Filthy Smells Of Death. Stephan Schöneberg

Filthy Smells Of Death - Stephan Schöneberg


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       Stephan Schöneberg

       Filthy Smells Of Death

       The Anna Wood Chronicles

      © 2020 Stephan Schöneberg

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-05752-4
Hardcover:978-3-347-05753-1
e-Book:978-3-347-05754-8

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Fachliche Beratung:Elke Seifert, Silvia Malecek, Torsten Steitz
Weitere Beteiligte:Andreas Kikel
Korrekturlesung:Christina Kikel

      Dieses Buch ist für meine Mutter, die leider viel zu früh verstorben ist. Auch wenn sie mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hat, ist es gute Sitte, seine Werke jemandem zu widmen. Das geschieht im Allgemeinen für die Menschen, die man liebt oder geliebt hat.

      Fast ist es ein ganzes Leben her, seitdem sie nicht mehr auf dieser Welt ist. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an sie denke.

      Ich billige oder missbillige niemals etwas. Das ist eine absurde Einstellung dem Leben gegenüber. Wir sind nicht in die Welt geschickt worden, um unsere moralischen Vorurteile zur Schau zu tragen.

       Das Bildnis des Dorian Gray - Oscar Wilde

       Lord Henry (Harry) Wotton

       Eins

      Frustriert betrachte ich mich im Rückspiegel. Verdammte Haare, die einfach nicht so wollen, wie ich will und verdammte Kate Kammerer. Sie ist meine beste Freundin und sie ist an dem ganzen Desaster schuld! Desaster? Naja, sie ist schuld, dass ich noch einmal mit dem Auto von Portland nach Seattle fahren 'muss'. Okay, ja, es gibt Schlimmeres und natürlich verfluche ich sie nicht wirklich. Wenn hier jemand verflucht ist, dann bin ich das. Schließlich bin ich diejenige mit den Problemen.

      Wenn es ja nur die Haare wären, dann wäre das halb so wild. Leider gestalten sich meine Probleme ein wenig schwerwiegender. Aber … heute erst noch einmal dieses dämliche Interview … über und mit diesem ziemlich gut aussehendem Typen mit leicht grauen Haaren. Man kann auch sagen: Dem leicht melierten Haupthaar. Sein Hemd hatte so eine coole graue Farbe, ich kann gar nicht sagen, was das für ein Grau war. Dazu trug er diese schornsteinfegerjacken-dunkelgraue Hose mit den rabenschwarzen Schuhen. Nein … rabenschwarz stimmt nicht ganz, es waren polierte Lackschuhe mit schwarz-grau gestreiften Schnürsenkeln von Dolce & Gabbana. Natürlich meinte ich, dass nicht die Schnürsenkel, sondern die Schuhe von Dolce & Gabbana sind … na gut, die Senkel vielleicht auch … ist auch letztendlich egal. Die Schuhsohle war aus Leder, ein sattes, tiefschwarzes Leder, mit einem deutlichem 'Klack', wenn er durch das Besprechungszimmer ging. Ich fürchte, ich habe einen Fetisch. Nicht erst seit Neuestem turnt mich die Farbe grau-schwarz an. Schon immer war ich die eher dunkler angehauchte Frau, während Kate diejenige mit der hellen Haut und den blonden Haaren ist.

      Kate und ich, ich und Kate. Wir sind schon ein eigenartiges Gespann, welches das Schicksal irgendwie zusammengeschweißt hat. Eigentlich sollte ich heute für Hannah sorgen, aber was mache ich stattdessen? Ich versuche meine Haare zu bändigen. Vor allem versuche ich darauf zu achten, dass sie nicht ausfallen. Beim nächsten Mal sollte ich besser aufpassen! Ich darf nicht mit nassen Haaren ins Bett gehen. Das scheint ihnen nicht gut zu tun. Aber … was soll's, sie wachsen ja nach. Zudem sollte ich mich dabei nicht so schmutzig machen. Dieses Rot macht sich nicht gut auf Bettlaken, erst recht nicht auf hellgrauen. Zudem muss ich natürlich aufpassen, dass ich nicht nach dem rieche, was ich gestern Nacht einmal mehr getan habe, tun musste. Daher habe ich, bevor ich mich hingelegt und ein wenig gelesen hatte, eben noch kurz geduscht.

      EIN BISSCHEN GERUCH IST GEIL, ZU VIEL GERUCH IST WIDERLICH, ABER BLUT … HAT EINEN GANZ BESONDEREN DUFT.

      Mein Unterbewusstsein. Es meldet sich gelegentlich einfach. Vielleicht ist dies der Beginn des vollkommenen Wahnsinns! Ich kenne keinen Menschen, der nicht auf Dauer verrückt werden würde, wenn er das erleben muss, was mir regelmäßig widerfährt.

      Aber nach diesem Mini-Job ist erst einmal Hannah dran - mein Engel, mein Grund weswegen ich überhaupt noch auf dieser Welt bin. Kate hat sich bereit erklärt, auf sie aufzupassen, während ich nun erneut die verfickten zweihundertfünfzig Kilometer nach Seattle fahre, um diesen - ja, ich muss es durchaus zugeben, er ist es wirklich - geilen Typen erneut zu interviewen. Und warum fahre ich diese ganze Strecke jetzt noch einmal? Weil diese 'Schusseline Kate' mein Tonband mit dem Interview in die Waschmaschine geschmissen hat.

      „Es müffelte halt alles ein wenig!“, hat sie gesagt.

      Es müffelte! … mimimi … Ja gut … verdammt, das Tonband hat natürlich auch was abbekommen, als ich auf dem Rückweg noch hungrig war und dummerweise meine Handtasche mit in diesen Park genommen hatte, wo ich einen notgeilen Kerl auseinandergenommen habe. Auseinandergenommen kann man übrigens durchaus wörtlich nehmen. Ich bin rein optisch ein eher zartes Persönchen - daher konnte ich ihn unmöglich am Stück in den Kofferraum bekommen. Zerstückeln geht halt nicht unblutig. Hundert Dollar hatte er mir geboten, damit ich ihm einen blase und er mich ficken darf. Hundert Dollar! Es hätte ihm klar sein sollen, dass das bei weitem nicht reicht.

      BEI DORIAN GRAY HÄTTEST DU ES SOGAR UMSONST GETAN.

      Ach, halt doch die Klappe, du blödes zweites Ich. Dieser Park-Hallodri hatte ja nicht mal genug Geld in seiner Brieftasche. Bescheißen wollte er mich also auch noch. Auch egal, der betrügt niemand mehr und in seinem nächsten Leben sollte er, sofern er noch mal als Mann auf die Welt kommt, sein Frauenbild auch etwas überdenken.

      Teilweise hat Kate natürlich recht … ich hätte die Arme und Beine nicht auf die Handtasche legen müssen, die ist nun auch hin. Dabei hatte ich das Tonband extra vorher rausgenommen und in die Hosentasche gesteckt. Da ist es dann auch geblieben, als alles in die Waschmaschine flog. Irgendwie hat mich dieses Interview doch ein wenig kirre gemacht. Deswegen habe ich ja auch Kate gebeten, alles zu waschen. Ich war noch etwas 'abgelenkt' … Ach Mist, ich hätte ihr das mit dem Tonband sagen sollen. Ich bin eigentlich kein kleines Kind mehr, bei dem man vor dem Waschen die Hosentaschen durchwühlen muss!

      Zudem … Waschmaschine hätte sicher auch gereicht. Warum zum Teufel musste Kate es danach dann noch durch den Trockner jagen? Dadurch wurde es tatsächlich vollkommen unbrauchbar.

      Nun sitze ich in ihrem Auto und bin wieder unterwegs, um schnellstmöglich von Portland nach Seattle zu fahren. Vor der längeren Fahrt bin ich noch kurz ins Paytons, meinen Baumarkt, reingehüpft und habe meine 'Bestände' wieder etwas aufgefüllt. Ich helfe bei den Jungs halbtags aus, um mir mein Studium zu finanzieren.

      Bei allem Stress, Hannah, Kate, echt geilen und eher notgeilen Typen … Ich muss besser aufpassen! José meinte letztens, ich sehe irgendwie blasser aus als sonst. Das ist nicht gut, die Intervalle werden immer kürzer. Wenn ich nur nicht immer daran denken müsste. Das Verlangen ist, wenn ich es nicht regelmäßig befriedige, einfach unerträglich. Bei den Abständen von Mal zu Mal kann man inzwischen statt 'gelegentlich' schon von 'immer öfters' reden.

      Ich streife also so durch die Reihen von Werkzeugen, Parkett und Laminat, sowie Tapeten und muss mich schließlich schmachtend von der RAL-Palette mit den grauen Wandfarben losreißen. So viel Zeit ist nicht mehr, um sich Träumereien hinzugeben. Wenn ich weiterhin niemandem begegnen möchte, dann sollte ich mich beeilen! Die Frühstückspause ist gleich vorbei.

      Na gut - komm schon, Anna - du hast noch 10 Minuten Zeit, um gerade


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