Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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      Was geschah hier? In was hatte er sich da eingelassen?

      Die beiden Chester waren Banditen! Daran gab es jetzt keinen Zweifel mehr. Die bestahlen Leute in der Stadt. Und nicht die Ärmsten hatten sich die beiden Schufte ausgesucht. Daß sie das allerdings gerade in der Nacht tun mußten, in der der anstrengende Treck hinüber nach Texas beginnen sollte, begriff Frank ebenso wenig wie die Tatsache, daß sie ihn – der doch wirklich alles andere als ihr Freund war – mitgeschleppt hatten.

      Wollten sie ihn zur Mittäterschaft zwingen?

      Diese Schufte!

      Am liebsten hätte er das Fenster losgelassen und wäre davongerannt.

      Aber draußen hinter dem Tor bei den Pferden stand Ed Chester.

      Und Frank Macirian, der früher höchstens noch mit einem Burschen wie Halbom Chester gerechnet hätte, war jetzt auch dessen Bruder gegenüber sehr kleinlaut geworden. Sogar dieser Ed schien es ihm faustdick hinter den Ohren zu haben. Wie überhaupt alle Texaner! Babe Feraghan hatte nicht Unrecht, wenn er zuweilen sagte: Alle Texe sind gefährlich, weil sie stur und kalt sind.

      Wo blieb Hal nur?

      Eine volle, schier endlose Minute war bereits vergangen.

      Frank sah sich ängstlich im Hof um.

      Damned, wenn jetzt der Hund, der immer bei den Stallknechten drüben im Obergeschoß des Mannschaftshauses schlief, aufwachte!

      Und wenn Irvin Kenninger und Joel McIntosh in den Hof kamen und ihn hier sahen!

      Ein Gedanke, den Frank nicht zu Ende denken mochte.

      Wo blieb Hal?

      Da drang ein sonderbares Geräusch an sein Ohr. Es hörte sich an, als wenn eine kleine Flasche aufgestöpselt worden wäre.

      Und dann klang ein tiefer Atemzug auf, der den Arizonamann zusammenfahren ließ.

      War das nicht ein Kind gewesen?

      Zounds, ja, hier war ja das Zimmer des kleinen Juan! Was sucht Hal denn hier?

      Er würde doch nicht das Kind…

      Frank Macirian spürte plötzlich, daß sein Herzschlag stockte.

      Er hatte begriffen.

      Das Bündel, das Hal Chester aus dem Garten Dandysons gebracht hatte, und das sein Bruder Ed jetzt draußen bei den Pferden aufbewahrte!

      Sollten diese beiden Schufte etwa Kinder rauben?

      Und… ein ungeheuerlicher Gedanke schlich sich in sein Gehirn. Er dachte daran, wie lautlos das Bündel war, das Hal aus dem Garten Dandysons gebracht hatte.

      Sollte der Texaner das Kind… stumm gemacht haben?

      Wie er jetzt, in diesem Augenblick vielleicht den kleinen drolligen Juan Gonzales stumm machen wollte?

      Frank schwang sich mit einem Ruck auf das Fenstersims.

      »Hal!« Der Schrei schien nicht nur das Gemach, sondern den ganzen Ranchhof zu erfüllen.

      Aber dann verharrte Frank reglos auf dem Sims, denn das unverkennbare metallene Geräusch eines gespannten Revolverhahns schlug ihm aus dem Dunkel entgegen.

      »Noch einen Laut, Boy, dann fährst du zur Hölle!«

      Das war Hals Stimme, und schon tauchte er auch vor Frank auf und hielt ihm mit der Linken etwas entgegen.

      Ein Bündel, in dicke Decken gewickelt…

      »Los, pack an, Mensch!«

      Frank griff unwillkürlich zu.

      Er zuckte zusammen, als er den Kinderkörper in der Decke fühlte.

      »Vorwärts! Sieh zu, daß du damit vom Hof kommst, ehe dich jemand sieht!«

      Hal stieß Frank derb gegen die Schulter.

      Frank rutschte mit dem Kind auf dem rechten Arm vom Sims auf das Faß und glitt dann in den Hof.

      Wie ein Dieb, wie ein Verbrecher lehnte er keuchend und mit hämmernden Pulsen an der Hauswand und suchte über das laute Pochen seines Herzens hinweg zu lauschen.

      Sprang da jetzt nicht irgendwo drüben eine der Türen auf?

      Es mußte doch so etwas geschehen! Die Peons konnten doch den Schrei vorhin nicht überhört haben!

      Und der Hund, weshalb rührte der sich denn nicht?

      Hatte dieser Halbom Chester denn alles verhext?

      Da war Hal hinter Frank.

      »Vorwärts, Mensch, was stehst du noch da herum! In den Schlagschatten da hinüber, und dann zum Tor. Wenn du noch länger wartest, machen die Gonzalesleute Steaks aus dir.«

      Schwerfällig setzte Frank Macirian sich mit seinem Bündel, das er wie eine zentnerschwere Last jetzt auf beiden Armen trug, in Bewegung und erreichte den Schatten. Er hatte kaum zwei weitere Schritte getan, als er im Dunkel, in das er in seiner rasenden Angst geraten war, mit dem rechten Schienbein eine Wagendeichsel rammte.

      Es gab ein scharfes, scheußlich quietschendes Geräusch, das sich drüben an den Wänden der Stallungen und des Mannschaftshauses als Echo brach.

      Da begann doch noch der Hund zu jaulen.

      »Steh auf, Idiot!« zischte Hal.

      Frank war gestürzt, hatte aber im Fall das Kind noch hochgehalten, so daß es kaum etwas von dem Sturz bemerkt haben konnte.

      Außerdem – hielt Frank es ja für tot…

      Da flog drüben am Mannschaftshaus die Tür auf.

      Heiser kläffend schoß der Hund auf den Hof und hielt pfeilgerade auf die beiden Männer unterm Wagendach zu.

      »Zurück!« fauchte Hal dem Arizonamann zu.

      »Ich nehme den Köter!«

      Er blieb breitbeinig stehen.

      Frank konnte ihn gegen den Sternenhimmel auf der Hoffläche als scharfe Silhouette erkennen.

      Der Hund hielt genau auf Hal zu.

      War der Tex denn wahnsinnig geworden, daß er stehenblieb?

      Frank schwitzte Blut und Wasser.

      Da, im allerletzten Augenblick, wich Halbom Chester zur Seite.

      Der Hund hatte zum Sprung angesetzt und fehlte ihn.

      Knackend sauste der Revolverknauf des Texaners auf den Schädel des Tieres nieder und betäubte es sofort. Wie ein Sack fiel der Hund vor der Deichsel um.

      Hal wandte den Kopf.

      »Los jetzt, Mensch! Wenn du nicht zum Tor kommst, ehe da drüben der erste Mann erscheint, schieße ich dich nieder.«

      Frank hastete mit seinem Bündel davon.

      Er erreichte das Tor genau in dem Moment, in dem drüben ein Mann im weißen Unterzeug in der Tür erschien.

      »Beß! He, Beß! Was hatte der Köter denn!«

      Halbom Chester stand im tiefen Dunkel des Wagendaches und spähte zu dem Stallknecht hinüber.

      »Beß!«

      Da riskierte der Texaner, das Geräusch einer fauchenden Katze nachzuahmen.

      Es gelang ihm nicht sehr gut, und er rechnete schon mit seiner Entdeckung durch den Stallknecht.

      Der aber stieß einen lächerlichen Fluch aus.

      »Da war doch dieser blödsinnige Köter wieder hinter einer Katze her und scheucht mich deshalb aus dem Schlaf. Aber die scheint es ihm ja gründlich gegeben zu haben – wer weiß, wohin er sich verkrochen hat!«

      Krachend fiel die Tür ins Schloß.

      Hal Chester, der mit eingeknickten Knien und nach


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