Fiona - Leben. Zsolt Majsai
falsche Frage“, erwidert er mit einer derart tiefen Stimme, dass ich Mühe habe, die einzelnen Wörter zu verstehen.
„Was ist denn die richtige?“
„Du darfst sie aus der Antwort erraten.“ Und die kommt sofort. Schraubstockartig schließen sich seine Finger, oder was auch immer er dahat, um meinen Hals und heben mich mühelos in die Höhe. Ich packe seinen Unterarm und stelle erschrocken fest, dass er sich wie aus Stahl anfühlt. Sein harter Griff lässt mein Genick knacken. Ich sollte ziemlich schnell etwas tun, was mich aus dieser äußerst misslichen Lage befreit.
Ich trete fest dorthin, wo Menschen und ähnliche Wesen empfindliche Stellen zu haben pflegen. Dieses hier zuckt sogar zusammen und drückt dann noch fester zu. Ich brauche ganz dringend eine sehr gute Lösung.
Ich ziehe beide Beine hoch und stemme sie gegen seinen Brustkorb. Nicht einmal ein Flusspferd könnte davon unbeeindruckt bleiben, ich bin schließlich eine Kriegerin. Tatsächlich schaffe ich es, seinen Arm länger werden zu lassen.
Doch die Freude währt nicht lange, denn plötzlich fährt er herum und schleudert mich gegen die gepanzerte Glaswand des Penthouses. Die Begegnung ist laut und ziemlich schmerzhaft. Wenn alle Knochen heil geblieben sind, dann habe ich riesiges Glück gehabt.
Der Dämon gönnt mir nicht einmal so viel Zeit, dass ich herausfinden kann, ob ich überhaupt noch lebe, und reißt mich wieder am Hals in die Höhe.
„Verabschiede dich“, sagt er.
„Fick dich!“, presse ich zwischen seinen Klauen hervor. „Ich bin eine Kriegerin, ich komme wieder!“
„Nicht, wenn ich dich endgültig töte“, erwidert das Ding und ich höre so was wie Belustigung aus dem tiefen Brummen heraus.
„Du hältst dich wohl für Gott …“
„Kleines Mädchen, wie ahnungslos du doch eigentlich bist.“
Ich mag keine Beleidigungen. Und als kleines Mädchen bezeichnet zu werden, ist so ziemlich die schlimmste Beleidigung, die man mir antun kann. Wutentbrannt beginne ich ihn zu schlagen und zu treten und zu kratzen, doch genauso könnte ich irgendeine Statue schlagen und treten und kratzen.
Bis ihn ein Tornado von der Seite einfach umweht. Und mich mit. Ich lande hart und schlage mit dem Kopf gegen die Fliesen, was ziemlich schmerzhaft ist. Ich schmecke Blut und finde, dass es einfach keinen Sinn hat.
Ich schließe die Augen.
Genieße die Stille, die nicht lange währt. Schritte nähern sich. Der Dämon kommt also, um sein Werk zu vollenden. Was ihn auch umgeweht haben mag, so mächtig, wie der Dämon ist, wird niemand, den ich kenne, mit ihm fertig.
„Fiona!“
Ich reiße die Augen auf und starre die Frau an, die sich über mich beugt.
„Katharina!“
Sie atmet laut aus und lässt sich neben mich sinken. „Jetzt bin ich ganz schön erleichtert.“
„Katharina?“
„Du hast ganz schön Glück gehabt, dass ich im richtigen Moment ankam.“
Ich sehe sie an. Sie ist es wirklich. Katharina. Die Frau, die ich mehr liebe als alles andere auf der Welt. Sie sitzt neben mir, ganz nah, und eigentlich doch unerreichbar weit weg.
„Wieso … wieso bist du überhaupt hier?“
„Und du?“
Eine gute Frage. Ich setze mich langsam auf, eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit. Vielleicht sind doch einige Knochen gebrochen. Ich habe immer noch den Geschmack von Salz und Eisen im Mund.
„Ich wollte mir Frost ansehen.“
Katharina nickt. „Ich auch.“
„Du auch? Warum?“
Sie schaut mich an, wie ich sonst jemanden anschaue, mit dem ich Mitleid habe aufgrund seiner eingeschränkten geistigen Fähigkeiten. „Weil ich ihn bewundere. Und ich glaube, du hast eine Gehirnerschütterung. Kann das sein?“
Ich betaste meinen malträtierten Kopf und stelle dabei fest, dass in meinem Gesicht jede Menge Blut verteilt ist. „Nein, glaube ich nicht. Es hat zwar ordentlich gekracht, aber ich kann noch geradeaus denken.“
„Geradeaus denken?“ Katharina lacht. „Du hast immer noch eine manchmal herrlich schräge Ausdrucksweise.“
„Die stirbt zuletzt. – Mal ehrlich, warum wolltest du dir Frost anschauen?“
„Ich will es immer noch, Schätzchen. Vermutlich aus demselben Grund wie du. Da taucht ein Präsidentschaftskandidat aus heiterem Himmel auf und tut so, als wäre das völlig normal. Soweit ich mitbekommen habe, stellt er das als Marketinggag dar.“
„Du warst auf der Pressekonferenz?“
„Die läuft noch. Ich habe meine Leute da, die mich informieren.“
„Ach ja, ich vergaß.“ Ich erhebe mich stöhnend.
„Wo willst du hin?“, erkundigt sich Katharina und steht ebenfalls auf.
„Keine Ahnung. Irgendwohin. Sag mal, kanntest du den Typen eigentlich?“
Ihr Gesichtsausdruck verdüstert sich. „Oh ja. Das war Sorned, ein Krumana-Dämon.“
„Was für ein Hasta Mañana?“
„Krumana. Weder Hasta Mañana noch Cro-Magnon, obwohl Letzteres eher passen würde. Krumana war ein mächtiger Zauberer, der vor ungefähr 12.000 Jahren gelebt und gewirkt hat. Er erschuf eine ganze Armee von sehr starken Kampfdämonen, die Krumana-Dämonen. Die meisten von ihnen existieren nicht mehr. Sorned ist einer von ihnen. Und er kann unangenehm werden.“
„Das hast du nett ausgedrückt. Meine Tritte haben ihn weniger beeindruckt als mich Mückenstiche!“
„Wie ich schon sagte, sehr starke Kampfdämonen.“
„Woher kennst du ihn überhaupt?“
Katharinas Mundwinkel zuckt. Ein verräterisches Zeichen.
„Ein Geheimnis?“
Sie winkt ab. „Wir hatten mal … eine Beziehung.“
„Was?“ Ich starre sie entgeistert an. „Du? Mit? Diesem? Ding?“
„Lange her“, sagt sie seufzend. „Außerdem kann er auch nett sein. Manchmal zumindest. Und auch nicht zu allen.“
„Wo ist er eigentlich?“
„Fort. Als er mich erkannt hat, ist er abgehauen. Zum Glück, denn ich weiß nicht, ob ich mit ihm fertiggeworden wäre.“
„Okay. Katharina, es hat sich eine Menge geändert. Ich weiß jetzt viel mehr, was es bedeutet, eine Kriegerin zu sein. Ich bin inzwischen oft gestorben und ich mache Dinge, die ich mir früher nicht einmal in meinen wildesten Träumen hätte vorstellen können. Dieser Dämon hat mich geschockt, denn er holte mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich habe ernsthaft geglaubt, dass ich mächtig genug bin, zumindest chancengleich mit anderen, magischen Wesen zu sein.“
„Bist du ja auch.“
„Klar. Ich habe das grad bloß geträumt.“
„Sorned ist absolut kein Maßstab. Er wurde geschaffen, um zu vernichten.“
„Und Krieger wurden geschaffen, um das Gleichgewicht zu bewahren. Bisschen schwierig, wenn die Waage so sehr in die andere Richtung kippt.“
„Oh Lady, so kenne ich dich ja gar nicht.“
„Wie schon gesagt, es hat sich eine Menge geändert. Mich interessiert jetzt vor allem, wie wir diesen Wahnsinnigen stoppen können.“
„Ich habe das ja auch schon einmal geschafft. Gut, ich hatte dabei Hilfe von einer Hexe. Aber ich habe es geschafft. Er ist also nicht unbesiegbar.“
„Was