Kinderärztin Dr. Martens Classic 9 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Classic 9 – Arztroman - Britta Frey


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wie sah sie aus! Das war nicht die kleine Katy, die er kannte. Das war ein Kind, das unendlich litt, das nur schwache Ähnlichkeit mit seinem Elflein hatte.

      Erschüttert beugte er sich zu Katy nieder und sagte mit sonderbar heiser klingender Stimme: »Elflein! Ich bin es, Vati. Ich mache mir große Sorgen um dich. Aber jetzt wirst du sicher ganz schnell wieder gesund, nicht wahr?«

      Er betrachtete ihr abgezehrtes Gesichtchen. Er sah in ihre Augen, die sonst samtweich gewesen und jetzt tiefschwarz und blicklos waren, durch ihn hindurchzusehen schienen. Es waren alte Augen, die keine Tränen hatten. Und Peter schaute auf die Schläuche in Katys Mund und Nase, die so bedrohlich auf ihn wirkten.

      »Vati.« Er glaubte, ihre Stimme zu hören, aber es waren nur ihre Lippen, die das Wort immer wieder formten. »Vati.«

      Peter Büchner starrte auf sein Kind, das so fremd, so alt und so schrecklich leidend aussah. Und endlich konnte er den Anblick seines Kindes nicht mehr länger ertragen. Weinend stürzte er aus dem Zimmer. Draußen lehnte er sich kraftlos gegen die Wand, bis Hanna zu ihm trat und ihm still die Hand auf den Ärmel legte.

      »Sie gibt mir die Schuld«, stieß Peter hervor und fügte hinzu: »Und sie hat recht. Ich hätte sie nicht in der Küche allein lassen dürfen, als das Telefon anschlug. Ich hätte… ach, ich weiß es einfach nicht.« Er richtete sich auf und sah Hanna zwingend an. »Sie können mir glauben, wenn ich sage, daß ich alles geben würde, wenn ich ihr das Leid abnehmen könnte.«

      Der Druck von Hannas Hand wurde stärker und fordernder. Sie sah ihn zwingend an.

      »Sie können es ihr nicht abnehmen, Herr Büchner, aber Sie können es ihr verkürzen.«

      Mit hängenden Armen stand er vor ihr und starrte sie nichtbegreifend an, ehe er hervorstieß: »Wie soll ich das verstehen? So sagen Sie es doch schon, Frau Dr. Martens. Sie wissen doch, daß ich alles für Katy tun werde, was mir möglich ist. Am Geld wird es nicht liegen, denn das spielt in diesem Fall wirklich keine Rolle.«

      »Das, was Sie dem Kind geben könnten, ist auch viel wertvoller als Geld, Herr Büchner. Spenden Sie ihr Haut von Ihrer Haut.«

      »Sofort!« stieß Peter Büchner augenblicklich hervor und fügte nach einem tiefen Atemzug hinzu: »Sie können mir das Fell abziehen, wenn es notwendig sein sollte. Meinetwegen bei vollem Bewußtsein. Wann fangen wir an?«

      »Sachte, sachte.« Hanna lächelte ihn an. »So etwas muß vorbereitet werden. Aber wie wäre es mit morgen, Herr Büchner?«

      »Ich werde alles tun, was Sie für notwendig halten. Es ist gut, daß es etwas gibt, das ich tun kann.«

      »Oh, Sie sind im Augenblick der einzige, der Katy helfen kann, Herr Büchner.«

      »Sie können sich darauf verlassen, daß ich das auch tun werde.« Peter Büchner sah entschlossen aus. Hanna schmunzelte in sich hinein. Sie hatte nicht eine einzige Sekunde an der Bereitschaft Büchners gezweifelt. Auffordernd sah sie ihn an.

      »Kommen Sie, gehen wir in mein Sprechzimmer. Dort kann ich Ihnen genau erklären, was wir mit Ihnen und Katy machen, damit alles ein wenig schneller geht.«

      Wenig später saß Peter Büchner mit Hanna in ihrem Sprechzimmer. Sie hatte nach ihrem Bruder telefoniert und ihn gebeten, ebenfalls zu kommen, da sie es richtiger fand, wenn sie beide Peter erklärten, was man von ihm erwartete. Als Kay bei seiner Schwester eintrat, nickte er Peter freundlich zu und stellte sich mit dem Rücken ans Fenster, kreuzte die Arme über der Brust und sah Hanna auffordernd an. Sie nickte und begann, sich zu Peter wendend: »Also, Herr Büchner, wir werden Haut von Ihrem Oberschenkel nehmen und sie als lebendes Pflaster auf Katys Wunden übertragen. Natürlich wächst diese Haut nicht an, der Körper stößt sie sogar nach einer gewissen Zeit wieder als Fremdkörper ab. Aber bis dahin hat sich unter dem sogenannten lebendigen Pflaster neue Haut gebildet. Das Unangenehme ist nur, daß wir Sie für ein paar Tage in der Klinik behalten müssen.«

      »Oh, das würde mir nichts ausmachen, wirklich nicht. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich alles tun werde, was Katy irgendwie helfen kann.«

      Jetzt mischte sich Kay, als der verantwortliche Chirurg, ein. Er sah Peter an und dann Hanna, während er bedächtig vorschlug: »Wollen wir es morgen angehen? Je früher wir es machen, desto besser können wir der Kleinen helfen. Können Sie sich so kurzfristig freimachen, Herr Büchner?«

      »Aber sicher. Sagen Sie mir, wann ich hiersein soll, wann es losgeht und ich werde pünktlich da sein.«

      »Dann also morgen um acht Uhr. Wir werden einige Stunden benötigen. Aber Sie werden nichts spüren und Katy auch nicht, dafür garantiere ich Ihnen.«

      »Ich fürchte mich nicht, falls Sie das meinen, Doktor. Ich will nichts anderes als Katy helfen und bin glücklich, daß ich es kann.«

      Er verabschiedete sich und fuhr wenig später langsam zurück nach Hause. Das Schwalbennest war so entsetzlich leer, daß er sich beinahe davor fürchtete. Er atmete auf, als er ein Geräusch in der Küche hörte und gleich darauf Opa Fritz in der großen Wohndiele erschien. Auf Strümpfen, aber das fiel schon niemandem mehr auf. Opa Fritz war durch nichts und niemand dazu zu bewegen, die Schuhe anzulassen, wenn er die Küche verließ und einen der anderen Räume betrat. Da war es völlig gleich, ob er aus dem Garten kam oder seine Schuhe einwandfrei sauber waren.

      »Fein, daß wenigstens Sie da sind, Opa Fritz. Trinken wir einen Korn miteinander?« fragte Peter erleichtert. Opa Fritz nickte in seiner bedächtigen Art. Als die beiden Männer dann, wie Opa Fritz es durchaus wollte, wenig später in der Küche saßen und einen klaren Schnaps tranken, den sie aus dem Kühlschrank geholt hatten, fragte Opa Fritz leise und mitfühlend: »Wie geht es Katy, Herr Büchner? Hat sie große Schmerzen auszustehen?«

      »Ich durfte sie heute zum erstenmal sehen«, berichtete Büchner und stöhnte tief auf, als er sich vergegenwärtigte, wie er Katy angetroffen hatte, wie sie versucht hatte, »Vati« zu sagen. »Es war entsetzlich!« stieß er hervor und bedeckte die Augen mit der Hand. Als er sie wieder wegzog, sah Opa Fritz, daß Tränen in Peters Augen standen. Erschüttert beugte er sich über den Küchentisch und fragte leise: »Ist es so schlimm, Herr Büchner?«

      »Morgen bekommt sie Haut übertragen. Sie nehmen Haut von mir, Opa Fritz.«

      »Na, wenn sie solche Sachen mit Katy anstellen, dann ist sie auch bald wieder gesund. Dann sollten wir uns aber beeilen, damit der Goldfischteich zu ihrem Geburtstag fertig wird. Sie will doch noch einen Springbrunnen dazu.«

      »Das soll sie auch alles bekommen, Opa Fritz. Machen Sie es nur so, wie Sie denken. Sie wissen doch, wie Katy sich alles vorgestellt hat. Sie unterhält sich doch ganz genau mit Ihnen über alles.«

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