Anaconda. Lauren Landish
hätte. Sie haben wahrscheinlich auf den Auslöser gedrückt, bis sie schließlich einen Schnappschuss mit einem seltsam aussehenden Gesichtsausdruck erwischt haben. Verfluchte Schurken sind das.
"Wie auch immer, jede Presse ist gute Presse", sagt Miranda und legt ihr Tablett weg. "Entspann dich einfach."
"Entspannen", murmle ich mürrisch und beobachte, wie die Limousine rechts abbiegt und ein Stück weiter die Straße hinunter ein Hotel in Sichtweite kommt, das tatsächlich so aussieht, als ob es nach Vegas gehören würde. The Grand Waterways Hotel. "Entspannen wofür?"
"Weil du für deine bevorstehenden Interviews ruhig, cool und gelassen sein musst", sagt Miranda, als die Limousine langsamer wird. "Du darfst dich nicht aufregen und die Reporter vor laufender Kamera auseinandernehmen, nur weil sie dich nach deiner Anacon– ... ähm, nach deinem Liebesleben fragen."
"Zum Teufel, und ob ich das kann", knurre ich. "Mein Privatleben geht niemanden etwas an."
"Die Zeiten haben sich geändert, Gavin", sagt Miranda leise. "Die Ära, in der die Leute nur an deinem Talent interessiert waren, ist vorbei. Sie wollen wissen, was du anhast, mit wem du dich verabredest, mit wem du ins Bett gehst. Und denk dran, es gibt ein ..." Sie hält inne, aber ich weiß, was sie meint.
Das Video. Es geht immer wieder um dieses verdammte Video.
"Das ist Schwachsinn."
Miranda zuckt mit den Schultern. "Es ist, wie es ist."
Ich seufze, lehne mich zurück und öffne den Blazer. "Wenn mich das nächste Mal ein Reporter nach meinem Sexualleben oder meinem Schwanz fragt, gehe ich. Es ist mir egal, und wenn es der rote Teppich bei den verdammten Oscars ist. Besser, als wieder auszurasten. Zumindest während der Footballsaison, sollten sie zuerst nach dem Spiel fragen."
"Unterstehe dich, die Fassung zu verlieren!", warnt Miranda.
Ich spanne meinen Kiefer an und würde sie am liebsten dafür rügen, dass sie wie mit einem Kind mit mir schimpft, aber ich halte mich zurück.
"Erkläre mir noch einmal, warum sie diesen Ort gewählt haben?", frage ich und wechsle das Thema.
"Weil es eine kleine unbekannte Stadt ist. Denk dran, du sollst dieser knallharte Arsch sein, der mit der Hauptheldin ein Verhältnis hat. Ihr beide kennt euch seit eurer Kindheit, und sie müssen ein paar Hintergrundszenen drehen."
"Oh ja. Und dann noch die große Sterbeszene", sage ich mit einem Grunzen und denke an das Drehbuch. Wenigstens geht mein Charakter mit einem Knall unter – buchstäblich. Ein Killerkommando, das mein Auto mit Maschinengewehrfeuer durchsiebt, bevor sie es mit einer Rakete hochjagen? Ich schätze, ich bin schwer zu töten. Schade, dass ich da nicht viel mitwirken werde. Das machen alles die Stuntmen. "Wann filmen sie das?"
"Ähm, ich bin mir nicht ganz sicher", sagt Miranda. "Aber du wirst Zeit zum Üben haben und dazu, deinen Text zu lernen."
"Wie detailliert sollen diese Liebesszenen sein?" Ich weiß, dass ich mindestens eine Schlafzimmerszene mit der Hauptdarstellerin des Films, Leslie Hart, haben soll.
"Es wird alles im Dunkeln mit blauem Licht aufgenommen, soweit das Studio mich informiert hat", sagt Miranda. "Keine Sorge, Anaconda wird nicht sein großes Leinwanddebüt geben. Wer weiß? Kann sein, dass sie für einen Großteil der Szenen Körper-Doubles einsetzen werden."
Ich schüttle den Kopf vor Unwillen, als wir uns dem Hotel nähern. "Fuck", murmle ich, als ich sehe, dass Paparazzi draußen warten, verärgert presse ich meine Kiefer aufeinander. "Diese Gestalten. Ich kann nirgendwo hingehen, ohne dass diese Geier auftauchen."
"Fahren Sie um die Ecke!", rufe ich dem Fahrer der Limousine zu, der die ganze Zeit still gewesen ist, während Miranda und ich gestritten haben. Der Typ ist ein Profi. Ich wäre schon längst aus dem Wagen gesprungen, wenn ich dort sitzen und uns zuhören müsste.
Er nickt, dann fährt er um die Ecke und ein wenig weiter, bevor er anhält. Ich schnappe mir einen Kapuzenpulli, ziehe ihn an und streife die Kapuze über meinen Kopf. "Wir sehen uns später, Miranda", sage ich und blinzle ihr zu.
Ich knalle die Tür der Limousine zu und klatsche aufs Dach, ehe Miranda antworten kann, dann gehe ich weg und ignoriere die Leute auf dem Gehsteig. Innerhalb von zwei Minuten schaffe ich es durch einen Seiteneingang und kann so den Geiern ausweichen, die mit den Kameras am Eingang warten.
Ich gehe zur Rezeption und behalte meine Sonnenbrille und meine Kopfbedeckung auf. Glücklicherweise ist der Manager im Dienst, er gerät ein paar Mal ins Stottern, wahrscheinlich immer noch besorgt wegen der Schokolade. Dann begebe ich mich zu den Aufzügen und in den obersten Stock. Raum 603.
Ich öffne die Tür und gehe hinein, ziehe meinen Mantel aus und werfe ihn auf das Sofa. Ich halte nicht einmal inne, um die Opulenz des Raumes oder den atemberaubenden Blick auf die Skyline durch die hohen Fenster zu genießen. Es ist schön und alles, aber ich bin schon in vielen Fünf-Sterne-Penthouse-Suiten gewesen und an Luxus gewöhnt.
Mein Gepäck ist schon da. Miranda muss es vorausgeschickt haben.
Ich öffne einen der Koffer, um zu sehen, was drinnen ist. Ein Kleid und ein Paar Stilettos. Jemand hat die falschen Sachen hochgeschickt.
Verärgert schleudere ich ihn in einen der Sessel und kümmere mich nicht darum, als der Sessel umfällt.
Ich checke eine der anderen Reisetaschen. Meine Sachen sind darin. Ich lege ein Outfit auf das Bett, dunkle Hosen und ein weißes Hemd. Ich soll in ein paar Stunden mit Miranda und dem Filmproduzenten essen gehen, um noch ein paar Dinge vor den Dreharbeiten zu besprechen. Und ich kann nicht zum Meeting gehen, wenn ich nach Zigaretten stinke.
Nachdem ich sichergestellt habe, dass ich die besten Sachen ausgesucht habe, gehe ich ins Badezimmer, schlüpfe aus meinen Klamotten und betrete die Duschkabine für eine schnelle Dusche. Als das kühle Wasser mich umspült, denke ich an die Möglichkeit, heute Abend einen Aufriss zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, bei der Veranstaltung, zu der ich unterwegs bin, ein Mädchen abzuschleppen. Zum Teufel, vielleicht sogar jemanden aus der Hotel-Lobby. Aber wieder einmal kann ich mich nicht für die Aussicht begeistern, mein Bett zu teilen.
Ich schüttle den Kopf, als Wasser über meine Stirn und in meine Augen läuft. Was zum Teufel ist los mit mir? Es gab eine Zeit, in der ich mit Vergnügen ein Mädchen in meinem Bett hatte, oder auch zwei. Aber der Gedanke erregt mich nicht mehr.
Ich schätze, ich habe genug von bedeutungslosem Sex.
Meine Stimmung ist miserabel, als ich die Kabine verlasse. Ich bin gerade dabei, mich abzutrocknen, als ich merke, dass ich meine Hose auf dem Bett liegen gelassen habe. Ich gehe ins Zimmer, während ich mir mit dem Handtuch die Haare trocken reibe.
Ich könnte schwören, eine süße Stimme zu hören, die "Anaconda" haucht, als ich dabei bin, das Handtuch von meinem Gesicht zu ziehen.
Verdammt, denke ich, als ich sehe, dass eine Frau vor mir steht, aber dann stöhnt meine innere Stimme. Oh, nein. Nicht schon wieder.
Das Handtuch rutscht aus meinen Fingern, als ich die Frau in Zimmermädchenuniform ansehe, ihre Augen so groß wie die eines Rehs. Sie starrt mich erschreckt an. Verdammt. Sie ist wunderschön. Dicke braune Haare umrahmen große, braune Augen, eine leicht nach oben gerichtete Knopfnase und rubinrote Lippen, die weich und prall sind. Die Art von Lippen, die ich gerne um meinen Schwanz habe.
Mein Schwanz zuckt, als ich sie betrachte. Ihre Uniform gibt ihr den Vibe eines französischen Dienstmädchens und betont ihre Figur und ihre langen Beine.
Ich bin es gewohnt, schöne Frauen zu sehen, aber diese hat etwas an sich, das mein Blut auf eine Art und Weise erhitzt, wie es schon lange nicht mehr der Fall war.
"Hi, ich bin Gavin", sage ich, trete vor und verharre dann. Ich fühle mich wie der letzte Volltrottel, weil ich mich vorstelle, während ich splitternackt bin. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Die Schlange ist bereits raus. Es hat keinen Sinn, sie jetzt noch zu bedecken.