So Gut Wie Tot. Блейк Пирс
ihn nur kurz, aber erkannte, dass er Richtung Hintertür unterwegs war.
Ihr Herz beschleunigte sich, als sie an Eindringlinge, das automatische Tor und die Sicherheitskameras dachte.
Sie erinnerte sich an Ms. Rossis Worte und ihre klare Warnung. Dies war das Haus einer wohlhabenden Familie. Zweifellos waren die Rossis im Visier von Einbrechern oder sogar Kidnappern.
Sie musste der Sache auf den Grund gehen. Wenn sie den Mann für gefährlich hielt, könnte sie den Alarm auslösen, schreien und den ganzen Haushalt wecken.
Als sie nach unten eilte, entschied sie sich für einen Plan.
Der Mann war um den hinteren Bereich des Hauses geschlichen, also würde sie die vordere Haustür nehmen. Es war nun hell genug, um etwas zu sehen und die kalte Nacht hatte das Gras mit Frost bedeckt. Sie wäre problemlos in der Lage, seine Fußspuren zu verfolgen.
Cassie ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Der Morgen war ruhig und eiskalt, aber sie war so nervös, dass sie die Temperatur kaum bemerkte.
Sie entdeckte die Fußspuren, die im Frost gut sichtbar waren. Sie führten über das sauber geschnittene Gras ums Haus herum und in Richtung Innenhof.
Cassie folgte den Spuren und sah, dass sie zur Hintertür führten, die weit offenstand.
Sie schlich die Stufen hinauf und sah die distinktiven Schuhabdrücke auf dem Stein.
Im Türrahmen blieb sie stehen, um zu warten und neben dem Hämmern ihres eigenen Herzens verdächtige Geräusche wahrzunehmen.
Aus dem Inneren des Hauses hörte sie nichts, obwohl die Lichter an waren. Der schwache Geruch von Kaffee wehte zu ihr herüber. Vielleicht war der Mann ein Fahrer, der eine Lieferung vorbeigebracht hatte und vom Koch ins Haus gelassen worden war. Aber wo war er und warum hörte sie keine Stimmen?
Auf Zehenspitzen ging Cassie in die Küche, fand dort aber niemanden vor.
Sie entschied sich, nach den Kindern zu sehen und sicherzugehen, dass es ihnen gutging. Dann würde sie Ms. Rossi wecken und ihr erklären, was sie gesehen hatte. Möglicherweise war es falscher Alarm, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Vor allem da der Mann einfach so verschwunden war.
Ohne die Schuhabdrücke hätte Cassie geglaubt, sich den hinterhältigen Mann eingebildet zu haben, so flüchtig war ihr Blick auf ihn gewesen.
Sie joggte die Stufen hinauf und ging dann in Richtung der Schlafzimmer der Kinder.
Doch bevor sie dort ankam, blieb sie abrupt stehen und schlug sich die Hand über den Mund, um ihren Aufschrei zu ersticken.
Dort war der Mann – eine schmale, schwarz gekleidete Figur.
Er stand vor Ms. Rossis Schlafzimmer und griff mit der linken Hand nach dem Türgriff.
Sie konnte seine rechte Hand nicht sehen, weil er sie vor dem Körper hielt. Aber von ihrem Blickwinkel aus schien er offensichtlich etwas in der Hand zu halten.
KAPITEL ACHT
Cassie, die eine Waffe brauchte, griff nach dem erstbesten Gegenstand, den ihre panischen Augen erblickten – eine Bronze-Statuette, die auf dem Beistelltisch neben den Treppen gestanden hatte.
Dann rannte sie auf ihn zu. Sie hatte das Element der Überraschung auf ihrer Seite; er würde nicht in der Lage sein, sich rechtzeitig umzudrehen. Sie würde ihm die Statuette gegen den Kopf schlagen – und dann auf seine rechte Hand, um ihn zu entwaffnen.
Cassie stürzte nach vorne. Er drehte sich, das war ihre Chance. Sie hob ihre provisorische Waffe nach oben.
Dann, als er sich zu ihr umdrehte, kam sie schleudernd zum Stehen. Ihr überraschter Aufschrei wurde von seinem wütenden Ausruf überdeckt.
Der kleine, schmale Mann trug einen großen Kaffeebecher in der Hand.
„Was zum Teufel?“, rief er.
Cassie ließ die Statue sinken und starrte ihn ungläubig an.
„Hattest du vor, mich anzugreifen?“, tobte der Mann. „Bist du von Sinnen? Ich habe fast den Becher fallen lassen.“
Er betrachtete den Kaffeebecher in seiner Hand, dessen Inhalt durch die Öffnung im Deckel und auf seine Hand gespritzt war. Einige Tropfen waren auf dem Boden gelandet. Er zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und beugte sich nach vorne, um sie aufzuwischen.
Cassie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er sah makellos zurechtgemacht aus. Sein braunes Haar war perfekt gestuft und sein Bart kurz geschnitten. Sie glaubte, einen australischen Akzent in seiner Stimme zu hören.
Er richtete sich wieder auf und starrte sie an.
„Wer bist du?“
„Cassie Vale, das Au-Pair. Wer bist du?“
Er zog die Augenbrauen hoch.
„Seit wann? Du warst doch gestern noch nicht hier.“
„Ich wurde gestern Nachmittag eingestellt.“
„Signora hat dich eingestellt?“
Die Betonung lag auf dem ‚dich‘ und er betrachtete sie mehrere Augenblicke lang, in denen Cassie sich immer unangenehmer fühlte. Sie nickte wortlos.
„Verstehe. Nun, mein Name ist Maurice Smithers und ich bin Ms. Rossis persönlicher Assistent.“
Cassie öffnete den Mund. Er passte nicht in ihr Bild eines persönlichen Assistenten.
„Warum hast du dich ins Haus geschlichen?“
Maurice seufzte.
Das Schloss der Eingangstür ist bei kaltem Wetter nur schwer zu öffnen. Es macht unglaublichen Lärm und ich möchte niemanden stören, wenn ich frühzeitig ankomme. Also komme ich durch die Hintertür, die leiser ist.“
„Und der Kaffee?“
Cassie betrachtete den Becher und war von der seltsamen Erscheinung des Mannes und seiner angeblichen Rolle noch immer wie geblendet.
„Der stammt aus einer kleinen Kaffeerösterei in der Nachbarschaft. Signora trinkt ihn am liebsten. Ich bringe ihr immer einen Becher mit, wenn wir Morgenmeetings haben.“
„So früh?“
Obwohl ihr Ton anschuldigend war, fühlte sich Cassie beschämt. Sie hatte sich als Heldin geglaubt, die in den besten Interessen ihrer Arbeitgeberin und deren Kinder handelte. Jetzt begriff sie, einen ernsthaften Fehler gemacht und es sich mit Maurice verdorben zu haben. Als ihr persönlicher Assistent war dieser offensichtlich eine einflussreiche Person in Ms. Rossis Leben.
Ihre Visionen eines zukünftigen Praktikums kamen ihr plötzlich viel unsicherer vor. Cassie wollte nicht einmal daran denken, dass ihr eigenes törichtes Handeln bereits ihren Traum komprimiert haben könnte.
„Wir haben einen vollen Tag vor uns und Ms. Rossi beginnt gerne früh. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich ihr nun gerne den Kaffee geben, bevor er kalt wird.“
Er klopfte respektvoll an der Tür, die einen Augenblick später geöffnet wurde.
„Buongiorno, Signora. Wie geht es Ihnen heute Morgen?“
Ms. Rossi war angezogen und perfekt zurechtgemacht. Sie trug heute ein anderes Paar Stiefel; sie waren kirschrot und mit großen, silbernen Schnallen besetzt.
„Molto bene, grazie, Maurice.“ Sie nahm ihm den Kaffee ab.
Italienische Höflichkeiten schienen zu jeder Unterhaltung dazuzugehören, bevor diese ins Englische überging, bemerkte Cassie, als Maurice weitersprach.
„Es ist kühl draußen. Soll ich die Heizung im Arbeitszimmer andrehen?“
Bisher hatte Cassie nicht gewusst, dass Maurice lächeln konnte, aber sein Gesicht verzog sich nun zu einem unterwürfigen Grinsen, als sprudele er über vor Verlangen, ihr zu gefallen.
„Wir werden nicht lange dort sein, ich bin mir sicher, dass die Temperatur angemessen ist. Bringen Sie meinen Mantel, ja?“
„Natürlich.“
Maurice