Italienischer Traum am Gardasee. Gabriele Raspel
für die Limonaie, also die Zitronengewächshäuser, sind die Mauern, Pfeiler, Treppen, Eingänge und Balken, die wir von November bis März mit Bretterabdeckungen und Glasscheiben verkleiden. Die Orangerien wurden ja gebaut, um vor allem die Zitronenbäume im Winter zu schützen. Die Gewächshäuser mussten früher regelmäßig im Winter beheizt werden, was heute durch den Klimawandel wegfällt. Allerdings verschließen wir immer noch die Gewächshäuser, um die Pflanzen vor winterlichen Winden und der Witterung zu schützen. Auch wenn sich das Klima wandelt: Die Bedürfnisse der Pflanzen sind heute die gleichen wie vor hundert oder zweihundert Jahren. An erster Stelle stehen die Vorteile der kühlen Überwinterung bei geringem Licht. Und optimal ist die natürliche Wärmeführung in der Hanglage. Hier steigt die warme Luft auf. Wenn die Pflanzen vor einer Rückwand stehen, kommt es zum Wärmestau, der ihr Gedeihen unterstützt. Ähnlich ist es, wenn Pflanzen unter einem Terrassendach stehen, das nur eine oder zwei offene Seiten hat, wie wir es neben unserem Haus vorfinden. Wenn man diese in kühlen Frühjahrsnächten noch schließen kann, verlängert das die Wachstumszeit.« Er spürte, wie sich seine Begeisterung steigerte, je länger er sprach.
»Seit wann gibt es diese Art des Zitronenanbaus?«, erkundigte sich seine zukünftige Sekretärin.
»Seine Geschichte geht bis auf die Renaissance, vermutlich das fünfzehnte oder sechzehnte Jahrhundert zurück. Die Zitronen am Gardasee waren vor allem für die Mitte Europas bestimmt, und als nördlichstes Anbaugebiet hatte Limone den kürzesten Weg in die Metropolen des Nordens. Dort fanden Zitronen als Statussymbol und Genussmittel, Grundstoff für Parfums und andere Aromen, reißenden Absatz. Allerdings dauerte diese Blüte nur bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Neue Transportmöglichkeiten machten es erschwinglich, günstiger produzierte Zitrusfrüchte aus dem Süden Italiens gen Norden zu bringen. Außerdem wurden Zitronenaromen und auch -essig zunehmend künstlich hergestellt. So gerieten die Limonaie am Gardasee in Vergessenheit, viele verschwanden ganz. Aber ich werde neue Wege gehen und freue mich auf meine zukünftige Arbeit.«
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