben, ich starrte noch immer diesen Ersatz-Elvis für Arme an und war vollkommen perplex wegen seines überheblichen Auftretens. Jemand wie Robert Croyden war mir auf Clubseite noch nie über den Weg gelaufen. Sein Blick irrte zu mir und ich runzelte verärgert die Stirn. Arroganz bei hohler Fassade war etwas, das ich gar nicht ausstehen konnte.

      Er fing sich rasch und antwortete, wie zu erwarten, auf Englisch. »Sie irren sich tatsächlich. Ich kann Spanisch, muss aber zugeben, dass ich meine Muttersprache bevorzuge. Da auch mein Team bis auf die Küchencrew, die Rezeptionisten und die Security aus England kommt, sehe ich hier kein Problem. Mir erschließt sich auch nicht, warum ein derartiges Aufheben um den Club gemacht wird. Gut, wir haben Anfangsschwierigkeiten, doch die gibt es überall.«

      »Anfangsschwierigkeiten? So nennen Sie das, was hier vor sich geht?« Carlos schüttelte mit fassungsloser Miene den Kopf. »Leiden Sie unter einer Augenkrankheit? Wann sind Sie das letzte Mal durch den Club gegangen? Ein vermüllter Poolbereich, überquellende Papierkörbe, Auflagen, die am Abend noch auf den Liegen sind. Essen, das schlicht grauenhaft ist und Restaurants, die den Charme einer englischen Bahnhofshalle aufweisen, wobei ich hier eventuell der Bahnhofshalle Unrecht tue. Dazu schmutzige Böden und schmutziges Geschirr dort, wo Blumen oder Kerzen sein sollten. Die Erklärung dafür würde mich tatsächlich interessieren.«

      »Das kann ich gerne erklären. Fragen Sie doch Ihre Freunde aus der spanischen Putzkolonne, die sich weigern, ihrer Arbeit nachzukommen.«

      Nun mischte sich Sergio in das Gespräch ein. Beleidigungen und unhaltbare Schuldzuweisungen mochte er überhaupt nicht.

      »Wundert es Sie denn,


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