DIE RITTER DES VATIKAN. Rick Jones

DIE RITTER DES VATIKAN - Rick Jones


Скачать книгу
Stimme des Pontifex blieb gefasst. »Was wollen Sie?«

      »Ihre Kooperation.«

      »Wozu?«

      Die uniformierten Männer sahen einander kurz an, bevor sie sich wieder dem Pontifex zuwandten.

      »Bitte, Eure Heiligkeit, machen Sie die Dinge nicht unnötig kompliziert.«

      »Kompliziert? Ich habe lediglich eine Frage gestellt.«

      Dann wurde eine der Stimmen weniger freundlich. »Rollen Sie Ihr Gewand nach oben.«

      Beide Männer liefen gleichzeitig auf ihn zu. Derjenige mit dem Nachtsichtgerät hielt eine Spritze in der Hand, der andere ein Sturmgewehr. Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, presste der Soldat mit dem Kurzgewehr dem Papst die Mündung der Waffe an die Schläfe. »Rollen Sie Ihr Gewand nach oben … und zwar sofort.«

      »Ich verstehe nicht …«

      »Das müssen Sie auch nicht. Rollen Sie das Gewand nach oben.« Der Soldat presste den Lauf nun noch etwas fester in das weiche Fleisch.

      Der Papst folgte der Aufforderung. Er spürte den Stich der Nadel und ergab sich der Wirkung ihres Inhalts.

      Die Mission war beendet.

      Kapitel 7

      Der Teamführer war überaus zufrieden, dass die gesamte Operation weniger als zehn Minuten gedauert hatte und es unter seinen Leuten keine Opfer zu verzeichnen gab. Die Verluste der Gegenseite waren schnell und leidenschaftslos erfolgt.

      Während er die Operation in den von kaltem blauen Licht beschienenen Speisesaal verlegte, welches durch die Fenster der Westseite fiel, kostete der Teamführer seinen Sieg aus. Hinter ihm betrachteten die Augen der toten Gouverneure das Treiben mit stummer Distanziertheit.

      Am Ende des Esstisches und unter der breiten Krempe seines Hutes verborgen, die sein Gesicht noch tiefer im Schatten liegen ließen, saß ein Mann mit lässig übereinandergeschlagenen Beinen. »Ihr Team war gut«, sagte er. »Sehr viel besser, als ich es erwartet hätte.«

      Der Teamführer lief auf den Mann zu, wobei ihm sein Nachtsichtgerät gute Dienste leistete, und blieb vor ihm stehen. »Ihr Job hier ist erledigt, Judas. Ihre Dienste werden nicht weiter benötigt.«

      »Und damit die Schlussszene dieses großartigen Schauspiels verpassen? Das glaube ich eher weniger«, antwortete der Mann regungslos und mit einer Stimme, die sich so kalt wie der Fliesenboden unter seinen Füßen anhörte.

      Der Teamführer verbeugte sich knapp. »Wie Sie wünschen.«

      »Dann legen wir mal los.«

      Al-Bashrah und Al-Hashrie wurden in den Speisesaal geführt und auf die Knie gezwungen. Auf beide Hinterköpfe war der Lauf eines Sturmgewehrs gerichtet. Keiner der beiden Gefangenen war bereit, Angst zu zeigen. Sie hatten beschlossen, ihrem Schicksal erhobenen Hauptes zu begegnen.

      Bewundernd lief der Teamführer um die beiden herum und fragte sich, was diese Männer dazu bewog, ihr Leben für ein Jenseits zu opfern, welches er selbst für mehr als unwahrscheinlich hielt. Dann sprach der Teamführer sie auf Arabisch an, damit nur sie ihn verstehen konnten.

      »Ihr seid in dieses Land gekommen, um für eure Gefolgsleute Geschichte zu schreiben«, erklärte er ihnen. »Und ihr werdet Geschichte schreiben. Doch nicht so, wie Ihr es euch erträumt oder vorgestellt habt.« Der Teamführer kehrte ihnen den Rücken zu und begann, sich von ihnen zu entfernen. »Der heutige Tag stellt den Anfang einer neuen, besseren Welt dar. Für manche einen Neubeginn, für andere ein Ende.«

      Obwohl der im Dunkeln sitzende Mann die Worte nicht verstand, konnte er doch nicht anders, als belustigt und bösartig laut aufzulachen.

      Der Teamführer schloss die Augen und atmete tief ein. Sein Hass, den er auf Judas empfand, war enorm. Judas war ein Söldner, dem es nur darum ging, sich seine Taschen mit Blutgeld zu füllen. Doch da seine Anwesenheit eine Notwendigkeit für den Fortgang der Sache darstellte, biss sich der Teamführer auf die Zunge.

      »Haben Sie es ihnen gesagt?«, fragte Judas voller Abscheu. »Haben Sie ihnen verraten, dass sie gleich sterben werden?«

      »Was wir hier tun, Judas, tun wir ohne Missgunst und Boshaftigkeit. Sie scheinen das vergessen zu haben.«

      »Was wir hier tun, tun wir für Geld«, erwiderte dieser. »Und jetzt bringen Sie es zu Ende.«

      Die Muskeln im Kiefer des Teamführers begannen zu arbeiten. Judas spielte eine wichtige Rolle. Er war derjenige, der ihnen Türen geöffnet und ihre Sache überhaupt erst möglich gemacht hatte. Trotzdem konnte sich der Teamführer nicht daran gewöhnen, Befehle von jemanden entgegenzunehmen, dessen einzige Motivation rein finanzieller Natur war. Für den Teamführer war Judas nichts weiter als eine Hure.

      Aber Judas hatte recht. Er musste es zu Ende bringen.

      Der letzte Überlebende der Sicherheitsmannschaft des Präsidenten, ein Mann namens Cross, wurde mit einer Waffe am Hinterkopf in den Raum geführt.

      »Das Gelände ist gesichert«, meldete der Soldat, der das Sturmgewehr in den Händen hielt. »Die gesamte Sicherheitsmannschaft wurde eliminiert.«

      Judas erhob sich, tippte zum Gruß mit den Fingern an die Krempe seiner Fedora und musterte Special Agent Cross spöttisch. Zum ersten Mal waren in dem bläulichen Licht seine Gesichtszüge auszumachen.

      »Einen schönen guten Morgen wünsche ich«, sagte er.

      Cross wendete den Blick von ihm ab. In seinem Gesicht, seinen Augen, seinem ganzen Verhalten ließ sich der Unglaube darüber ablesen, dass ein Mann, den er kannte, respektierte und vergötterte, diese Terroristen angeführt haben konnte.

      Der Teamführer sah zu Cross. »Dann kennen Sie also Judas.«

      Cross blickte ihn an. Die Entschlossenheit, mit der er sein Kinn nach vorn reckte, war kennzeichnend für seinen Gleichmut. Auch wenn die Mimik erzwungen war, bewunderte der Teamführer ihn dafür.

      »Judas«, murmelte Cross leise. »Das passt.«

      Judas' Gesicht blieb weiterhin teilweise unter der Krempe seines Hutes verborgen. »Das passt? Ja, vielleicht«, entgegnete er. »Doch im Gegensatz zu dem echten Judas, der sich für dreißig Silbertaler verkaufte, tue ich das für zehn Millionen Dollar. Und ich bin sicher, Sie würden das Gleiche tun, David, wenn Sie die Chance bekämen.«

      »Da irren Sie sich.«

      Judas klopfte dem Agenten auf die Schulter und fuhr voller Sarkasmus fort: »Nur damit Sie wissen, wie das läuft«, erklärte er. »Ich werde auf Ihrer Beerdigung sein und Ihrer Frau erzählen, was für ein guter Mann Sie gewesen sind, wie sehr man Sie vermissen wird, und vielleicht – aber nur vielleicht – schlafe ich dann noch mit ihr, um für einen Moment das plötzliche und furchtbare Loch in ihrem Leben zu füllen. Wie finden Sie das, hm? Klingt doch gut, oder?«

      Judas ließ es sich nicht nehmen, noch einen draufzusetzen. »Sterben Sie gut, David. Das ist ein Punkt, an dem jeder von uns eines Tages ankommen wird.« Mit einem bösen Grinsen im Gesicht, die Hände tief in die Taschen seines langen Mantels geschoben, schritt Judas aus dem Raum, als würde er durch einen Park schlendern.

      Sein mangelnder Respekt vor seinen eigenen Agenten bestätigte den Teamführer nur noch mehr in seiner Abscheu, die er vor Judas empfand. Ein Mann ohne jede Ehre.

      Mit ausdruckslosem Gesicht sah der Teamführer Agent Cross in die Augen. »Ihr Team, Special Agent Cross, war so sehr von sich überzeugt, dass es uns kaum eine Anstrengung kostete. Judas hin oder her, Ihre Absicherung des Papstes war nachlässig. Unter meiner Führung wäre Ihr Team nicht so schlecht ausgebildet worden.«

      Der Teamführer wandte sich an den Soldaten, der seine Kurzwaffe auf den Kopf von Cross gerichtet hielt und streckte ihm die Hand entgegen. »Seine Waffe, bitte.«

      Der Soldat zog eine Glock aus seinem Hosenbund und überreichte sie dem Teamführer. Dieser wog


Скачать книгу