Fiona - Leben. Zsolt Majsai

Fiona - Leben - Zsolt Majsai


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eingesperrt. Anscheinend hatte das Schloss dieses Gefängnisses aber ein Verfallsdatum.“

      Ein angedeutetes Grinsen schleicht sich auf Katharinas Gesicht. „Deine Art, deinen Zynismus in die unmöglichsten Vergleiche zu packen, ist einfach herrlich. So wie es aussieht, hat ihn jemand befreit. Möglicherweise dient er diesem Jemand als Gegenleistung, was bedeutet, dieser Frost ist mehr als eigenartig.“

      „Das ist er auf jeden Fall. Hast du eine Idee, wer es gewesen sein könnte?“

      Sie schüttelt den Kopf. „Leider nein. Normalerweise würde ich jetzt Nasnat fragen, aber …“

      „… aber den habe ich sozusagen aus der Stadt vertrieben“, ergänze ich verkniffen.

      „So ungefähr.“

      „Also, was jetzt?“

      „Jetzt fragen wir halt jemand anderen.“

      „Wen?“

      „Das ist eine Überraschung. Fahren wir mit einem Auto oder mit beiden?“

      „Mit beiden“, antworte ich nach kurzem Zögern. „Ich fahre dir hinterher.“

      „In Ordnung. Wo stehst du?“

      „Irgendwo da unten. Und du?“

      „Ich auch“, erwidert sie mit einem leicht verkniffenen Lächeln. „Dann geh einfach vor, okay?“

      Ich nicke. Es wird eh Zeit, hier zu verschwinden. Ich laufe los und springe mühelos nach unten, ohne mir etwas zu brechen. Flüchtig schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass es irgendwie schon auch Spaß macht, egal wie viel Scheiße dabei passiert.

      Und ich bin mit Katharina zusammen.

      Das Objekt meiner Begierde nutzt eine Parklücke, in die ihr Auto eigentlich gar nicht reinpassen dürfte. Aber Katharina schafft es wider die Natur, ihr Auto in diese Lücke zu manövrieren. Ich suche mir derweil grummelnd eine andere Parkgelegenheit und laufe die 50 Meter zurück zu ihr, nachdem ich im Auto halbwegs mein Gesicht wieder gesellschaftsfähig gemacht habe.

      Sie wartet grinsend gegen ihren Ferrari gelehnt.

      „Ein sehr unauffälliges Auto in dieser Gegend“, bemerke ich.

      „Definitiv. Komm.“

      „Wohin?“

      Statt einer Antwort nimmt sie mich an der Hand, was meine Knie schlagartig weich werden lässt. Sehr weich. Ich erinnere mich daran, was diese Hand so alles mit mir anstellen kann. Verdammt, wieso bleibt sie dabei so unnahbar? Erinnert sie sich an gar nichts?

      Zum Glück werde ich durch die Ereignisse abgelenkt. Katharina führt mich in eine Bar, über deren Eingangstür der Name “Cat´s Meow“ prangt. Entführt sie mich jetzt in eine Lesbenbar??

      Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, nachdem mir klar wird, dass es ein ganz normaler Pub ist. Mehr oder weniger normal. Es muss schließlich einen Grund dafür geben, warum Katharina mich ausgerechnet hierher geführt hat. Und irgendwann werde ich ihn auch erfahren. Vielleicht.

      Katharina steuert zielgerichtet auf die Theke zu und schwingt sich auf einen der wenigen Hocker. Ich auf einen direkt daneben.

      Dann mustere ich die Leute. Rechts von uns zwei Männer, denen ich nicht im Dunkeln begegnen wollen würde, wäre ich eine ganz normale Mutter mit kleinem Kind. Und der Rest der Gäste wirkt auch nicht vertrauenserweckender.

      Am normalsten scheint mir noch die Barfrau zu sein.

      „Was wollt ihr trinken?“, erkundigt sie sich.

      „Hi Elaine“, sagt Katharina grinsend. „Ich liebe dich auch, aber das weißt du ja.“

      Hä? Ich mustere die Braunhaarige, die ihre Augen verdreht. Katharina scheint Geheimnisse zu haben, von denen ich nicht sicher weiß, ob ich sie kennen möchte.

      „So ganz sicher war ich mir dessen nicht“, erwidert Elaine. Eigentlich ist sie ziemlich hübsch, stelle ich fest. „Tut wenigstens so, als wolltet ihr was trinken.“

      „Klar. Ich nehme einen Scotch.“

      „Martini. Pur.“ Ich schenke der jungen Frau ein Lächeln. Sie mustert mich kurz, dann geht sie.

      Ich beuge mich rüber zu Katharina. „Was wollen wir hier?“

      „Das ist meine Schwester“, erklärt Katharina. „Sie kann uns vielleicht helfen.“

      Es dauert einen Moment, bis ich schalte. „Deine Schwester? Aber … ich meine …“

      „Meine Halbschwester, um genau zu sein. Selber Vater, unterschiedliche Mütter.“

      „Oh.“ Das muss ich erst einmal verdauen. „Du hast Geschwister?“

      „Auf jeden Fall eine Schwester, ja. Mein Vater war vermutlich nicht sparsam mit seinem Samen.“

      Ich suche mit dem Blick Elaine. Sie unterhält sich mit einem Gast, scheint aber etwas zu spüren und schaut in meine Richtung. Sie deutet ein Lächeln an. Mit Katharina hat sie überhaupt keine Ähnlichkeit, dennoch spüre ich dieselbe Macht in ihr.

      Ich wende mich wieder ab.

      „Und wieso kann sie uns vielleicht helfen?“, erkundige ich mich.

      „Na ja, wer weiß immer alles, abgesehen vom Postboten?“

      „Friseure.“

      „Stimmt, die auch.“ Sie lacht. „Und wer noch?“

      „Priester!“

      „Gut, sehr gut. Du machst es also spannend, liebe Fiona.“ Musste sie das jetzt sagen? Liebe Fiona? Wie hört sich das denn an? So nennt vielleicht eine Lehrerin die etwas minderbemittelte Schülerin. Verdammt!

      „Fiona?“

      „Ich … nicht so wichtig. Also schön, eine Frau, die eine Bar führt, noch dazu eine Art Hexe, oder meinetwegen ein Dämon, weiß auch ziemlich viel. Vielleicht sogar alles.“

      Katharina mustert mich nachdenklich. Dann erwidert sie: „Genau. Elaine weiß alles. Was sie nicht weiß, weiß niemand.“

      „Klingt doch super. Als Kriegerin kann ich dann die Liquidation von Frost beschließen.“

      „Du willst ihn liquidieren? Warum?“

      „Wie, warum? Sein Penthouse wird von einem Dingsbumskampfdämon bewacht.“

      „Krumana-Dämon. Diese Tatsache allein stellt ja wohl kaum eine Störung des Gleichgewichts dar.“

      „Aber die Idee dahinter mit hoher Wahrscheinlichkeit.“

      „Mehr als eine Vermutung ist das aber nicht. Reicht dir das wirklich für eine solche Entscheidung?“

      „Ich weiß es nicht.“ Elaine bringt uns die Getränke. Ich nehme mein Glas und spiele damit herum. Sie bleibt bei uns stehen. „Ihr wollt zu mir?“

      „Überrascht dich das?“, erkundigt sich Katharina.

      Elaine zuckt die Achseln. „So oft schaust du hier ja nicht vorbei.“

      „Alle 10 Jahre, das ist nicht selten!“

      Jetzt lacht sie, die Schwester. „Also gut, kommt, setzen wir uns da rüber, da haben wir etwas mehr Ruhe.“

      Ich nehme mein Glas und folge den Schwestern in eine halbwegs stille Ecke mit Eckbank. Katharina setzt sich genau in die Ecke und schaut mich provozierend an. Ich beschließe, dass sie sich noch an alles erinnert und setze mich neben sie.

      Elaine mustert mich neugierig. „Was läuft da zwischen euch?“

      „Nichts. Wir sind befreundet, jagen böse Vampire, Werwölfe und Außerirdische gemeinsam und jetzt einen Dingsbumsdämon.“

      „Krumana-Dämon“, sagt Katharina hilfsbereit.

      „Meinetwegen.


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