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was ich eben für Hunde beschrieben habe. Wir beschreiben erschöpfte oder gestresste Gesichter als »abgespannt«, was das Aussehen sehr bildlich trifft. Lernen Sie, den gleichen Ausdruck auch auf dem Gesicht Ihres Hundes zu sehen, denn erschöpfte oder mürrische Hunde könnten sich hart an der Grenze ihrer Geduld befinden. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft mir Kunden mit gebrochenem Herzen erzählt haben, dass ihr Barney sich die ganze Zeit so gut benommen habe; er habe den Lärm und das Chaos des Familienpicknicks den ganzen Tag lang klaglos ertragen, aber als alle gerade gehen wollten, fiel er aus der Rolle und schnappte oder biss. Als jemand, der gesellige Zusammenkünfte zwar sehr mag, sie aber ermüdend findet, habe ich vollstes Verständnis für jeden Hund, der den ganzen Tag lang geduldig und höflich bleibt, aber nach zehn Stunden Aufruhr irgendwann die Nase voll hat. Ich bin sehr dankbar dafür (und ich nehme an, meine Freunde ebenfalls), dass ich in dieser Situation noch nie gebissen habe, aber ich kenne das Gefühl des totalen Energieverlustes nur zu gut. Wenn die Menschen nur die Anzeichen für Erschöpfung oder Verdruss in den Gesichtern ihrer Hunde lesen könnten, gäbe es in der Welt viel weniger Bisse, viel weniger Tränen und viel mehr glücklich alt werdende Hunde.
EKEL
Es gibt noch einen weiteren Gesichtsausdruck, den Sie mit Ihrem Hund gemeinsam haben, und zwar den von Abscheu und Ekel. Wenn Menschen angeekelt sind, ziehen sie die Oberlippe hoch (was die Mundwinkel niedriger erscheinen lässt), kneifen die Augen zusammen und wenden den Kopf ab. In extremen Fällen ziehen sie außerdem noch die Nase kraus. Hunde tun das Gleiche, und Sie tun gut daran, diesen Gesichtsausdruck bei Ihrem Hund zu erkennen. Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft Hundebesitzer in den Anfängerkursen der Hundeschule ihre Hunde »belohnen«, indem sie ihnen oben auf den Kopf tätscheln. Mag sein, dass sich die Besitzer dabei gut fühlen, aber die meisten Hunde mögen das genauso wenig wie die meisten Kinder – sie wenden ihren Kopf ab und schauen angewidert. Anstatt ihren Hund für das Kommen auf Zuruf (zum Beispiel) zu belohnen, bestrafen die Besitzer ihn damit unabsichtlich! Wenn die Besitzer wüssten, worauf sie im Ausdruck ihres Hundes achten müssten, wäre ihnen sofort klar, dass dem Hund nicht gefiel, was er für das Kommen bekam und dass er aus diesem Grund den Ruf »Hier!« beim nächsten Mal vielleicht lieber überhören wird.
Das Grundproblem ist vermutlich, dass wir beim Belohnen eines Hundes das tun, was sich für uns gut anfühlt und nur zu oft vergessen, darauf zu achten, wie der Hund das empfindet.25 Wir Profis lernen, auf die Mimik eines Hundes zu achten, wenn wir ihn für die Ausführung des Gewünschten belohnen – tun wir das nicht, können wir nicht sicher sein, ob wir ihn wirklich belohnt haben. »Positive Bestärkung« bedeutet, dass man etwas hinzufügt, das in dem Hund den Wunsch weckt, die gezeigte Handlung zu wiederholen (wie zum Beispiel ein schmackhafter Leckerbissen fürs Hinsetzen) – definitionsgemäß muss es also etwas sein, das der Hund wirklich sehr gerne mag und für das er zu arbeiten gewillt ist. Belohnungen dagegen sind Dinge, die von Hundetrainern (oder Chefs oder Eltern) ausgeteilt werden, dem Empfänger aber nicht zwangsläufig gefallen müssen. Sie könnten zum Beispiel eine Reise nach Hawaii als Prämie dafür gewinnen, dass Sie in diesem Jahr mehr Versicherungsverträge verkauft haben als alle anderen, aber wenn Sie jemand sind, der beruflich ohnehin pausenlos ständig unterwegs ist, hätten Sie vermutlich viel lieber zwei Wochen in Ruhe zuhause verbracht.
Hunde können uns nicht mit Worten sagen, was sie gerne hätten, aber ihre Gesichter sprechen Bände! Wenn Sie also Ihren Hund das nächste Mal für seine Folgsamkeit loben und streicheln, achten Sie einmal ganz genau auf sein Gesicht. Am leichtesten ist das zu sehen, wenn ein Hund, der sich gerade in Spiellaune befindet, mit Streicheln über den Kopf belohnt wird. Genau wie wir mögen Hunde es, manchmal berührt und gestreichelt zu werden, aber nicht immer und nicht in jedem Kontext. Wir Menschen können uns nur schwer zurückhalten, unsere Pfoten nach den Hunden auszustrecken, weil das nun einmal in unserer Natur liegt, aber die meisten Hunde in Spiellaune wollen genauso wenig gestreichelt werden wie ein kleiner Junge auf dem Fußballfeld sich wünscht, dass seine Mutter auf das Spielfeld gelaufen kommt und ihn zärtlich umarmt, weil er ein Tor geschossen hat. Wenn Sie nicht wissen, wie Ekel auf dem haarigen Gesicht eines Hundes aussieht, dann sprühen Sie ein wenig Parfüm auf Ihr Handgelenk und halten es Ihrem Hund direkt unter die Nase. Wir mögen zwar Blüten- und Moschusdüfte, aber wenn Hunde Parfüms kreieren könnten, dann würden diese nach Pferdemist oder halbverwestem Eichhörnchen riechen. Lassen Sie einen Hund kurz an Parfüm schnuppern und Sie wissen sofort, was er davon hält. Wenn er es hasst (was die meisten Hunde tun), wird er die Lefzenwinkel verziehen und den Kopf wegdrehen. Sie und Ihr Hund mögen sich zwar vor unterschiedlichen Dingen ekeln, aber Sie beide drücken Ihre Empfindungen auf die gleiche Weise aus. Denken Sie daran, wenn Sie Ihren Hund für etwas bestärken möchten, das er auf Ihre Aufforderung hin getan hat.
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