Traum Triathlon. Bethany Rutledge

Traum Triathlon - Bethany Rutledge


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MEIN FEHLSTART

      2009 absolvierte ich meinen ersten Triathlon. Die Idee dazu war allerdings schon Jahre zuvor bei meinem damals üblichen Trainingsprogramm entstanden, einem mühsamen Jogginglauf von knapp fünf Kilometern, mit einer Zigarettenpause auf halber Strecke. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich zuerst an Triathlon dachte. Wahrscheinlich verlangte ich nach ein bisschen Spaß. Denn mein „Training“ war die reinste Schinderei, ein Sühnelauf, ein halbherziger Versuch, ein paar der paar Tausend Extrakalorien vom Vorabend zu verbrennen.

      Für einen Triathlon fehlte mir aus mehreren Gründen jegliches Rüstzeug. Ich hatte kaum aerobe Fitness und nicht die geringste Ahnung vom Triathlonsport. Außerdem mangelte es mir an einem motivierenden WARUM, einem ausreichenden Grund, es zu versuchen, nebst dem WANN.

      Statt „tri-ing“, also einfach mal einen Triathlon zu versuchen, dachte ich nur immer wieder darüber nach und fragte mich, ob ich es tun könnte, wobei ich die Plus- und Minuspunkte für mich auflistete. Schwimmen. Plus: Bei einer Wette nach meinem Highschoolabschluss war ich mal gut drei Kilometer im Hundepaddelstil über den Lake Eloise geschwommen. Im College hatte ich mich für einen Schwimmkurs angemeldet. Minus: Nachdem ich drei Stunden bis zum anderen Ufer gebraucht hatte, konnte ich meine Arme nicht mehr bewegen. Und von dem Schwimmkurs hatte ich mich schon vor dem ersten Training verabschiedet, nachdem ich entdeckt hatte, dass der Unterricht bereits um sechs Uhr morgens anfängt.

      Radfahren. Plus: Als Kind war ich stundenlang durch die Nachbarschaft gestrampelt, und in jüngerer Zeit hatte ich mir das Mountainbike meiner Zimmergenossin ausgeliehen. Minus: Meine Kindheit lag lange zurück, und nachdem ich anderthalb Kilometer über den Campus geradelt war, tat mir alles weh.

      Dann war da noch das Laufen. Auf dem Gebiet fühlte ich mich einigermaßen gerüstet. Als Kind war ich mit meinem Vater um die Wette gelaufen und seitdem hin und wieder. Aber Laufen machte mir keinen Spaß, und ich hatte gehört, dass man beim Triathlon keine Musik hören, geschweige denn eine Zigarettenpause einlegen kann.

      Und meine Finanzen? Die befanden sich buchstäblich und sinnbildlich auf der absoluten Minusseite. Mein Kontostand betrug weniger als null. Gerade erst hatte ich – wieder einmal – überzogen, als ich in Acapulco einen Scheck für eine Tacomahlzeit ausstellen musste, und in absehbarer Zeit war mit keinem Geldsegen zu rechnen.

      Die Bilanz? Meine sportartspezifischen Fertigkeiten waren beschränkt, aber nicht gleich null. Physisch gesehen, könnte ich es wahrscheinlich schaffen, wenn ich trainieren und ein paar schlechte Angewohnheiten ablegen würde. Aber mental war ich so weit davon entfernt. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich irgendwann einen Triathlon absolvieren würde.

      Um mich selbst an meinen Traum zu erinnern, kaufte ich das Buch Your First Triathlon und legte es auf meinen Couchtisch. Danach dachte ich jahrelang nicht mehr an Triathlon und hätte nie geglaubt, dass jenes Buch und ein knapp fünf Kilometer kurzer Jogginglauf – mit einer Zigarettenpause zwischendurch – zu Wettkämpfen in der ganzen Welt führen würden. Doch genauso war es!

      Teil eins

      Inspiration

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      In diesem Teil werden wir

      mit ein paar Vorurteilen

      über Triathleten aufräumen

      und deine Motivation

      für ein TRI-ING finden.

      Anschließend werden wir

      mögliche Hindernisse

      auf deinem Triathlonweg

      sowie Mittel zu ihrer

      Beseitigung diskutieren.

      Am Ende dieses Teils

      solltest du inspiriert sein,

      mit dem Training

      zu beginnen.

       1

       WEG MIT DEN VORURTEILEN

      Ehe mein Mann John und ich zu unserem ersten Treffen im Triathonklub gingen, hatten wir zahlreiche Vorurteile über diese Sportler. Hier nur die wesentlichsten: Sie sind übertrieben gebräunt, Halbprofis mit weniger als 10 % Körperfett, die nur daran interessiert sind, Wettkämpfe zu gewinnen. Sie sind voller Verachtung für Neulinge wie uns, unwillig, irgendwelche „Betriebsgeheimnisse“ zu verraten. Sie würden vielleicht sogar über unser Ziel, einen Triathlon über die Sprintdistanz zu bestreiten, lachen, oder schlimmer noch, uns sagen, es sei zu hoch gesteckt. Dumm, oder? Und doch wären wir wegen dieser total übertriebenen Ängste beinahe nicht zu dem Treffen hingegangen.

      Ich bin so froh, dass wir es trotzdem taten. Denn keines der Vorurteile erwies sich als richtig, und das Treffen wurde für uns zum Startschuss in ein neues Leben.

      Was denkst du über Triathleten? Hier sind ein paar gängige Mythen, gefolgt von der Wahrheit.

       WELCHE FALSCHEN VORSTELLUNGEN HATTEST DU VON TRIATHLETEN?

      »„Die sind alle einschüchternd und furchteinflößend.“ – Smitha

      »„Die ernähren sich gesund.” – Susie

      »„Das sind Morgenmenschen.“ – Matt

       MYTHOS 1: TRIATHLETEN MÜSSEN ERFAHRUNG IM SCHWIMMEN, RADFAHREN ODER LAUFEN HABEN.

       „Alle können schwimmen. Ich bin der Beweis fürs Gegenteil.“ – Andrew

      Es gibt keinen „typischen“ Triathlonbackground. Manche Triathleten haben keinerlei Erfahrung im Schwimmen, Radfahren oder Laufen und absolvieren trotzdem erfolgreich Wettkämpfe. Jeden Montagabend lernen bei uns im Klub Neulinge auf der „Anfängerbahn“, wie man richtig schwimmt. Manche starten echt bei null. Und in jeder Triathlonsaison feiern wir mit denselben Athleten ihren ersten Zieleinlauf.

      Sondra zum Beispiel lernte erst richtig schwimmen und Rad fahren, nachdem sie versprochen hatte, bei einem Wettkampf mitzumachen. Bis zu ihrem 35. Lebensjahr beschränkte sich ihr sportliches Programm auf Step-Aerobic. Sie hielt sich auch nie für besonders sportlich, und doch absolvierte sie erst einen 5-km-Lauf, dann einen Sprinttriathlon und schließlich sogar den IRONMAN Augusta 70.3.

      Selbstverständlich bringen manche Triathleten mehr sportartspezifische Erfahrung mit, wie beispielsweise Debbie, eine ehemalige Collegeschwimmerin, die sich als Erwachsene kaum noch bewegte. Sie entdeckte den Triathlon als Ausgleich zu einem verhassten Job, und am Ende wurde sie mit einer besseren Fitness, Athletik und neuen Freunden belohnt.

      Es stimmt tatsächlich: Selbst wenn deine Fitness am Anfang gleich null ist, kannst du einen Triathlon absolvieren. Beim Atlanta Triathlon Club haben wir einen Spruch, der auf unseren Vereinsgründer Jim Boylan zurückgeht: „Wenn du eine Meile laufen oder gehen kannst, kannst du auch für einen Sprinttriathlon trainieren und ihn erfolgreich absolvieren.”

       MYTHOS 2: TRIATHLON IST ETWAS FÜR JUNGE LEUTE.

       „‚Versuch’s einfach mal’, ist ein passendes Motto, wenn wir älter werden, in Gewohntem stecken bleiben und uns nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren.” – Sybil

      Triathlon ist wie Golf und Tennis ein Sport, den man tatsächlich ein Leben lang ausüben kann. Diese Entdeckung machten John und ich bei meinem ersten Mitteldistanztriathlon, dem Gulf Coast Half. Dort stellten wir erstaunt fest, wie fit und vital die Sportler in


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