So Gut Wie Tot. Блейк Пирс
wir für die Fashion Week in der Pipeline haben. Wir hatten gestern ein fantastisches Meeting mit dem Team in Frankreich. Ich habe die Sitzung selbstverständlich aufgenommen, aber ich habe außerdem eine Zusammenfassung vorbereitet.“
Cassie realisierte, dass Ms. Rossi kein einziges Wort zu ihr gesagt hatte. Sie musste ihre Anwesenheit registriert haben, doch ihre ganze Aufmerksamkeit hatte Maurice gegolten. Nun waren die beiden auf dem Weg ins Büro, wo Cassie am Tag zuvor interviewt worden war.
Sie glaubte nicht, dass Ms. Rossi sie absichtlich ignorierte – zumindest hoffte sie das. Sie schien vielmehr von ihrer Arbeit abgelenkt zu sein und hatte ihren Fokus auf den bevorstehenden Arbeitstag gerichtet.
„Ich habe die Verkaufszahlen der letzten Woche und die Antwort der indonesischen Zulieferer.“
„Ich hoffe, es sind gute Nachrichten“, sagte Ms. Rossi.
„Ich denke, ja. Sie wollen mehr Informationen, aber es klang positiv.“
Maurice schien geradewegs um Ms. Rossi herumzuschwänzeln und Cassie hatte keine Ahnung, ob er sie unabsichtlich oder bewusst ignorierte. Vielleicht wollte er ihr zeigen, wie viel wichtiger er in ihrem Leben war als Cassie.
Sie folgte ihnen mit einigen Schritten Abstand ins Büro und wartete auf eine Lücke in der Unterhaltung, um nach dem Tagesablauf der Kinder zu fragen.
Doch bald wurde ihr klar, dass es keine Lücke geben würde. Sie hatten die Köpfe über Maurices Laptop zusammengesteckt und beachteten Cassie nicht. Sie war sich immer sicherer, dass Maurice sie absichtlich ignorierte. Schließlich wusste er von ihrer Anwesenheit.
Sie überlegte, das Gespräch zu unterbrechen, war aber zu nervös. Die beiden schienen so konzentriert zu arbeiten und Cassie wollte Ms. Rossi nicht wütend machen. Vor allem nachdem die Unterhaltung, die sie am Vortag belauscht hatte, bewiesen hatte, wie schnell die Geschäftsfrau überkochen konnte.
Sie war überschwänglicher Freude gewesen, von der einflussreichen Frau eingestellt und gelobt worden zu sein. Heute fühlte es sich an, als existiere sie in ihren Augen gar nicht.
Als sie sich wegdrehte, fühlte sich Cassie entmutigt und unsicher. Sie versuchte, die negativen Gedanken von sich wegzuschieben und erinnerte sich ausdrücklich daran, welche Rolle sie hatte. Sie war hier, um nach den Kindern zu sehen, nicht, um die Aufmerksamkeit Ms. Rossis an sich zu reißen, wo diese doch offensichtlich beschäftigt war. Hoffentlich kannten Nina und Venetia ihre Pläne für den Tag.
Doch als Cassie die Zimmer der Mädchen aufsuchte, waren diese leer. Beide Betten waren tadellos gemacht und die Zimmer aufgeräumt. Mit der Vermutung, die beiden beim Frühstück anzutreffen, ging Cassie in die Küche und war erleichtert, sie tatsächlich dort vorzufinden.
„Guten Morgen, Nina und Venetia“, sagte sie.
„Guten Morgen“, antworteten die Mädchen höflich.
Nina saß auf einem Stuhl, während Venetia ihr gerade einen Pferdeschwanz band. Cassie vermutete, dass Nina zuvor dasselbe für ihre Schwester getan hatte, denn deren Haar war bereits ordentlich nach hinten gebunden.
Beide Mädchen trugen weiß-pinke Schuluniformen. Auf dem Tresen standen Toast und Orangensaft.
Cassie war beeindruckt, wie die beiden als Team zu funktionieren schienen. Bisher hatte sie eine harmonische Beziehung erlebt, in der es weder Neckereien noch Streitereien zu geben schien. Da die Mädchen fast gleichalt waren, schienen sie sich mehr wie Zwillinge zu verhalten.
„Ihr beide seid prima organisiert“, sagte Cassie bewundernd. „Ihr scheint gut darin zu sein, nach euch selbst zu sehen. Kann ich euch etwas für euren Toast bringen? Was esst ihr normalerweise? Marmelade, Käse, Erdnussbutter?“
Cassie war sich nicht sicher, was die Küche hergab, vermutete aber, dass die Grundnahrungsmittel vorhanden waren.
„Ich mag meinen Toast einfach mit Butter“, sagte Nina.
Cassie nahm an, dass Venetia ihrer Schwester zustimmen würde. Doch das jüngere Mädchen betrachtete sie interessiert, als zöge sie die Vorschläge in Erwägung. Dann sagte sie: „Marmelade, bitte.“
„Marmelade? Kein Problem.“
Cassie öffnete mehrere Schränke, bis sie die Aufstriche fand. Sie standen weit oben – zu hoch für die Kinder.
„Es gibt Erdbeer- und Feigenmarmeladen. Was hättest du gerne? Ansonsten gibt es noch Nutella.“
„Erdbeere, bitte“, sagte Venetia höflich.
„Wir dürfen kein Nutella essen“, erklärte Nina. „Das ist nur für besondere Gelegenheiten.“
Cassie nickte. „Das macht Sinn, wo es doch so köstlich ist.“
Sie gab Venetia die Marmelade und setzte sich.
„Was habt ihr heute vor? Ihr scheint bereit für die Schule zu sein. Muss ich euch dort hinbringen? Wann beginnt der Unterricht und kennt ihr den Weg?“
Nina schluckte ihren Toast herunter.
„Unterricht beginnt um acht und endet heute um halb drei, da wir noch Gesangsunterricht haben. Aber wir haben einen Fahrer, Giuseppe, der uns hinbringt und abholt.“
„Oh.“
Cassie konnte ihre Überraschung nicht verstecken. Der Tagesablauf der Kinder war organisierter, als sie es erwartet hatte. Sie fühlte sich überflüssig und machte sich Sorgen, Ms. Rossi könnte realisieren, ohne sie klarzukommen und sie gar nicht für drei Monate zu brauchen. Sie musste sich nützlich machen. Hoffentlich würde sie den Mädchen nach der Schule bei ihren Hausaufgaben helfen können.
Während sie über diese Strategie nachdachte, stand Cassie auf, um sich Kaffee zu machen.
Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, dass die Mädchen ihr Frühstück beendet hatten.
Nina stellte die Teller und Gläser in die Spülmaschine, während Venetia einen der Hocker zum Schrank gezogen hatte. Sie kletterte darauf und streckte ihren Arm aus, um das Marmeladenglas zurück zu stellen.
„Keine Sorge, ich mach das.“
Venetia wirkte wackelig auf dem Hocker und Cassie eilte zu ihr, um ein Desaster zu verhindern.
„Ich kann das.“
Venetia hielt das Glas fest in den Händen und weigerte sich, Cassies Hilfe anzunehmen.
„Es ist kein Problem, Venetia. Ich bin größer.“
„Ich muss das machen.“ Das kleine Mädchen klang angespannt, fast schon verzweifelt, es selbst zu tun.
Während Cassie nervös hinter ihr stand, um sie im Notfall aufzufangen, stellte Venetia auf Zehenspitzen das Marmeladenglas zurück ins Regal. Sie schob es genau dorthin, wo es sich auch zuvor befunden hatte.
„Gut gemacht“, lobte Cassie sie.
Sie nahm an, dass die erbitterte Unabhängigkeit ein Teil des Charakters und der Erziehung des Mädchens sein musste. Es kam ihr ungewöhnlich vor, aber sie hatte auch noch nie für eine derartige Familie gearbeitet.
Sie sah zu, wie Venetia den Stuhl zurück an seinen Platz manövrierte. Mittlerweile hatte Nina die Butter zurück in den Kühlschrank und das Brot in seine Box gelegt. Die Küche sah makellos aus, als wäre darin kein Frühstück gegessen worden.
„Giuseppe wird bald hier sein“, erinnerte Nina ihre Schwester. „Wir müssen unsere Zähne putzen.“
Sie verließen die Küche und gingen nach oben in ihre Zimmer. Cassie sah ihnen begeistert nach. Fünf Minuten später kehrten die Mädchen samt Schultaschen und Mänteln zurück und gingen nach draußen.
Cassie folgte ihnen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten, doch ein weißer Mercedes fuhr bereits vor. Einige Augenblicke später hielt er in der kreisrunden Einfahrt und die Mädchen kletterten in den Wagen.
„Auf Wiedersehen“, rief Cassie winkend. Doch die Mädchen konnten sie nicht gehört haben, da sie nicht zu reagieren schienen.
Im Haus entdeckte Cassie, dass Ms. Rossi und Maurice ebenfalls gegangen