Wuhan Diary. Fang Fang

Wuhan Diary - Fang Fang


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sein. Heute erfahre ich von einem Kollegen, dass sie zu den leichteren Fällen gehören, die unter Quarantäne in der eigenen Wohnung behandelt werden. Junge Leute in körperlich guter Verfassung ohne schwerwiegende Symptome, sie sollten es bald überstehen. Beten wir, dass sie sich rasch erholen.

      Die gestrige Pressekonferenz der Provinzregierung von Hubei verbreitet sich im Netz rasend schnell und hat viele Menschen verärgert.8 Der Ausdruck von Niedergeschlagenheit und Erschöpfung auf den Gesichtern der drei Beamten und ihre ständigen Versprecher machten ihre Verstörung deutlich sichtbar. In gewisser Weise sind sie bemitleidenswert. Auch sie dürften Familienangehörige in Wuhan haben, ihre Selbstbezichtigungen halte ich für glaubwürdig. Wie sich das Ganze soweit entwickeln konnte, muss nachträglich aufgearbeitet und natürlich der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden.

      Die Achtlosigkeit und Untätigkeit der Wuhaner Behörden in der Frühphase der Epidemie und die Hilflosigkeit und Unfähigkeit der Funktionäre vor und nach der Verhängung der Abriegelung, haben in der Bevölkerung eine gewaltige Panik ausgelöst und allen Wuhaner Bürgern Schaden zugefügt. Damit werde ich mich noch ausführlich befassen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass das Verhalten der Wuhaner Beamten dem Verhalten des durchschnittlichen chinesischen Funktionärs entspricht. Sie sind in keiner Weise schlechter als andere Beamte, sie haben einfach nur mehr Pech gehabt. Beamte halten sich seit jeher an schriftliche Anweisungen; sobald die ausbleiben, wissen sie nicht, was sie tun sollen. Hätte sich das Gleiche zur selben Zeit in irgendeiner anderen Provinz ereignet, hätten sich die dortigen Funktionäre auch nicht besser verhalten. Es sind die üblen Folgen der Negativauslese in der Beamtenschaft, des leeren, politisch korrekten Geschwätzes und der Missachtung von Tatsachen, die üblen Folgen des Verbots, die Wahrheit auszusprechen, die Verhinderung der Medien, den wahren Sachverhalt zu berichten, die wir jetzt auszubaden haben. Hubei hat sich lediglich vorgedrängt und bekommt jetzt eben als Erstes einen großen Bissen zu kosten.

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Uns fehlen Schutzmasken

      Erneut möchte ich allen für ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge gegenüber Wuhan und den Wuhanern danken. Ich setze gern meine Aufzeichnungen fort.

      Um die großen Fragen kümmert man sich im Moment kaum, es brächte ja auch wenig Nutzen. Solange man sich nicht infiziert hat, bleibt man optimistisch.

      Die größte Sorge bereitet den Bürgern gegenwärtig der Mangel an Schutzmasken. Ich habe heute das Video eines Shanghaiers gesehen, der Schutzmasken einkaufen geht. In der Apotheke kosten sie 30 Yuan9 das Stück, statt wie bisher fünf. Der Shanghaier erregt sich fürchterlich, filmt mit seinem Smartphone den Vorgang, und beschimpft lauthals die Apotheker. Er hat keine Wahl, muss sie kaufen, aber er verlangt eine schriftliche Quittung. Er ist tatsächlich weit cleverer und mutiger als ich! Hut ab!

      Schutzmasken sind Verbrauchsartikel, sie werden daher in großen Mengen benötigt. Nach Auskunft der Experten bietet nur die Schutzmaske N95 wirksamen Schutz vor dem Virus. Aber Tatsache ist, dass man sie nirgends kriegt. Bestellt man sie im Internet, werden sie erst nach Ablauf der Neujahrsfestfeiertage geliefert. Mein zweitältester Bruder hatte einigermaßen Glück, ein Mitbewohner seiner Wohnanlage erhielt von einem Verwandten tausend Stück N95-Schutzmasken geschickt. (Was für ein Musterexemplar eines Verwandten!) Zehn Stück davon wurden meinem Bruder zugeteilt. Gerührt erklärte er, es gebe doch noch gutherzige Menschen.

      Mein ältester Bruder dagegen hat weniger Glück. Er besitzt keine einzige N95-Schutzmaske, nur die gewöhnlichen Einwegmasken, die meine Nichte gekauft hat. Da der Vorrat begrenzt ist, bleibt nur der Ausweg, sie zu waschen und mit Hilfe des Bügeleisens zu sterilisieren, um sie anschließend erneut zu nutzen. Einigermaßen bitter. (Apropos, meine Nichte teilt mir mit, dass in der Angelegenheit des Rücktransportes nach Singapur noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist, ich solle das im Blog weitergeben.)

      Mir selbst geht es ähnlich. Als ich am 18. Januar im Krankenhaus einen Patienten besuchen wollte, brauchte ich unbedingt eine Schutzmaske. Aber in der Wohnung fand sich keine einzige. Plötzlich fiel mir ein, dass ich Mitte Dezember nach Chengdu gefahren war. Mein Kommilitone Xu Min hatte mir damals, mit Verweis auf die schlechte Luft dort, einen Schutzmaske gegeben. In Wahrheit ist es mit der Luft in Wuhan auch nicht viel besser bestellt. Ich bin schlechte Luft also gewöhnt, deshalb habe ich die Maske nie verwendet. An diesem 18. Januar rettete sie mich jedoch aus höchster Not. Und glücklicherweise handelte es sich noch dazu tatsächlich um eine N95-Schutzmaske! Ich setzte sie auf, um ins Krankenhaus zu gehen, zum Flughafen und um weitere Schutzmasken einzukaufen. Ich trug sie hintereinander mehrere Tage, was blieb mir sonst übrig?

      Ich teile meine Wohnung mit einem 16 Jahre alten Hund. Am 22. Januar entdecke ich plötzlich, dass kein Hundefutter mehr im Haus ist. Ich begebe mich eilig ins Geschäft für Tierbedarf, um Nachschub zu besorgen, und habe vor, die Gelegenheit zu nutzen, unterwegs ein paar Schutzmasken zu kaufen. Ich betrete also eine Apotheke in der nahegelegenen Dongting-Straße (ihren Namen möchte ich nicht nennen). Zufälligerweise gibt es dort N95-Schutzmasken zu kaufen, allerdings das Stück für 35 Yuan. Für ein Paket mit 25 Stück wären das 875 Yuan. Ich frage die Verkäufer, wie man sich in der gegenwärtigen Situation derart unverfroren und unmoralisch verhalten könne, und erhalte zur Antwort, der Lieferant habe die Preise erhöht, man habe keine andere Wahl, als das Gleiche zu tun. Bei derartig hoher Nachfrage müsse man eben auch hohe Preise in Kauf nehmen. Ich beschließe, zunächst nur vier Stück zu kaufen, aber zu meinem Erstaunen ist keine der Schutzmasken einzeln verpackt, die Verkäuferin fasst sie mit bloßen Händen an. Angesichts derartiger hygienischer Verhältnisse verzichte ich auf den Kauf und ziehe es vor, keine Maske zu tragen.

      Am Neujahrsabend unternehme ich einen weiteren Versuch. Sämtliche Apotheken sind geschlossen. Nur ein paar privat betriebene Minimärkte haben geöffnet, und in einem davon finde ich N95-Schutzmasken der Marke Yimenshan, grau, einzeln verpackt, das Stück für zehn Yuan. Ich kaufe vier davon und fühle mich innerlich etwas gefestigter. Als ich von der Mangelsituation im Hause meines ältesten Bruder erfahre, vereinbare ich mit ihm, zwei davon abzugeben und sie am nächsten Tag vorbeizubringen. Aber tags darauf bittet er mich, das Haus nicht zu verlassen, von ihnen setze sowieso keiner einen Fuß vor die Tür, die Masken würden deshalb nicht benötigt.

      Wenn ich mich mit Kollegen per WeChat unterhalte, schallt mir von allen Seiten entgegen, dass der Mangel an Schutzmasken gegenwärtig das größte Problem sei. Man müsse schließlich gelegentlich das Haus verlassen, um ein paar Dinge einzukaufen. Von Freunden geschickte Schutzmasken erreichten oft ihre Empfänger nicht. Außerdem gäbe es oft minderwertige Ware, und im Internet finde man Nachrichten über gebrauchte Schutzmasken, die recycelt und weiterverkauft würden. Sie zu verwenden, sei sehr gefährlich. Die meisten Kollegen verfügen gerade noch über ein bis zwei Stück. Uns bleibt nur die mahnende Aufforderung, sie möglichst wenig zu benutzen. Ein gegenwärtig umlaufender Witz sagt die Wahrheit: Die Schutzmaske ersetzt in der Tat das Schweinefleisch als gefragtester Konsumartikel zur Feier des Neujahrsfestes.

      Ich gehe davon aus, dass sich der Mangel an Schutzmasken nicht auf meinen Bruder und meine Kollegen beschränkt. Darunter leiden mit Sicherheit unzählige normale Wuhaner Bürger. Und ich gehe davon aus, dass es keinen generellen Mangel an Schutzmasken gibt, sondern zu wenige in die Hände der Bürger gelangen. Ich hoffe nur darauf, dass die Expresslieferdienste bald wieder ihren Betrieb aufnehmen und sich die Versorgung Wuhans etwas verbessert, um uns über diese Malaise hinweg zu helfen.

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Das Virus macht keinen Unterschied zwischen gewöhnlichen Bürgern und leitenden Funktionären

      Von gestern auf heute hat sich das Wetter gebessert. Es hat aufgehört zu regnen. Heute Nachmittag hat sich sogar für einen kurzen Moment die Sonne blicken lassen.

      Ein klarer Himmel hebt die Stimmung. Bei den in ihren Wohnungen eingesperrten Personen dürften sich allerdings eher die Missstimmungen mehren. Fünf Tage verbringen sie nun schon


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