DIE RITTER DES VATIKAN. Rick Jones

DIE RITTER DES VATIKAN - Rick Jones


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sie sich dann auf unangenehme Art anschweigen. Es würde ihnen schwerfallen, eine Unterhaltung zu führen, jetzt wo ihre Leidenschaft auf die gleiche Art verflogen zu sein schien, wie die Fähigkeit, ein einfaches Gespräch zu beginnen.

      An diesem Abend bereitete Gary ein griechisches Lamm mit Spinat und Orzo zu, Sharis Lieblingsgericht während ihrer Flitterwochen auf den Griechischen Inseln vor ein paar Jahren. Es war der Versuch, etwas von den alten Zeiten aufleben zu lassen, als sie allein schon davon fasziniert waren, beieinander zu sein oder die Stimme des anderen zu hören.

      Er lief noch etwas weiter in das Wohnzimmer hinein und der Geruch von gebackenem Fleisch folgte ihm. »Irgendetwas Neues?«

      »Bis jetzt sind es nur Spekulationen«, antwortete sie tonlos und verhalten, während sie damit fortfuhr, die Bücher zurück an ihren Platz in den Regalen zu stellen.

      Für einen Augenblick wirkte Gary traurig. Ihr Tonfall schien die Bestätigung dafür zu sein, dass ihre Ehe mittlerweile genauso aufgesetzt war wie ihre Versuche einer Unterhaltung.

      Dann unterbrach eine Eilmeldung bei CNN das laufende Programm und eine Nachrichtensprecherin kündigte an, dass ein Sprecher des Weißen Hauses jeden Moment eine Stellungnahme aus dem Brady Press Room abgeben würde.

      Ein kahl werdender Mann mit Botox-Lippen und teigigen Gesichtszügen betrat das Podium und stellte sich den anwesenden Reportern. Sein Auftreten erinnerte an einen Troll und seine Stimme ähnelte einem schrillen Heulen. Das war kein Bild, welches Shari der Weltöffentlichkeit präsentiert hätte, ein Fehler, der dem Stab des Weißen Hauses zuzuschreiben war. Doch wie von Shari erwartet galten seine ersten Worte der verabscheuungswürdigen Tat der Terroristen und dem unweigerlichen Ruf nach Gerechtigkeit. Danach lenkte der Sprecher seine Rede geschickt auf das, was jeder hören wollte – dass die Soldiers of Islam für die Tat verantwortlich waren und nun von internationaler Seite aus alles unternommen wurde, um die Terroristen zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit von Papst Pius XIII. zu gewährleisten. Die Identität der Terroristen wurde mit keinem Wort erwähnt.

      Während der Ausführungen des Sprechers klingelte das Telefon. Mit den Augen weiter auf den Fernsehbildschirm gerichtet, trat Shari ein paar Schritte zurück und tastete blindlings nach dem Telefon an der Wand. Nach einem kurzen Gespräch mit gedämpfter Stimme legte sie den Hörer zurück auf die Gabel. »Das war der Justizminister«, erklärte sie. »Er will mich unverzüglich sprechen.«

      Obwohl Gary keinerlei Regung zeigte, wusste sie jedoch, dass er innerlich kochte.

      »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich weiß, wie wichtig dir unser Dinner heute Abend war.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Ja … na ja, was soll's.«

      Sie fühlte sich verletzt. Seiner Stimme ließ sich ein absichtlich barscher Tonfall entnehmen. »Gary, das ist mein Beruf. Das ist meine Arbeit. Mir bleibt gar keine andere Wahl.«

      In schneller Folge wechselten sich auf seinem Gesicht unterschiedliche Gefühlsregungen ab, von Zorn über Kummer bis hin zu einem Anflug von Verständnis.

      »Er sagte, der Präsident möchte mich sofort sehen.«

      Gary, der eingesehen hatte, dass das Lamm umsonst im Ofen schmorte, zog sich den Ofenhandschuh von seiner Hand und warf ihn auf das Sofa. »Ich verstehe«, sagte er, doch seine ausdruckslose Stimme war die eines Mannes, der bereits resigniert hatte.

      »Hör zu, Gary, es tut mir leid. Du weißt, dass ich den Abend mit dir verbringen wollte.« Das war gelogen, und Gary wusste das. Lügen gehörte nicht zu ihren Stärken. Aber er wusste auch, dass sie verzweifelt den Gedanken daran von sich schob, dass ihre Ehe scheitern könnte. Shari Cohen war noch nie in ihrem Leben an etwas gescheitert.

      Er trat einen Schritt auf sie zu und sah ihr fest in die Augen. »Im Ernst, Shari, hilf mir zu verstehen, was mit uns beiden gerade passiert. Hast du das Interesse an mir verloren? Weil ich Zuhause bei den Kindern bleibe und nicht du? Sag es mir, was genau ist es?«

      »Es gibt nichts zu diskutieren, Gary«, antwortete sie ruhig und deutete auf den Fernseher. »Du siehst ja, was los ist. Du weißt, womit ich mein Geld verdiene.«

      Er zögerte, bevor er ihr mit leiser Stimme antwortete: »Ich weiß, dass du eine Mutter und eine Ehefrau bist. Und ich bin dein Mann. Und ich merke, dass du vor mir davonläufst.« Er umrundete das Sofa. »Du wolltest noch nicht einmal meinen Nachnamen bei der Heirat annehmen. Ich weiß, ich weiß, aus »professionellen« Gründen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es dir vielmehr darum ging, so wenig wie möglich mit mir zu tun zu haben.«

      Resigniert ließ sie die Hand sinken. »Gary …« Sie sprach nicht weiter, denn im Grunde hatte er recht. Sie lief davon. Und selbst die Entscheidung, ihren Mädchennamen zu behalten, hatte sie davor nicht bewahren können.

      Shari trat zu ihrem Ehemann und umarmte ihn. Sie spürte keine Liebe oder Leidenschaft dabei, nur eine überwältigende Traurigkeit, die sie beinahe zum Weinen brachte. »Du bist ganz ohne Frage ein toller Mann, Gary Molin. Vergiss das nie.«

      Er wich ein wenig vor ihr zurück und rang sich ein Lächeln ab. Dann strich er ihr vorsichtig mit dem Handrücken ein paar Strähnen von der Stirn, sodass ihr Haar ihr wunderschönes Gesicht ohne störende Locken umrahmte. »Ich bin nicht wütend auf dich, Liebling. Ich habe nur Angst, was aus uns werden wird.«

      »Wir reden«, sagte sie. »Ich verspreche es.« Kein Lächeln, auch kein erzwungenes. Dann legte sie sich eine Hand auf die Brust. »Ich weiß, dass du enttäuscht bist, aber ich muss gehen.«

      »Schätze, damit muss man rechnen, wenn die eigene Frau die Leiterin des Geiselrettungsteams ist, nicht wahr?«

      »Danke, dass du es verstehst«, sagte sie.

      Er hob die Schultern. »Was bleibt mir denn anderes übrig?«

      »Ich brauche nur etwas Zeit, das ist alles.«

      »Was wir brauchen, ist ein ernsthaftes Gespräch. Ein wirklich ernsthaftes Gespräch.«

      Sie zwang sich zur Ruhe. »Im Moment habe ich genug zu tun, Gary, und der Justizminister verlangt nach mir. Vielleicht versuchst du, den Druck nachzuempfinden, unter dem ich gerade stehe, denn es ist offensichtlich, welche unmögliche Aufgabe vor mir liegt. Ich muss daran glauben können, dass ich das schaffe.«

      »Das kannst du«, versicherte er ihr. »Sie holen dich dazu, weil sie an dich glauben, so wie ich an dich glaube.« Er zog sie noch einmal zu sich heran und dieses Mal küsste er sie auf die Stirn. »Du schaffst das, Shari. Du bist dafür gemacht.«

      Als sie sich aus seiner Umarmung löste, sah er die Sorge und Unsicherheit in ihren Augen. Normalerweise sprühte sie vor innerer Kraft und konnte es kaum erwarten, der Herausforderung zu begegnen. Doch dieses Mal war das anders. Dieses Mal wirkte sie ungewöhnlich besorgt, und das schien an ihrem sonst so unerschütterlichen Selbstvertrauen zu rütteln. Obwohl sie stets nach der Maxime lebte, dass ein einzelner Rückschlag nicht gleich bedeuten musste, dass man auf ganzer Linie gescheitert war, schien sie zu wissen, dass in diesem Falle eine einzige Fehlentscheidung nicht nur das Leben des Papstes, sondern auch den Weltfrieden gefährden konnte. Doch wie sollte sie die Welt retten, wenn sie noch nicht einmal ihre Ehe retten konnte?

      Dankbar für den Zuspruch, den er ihr gab, umarmte sie noch einmal ihren Mann. Dieses Mal fühlte es sich nicht ganz so falsch an. Dann machte sie sich auf den Weg, sich nur mit ihrem ausgezeichneten Urteilsvermögen bewaffnet den Soldiers of Islam zu stellen.

      Kapitel 14

      Vatikanstaat | 23. September, spätnachmittags

      Sie hatten ihre Decknamen dem Alten Testament entlehnt, mit Ausnahme von Kimball Hayden, der den Tarnnamen Erzengel trug, diesen aber nie benutzte. Danny Keaton hatte für sich den Namen Leviticus gewählt, Joey Hathaway den Namen Micah, Lorenzo Martinez wurde zu Nehemiah und Christian Placentia wurde Jesaja gerufen.

      Zusammen hinter den Mauern des Vatikans aufgewachsen war aus den Männern über die Jahre ein verschworener Haufen geworden,


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