Fiona - Leben. Zsolt Majsai

Fiona - Leben - Zsolt Majsai


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eher ein Tier.“

      „Das sagt der Richtige!“ Ich proste ihm zu und nehme diesmal auch einen großen Schluck.

      Er setzt sich neben mich. Ich betrachte seine ausgestreckten Beine neben meinen ausgestreckten Beinen. Seine sind behaart und muskulös. Meine nur muskulös. Und deutlich dünner.

      „Du hast schöne Beine“, bemerkt Michael grinsend.

      „Danke. Du auch. Zumindest für einen Mann.“

      „Das ist mal wieder typisch für dich. Immer direkt eine Einschränkung.“

      „Nicht immer!“, protestiere ich.

      „Gut, du hast recht, nicht immer. Aber warum überhaupt?“

      Ich zucke die Achseln. „Bin eben so. Gefällt es dir etwa nicht, wie ich bin?“

      Er mustert mich von der Seite. „Was ist das denn für eine Frage? Willst du jetzt hören, dass du geil aussiehst? Oder geht es um deinen Intellekt?“

      „Ach Michael.“ Ich seufze. „Ich weiß, wie ich aussehe und wie ich auf Männer wirke. Vor James habe ich die halbe Stadt gefickt, und auf der Schule gab es kaum einen, der nicht mit mir vögeln wollte.“

      „Eingebildet bist du aber nicht, oder?“

      „Weil ich mir dessen bewusst bin? Komm schon. Ich war nicht die Schulkönigin, habe mich nie, na ja, fast nie, zurechtgemacht. Und wahrscheinlich waren gerade deswegen alle scharf darauf, mit mir in die Kiste zu hüpfen.“

      „Jetzt mal ernsthaft, ist das eine Theorie?“

      Ich grinse. „Keine Theorie. Habe es mehrmals getestet.“

      „In der Schule?“

      „Da auch. Das Klo zu den Sportumkleiden war ein guter Ort. Und David, der mich entjungfert hat …“

      „Auf dem Klo?“

      „Nein! Hältst du mich für so unromantisch?“

      „Also gut, wo hat er dich entjungfert?“

      „In meinem Bett, im Haus meiner Eltern. Ich war 15. Ich rief ihn an und sagte ihm, dass ich Hilfe bräuchte, in Mathe. Das war ein sicherer Hinweis für ihn.“

      „Wieso?“

      „Wir waren die Klassenbesten in Mathe.“

      „Oh. Und er kam?“

      „Oh ja! Mehr als einmal.“

      „Das meinte ich grad nicht …“

      „Ist mir klar. Wir waren zwei Monate zusammen, bis er meinte, ein anderes Mädchen knutschen zu müssen, auf dem Schulhof, während die halbe Schule zuschaute, weil er Freistunde hatte, wir aber nicht. Es war echt lustig.“

      „Klingt nach Drama.“

      „Hey, er war meine erste Liebe! Selbst mein Vater mochte ihn.“

      „Hast du ihn verprügelt?“

      „Nein“, erwidere ich gepresst. „Aber ich habe ihn ignoriert danach. Na ja, und irgendwann begriff ich, was die Blicke der Jungs zu bedeuten haben. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir bis dahin darüber keine Gedanken gemacht. Es gab einige Mädchen in meinem Alter, die Schulköniginnen spielten und natürlich stets hofiert wurden. Ich konnte mit ihnen nichts anfangen und lief nicht aufgetakelt rum.“

      „Also eine Außenseiterin?“

      Ich schüttele den Kopf. „Seltsamerweise nicht. Ich war schon beliebt. Ich fürchte, die hielten mich alle für süß.“

      „Süß?“

      Ich nicke. „Ich habe nie was für Allüren übriggehabt, sagte aber, was ich dachte. Es war auch selbstverständlich für mich, dass ich anderen half, wenn es nötig war. Meine Noten waren zwar mittelmäßig, weil ich nie für Tests lernte, aber ich machte mündlich mit. Reden kann ich ja. Ich begriff die Sachen, ich wollte nur nichts auswendig lernen. Lernen fand ich doof. Aber ich konnte alles erklären.“

      „Ich glaube, ich verstehe“, sagt Michael nachdenklich. „Du warst einerseits der Kumpeltyp, andererseits aber natürlich süß.“

      Ich starre ihn von der Seite an. „Ja, vielleicht. – Warum erzähle ich dir das alles eigentlich?“

      „Dir war wohl danach.“

      „Ja, irgendwie schon. Vielleicht ist es mir wichtig, dass du mich verstehst. Ich möchte nicht, dass du mich für durchgeknallt hältst.“

      „Du bist durchgeknallt, da kannst du mir erzählen, was du willst. Die Menschen können froh sein, dass du auf der richtigen Seite stehst. Du hast vor nichts Angst und wenn du dir etwas in den Kopf setzt, dann tust du es einfach. Als Kriminelle wärst du richtig gefährlich.“

      „Ich bin gefährlich.“

      „Ja, für meine Unschuld“, knurrt er.

      Ich mustere seine schwindende Unschuld. „In der Tat. Es ist schon erstaunlich, dass du als Vampir überhaupt einen Steifen kriegst, aber auch noch einen so harten?“

      „Du wirst lachen, wenn ich Hunger habe, kriege ich ihn nicht hoch. Vampire sind sehr abhängig von ihrem Futter, was den Blutdruck angeht.“

      Ich kriege einen Lachkrampf und habe Mühe, mich zu beruhigen. Er wartet geduldig, bis ich wieder ansprechbar bin. Dann zieht er mich auf seinen Schoß, dabei dringt er wie von selbst in mich ein. Seine kalten Augen mustern mich.

      „Danach musst du gehen.“

      „Ich weiß.“

      „Gut.“

      Später, als ich wieder meinen Verstand eingesammelt habe, frage ich ihn, wo die Toilette sei.

      „Toilette?“

      „Äh … ja?“

      „Hier gibt es keine.“

      „Wie meinst du das? Wie kann es hier keine Toilette geben?!“

      „Ich brauche keine. Was musst du denn?“

      „Pissen, und zwar tierisch!“

      „Dann geh doch nach draußen und piss gegen die Wand. Interessiert doch niemanden. Kommt auch niemand vorbei.“

      „Hm.“ Aber es hilft nichts. Ich strecke erst den Kopf in den Gang raus und schaue mich um, bevor ich nackt ein paar Schritte weg gehe und mich neben der Wand hinhocke. Es riecht streng, kein Wunder, die Blase ist voll wie sonst was.

      Erleichtert gehe ich wieder rein und ziehe mich an.

      „Hat dich jemand gesehen?“, erkundigt sich Michael, blöde grinsend.

      „Ich habe Eintrittsgeld kassiert.“

      „Cool. Aber die Hälfte gehört mir.“

      „Du kannst mich mal.“

      „Schon wieder?“

      Ich zeige ihm, wie schön meine Mittelfinger sind. Doch statt auf diese, starrt er auf meine noch nackten Brüste. Grinsend ziehe ich den BH und den Pullover an.

      „Schon wieder?“, frage ich ihn lächelnd.

      „Du bist ganz schön rachsüchtig.“

      „So bin ich eben.“ Ich gehe um das Bett herum und bleibe neben ihm stehen. Er sitzt nackt am Kopfende und mustert mich fragend. Sein Blick ist eindeutig. Nach kurzem Zögern winke ich ab und gehe. Ich blicke nicht zurück und er sagt nichts.

      Ich nehme den Weg, den ich auch gekommen bin, nämlich durch die Disco. Das bedeutet zwar Kletterpartie, aber mein Auto steht eh auf dem Parkplatz. Die Geheimtür, die nur Eingeweihte kennen, befindet sich in einem kleinen Raum, der alibimäßig als Abstellkammer dient. Bevor ich die Tür öffne, lausche ich kurz. Bis auf die dumpf dröhnende Musik ist nichts zu hören. Ich eile an den Toiletten vorbei. Die Musik wird lauter, schließlich


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