Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE. Gabriele Ketterl

Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE - Gabriele Ketterl


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im Blick. »Und wer, bitteschön, soll dann bei uns putzen?«

      Sergio verdrehte nur die Augen. »Nun, bei Ihnen wird die ganz normale Reinigung durchgeführt wie auch in allen anderen Apartments, allerdings ohne Sonderaufgaben und Sonderwünsche. Ihr Team aber putzt gefälligst selbst. Wo kämen wir denn da hin?«

      Die Augen des Clubchefs weiteten sich ungläubig. »Mein Team ist ausgezeichnet und engagiert sich überdurchschnittlich. Es ist absolut unmöglich, dass es putzen soll.«

      Carlos‹ Lächeln hatte etwas Väterliches. »Glauben Sie mir, das sollen sie. Was glauben Sie, wer bei uns die privaten Unterkünfte des Teams sauber macht? Wir selbst. Wir sind ebenso Angestellte wie das Küchenteam, die Reinigungstruppe und die Gärtner. Ich glaube, ich spinne. Hier gibt’s keine Starallüren.«

      »Ja, Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Aber in unserem Team sind alle gleich, wir haben keine Stars. Allerdings hege ich den Verdacht, dass es sowieso keinen Unterschied mehr macht, egal was ich sage.« Croyden ging zurück zu seinem Sessel und ließ sich darin nieder. »Ich werde übermorgen von hier verschwinden, ich habe es nicht nötig, mich wie einen Anfänger behandeln zu lassen. Meine Leute werden heute noch einmal ihr Bestes geben und morgen gerne dazu bereit sein, Sie und Ihre Crew einzuarbeiten. Wir sind auf den morgigen Abend schon sehr gespannt. Denn mein Team hat heute seinen letzten Auftritt.« Lächelnd lehnte er sich zurück.

      »Ihr Abschied von hier ist eine sehr gute Entscheidung. Ich habe weder Lust noch Muße, mit Ihnen zu diskutieren. Auf eine Einweisung durch Ihr Team können wir dankend verzichten.« Carlos wandte sich an Sergio. »Hombre, bist du so gut und rufst die entlassenen Reinigungskräfte an, um ihnen zu sagen, dass sich hier einiges ändert? Ich bitte sie alle morgen um zehn Uhr zu einer Teambesprechung in den abgetrennten Crewbereich im Restaurant. Würdest du das bitte für mich übernehmen?«

      Sergio nickte. »Aber sicher doch. Geht klar.«

      »Gut, das Küchenteam weiß schon Bescheid, damit wäre alles in die Wege geleitet.«

      Er drehte sich leise seufzend zu Croyden um. »Nun wäre es wirklich freundlich, wenn uns jemand zu unseren Unterkünften führen könnte. Ich denke, wir sind alle müde und würden gerne zur Ruhe kommen. José, unser zweiter Rettungsschwimmer, kommt erst übermorgen. Also bitte nur für uns, wobei Silvie und Andy zusammenwohnen wollen, ebenso wie Lise und Oliver. Für Roberta, Cara, Fernando und mich bitte Einzelstudios, vielen Dank.«

      Croyden nickte hoheitsvoll, wedelte in Richtung seiner nun im Türrahmen wartenden Angestellten und bellte die ärgerliche Anweisung, eine Mitarbeiterin der Rezeption anzuweisen, uns unsere Zimmer zu zeigen. An uns gewandt fügte er hinzu: »Sie können von Glück sagen, dass wir nicht ausgebucht sind, sonst hätten wir ein Problem.«

      Carlos zog nur eine Augenbraue hoch. »Glauben Sie mir, auch das wird sich demnächst ändern.«

      Aus dem Büro, das neben dem des Clubchefs lag, kam eine kleine, schüchterne Spanierin. »Ich habe alle Schlüssel hier, wir könnten los.«

      »Na, worauf wartest du denn dann?« Mit deutlich angesäuerter Miene lehnte Croyden sich in seinem Ledersessel, den er nicht mehr allzu lange würde genießen können, zurück.

      Die junge Frau stellte sich uns als Martha vor und lief dann schweigend voraus zu dem Gebäude, in dem unsere Studios im zweiten Stockwerk des linken Flügels lagen. Alle hatten hübsche Balkone, auf denen man es sicherlich, sobald man sie ein wenig aufhübschte, gut würde aushalten können. Wie zu erwarten war, sorgte Carlos dafür, dass unsere Wohnungen nebeneinander lagen. Auf meiner anderen Seite quartierte sich kurzerhand Fernando ein, dann folgte Roberta. Die etwas größeren Apartments für Silvie, Andy, Lise und Oliver lagen unter den unseren im Erdgeschoß. »Ey, Leute, macht bloß nicht zu viel Krach da oben.«

      Ich kratzte nachdenklich mein Kinn. »Komisch, gerade in letzter Zeit habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, einen Stepptanzkurs zu machen.«

      »Wage es!« Wenn Silvie müde war, wurde sie seltsam. Immerhin konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen.

      Martha musterte uns mit großen Augen.

      »Verzeihung, kann ich noch etwas für Sie tun?«

      Carlos nickte lächelnd. »Ja, als erstes kannst du damit aufhören, uns zu siezen. Dann könntest du bitte dem Rest des Teams aus der Verwaltung mitteilen, dass ich morgen gerne mit allen reden würde. Abgesehen davon möchte ich euch morgen Abend alle zu unserer Show einladen. Da wir vorab einige Ankündigungen machen, wird’s wohl neun Uhr, bis wir anfangen.«

      Die junge Frau errötete unter Carlos‹ lächelndem Blick bis in die Haarspitzen des gepflegten, schwarzen Pagenkopfes. »Ja, das mache ich sehr gerne.«

      »Fein.« Carlos nickte zufrieden. »Dann würde ich nur gerne noch wissen, woher wir etwas zu trinken bekommen können. Etwas trocken hier.« Sein Blick fiel auf den noch ausgeschalteten, leeren, offenstehenden Kühlschrank.

      Martha grinste uns alle breit an. »An der Poolbar gibt’s Getränke, aber wenn ihr wollt, haben wir vorne in der Rezeption auch Mineralwasser und Softdrinks.«

      Fernando seufzte. »Danke, Poolbar klingt schon mal prima.«

      »In Ordnung, dann gehe ich jetzt zurück ins Büro. Wenn etwas ist, ruft mich bitte einfach an. Die Nummer steht auf dem Telefon da hinten.«

      Sichtlich erleichtert, dass wir offenbar einfacher zu handhaben waren als unsere anderen Kollegen, eilte Martha davon.

      »Okay, Leute, für heute lassen wir es gut sein. Wir richten uns bestmöglich für die erste Nacht ein. Es wäre schön, wenn wir uns morgen alle um neun Uhr beim Frühstück treffen könnten, um schon mal Pläne zu schmieden.«

      »Geht klar.« Alle waren sehr flott und wie von Zauberhand verschwunden.

      Schmunzelnd blickte ich zu Carlos auf. »Na, dann wollen wir mal zusehen, dass es hier etwas wohnlicher wird, nicht wahr?«

      Er strubbelte mir durch die Haare, ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verzog mich in mein neues Zuhause.

      Neugierig sah ich mich genauer um. Die Küchenzeile wurde von einer Theke, an der drei hohe Stühle platziert waren, vom Wohnraum getrennt. Das angenehm breite Bett stand links an der Wand neben dem Bad und wurde von einer halbhohen, weißen Mauer abgeschirmt. Im Wohnbereich gab es eine hübsche, hellgrüne Sitzgruppe mit Sofa, zwei Sesseln und einem schmalen, weißen Couchtisch. Gegenüber dem Eingang zum Bad fand sich ein weißer Einbauschrank und neben dem Bett eine Kommode, die gleichzeitig als Nachtschränkchen diente. In der Küche erwarteten mich zu meiner großen Freude ein offenbar neuer Gasherd und eine Auswahl an Geschirr und Gläsern in grünweißen Schränken. Das Bad war sauber und geräumig. Allerdings würde ich wegen mangelnder Ablageflächen ein Regal besorgen müssen. Im Großen und Ganzen fühlte ich mich spontan wohl. Also packte ich meine Utensilien aus. Meine bunte Decke landete auf dem Bett, mein riesiger, pinkfarbener Wecker auf dem Nachttisch und mein herzförmiger, rosa Blechaschenbecher auf dem Balkontischchen. In Rekordzeit verstaute ich meine Klamotten im Schrank und verteilte meinen Kosmetikkram im Bad. Meine Zigarettenschachtel flog gezielt in einen der Stühle auf dem Balkon und meine Bilder standen wenig später auf der Küchentheke und dem Couchtisch.

      Ein wenig atemlos sah ich mich um. Ganz nett, noch ein wenig kahl, aber das würde schon werden. Allerdings verspürte ich jetzt zwei Bedürfnisse: duschen und ganz dringend etwas trinken. Ich weihte zügig meine Dusche ein, die mittels einer Glaswand auf der Badewanne geschützt war. Interessantes Konstrukt.

      Als ich aus der Dusche kletterte, fühlte ich mich wieder halbwegs menschlich. Ich hörte nebenan Carlos rumoren, doch der sollte sich erst einmal einrichten. Also zog ich eins meiner Hippiekleider an, fuhr mir schnell mit der Bürste durch die Haare, schlüpfte in meine Cowboystiefel, schnappte mir den Schlüssel und verschwand nach draußen. Die Show war fast zu Ende und das war gut so, denn die wenigen Augenblicke, die ich mitbekam, zeigten mir, dass die britischen Kollegen es schätzten, die Gäste vorzuführen. Eine absolute Unmöglichkeit, die Jaime, der Chef von Costa Azul, niemals dulden würde. Seufzend trollte ich mich an die Poolbar, wo mir der genervt-gelangweilte


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