DIE RITTER DES VATIKAN. Rick Jones

DIE RITTER DES VATIKAN - Rick Jones


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Präsident Burroughs seine Aufmerksamkeit in der Hauptsache den Mitgliedern des Geheimdienstes widmete.

      Mit seinen bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Hemdsärmeln, als würde er sich gleich in schwere körperliche Arbeit stürzen, zeigte der Präsident das Erscheinungsbild eines Mannes, der sich sehr wohl darüber im Klaren war, unter dem Mikroskop der gesamten Welt zu stehen. Trotz des amerikanischen Grundsatzes, niemals mit Terroristen zu verhandeln, konnte der Präsident das Damoklesschwert auf internationaler Ebene förmlich über sich spüren, wenn sich seine Regierung nicht dem Willen der Soldiers of Islam beugen würde.

      »Okay, fangen wir an.«

      Es wurde still im Raum und etwas Unbeschreibliches, Unangenehmes schien in der Luft zu schweben. Es ähnelte Nervosität, war aber weitaus greifbarer. »Letzte Nacht – oder heute am frühen Morgen, je nachdem, wie man es sehen möchte – habe ich vier gute Männer an Terroristen verloren«, begann er. »Kann mir also irgendjemand hier verraten, wie es eine Terrorzelle schaffen konnte, meine Leute in meinem Vorgarten zu überwältigen, ohne dass wir im Vorfeld davon Kenntnis erlangten?« Trotz des Versuches, die Fassung zu bewahren, wurde seine Stimme verärgerter, drohender und mit jedem Wort lauter. »Irgendjemand?«

      Niemand wagte es, eine Antwort anzubieten. Die versammelten Würdenträger zogen es vor, auf die Papierstapel vor ihnen auf dem Tisch zu starren.

      »Meine Herren, reden Sie mit mir! Ich habe Sie nicht rufen lassen, damit Sie hier keinen Piep von sich geben.«

      Generalbundesanwalt Dean Hamilton setzte zu einer Antwort an. »Mit Ihrer Erlaubnis, Mr. President.«

      »Bitte.«

      »Nach dem Vorfall in der Villa des Gouverneurs haben wir umgehend die Identität der beiden Araber überprüft, die wir in dem Haus fanden, und konnten beide zuordnen.« Er sah auf sein Dokument mit den entsprechenden Geheimdienstinformationen hinab. »Einer von ihnen war Al-Hashrie Rantissi, ein Jordanier mit Verbindungen zu Al-Qaida.«

      »Dann steckt die Al-Qaida also dahinter?«

      »Wir sind uns noch nicht vollständig sicher. Der andere Araber, Al-Bashrah Aziz, ist ein Saudi, ebenfalls mit Verbindungen zu Al-Qaida.«

      Der Präsident schien verwirrt. »Wieso sind wir noch nicht vollständig sicher, dass dies das Werk der Al-Qaida ist, wenn wir doch zwei Männer mit Verbindungen zu der Organisation gefunden haben?«

      CIA-Director Doug Craner beugte sich nach vorn, legte seine Brille auf dem Tisch ab und formulierte betont spitz: »Weil es, Mr. President, unseren Informationen nach in den Chatrooms vor diesem Zwischenfall keinerlei Diskussionen über eine solche Aktion gab. Die einzige Aktivität, die wir registrierten, war eine Übertragung der Nachrichtenmedien nach dem Zwischenfall.«

      »Und das bedeutet?«

      »Das bedeutet, Mr. President, dass unter den terroristischen Vereinigungen einige Verwirrung darüber herrscht, wer dafür verantwortlich ist. Die Aktivitäten im Internet deuten eher auf Neugier als auf Schuld hin. Wir glauben, dass diese Aktion von den Soldiers of Islam ausgeführt wurde, die unabhängig von Al-Qaida operieren.«

      »Nachwuchs also?«

      »Ja, Sir. Und wir wissen nichts über ihr Vorgehen, da wir noch keinerlei Informationen über bisherige Aktivitäten besitzen. Alles was wir bis jetzt haben, Mr. President, sind die Profile der beiden, die wir als Al-Hashrie und Al-Bashrah identifizierten.«

      Craner reichte einen Stapel Kopien seines Berichtes an seinen Berater, der sie an die Anwesenden verteilte. Auf der ersten Seite prangte ein Bild von Al-Hashrie Rantissi, aufgenommen vor zwei Jahren, als dieser in die Vereinigten Staaten einreiste.

      »Al-Hashrie«, fuhr er fort und zitierte aus dem Gedächtnis, »ist Jordanier, der vor zwei Jahren in dieses Land kam, nachdem er sechs Monate in einem Trainingscamp der Al-Qaida am Rand der afghanischen Grenze verbracht hatte. Die andere Leiche, die wir als Al-Bashrah identifizierten, half Al-Hashrie dabei, zusammen mit sechs weiteren Personen eine Schläferzelle in Utah aufzubauen. Zwei Jahre lang verhielten sie sich ruhig.«

      »Bis jetzt?«

      »Bis jetzt – jawohl, Sir.«

      »Und die anderen sechs?«, wollte der Präsident wissen.

      »Mithilfe unserer Geheimdienste waren wir in der Lage, jedes einzelne Mitglied der Schläferzelle zu identifizieren und zu bestätigen. Wir stellten Haftbefehle gegen sie aus und durchsuchten ihre Wohnungen. Zu unserem Leidwesen hinterließen sie keinerlei Spuren. Die Computer, die sie zurückließen, waren nutzlos. Die Festplatten waren komplett frittiert worden.«

      Der Präsident blieb auf beunruhigende Weise schweigsam. Erst nach einem Moment des Zögerns sagte er: »Dann wissen wir aber zumindest, wer die anderen sechs Personen sind – die Soldiers of Islam

      »Ja, Sir. Sie befinden sich alle auf der Beobachtungsliste des FBI.«

      Der Präsident sah mit dem Wissen auf seine Uhr, dass die ganze Welt auf seine Stellungnahme zu der Entführung wartete. Im Moment hatte er jedoch noch nichts anzubieten. Die Soldiers of Islam hatten noch keine Forderungen gestellt. »Werden wir von unserem Nichtverhandlungsgrundsatz abweichen, wenn sie sich melden?«, fragte er kaum hörbar.

      »Wir reden hier nicht von jemandem, der entbehrlich ist«, erklärte Thornton, der ihn seit drei Jahren beriet und dessen zahllose Auszeichnungen für politische Leistungen die Wände seines Büros zierten. »Wir reden hier von dem Papst. Wenn wir zulassen, dass diese Terroristen ihm etwas antun, nur weil wir uns ihnen nicht beugen wollen, dann wird uns das schwerwiegende Kritiken von unseren Verbündeten einhandeln. Die Stimme einer Milliarde Katholiken wird sich Gehör verschaffen.«

      »Dem stimme ich zu«, sagte der Präsident.

      Mit der Miene des Besiegten sah Thornton zu Präsident Burroughs. »Von daher glaube ich, Mr. President, die Antwort lautet: Ja, wir werden Zugeständnisse machen müssen. Wahrscheinlich sogar eine ganze Menge.«

      Der Präsident schien einen unsichtbaren Punkt auf dem Tisch zu fixieren. »Das wäre dann dein Ressort, Dean«, sagte er. »Du bist der Generalbundesanwalt. Das FBI ist deine Baustelle.«

      Der Präsident sah Hamilton unverwandt und mit ernstem Blick an. Sein Tonfall verriet, dass er keine Fehler tolerieren würde. »Das hier wird nicht wie ein zweites Waco oder Ruby Ridge enden. Haben wir uns verstanden?«

      »Klar und deutlich, Mr. President.«

      »Welche Optionen haben wir also?«

      Hamilton war noch nicht fertig. »Ich würde vorschlagen, Shari Cohen ins Boot zu holen«, sagte er. »Jeder, der sie kennt, wird Ihnen sagen, dass niemand für diese Situation besser geeignet ist als sie. Sie ist wahrscheinlich die Beste, die dieses Land derzeit aufbieten kann.«

      Der Präsident tippte sich mit einem Finger an sein Kinn und schien darüber nachzudenken.

      Shari Cohen war die beste Verhandlungsführerin des Geiselrettungsteams des FBI, welches seinen Sitz im Washington Metropolitan Field Office hatte. Außerdem war sie die stellvertretende Direktorin der Critical Incident Response Group, kurz CIRG, der Kriseninterventionsabteilung des FBI. Und wenn es ihre Zeit noch erlaubte, arbeitete sie mit der Homeland Security zusammen und unterrichtete deren Agenten aus der Terrorismusabwehr.

      »Ich teile Ihre Einschätzung«, sagte er schließlich. »Holen Sie sie dazu.«

      Vizepräsident Bohlmer legte lautstark Widerspruch ein. »Mr. President«, sagte er. »Haben Sie vergessen, mit welcher Art von Menschen wir es hier zu tun haben? Wir sprechen hier von einem von Männern dominierten Regime, welches Frauen allenfalls als Eigentum ansieht. Wenn sie einen weiblichen Vermittler einsetzen, obendrein noch jüdischen Glaubens – womit ich Ms. Cohens religiöse Abstammung oder Überzeugungen keinesfalls diskreditieren möchte – um mit islamistischen Terroristen zu verhandeln, dann wird das mit Sicherheit deren Grundsätze beleidigen. Und dann können Sie sich sicher sein, dass sie im Gegenzug dafür Papst Pius ganz sicher umbringen werden.«

      Damit


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