Kates Abenteuer in Portici. Sandra Goldoni
bekam jetzt sein Gepäck gereicht.
Er stellte es neben Kate ab.
»Ich rufe Hurley eben mal kurz an. Er soll wissen, dass wir gleich zum Parkplatz kommen.«
Während Will mit Hurley telefonierte, konnte Kate Allen hören, dem aufgefallen war, dass Rooies Namen auf zwei Koffern, sowie einer großen schwarzen Reisetasche stand.
»He, Rooie«, rief er ihn. »Was hast du mit dem ganzen Gepäck vor? Ich dachte, wir bleiben nur drei Tage in Portici?«
Rooie kam rasch auf ihn zu.
»Der eine Koffer«, sagte er und nahm in an sich, »gehört Mo. Nur der kleine Koffer hier ist mir.«
Granny stand ebenfalls bei ihnen und bekam gerade ihr Gepäck.
»Und diese große Tasche?«, erkundigte sie sich bei Rooie. »Da steht doch auch noch dein Name drauf? Ich habe mir extra nur leichte Sachen mitgenommen. Bei der Hitze braucht es ja nicht viel.« Sie deutete auf einen kleinen Hartschalenkoffer.
Rooie nahm die Reisetasche an sich.
»Mich hat vorgestern jemand im Fitnessstudio angesprochen, weil er mitbekommen hat, dass ich nach Neapel fliege. Er war ganz aus dem Häuschen und wollte, dass ich was für seine Familie mit hier herbringe. Deshalb habe ich diese Reisetasche dabei.«
Sie hatten jetzt alle ihr Gepäck und machten sich auf den Weg, durch das Flughafengebäude zum Parkplatz.
»Was?«, brummte Jon, der das Gespräch zwischen Rooie und Granny mitbekommen hatte. »Und was soll da drinnen sein?«
Rooie zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Jacken.«
»Jacken?«, wiederholte ihn Jon. »Im Hochsommer? Jacken?«
»Das hat er jedenfalls gesagt. Ich habe nicht hineingeschaut. Das geht mich doch gar nichts an.«
Auf dem Parkplatz angekommen, konnten sie Hurley, im Schatten einer großen Pinie, neben einem gelben Bus stehen sehen.
»Da drüben ist er ja«, rief Will. »Perfekt, er hat einen kleinen Bus für uns organisiert.«
Jon schüttelte den Kopf.
»Nein. Der Bus gehört meiner Schwiegermutter. Sie braucht ihn, für das Anwesen, auf dem sie lebt.«
»Ach ja?«, wunderte sich Will.
Bei Hurley angekommen schlug Rooie ihm dreist auf die Schulter.
»He mein Freund«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt ja auch schon standesamtlich geheiratet. Aber, …, wo ist denn Sharon?«
»Sie erwartet euch zu Hause. Gebt mir erst mal euer Gepäck, damit ich es verstauen kann.«
Auch die anderen wollten ihm noch kurz gratulieren.
»Glückwunsch«, sagte Will, wobei er ihm das Gepäck reichte.
»Euch beiden ebenfalls«, antwortete ihm Hurley. Er nickte Kate kurz zu und nahm auch ihr den Koffer ab. »Sharon kann es kaum erwarten, euch alle wiederzusehen. Sie richtet schon den ganzen Vormittag die Zimmer für euch her.«
»Die Ärmste«, meinte Despina, die jetzt auch ihren Koffer an Hurley abgab. »Ihr macht euch so viel Arbeit. Das hättet ihr nicht tun sollen. Wir hätten uns hier doch auch ein Hotel nehmen können.«
Hurley sah sie ungläubig an.
»Das kommt doch gar nicht infrage. Du wirst sehen, wie gut wir euch hier unterbringen können. Wartet es nur ab, aber steigt doch erst einmal ein.«
Während die anderen in den Bus stiegen, kam Jon auf seinen Sohn zu.
»Herzlichen Glückwunsch, mein Junge«, sagte er und nahm ihn in seine Arme. »Jetzt bist du also auch verheiratet. Sharon ist wirklich eine tolle Frau. Ich freue mich für dich.«
»Danke, Vater«, sagte Hurley. Er verstaute noch Jons Koffer und stieg dann ebenfalls mit ihm ein. »Schade, dass du was Dringendes zu erledigen hattest und nicht dabei sein konntest, aber die kirchliche Trauung wird sowieso schöner.«
»Ja. Das hat mir Sharon auch schon gesagt.«
Während der Fahrt hakte Jon dann noch einmal bei Rooie nach.
»Wie lange kennst du den Kerl denn schon, für den du was mit nach Italien geschmuggelt hast?«
Rooie rümpfte die Nase.
»Ich schmuggel doch nicht, Jon!«
»Nenne es, wie du willst. Also, wie lange kennst du den Kerl schon?«
»Er trainiert erst seit kurzem bei mir im Studio. Warum interessiert dich das so?«
Auch Will wurde auf das Gespräch aufmerksam.
»Hat der Kerl gewusst, dass wir mit einem Privatjet fliegen?«, wollte er wissen.
»Klar. Wie oft werde ich wohl die Möglichkeit haben, mit einem Privatjet zu fliegen? Logisch, dass ich das meinen Freunden erzählt habe. Die haben ganz doof geguckt, als ich ihnen gesagt habe, dass Jack einen so großen Einfluss bei der SAS hat und uns das ermöglichen kann.«
Jon sah Rooie ungläubig an.
»Oh man«, brummte er. »Wenn du denen von Jack erzählt hast, muss ihnen doch klar gewesen sein, dass wir nicht durch den Zoll müssen. Bist du dir sicher, dass da nichts anderes in der Tasche drinnen ist, als Jacken?«
»Ach was!«, brummte Rooie leicht genervt. »Der Typ ist auch ein Italiener und möchte nur, dass ich die Jacken seiner Familie gebe. Die treffe ich morgen. Er hat mir dafür extra eine Notiz mitgegeben.«
Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche.
»Zeig mal her«, sagte Will. Er nahm ihm das Blatt aus der Hand und entfaltete es. »Da steht nur eine Telefonnummer drauf?«
»Ja«, brummte Rooie, nahm sich die Notiz wieder und steckte sie sich ein. »Ich soll die morgen Vormittag anrufen, damit sie die Sachen bei mir abholen können. Anders geht’s nicht, weil ich unsere Adresse doch noch gar nicht weiß.«
Will ließ die Sache nicht in Ruhe, doch wollte er Rooie nicht noch mehr reizen. Stattdessen sah er sich mit Kate die Stadt Portici an, durch die sie soeben hindurch fuhren.
Wenige Minuten später fuhr Hurley aus der Stadt hinaus und den Hang des Vesuvs hinauf.
Kate konnte Feigen, Datteln, Mandel und sogar Granatapfelbäume sehen. Am Straßenrand blühte von hellem Rosa bis hin zu dunklem Magentarot wilder Oleander.
Fünf Minuten später bog Hurley auf ein großzügiges Landgut ab und parkt den Bus in der Nähe von Olivenbäumen.
»Wir sind da«, sagte er, dann wandte er sich breit grinsend zu seinen Freunden um. »Das ist das Anwesen meiner Großmutter.« Er öffnete ihnen die Tür, ging hinaus und deutete auf die weitläufige Landschaft mit üppigen Olivenhainen und großen Getreidefeldern.
»Das ist ja Wahnsinn«, hauchte Kate.
»Komm, lass uns aussteigen«, meinte Will. »Das muss ich mir genauer ansehen.«
»Sie sind da! Sie sind da«, konnten sie eine Frauenstimme aus der Ferne rufen hören.
Als Kate aus dem Bus stieg, konnte sie Sharon sehen, die über eine breite Wiese auf sie zugerannt kam. Sie hatte ihre langen roten Haare zu einem französischen Zopf geflochten und sah wunderschön aus.
Kate fiel auf, dass Sharon sich geschminkt hatte. Außerdem trug sie ein seidenes weißes Trägertop zu einer goldfarbenen kurzen Bermudahose.
Neben einem großen Haus konnte Kate noch eine ältere Dame stehen sehen, auf die Jon jetzt zuging.
Hurley reichte ihr inzwischen ihren Koffer.
»Das ist meine Großmutter«, erklärte er ihr. »Vater hat sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
Kate