Liebst Du mich auch?. Patricia B. McConnell

Liebst Du mich auch? - Patricia B. McConnell


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bestimmt nicht nah an einen Hund in diesem möglichen Gefühlszustand herangehen wollen, um zu sehen, ob seine Pupillen erweitert sind. Ob die Augen runder sind als normal, können Sie hingegen immer beurteilen. Bedenken Sie, dass verschiedene Rassen von Natur aus verschieden geformte Augen haben: Malamutes haben mandelförmige Augen, während Chihuahuas und Cavalier King Charles Spaniels große, runde Augen haben. Wichtig ist, wie sich die Augen im Vergleich zu ihrem Normalzustand verändern. Wenn Sie auf die Augenform Ihres Hundes achten, während Sie beide entspannt zuhause herumhängen, werden Sie auch in der Lage sein, die kleinen Veränderungen wahrzunehmen, wenn Sie beim Tierarzt sind oder draußen einem fremden Hund begegnen.

      WARME AUGEN, WARMES HERZ

      Noch ein weiteres Merkmal der Augen ist wichtig, das allerdings schwieriger zu beschreiben ist. Jeder, der schon einmal mit einem aggressiven Hund gearbeitet hat, weiß, was ich meine, wenn ich sage, der Blick eines Hundes sei »hart« geworden. Kunden beschreiben häufig, die Augen hätten »kalt« ausgesehen, kurz bevor der Hund geschnappt oder gebissen hätte. Diese Veränderung hat nichts mit Pupillenform oder Färbveränderung zu tun, und trotzdem ändert sich irgendetwas in den Augen, sodass sie hart werden wie kalter Stahl. Das Aussehen ähnelt dem, was wir beim Menschen als durchdringenden, bösen Blick bezeichnen.20 Freundliche, entspannte Hunde haben den weichen, glänzenden Blick, den wir mit Babys und Liebenden assoziieren, während Hunde, die drauf und dran sind, jemanden zu verletzen, den gleichen Blick haben wie kaltblütige Killer. Möglicherweise haben Sie diesen Blick noch bei keiner der beiden Spezies gesehen, und wenn Sie Glück haben, werden Sie ihn auch nie sehen. Nachdem ich ernsthaft in das Hundetraining eingestiegen war, verbrachte ich ein paar Jahre damit, nach diesem Blick zu suchen und war frustriert, weil ich dachte, ich sei nicht gut genug, um ihn zu erkennen. Dann drehte ein Hund in meinem Büro sich einmal zu mir um, als ich etwas aufhob, das er haben wollte – und in einem einzigen Moment war alles anders. Sein Blick, so hart und kalt wie ein Wintermorgen in Wisconsin, schien direkt in mein Herz zu schneiden. Noch lange, bevor der bewusste Teil meines Gehirns sagte »Oh, so sieht das also aus!« hatte mein Körper schon mit einem gewaltigen Ausstoß von Adrenalin und einem kurzen Aussetzen des Herzschlags, gefolgt von umso stärkerem Herzklopfen, reagiert. Als perfektes Beispiel für selektive Wahrnehmung wusste mein Gehirn sofort, dass von all den Signalen, die dieser Hund mit Gesicht und Körper übermittelte, der harte Blick das einzig Wichtige war. Ich kann mich bis heute genau erinnern, wie er aussah, auch wenn ich kaum mehr weiß, was sonst noch an diesem Tag geschah.

      Ich wünschte, wir wüssten genau, was im Auge sich da verändert, aber wir können nur mutmaßen. Jeff Baylis, einer meiner Professoren, hatte die beste Hypothese dazu, die ich bis jetzt gehört habe. Sie beruht auf der Tatsache, dass die Augen von Säugetieren sich die ganze Zeit vor- und zurückbewegen, und zwar so schnell und in so kleinen Schritten, dass wir es gar nicht wahrnehmen. Dies ist eine der Methoden unseres Gehirns, so viel Information wie möglich über die Umwelt zu sammeln. Durch die Bewegungen können die Augen dem Gehirn ständig Informationen aus zwei verschiedenen Perspektiven liefern. Diese Bewegungen mögen winzig sein, aber sie müssen wichtig sein, sonst würden wir nicht so viel Energie auf sie verwenden. Wenn diese Bewegung so stark wird, dass sie sichtbar wird – etwas, das zum Beispiel bei einem epileptischen Anfall oder bei einer Fehlfunktion des Gehirns passiert – nennen wir das Nystagmus.

      Vielleicht hört diese normalerweise stattfindende mikroskopisch geringe Bewegung auf, wenn die Gefühle eines Hundes oder eines Menschen sich in reine Wut verwandeln. Diese Annahme passt zu unserem Wissen, dass ein vorgewarntes Gehirn eine ganz kurze Vollbremsung macht, bevor es mit einem Sturm von Elektrizität und chemischen Botschaften reagiert. Wir können mit gutem Grund annehmen, dass es eine ähnliche Mikropause auch dann im Organismus gibt, bevor er mit Wut reagiert.

      Was immer auch diese Veränderung im Blick auslösen mag – geben Sie sich keine Mühe damit, sie sehen lernen zu wollen. Wenn ein Hund Sie hart und kalt anschauen sollte, dann wird Ihr Körper Ihnen das schon sagen, glauben Sie mir. Geben Sie nur Acht darauf, was Ihr Körper Ihnen zu sagen versucht, denn er schickt Ihnen damit eine sehr wichtige Information.

      Ich werde nie vergessen, wie ich einmal den Tierverhaltensexperten John Wright anrief, nachdem ich eine Sitzung mit einem meiner ersten Kunden gehabt hatte. Ich hatte gerade erst in diesem Beruf angefangen und John arbeitete schon seit vielen Jahren mit aggressiven Hunden, sodass mir seine Meinung wichtig war. Ich rief ihn nicht deshalb an, weil ich einen Behandlungsplan von ihm haben wollte, sondern weil ich dringend Trost und Zuspruch brauchte: Ich hatte zutiefst Angst vor einem Standardpudel bekommen, auf dessen Blick hin sich meine Nackenhärchen aufrichteten. Wie so viele Anfänger in diesem Metier hatte ich die falsche Vorstellung, dass mein Wissen und meine Professionalität Gefühle wie Angst in der Arbeit mit Hunden ausschließen müssten. Diese Vorstellung fiel in sich zusammen, als der Hund in Richtung meines Gesichts zu springen begann, höher und höher, ohne das geringste Zeichen von Freundlichkeit in seinen Augen. Innerhalb von Sekunden waren mein Körper und mein Gehirn der gleichen Meinung: »Hab Angst,« sagten sie. »Hab richtig Angst.«

      Ich hatte Angst gehabt, und das kam mir nun vor wie ein Versagen. »Wie kann ich so ängstlich sein und mich Tierverhaltenstherapeut nennen?« fragte ich John. »Wie könntest du dich so nennen, wenn du keine Angst hättest?« konterte er. »Der Hund hat dich bedroht, und dein Körper wusste das sofort. Hör auf deinen Körper, wenn du mit Hunden arbeitest, er gibt dir unbezahlbare Informationen.« Er hatte Recht. Die Augen des Hundes waren so kalt wie Granit, und heute kann ich rückblickend aus siebzehnjähriger Erfahrung in diesem Beruf sagen, dass ich damals ohne jeden Zweifel von einem Hund bedroht wurde, der mich ernsthaft verletzen wollte. Dieser Fall half mir, die Weisheit meines Körpers zu meinem Vorteil ausnutzen zu lernen. Freuen Sie sich also über die Signale Ihres Körpers, anstatt sie zu unterdrücken versuchen.

      Der Ausdruck der Augen mag unglaublich schwer in Worten zu beschreiben sein, aber erfahrene Verhaltenstherapeuten und Hundehalter aller Richtungen stimmen darin überein, dass er der Schlüssel dazu ist, wie wir Hunde beurteilen. Nach Aussage von Psychologen erkennen Menschen Angst und Wut vor allem aus den Augen, Glück hingegen vor allem am Mund.

      Sicher sind nach vorn gezogene Lefzenwinkel ein wichtiger Hinweis für jemanden, der einen Hund beobachtet, aber nichts ist vergleichbar mit der puren, reinen Wut, die ein Hund mit seinen Augen ausdrücken kann. Wenn Sie einem Hund begegnen, der seinen Kopf dreht, um Ihnen direkt in die Augen zu sehen und dessen Blick dabei hart und kalt wird, dann sind Sie besser beraten, die Spannung durch ruhiges Sprechen und Ablenken mit »Spaziergang?« oder »Fressen?« zu lockern, anstatt auf Konfrontationskurs zu gehen. Direkter Blickkontakt mit hartem Blick heißt in der Regel, dass der Hund kampfbereit ist – und wenn Sie nicht in eine Kneipenschlägerei mit einem Gegner verwickelt werden wollen, der wesentlich besser bewaffnet ist als Sie, sind Sie besser damit beraten, die Situation zu entschärfen, bis er sich beruhigt hat. Ich möchte Ihnen damit nicht erklären, dass Ihr Hund Sie nur böse ansehen muss, damit Sie ihm das Sofa oder den Kauknochen überlassen, aber solche Probleme sollten gelöst werden, bevor eine direkte Konfrontation entsteht – und nicht mitten in einer solchen.

      Wenn Ihr Blut in den Adern gefriert, wenn ein Hund Ihnen direkt in die Augen schaut, dann hören Sie auf Ihren Körper, unterbrechen Sie Ihre derzeitige Handlung, schauen Sie zur Seite und verlagern Sie die Aufmerksamkeit auf Essen oder Spazierengehen. Dann verwenden Sie Ihre Energie darauf, einen fähigen und verständnisvollen Tierverhaltenstherapeuten zu finden, der Ihnen aus dieser Lage heraushilft.21

      »WALAUGEN«

      Es gibt noch einen weiteren Ausdruck, der mit den Augen zu tun hat und auf den die Profis achten, um die Gefühlslage eines Hundes einzuschätzen, der aber für die Allgemeinheit der Hundefreunde nicht so intuitiv erkennbar ist. Sue Sternberg, eine Expertin auf dem Gebiet der Aggression bei Hunden, hat ihn als »Walauge« bezeichnet. Er ist zu sehen, wenn Kopf und Augen nicht in die gleiche Richtung schauen, sodass Sie das Weiße auf einer Seite des Auges erkennen können.22 Schauen Sie sich das Foto des Hundes mit diesem Ausdruck auf Seite 190 oben an und Sie


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