Eilandfluch. Marie Kastner

Eilandfluch - Marie Kastner


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kaufte sie ein reicher tedesco namens Paul Karl Langheim, der sehr viel Geld in der Stahlindustrie gemacht hatte. Er lebte eigentlich in Deutschland, wollte auf der Insel zunächst lediglich rauschende Feste abhalten und faule Wochenenden verbringen. Er hatte sie als Prestigeobjekt erworben, als kleine Extravaganz

      – zu mehr sollte die Immobilie nicht dienen.

      Es dauerte jedoch nicht allzu lange, und er zog ganz in die Villa um. Er konnte es sich finanziell anscheinend leisten, einem Geschäftsführer die Leitung seiner Firmen zu übergeben, selbst nur noch den stinkreichen Lebemann zu spielen.

      Und das tat er wirklich. Er gab eine rauschende Party nach der anderen, lud die ganze feine Gesellschaft von Napoli dazu ein. Opa meinte, dass auch der eine oder andere Mafioso unter den regelmäßigen Gästen gewesen sei. Er hat die Leute, die dort einund ausgingen, oft genug mit eigenen Augen gesehen, musst du wissen. Schließlich besaß er damals eine Eisdiele, und Langheim bestellte häufig Desserts bei ihm. Manchmal jammerte Opa, wie schwierig es im Hochsommer gewesen sei, die Eisspezialitäten in gefrorenem Zustand dort hinüber zu bekommen.

      Aber ich schweife ab.

      Jedenfalls wurden die Feste des Industriellen immer ausgefallener und damit kostspieliger. Für seine Geschäfte in Deutschland interessierte er sich dagegen praktisch gar nicht mehr. Jedermann beneidete ihn um sein leichtes Leben, versuchte davon zu profitieren.

      Unmerklich wendete sich das Blatt. Die Feierwut des ehrgeizigen Herrn wurde zur krankhaften Obsession. Er definierte sich nunmehr ausschließlich über werthaltige Besitztümer wie Teppiche, teure Uhren und Antiquitäten, und natürlich seine Feste. Je außergewöhnlicher diese ausfielen desto besser.

      Sobald jedoch Zeitungsartikel über ihn und seine Aktivitäten für seinen Geschmack zu mickrig ausfielen, sich eine hochgestellte Persönlichkeit trotz Einladung nicht blicken ließ oder es ihm auf Auktionen nicht gelang, ein teures Liebhaberstück zu ersteigern

      – all das war dazu geeignet, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann wurde er jähzornig, behandelte seine Angestellten schlecht und übertrieb den Aufwand auf dem nächsten Event noch mehr.

      Irgendwann kam hier in der Region das Gerücht auf, Langheim steuere schnurstracks einem Bankrott entgegen. Auch Opa wusste nicht zu sagen, ob Misswirtschaft in seinen Unternehmen die Hauptverantwortung dafür trug oder ob das ausschweifende Privatleben zu viel Geld verschlang.

      Dein Großvater traute sich zu diesem Zeitpunkt fast nicht mehr auf die Insel, weil ihn der irre Blick des Besitzers ängstigte und Langheim plötzlich anschreiben ließ, nicht wie vorher alles in bar sofort bezahlte. Bald belieferte er ihn überhaupt nicht mehr mit Eis. Wir kamen mit den Einkünften aus unserer Eisdiele schließlich damals gerade so über die Runden, Verdienstausfälle durch säumige Zahler konnte sich mein Vater also nicht leisten. Du weißt ja, er hatte fünf hungrige Mäuler zu füttern.

      Die einzige Person, die in keiner Weise zu realisieren schien, wie grottenschlecht es um die Finanzen stand, war kurioserweise Langheim selbst. Die Insel hatte ihn dermaßen verblendet, dass er einfach so weitermachte und exzessiv mit Geld um sich warf. Zum Schluss fanden sich bei den Feiern sogar Edelprostituierte aus Napoli ein, stelle dir das mal vor! Die Leute zerrissen sich das Maul, weil der Industrielle sich so dekadent wie einige der römischen Kaiser gebärdete. Nun war die kleine Insel in ihren Augen auch noch zum Sündenpfuhl geworden.

      Es kam der schwarze Tag, an dem Langheim seine Angestellten geschlossen davonliefen. Sie weigerten sich verständlicherweise, ohne Bezahlung weiterzuarbeiten. Erste Wertgegenstände wurden gepfändet, man munkelte über eine bevorstehende Enteignung.

      Wutentbrannt ruderte Langheim zum Festland herüber, um neues Personal zu rekrutieren. Dort entluden sich allerdings der Zorn und der Neid einiger Anwohner auf einen Ausländer, der die Ortschaft sehr in Verruf gebracht hatte. Der edle Herr wurde zusammengeschlagen, getreten und verspottet.

      Dein Opa fand ihn blutend auf dem Pflaster, wo er nach der Prügeltortur einfach wimmernd liegen geblieben war. Er verarztete ihn daheim in seiner Küche notdürftig, desinfizierte die Wunden. Der gedemütigte Inselbesitzer schien ihn, seinen ehemaligen Speiseeislieferanten Rossi, allerdings nicht einmal mehr zu erkennen.

      Als geschlagener Mann kehrte Langheim auf seine Insel zurück, verbarrikadierte sich dort. Doch auch das half ihm nichts. Der Immobilienbesitz samt Grundstück wurde enteignet und danach vom Erben des Fiat-Konzerns, einem gewissen Agnelli, übernommen.«

      Isabella sah skeptisch drein. Sie hatte eine spannende Geschichte voller unerklärlicher Mysterien erwartet.

      »Und was soll ein Bankrott mit dem angeblichen Inselfluch zu tun haben?«, fragte sie enttäuscht.

      »Das liegt doch klar auf der Hand, erkennst du es denn nicht?. Dieser reiche Industrielle konnte solange als kühl kalkulierender, erfolgreicher Geschäftsmann gelten, wie er den verführerischen Reizen La Gaiolas noch nicht verfallen war. Die Insel hat ihm die Sinne verwirrt, ihm erst zum Schein alles im Überfluss gegeben, um es ihm hernach eiskalt wieder zu entreißen.

      So ist sie eben – wie eine launische Diva. Wenn der deutsche Schnösel, der sich heute Abend dort drüben so ausgiebig feiern lässt, nicht aufpasst, wird es ihm eines Tages genauso ergehen«, orakelte Nieves schadenfroh.

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