DIE RITTER DES VATIKAN. Rick Jones

DIE RITTER DES VATIKAN - Rick Jones


Скачать книгу
Boden betreten hast, wirst du dich mit Kardinal Juan Medeiros in der Sacred Hearts Church treffen, eine Meile östlich des Erzbistums von Washington. Er wird deine Kontaktperson sein – ein guter Mann.«

      Kimball drückte noch einmal vorsichtig die Schulter des Kardinals, bevor er in die Knie ging und sich die Faust vor die Brust hielt. »Treue über alles«, wiederholte er. »Alles außer der Ehre.«

      Der Kardinal erwiderte Kimballs Geste und legte ihm die Hand auf den Kopf. Ein Akt der Salbung, der Ehrerbietung. »Gib auf dich acht, mein Freund. Die Kirche glaubt fest an all jene, die sich der Rechtschaffenheit verpflichtet haben. Möge der Herr mit dir sein.«

      Kimball erhob sich, drehte sich um und ließ den Bund der Sieben hinter sich zurück. Seine schweren Schritte hallten von den uralten Steinwänden der Halle wider.

      Kapitel 12

      Das Weiße Haus | 23. September, nachmittags

      Das Weiße Haus umfasst eine Fläche von etwa 20.000 m², einschließlich der beiden Kellergeschosse. Doch soweit es den Präsidenten betraf, hätte es durchaus größer sein können. Denn überall um ihn herum wimmelte es von Mitarbeitern, die scheinbar überall gleichzeitig zugegen waren.

      Das Stimmengewirr schwoll zu einem unaufhörlichen Brummen an, welches selbst in seinem privaten Arbeitszimmer noch gnadenlos in seinen Schläfen hämmerte.

      Alles, wonach ihm der Sinn stand – und wenn es nur für fünfzehn Minuten wäre – war der Wunsch nach einer kurzen Verschnaufpause, um seine Gedanken und Emotionen zu ordnen.

      Diese fand er im Presseinformationsraum, einem kleinen, geschlossenen Bereich nicht größer als ein durchschnittliches Wohnzimmer. Achtundvierzig leere Theaterstühle starrten ihn an.

      Präsident Burroughs stand vor dem Bühnenbereich und sah auf das unsichtbare Publikum hinab, bevor er sich mit den Handflächen so lange über die Augen rieb, bis er helle Flecken zu sehen begann. Er wusste, dass dieser Raum sehr bald voller Medienvertreter sein würde, die ihm Fragen entgegen schreien würden, auf die er keine Antworten wusste.

      »Wusste ich doch, dass ich dich hier finde«, überraschte ihn der Vizepräsident. Seine Stimme klang stets sanft und ruhig, wenn er nicht gerade in eine hitzige politische Debatte verstrickt war oder Öffentlichkeitsarbeit betrieb. »Ein seltsamer Ort, um ein wenig Ruhe und Frieden zu finden, oder?« Der Vizepräsident trat hinter das Podium, dann packte er dessen Ränder, als wäre er im Begriff, vor der aus nur einem einzigen Besucher bestehenden Gemeinde die Messe abzuhalten. »Geht es dir gut, Jim? Es sieht dir gar nicht ähnlich, dich davonzustehlen.«

      Der Präsident seufzte. »Ich laufe nicht vor der Situation davon, Jonas. Nur vor dem Moment.«

      »Du weißt schon, dass es von jetzt an nur noch schlimmer wird, nicht wahr?«

      Der Präsident klappte einen der Sitze herunter und ließ sich darauf nieder. »Als ich heute Morgen aufwachte, wusste ich bereits, dass das ein mieser Tag werden würde«, begann er. »Nenn es präsidiale Einsicht, Vorahnung, wie du willst. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich heute einer Aufgabe gegenüberstehen würde, von der ich nicht weiß, ob ich ihr gewachsen bin – ob wir ihr gewachsen sind.«

      Der Vizepräsident starrte in das makellose Gesicht von Jim Burroughs. »Wir werden das schaffen«, sagte er. »Wir müssen.«

      Der Präsident lächelte schwach. »Wir beide haben schon eine Menge durchgestanden.« Er legte seinen Arm über die Lehne des benachbarten Stuhls. »Ich schätze, das hat man dann eben davon, wenn sich Senator Burroughs aus New York und Senator Bohlmer aus Kalifornien ein Rennen um den gleichen Job im Weißen Haus liefern. Die Leute erwarten dann einfach viel von uns.«

      »Und wir haben sie nicht enttäuscht.«

      »Bis heute.«

      »Du hättest nichts tun können, um es zu verhindern, Jim. Du hast alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Du hast dein Sicherheitsteam wie vorgesehen zum Einsatz gebracht.«

      »Mein Sicherheitsteam wurde ermordet, Jonas. Von einer Bande Terroristen, die einfach in meinen Hinterhof spaziert sind. Das lässt dieses Land verwundbar wirken – für die Amerikaner und für unsere Verbündeten. Das ist nicht gut.«

      »Jim, das waren perfekt trainierte Militärs, die unseren Leuten weit überlegen waren. Das weißt du.«

      »Natürlich weiß ich das. Aber die öffentliche Meinung und die Menschen dieser Nation werden es als ein Wegbrechen unserer Vormachtstellung empfinden. Unsere Regierung scheint mit einem Mal unfähig geworden zu sein, die Sicherheit der Nation zu gewährleisten.«

      »Weshalb es noch wichtiger ist, dass wir die Dinge nun richtig angehen«, entgegnete Bohlmer.

      Der Präsident schloss die Augen. Seine Kopfschmerzen waren ein wenig abgeklungen. »Wir tun alles, was wir können, Jonas«, antwortete er geschwächt. »Zumindest soweit wir es derzeit können.«

      »Dem stimme ich zu. Aber da gibt es noch ein Problem, dem wir uns widmen müssen.«

      Der Präsident öffnete die Augen. »Und das wäre?«

      »Shari Cohen.«

      Instinktiv hob der Präsident die Hände. »Bitte, Jonas, darüber haben wir dort oben schon diskutiert und deine Bedenken wurden vermerkt. Aber ihre Anwesenheit in dieser Sache ist entscheidend.«

      »Ihre Anwesenheit ist gefährlich, Jim. Was glaubst du, wie viele Leute in diesem Moment an dieser Sache arbeiten?«

      Der Präsident zuckte mit den Schultern. »Eine Menge.«

      »Ganz genau. Eine Menge. Wie lange wird es wohl dauern, bis jemand von der Post, der Times oder dem Globe jemandem ein Angebot macht, der bereit ist, das Geheimnis durchsickern zu lassen, dass eine Frau mit jüdischem Glauben dieses Team leitet? Du weißt so gut wie ich, dass diese undichten Stellen bei denen zu suchen sind, die bereit sind, ihre Integrität für ein paar volle Taschen zu opfern. Das ist eine Tatsache, Jim. Und ich wette, dass du da oben sofort jemanden findest, der bereit wäre, seine eigene Mutter dafür zu verkaufen.«

      »Wir haben ein Notfallprogramm gegen Leaks.«

      »Aber das ist nicht narrensicher, Jim. Das weißt du.«

      »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Die beste Person für diesen Job rauswerfen, nur wegen ihres religiösen Hintergrundes?«

      »In diesem Fall ja! Du weißt, was die Soldiers of Islam mit dem Papst anstellen werden, wenn sie herausfinden, dass Cohen ihnen auf der Spur ist. Und nicht wegen dem, was sie tut, sondern wer sie ist

      »Wenn ich jede qualifizierte Person wegen ihres Glaubens aus ihrem Amt werfe – oder wegen eines anderen von der Verfassung beschützten Grundrechts – dann haben diese Terroristen die Schlacht bereits gewonnen, denn dann zwingt man mich, Entscheidungen auf der Basis rebellischer Religionen zu fällen.« Der Präsident schloss die Augen. Die Schmerzen dahinter begannen an seiner Geduld zu zehren. »Du musst unseren Leuten vertrauen, Jonas. Shari Cohen ist ungeheuer mächtig. Und wenn das alles vorbei ist, werden die Leute vor ihr kriechen. Das kannst du mir glauben.«

      »Und du solltest realistisch sein. Du weißt, dass wir nicht in der Lage sein werden, ihre Forderungen zu erfüllen, egal, wie diese aussehen werden. Und ganz tief in dir drin weißt du bereits, dass sie ihn eigentlich umbringen wollen.«

      »Jonas, wenn sie ihn hätten umbringen wollen, hätten sie das bereits tun können, als sie die Villa des Gouverneurs stürmten. Sie lassen ihn aus einem ganz bestimmten Grund am Leben.«

      Bohlmer verließ das Podium und gestikulierte wild mit den Händen, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. »Jim, die Soldiers of Islam setzen gerade ein machtvolles Zeichen, dass sie die Kontrolle haben, und gewinnen damit an Zuspruch. Es dreht sich alles nur darum, den Aufständischen die Idee einzuimpfen, dass ihr Krieg auf amerikanischem Boden geführt und gewonnen werden kann.« Bohlmer holte tief Luft, dann seufzte er. »Sie werden ihn


Скачать книгу