WinterLust | Erotische Geschichten. Amy Walker
gib es mir, komm in mir!
»Ich bin wieder dran«, raunt Estelle ihm jedoch verführerisch zu und umschließt mit ihren Lippen ein Kondom. »Oh ja ...« Craig reißt sich förmlich von mir los und das benutzte Kondom vom Schwanz. Ich verdränge die leise Enttäuschung, die sich in mir ausbreiten will, und schaue zu, wie Estelle an den Rand der Matratze krabbelt, sich zu Craigs Schwanz hinunterbeugt und es ihm geschickt mit dem Mund überzieht. Natürlich wäre es das i-Tüpfelchen der Erfüllung gewesen, wenn er in mir gekommen wäre, aber ich verstehe, dass er dieser Verlockung einfach nicht widerstehen konnte. Die Kleine hat echt was drauf und bereits die Vorbereitung auf den folgenden Akt scheint Craig an die Grenzen seiner Beherrschung zu treiben.
»Dreh dich um«, befiehlt er Estelle rau, kaum dass das Kondom sitzt. Sie tut es, er packt sie am Nacken und stößt zu. Seine Lenden klatschen gegen ihre Pobacken. Einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Stoß biegt er den Rücken rund durch und schiebt stöhnend die Hüften nach vorne. Pure Erleichterung flutet seine Miene, und als er sich zwischen Estelle und mir aufs Bett fallen lässt und uns zufrieden rechts und links in seine Arme zieht, habe ich bereits vergessen, dass das i-Tüpfelchen gefehlt hat. »Danke, Ladys, das war einfach unglaublich«, murmelt Craig schläfrig, haucht Estelle und mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und seufzt zufrieden. Ich schließe mich ihm an. – Also doch Arschlochtyp mit Herz ...
***
»Wo warst du gestern Abend?«, empfängt Addison mich mit eisiger Miene am nächsten Morgen am Frühstückstisch. Moira kneift die Lider zusammen und mustert mich eindringlich. »Und warum bist du so entspannt und grinst so dämlich vor dich hin?«
Ich presse die Lippen zusammen und setze mich. »Ich bin gut drauf, weil ich Geburtstag habe. Wie wäre es also, wenn ihr mir gratuliert, anstatt mich mit Fragen zu löchern?« Trotz Addisons Frage und ihrem abweisenden Gesichtsausdruck ahne ich nichts Böses, als ich begeistert den Schokoladenkuchen mit haufenweise brennenden Kerzen unter die Lupe nehme. Ich mache mir nicht die Mühe zu zählen, aber ich nehme an, dass es dreißig sind. »Darf ich?«, frage ich und blase die Backen auf. Ich liebe Geburtstagskuchen und kann es voll kindlicher Erwartung gar nicht erwarten, die Kerzen darauf auszupusten. Ich weiß jetzt schon, was ich mir wünsche!
»Nein«, antwortet Addison jedoch und zieht mir den Kuchen unter der Nase weg. »Erst einmal erklärst du uns, warum du uns angelogen hast und nicht auf deinem Zimmer warst.« – »Streit es erst gar nicht ab, wir waren dort. Gott, Liv, wir dachten, du hättest einen Schlaganfall oder so bekommen und lägst bewusstlos auf dem Boden, als du nicht aufgemacht hast. Zum Glück war der Hotelmanager so freundlich ...« Sie schüttelt erbost den Kopf. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie peinlich es war, dein Zimmer leer vorzufinden, nachdem wir einen derartigen Wirbel um dich veranstaltet hatten!«
»Ich wollte nicht lügen ...«, erwidere ich beschämt und presse die Lippen aufeinander. Das herrlich satte Gefühl nach dem Abenteuer mit Craig und Estelle weicht jäher Ernüchterung. Ich war derart zufrieden, dass ich nicht einmal mehr einen Gedanken an meine Freundinnen verschwendet habe, bis jetzt. Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. »Ich habe mit Craig geschlafen – und irgendwie auch mit Estelle. Er hat uns gefickt, alle beide, hemmungslos und hart, und es hat mir gefallen, ihm und Estelle zuzusehen. So bin ich, ein ganz schlimmer, durch und durch sexbesessener und triebgesteuerter Mensch, und ich glaube nicht, dass ich mich ändern kann!«, gebe ich meinen Freundinnen heftig zurück.
So, da haben sie es. Jetzt wissen sie, wie ich bin und vielleicht auch immer sein werde. Im Grunde genommen will ich mich ja auch gar nicht ändern – zumindest jetzt noch nicht. Betroffen senke ich den Blick auf meine Hände, um ihre Reaktion auf meine neueste Grenzüberschreitung nicht sehen zu müssen. »Ich kann verstehen, wenn ihr jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollt!«
»Was? Ich verstehe nicht ...« Addison lacht, schüttelt gleichzeitig den Kopf und zieht verständnislos ihre Augenbrauen zusammen. Moira wirft aufgebracht die Hände in die Luft. »Sie hatte einen heißen Dreier!« Kopfschüttelnd wendet sie sich mir zu und grinst anzüglich. »Erzähl uns mehr davon, dann begreift sie es vielleicht auch.«
Unwillkürlich muss ich lachen, dabei ist meine Situation alles andere als komisch. »Ihr werdet bald verheiratet sein und Kinder kriegen. Ich hingegen ...« Ich wische mir schniefend die Tränen aus den Augen und seufze leise. »Ich hatte wirklich vor, es auch damit zu versuchen, aber ich bin einfach noch nicht so weit. Ihr werdet euch zu Spielnachmittagen und Mamikaffeekränzchen treffen, da passe ich einfach nicht mehr dazu. Ich meine, soll ich euch etwa davon erzählen, wie geil der Typ von neulich auf meine Brüste war, wenn du, Addison, darüber klagst, dass deine Nippel vom Stillen schon ganz wund sind?«
»Jap«, antwortet Moira trocken. Addison presst die Hand an den Mund und prustet los. Ich schenke ihr einen bösen Blick. »Das ist nicht witzig!«
»Nein ist es nicht. Aber die Vorstellung, dass Darren unter dem Vorwand, dass ich klein Timmy stillen muss, lüstern um uns herumschleicht, um ja kein Wort von deinen heißen Schilderungen zu verpassen ...«, entgegnet Addison, verkneift sich ein weiteres Lachen und greift über den Tisch nach meiner Hand. »Er wird nämlich auf unser Kind aufpassen, wenn wir uns treffen ... Ich behaupte nicht, dass sich nichts verändern wird, das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir etwas an unserer Freundschaft ändern müssen. Selbst wenn wir während der ersten Monate, in denen das Baby ständig nach meinem Busen verlangt, dann alkoholfreie Cocktails am Samstagnachmittag bei mir zu Hause schlürfen anstatt Freitagnacht in einer Disco – an unserer Freundschaft wird sich nichts ändern.«
Ich nicke und in meiner Brust steigt ein warmes Gefühl auf. »Versprecht ihr mir das?« Ich lege meine freie Hand auf die von Addison und schaue Moira an. »Versprochen!«, grinst sie. »Vorausgesetzt, du versprichst uns, uns auch weiterhin an deinem Sexleben teilhaben zu lassen. Ich werde nämlich kaum noch Sex haben, wenn Owen und ich erst Kinder haben. Er ist unausstehlich, wenn er nicht mindestens acht Stunden am Stück schläft. Ich werde ihn eher verprügeln als vögeln wollen und letztendlich von deinem Sexleben leben müssen ...«
»Versprochen«, grinse ich zurück, und Moira legt feierlich ihre Hand zu Addisons und meiner. »Komme, was wolle. Ich schwöre auf ausschweifenden Sex, wunde Nippel, Wochenbettblues, gefährdete Ehemänner und Kinderkriegen ab vierzig: Wir werden immer zusammen sein!«
»Na, das ist doch mal eine Ansage! Aber erst einmal feiern wir deinen dreißigsten, ehe wir uns um die große Vier am Anfang Gedanken machen, Olivia Reed alias Samantha Fox!« Mit einem Augenzwinkern schiebt Addison den Schokoladenkuchen zu mir zurück. Ich stupfe meinen kleinen Finger in den weichen Guss und lecke ihn übertrieben lasziv ab. »Mit einer Rolle wie in Sex and the City kann ich gut leben, vor allem mit der der heißen, männerverschlingenden MILF. Gern erzähle ich euch mehr über Sex mit jungen Kerlen – bei einem ausgedehnten Shoppingtag?«
Moiras und Addisons heiteres Gelächter ist wie Musik in meinen Ohren. Glücklich puste ich die Kerzen aus und wünsche mir den nächsten heißen, gern auch deutlich jüngeren Lover. Kaum zu glauben, was ich Craig zu verdanken habe. Die Entwirrung meiner verworrenen Gefühle und Motivationen und die Entdeckung, dass es gar nicht so schlimm ist, dass die Auswahl an guten Männern mit zunehmendem Lebensalter immer weiter abnimmt. Nachschub an potenten jungen Kerlen, denen ein bisschen gute Erziehung nicht schadet, wird es schließlich immer geben.
***
»Und ... Was hast du für heute Nacht noch geplant, nachdem du deine Prioritäten wieder geradegerückt hast?« Vielsagend sieht Moira sich in der Bar um. Ich muss schmunzeln. Auch ohne Kind und sexlose Nächte scheint sie schon ganz versessen darauf zu sein, durch mich neue Abenteuer zu erleben. Während ich sie und Addison beim Shoppen über jedes Detail der erotischen Begegnung mit Craig und Estelle aufgeklärt habe, hing sie jedenfalls regelrecht an meinen Lippen.
»Ich weiß nicht«, antworte ich ihr vage und folge ihrem Blick durch die Bar. »Lust hätte ich schon.« Versonnen mustere ich einen attraktiven Mittvierziger mit sexy grauen Schläfen. Die neuesten Erkenntnisse über unsere Freundschaft und jüngere Liebhaber haben meinen Appetit sogar eher noch gesteigert, doch leider muss ich feststellen, dass der Kerl vergeben ist. Strahlend nimmt er eine in etwa gleichaltrige Blondine in den Arm und führt sie zu