Fiona - Leben. Zsolt Majsai

Fiona - Leben - Zsolt Majsai


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Heim. Während James ein kleines Abendessen zubereitet, bade ich Sandra und bringe sie danach ins Bett.

      Ich ziehe mich aus, stopfe alles in die Schmutzwäsche und streife ein T-Shirt über. James zieht kurz eine Augenbraue hoch, als er das sieht, enthält sich aber eines Kommentars.

      Beim Abendessen schweigen wir uns an. Ab und zu mustert James mich und sieht fast so aus, als wollte er was sagen. Aber nur fast. Ich setze mich danach auf die Couch und mache den Fernseher an. James kommt einige Minuten später mit einer Flasche Wein nach, öffnet sie routiniert, schenkt in zwei Gläser ein und reicht mir eins, während er sich neben mich setzt.

      „Wie war dein Auftrag?“

      „Es war kein Auftrag. Ich habe selbst entschieden, den Kerl zu töten.“

      „Dann: Wie war deine Entscheidung?“

      Ich betrachte ihn nachdenklich. Da sitze ich im kurzen T-Shirt, die nackten Beine angewinkelt hochgezogen, und der Kerl sitzt völlig ungerührt neben mir.

      „Blutig“, erwidere ich knapp.

      „Also wie üblich.“

      „Jaaames …“

      „Auf jeden Fall.“ Damit bringt er mich zum Lachen, und das weiß er auch genau. Ich proste ihm zu und trinke mein Glas leer. „Das ist Rotwein aus Frankreich!“, ruft er entgeistert.

      „Jetzt nicht mehr. Jetzt ist er Rotwein auf dem Weg in meinen Bauch. Hier, schau.“ Ich ziehe mein T-Shirt bis zum Kinn hoch und zeige mit dem Finger, wo der Wein hinunterläuft. Seine Reaktion würde jeder Steinstatue Ehre machen.

      „James, was ist los?“

      „Im Moment nichts.“

      „Ja, das sehe ich auch. Aber was ist der Grund?“

      „Lass uns fernsehen.“

      „James!“ Ich springe wütend auf und stelle mich zwischen ihn und den Fernseher. „Das ist nicht dein Ernst? Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern, wann wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben?“

      „Ist eine Weile her. Schatz, meinst du, ich kriege einen hoch, wenn du mich so anschnauzt?“

      „Dann sag mir wenigstens, warum du keinen hochkriegst!“

      „Ich weiß es nicht. Postnatale Depression.“

      „Was? Das kriegen die Frauen!“

      „Ich habe es für dich übernommen.“

      „Okay, du bist also nicht gewillt, dich ernsthaft darüber zu unterhalten?“

      „Nicht weniger als du.“

      „Wie? Was?“

      „Du findest, das, was du tust, kann man als ernsthafte Absicht bezeichnen?“

      „Das ist ja wohl die Höhe! Ich habe dich ganz normal gefragt, was los ist! Erst als du daraufhin fernsehen wolltest, wurde ich laut!“

      „Warum eigentlich?“

      Ich bekomme Schnappatmung und habe Schwierigkeiten, überhaupt die passenden Worte zu finden. „Das fragst du noch? Verdammt nochmal, Sandra ist 8 Monate alt, und seit 8 Monaten hatten wir keinen Sex mehr!“

      „Du warst ja auch entweder mit ihr beschäftigt oder in göttlicher Mission unterwegs.“

      Ich starre ihn völlig entgeistert an. „Was?“

      „Schatz, diese Diskussion ist müßig.“

      „Was? Äh … Bin ich im falschen Film, oder was? Du hast mir nicht grad ernsthaft vorgeworfen, dass ich mich um unsere Tochter kümmere?“

      „Das war kein Vorwurf, lediglich eine Feststellung. Und außerdem solltest du vielleicht …“

      „Sag mal, spinnst du jetzt völlig?!“, brülle ich los.

      „… nicht so rumschreien, du weckst das Kind.“ Womit er recht hat.

      Ich atme ein paarmal tief durch, dann gehe ich nach oben und nehme Sandra auf den Arm. Sie weint ziemlich heftig und ich brauche lange, um sie wieder zu beruhigen.

      Nachdem ich Sandra abgelegt und zugedeckt habe, gehe ich langsam zur Treppe. Göttliche Mission? Was fällt dem Kerl eigentlich ein?

      Der Kerl steht an der Bar und trinkt etwas, vermutlich Whisky. Er sieht mich nachdenklich an, als ich ins Wohnzimmer komme.

      „Sie schläft.“

      James nickt.

      Ich gehe zu ihm. „Hör zu, es tut mir leid, dass ich grad so ausgeflippt bin.“

      Erneutes Nicken. „Ich war wohl nicht sehr … kooperativ.“

      „Ach was. Du wolltest halt fernsehen.“

      Ein Grinsen. Tatsächlich! Ein. Grinsen!

      Ich lege die Hände auf seine breite Brust. „James, ich liebe dich. Ich … Verdammt, in göttlicher Mission?“

      Grinsen wird breiter. Unglaublich.

      „Tut mir leid, ich wollte dich damit nicht verletzen.“

      „Es geht um das Gleichgewicht.“

      „Ja, ich weiß. Ich hoffe, ich störe dein Gleichgewicht nicht, sonst wird mein Leben doch recht kurz.“

      „James? Wenn du glaubst, …“

      „Das war ein Scherz.“

      Ich atme tief durch. „Kannst du die bitte ankündigen, deine Scherze? Du bringst nämlich mein psychisches Gleichgewicht durcheinander. Dafür gibt es nicht den Tod, aber … Und außerdem, wenn schon Mission, dann Fiona Mission.“

      „Oje.“

      „Ich hör schon auf damit. Gehen wir ins Bett?“

      Das dritte Nicken. Unfassbar.

      Während James das Badezimmer oben nimmt, gehe ich in das untere. Beim Zähneputzen mustere ich mein Gesicht. Es ist immer noch das Gesicht einer 27jährigen Mutter, trotzdem hat sich etwas verändert. Die Augen. Es ist eine alte Frau, die mich aus diesen Augen anstarrt.

      An diesem Abend schlafen James und ich das erste Mal nach acht Monaten wieder miteinander.

      Pünktlich wie die Geldeintreiber stehen wir bei meinen Eltern auf der Matte. Die ganze Meute. Und nachdem die Tür aufgegangen ist, schießt Danny an Nicholas vorbei. Wir finden ihn vor meiner Mutter sitzend wieder, genüsslich die Reste der Reste kauend.

      „Ich verstehe echt nicht, wieso er noch nicht rollen kann“, bemerke ich grinsend.

      „Danny arbeitet hart, da kann nichts ansetzen“, erklärt meine Mutter. „Gib mir mal das Kind.“

      „Hier. Aber gib ihm keinen Kaffee.“ Ich gehe an die Hausbar und schenke James und mir Whisky ein.

      „Wieso darf sie heute keinen Kaffee haben?“, erkundigt sich meine Mutter.

      „Wie, was?“

      „Dass ich das mal erlebe, ich habe es geschafft, dich reinzulegen!“

      „Gar nicht wahr“, murmele ich. „Ich wollte dir nur eine Freude machen …“

      Klugerweise geht meine Mutter darauf nicht weiter ein, sondern bittet uns zu Tisch. Sandra behält sie, was dem Töchterchen offensichtlich gefällt. Schon erstaunlich, wie genau sie schon mit ihren acht Monaten erkennt, wo es die größten Kuchenstücke gibt. Und Pommes.

      Nach dem Essen gehe ich nach draußen, um zu rauchen. Während meine Mutter sich um Sandra kümmert, unterhalten sich die Männer über Politik. Ich muss innerlich schmunzeln, wie wenig das Bild der Realität entspricht. Durch meine Arbeit als CEO und als Kriegerin ist es nicht unwahrscheinlich, dass ich mehr darüber weiß, was in dieser Stadt passiert, als die beiden. Aber sie sind halt alte Männer und brauchen das.

      Ich


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