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ihr ein Team“, stellt Elaine grinsend fest. „Cheers!“
Ich nippe an meinem Martini. Hoffentlich ist sie einfach nur als Katharinas Schwester so mit deren Mimik vertraut, dass sie die Lüge sofort durchschaut. Ich möchte nicht, dass alle uns das sofort ansehen.
„Du könntest jeden Lügen-Detektor ersetzen, nicht wahr?“, bemerkt Katharina lächelnd. „Doch wir sind wegen einer anderen Fähigkeit von dir hier.“
„Ich habe keine Fähigkeiten“, erwidert Elaine.
„Nicht? Schwesterherz, ich liebe dich auch.“
„Ach, ist das so?“ Elaine beugt sich vor. „Katharina, ich betreibe hier eine Bar, weil ich meine Ruhe haben will.“
„Ach, ist das so? Ich kann mich noch erinnern, was du getan hast, als du wirklich deine Ruhe haben wolltest.“
Elaine kaut auf ihrer Unterlippe herum. „Also schön, vielleicht erfahre ich Manches. Aber ich halte mich aus allem raus. Ich habe viel zu viele sterben sehen.“
„Das geht nicht nur dir so. Fiona ist eine Kriegerin.“
„Ja, das spüre ich.“
„Und sie ist die mächtigste Kriegerin, der ich je begegnet bin.“
Elaine mustert mich nachdenklich. „Ja, das kann sein.“
„Vielleicht werden wir ihre Fähigkeiten brauchen, damit wir nicht noch viel mehr Wesen sterben sehen als jemals zuvor.“
Elaine und ich starren sie an. „Gibt es etwas, was ich wissen sollte?“, erkundige ich mich.
„Nichts Konkretes. Nennt es Intuition. So vieles, was sich verändert hat. Der Krumana-Dämon ist nur eine Sache von vielen. Er dürfte nicht hier sein. Elaine, wenn du etwas weißt, solltest du es uns sagen.“
Elaine lehnt sich zurück. Ihre Hand spielt mit ihrem Glas. Dann schüttelt sie den Kopf. „Nein, mir ist nichts bekannt. Aber ich gebe dir recht, etwas liegt möglicherweise in der Luft. Und das Auftauchen eines Krumana-Dämons ist definitiv ein schlechtes Zeichen. Alles, was in letzter Zeit ungewöhnlich war, ist eine Werwolf-Gruppe, die immer stärker wird.“
„Werwolf-Gruppe?“, wiederhole ich.
Elaine lächelt. „Nazis.“
„Oh. Die sind fast so schlimm wie echte Werwölfe.“
„Schlimmer. Werwölfe handeln intuitiv, fast instinktiv. Nazis sind einfach nur böse.“
„Böse? Ein Dämon sagt, Nazis sind böse? Entschuldige, ich will nicht darauf anspielen, dass du ein Dämon bist, das weiß ich besser. Aber hast du nicht ganz andere Dinge gesehen als Nazis, die man böse nennen könnte? Falls es so was wie Gut und Böse gäbe?“
„Wenig von dem, was ich gesehen habe, kann es mit den Nazis aufnehmen“, erwidert Elaine. „Ich habe die gesamte Nazizeit erlebt, ich ging nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland, der Liebe wegen. Ich habe erlebt, wie eine Familie an dieser Last kaputtging. Und ich habe gesehen, wie Geschwister sich gegenseitig töteten, indem sie sich verrieten. Natürlich sind nicht die Nazis selbst böse, es sind Menschen wie wir alle. Ihre Gefühle werden dunkel und lassen sie Dinge machen, die böse sind. Sehr böse. Und ja, ich weiß, es gibt keinen Gott und der Teufel ist nur ein armer Irrer, der glaubt, den Statthalter ärgern zu müssen. Aber auch diese Scheißwelt, in der wir verkörperlicht leben, ist ein Teil der Welt, mit allem, was dazu gehört. Und glaub mir, Moral ist keine Erfindung der Gefrorenen Welt. Ganz im Gegenteil.“
„Wow“, sagt Katharina nur.
„Ich weiß von alldem noch nicht wirklich viel“, sage ich langsam. „Und Moral ist mir sogar sehr wichtig …“
„Wie wahr“, stellt Katharina fest.
„… aber glaubst du wirklich, die Nazis haben noch die Macht, die Welt erneut in Dunkelheit zu stürzen?“
„Oh ja“, erwidert Elaine düster. „Doch du hast wohl recht, das ist nichts, was eine Kriegerin richten muss.“
„Kommt darauf an.“ Ich lehne mich gegen die Wand hinter mir und trinke mein Glas leer. „Doch im Moment interessiert mich tatsächlich ein Dingsbumsdämon mehr. Ja, ich weiß, Krumana-Dämon.“
Katharina applaudiert.
„Das verstehe ich.“ Elaine nickt. „Aber da kann ich euch nicht helfen.“
„Schade. Sagst du uns Bescheid, wenn du was hörst?“
„Klar.“
„Gut. Ich könnte Ben wegen der Werwölfe ansprechen. Er ist Lieutenant bei der Polizei. Ich vertraue ihm.“
„Eine gute Idee. Wenn du willst, kannst du ihn zu mir schicken. Allein. Ich habe mich daran gewöhnt, nicht auf der Flucht zu sein.“
„Sicher. Er weiß übrigens, was ich bin. Wir … wir hatten einige gemeinsame Erlebnisse.“
„Ach?“ Katharina schaut mich fragend an.
„Erzähle ich dir bei Gelegenheit. Was schulde ich dir für die Drinks, Elaine?“
„Nichts. Geht aufs Haus.“
„Danke. Bleibst du noch, Katharina?“
Sie nickt. „Das heißt, nur wenn Elaine nicht zu beschäftigt ist. Willst du den Dämon suchen?“
„Ja, aber nicht heute. Oder meinst du, es ist so dringend?“
Katharina schüttelt den Kopf. „Heute würden wir ihn eh nicht mehr finden. Und du brauchst vermutlich etwas Pflege.“
„Vor allem seelische“, erwidere ich finster.
„Gut. Treffen wir uns morgen, um Mitternacht? Wir könnten ein paar Orte abklappern, wo sich ein Dämon aufhalten könnte.“
„Okay. Holst du mich ab?“
Sie lächelt ansatzweise. „Sicher. Bis morgen, Fiona.“
Ich winke ihnen zu. Im Auto verliere ich die Beherrschung und heule mich aus. Es kostet mich mehr als ein Papiertuch, bis ich wieder halbwegs wie ein Mensch aussehe.
Diese verfluchten Gefühle. Wie ich sie hasse!
James’ Augen sind offen. Ich schenke ihm ein Lächeln. Das Pochen in meiner Muschi lässt nach. Ich lasse mich auf seine Brust sinken und vergrabe das Gesicht in seiner Halsbeuge.
„Das macht doch sicher mehr Spaß, als nächtelang einen Dämon zu suchen“, bemerkt James träge.
„Du Idiot!“, erwidere ich lachend. „Natürlich macht es mehr Spaß! Und es gibt ein Erfolgserlebnis!“
Seine Hand fährt durch meine Haare. „Warum ist euch dieser Dämon so wichtig?“
„Schon allein die Tatsache, dass er in unserer Welt rumstreift, macht ihn verdächtig. Er wurde vor 10.000 Jahren von einem Zauberer erschaffen, um zu zerstören.“
„Und wenn ihr ihn findet? Er scheint ziemlich stark zu sein.“
„Katharina hat ihn schon einmal stillgelegt.“
„Stillgelegt.“ Ich höre James schmunzeln. „Hast du nicht erzählt, sie hatte Hilfe von einer Hexe?“
„Und was bin ich?“
„Ach so. Das wusste ich nicht. Erklärt aber so Manches.“
„Mein Lieber, herzlichen Glückwunsch. Du hast dich soeben von einem Idioten zu einem Arschloch befördert.“
„Wusstest du denn gar nicht, dass ich so karrieregeil bin?“
„Ich habe es befürchtet …“
Sein leises Lachen weht durch meine Haare. „Ich glaube, es ist mir fast lieber, wenn du im Irak religiöse Fanatiker killst.“
„Hast du auch dieses Gefühl,