Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly

Der Mann, der nicht verlieren kann - Rick  Reilly


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verläuft sehr flach, fast parallel zum Boden. Aber beim Downswing steigt er plötzlich wieder, zieht voll durch den Ball, noch beschleunigt durch eine furiose Hüftdrehung, wie man sie nur ganz selten bei Amateuren bewundern kann, fast wie Sam Snead, mit ausgedehntem Nachschwung. Wahrlich eine Bombe von Abschlag – als ob er als Präsident nicht schon genug Bomben platzen lassen würde. »Gegen seinen Drive hatte ich nie eine Chance«, klagte einst Bill Clinton.

      »Für mich ist die Hüfte das A und O«, erzählte Trump einmal Jaime Diaz von Golf Digest. »Du musst die Hüfte schnell genug wegdrehen, dann können die Arme voll durchschwingen. Das mit den Hüften habe ich vor Ewigkeiten in dem Buch von Ben Hogan gelesen. Für mich wurde es zu einer simplen Grundregel, und ich bin immer dabei geblieben. Es sieht vielleicht ein bisschen schräg aus, aber je besser ich die Hüfte wegdrehe, desto gerader treffe ich den Schlag.«

      »Am meisten hat mich beeindruckt«, schrieb Tiger Woods in seinem Blog nach einer Partie mit ihm, »wie weit er den Ball mit seinen 70 Jahren schlagen kann. Er hat wirklich einen ordentlichen Schwung drauf.«

      Leider ist der Rest seines Spiels nicht annähernd so gut. Brad Faxon, ehemaliger Star auf der Tour und heute Golfexperte bei Fox, spielte mit Trump in West Palm Beach. »Er ist stark beim Abschlag, trifft den Draw jedes Mal wirklich sauber«, sagt Faxon. »Sein Spiel mit dem Eisen ist okay. Seine Chips sind aber schwach. Er vermeidet den Chip fast um jeden Preis, deshalb puttet er, so viel er kann, selbst aus dem Bunker und in der Nähe des Wassers, wenn es irgendwie geht. Sein Putt ist nicht so übel. Vom Abschlag bis zum Grün hat er vielleicht Handicap 4, aber sein Chip bestenfalls Handicap 20.«

      »Ich bin eigentlich ein ganz natürlicher Golfer«, sagt Trump, bescheiden wie immer.

      Golf und Trump, das ist ein ungleiches Paar, denn beim Golf zählt eigentlich nicht das Gewinnen, sondern die Ehre. Jack Nicklaus ist vielleicht der größte Sieger, den das Spiel je hervorbrachte, aber der King wird für immer Arnold Palmer bleiben, und zwar wegen der noblen Art und Weise, wie er sich gegenüber seinen Gegnern verhalten hat, egal, ob Prinzen oder Patzer. Bobby Jones war so durchdrungen vom Prinzip des Spiels um die Ehre, dass er sich weigerte, Profi zu werden, obwohl er sieben Major-Turniere gewonnen hat. Profi zu sein war für ihn einfach nicht gentlemanlike. Erst mit Tiger Woods kam die Idee des Gewinnens um fast jeden Preis beim Golf auf. Woods’ Vater Earl erzählte mir einmal, sie hätten früher ein Mantra gehabt, an das sie sich nach jedem Sieg hielten: »Wir kamen. Wir sahen. Wir siegten. Und dann machten wir uns so schnell wie möglich vom Acker.«

      Und trotzdem: Woods wäre lieber Letzter geworden, als zu betrügen. An jedem Tag, in jedem Turnier, in jedem Bundesstaat zeigen Spieler ihre eigenen Regelverstöße an, die niemand gesehen hat außer ihnen selbst. Hale Irwin verpasste 1983 das Playoff beim British Open um einen Schlag, weil er, wie er sagte, am letzten Tag bei einem Putt über zwei Zentimeter den Ball verfehlt hatte. Außer Irwin selbst hat das keiner mitbekommen. Aber beim Golf reicht das. Es ist nicht so lange her, da stand eine Highschool-Schülerin aus South Dakota namens Kate Wynja dicht vor einem haushohen Sieg in der Meisterschaft des Bundesstaates, als sie feststellte, dass auf der unterschriebenen Scorekarte eine 4 an einem Loch notiert war, auf dem sie in Wirklichkeit eine 5 gespielt hatte. Niemand sonst wusste davon etwas, und ob 4 oder 5 hätte am Turnierausgang nicht das Geringste geändert. Sie aber meldete es sofort den Offiziellen, denen nichts anderes übrig blieb, als sie zu disqualifizieren. Das kostete sie nicht nur den Einzelsieg, auch der Mannschaftstitel für ihr Team war damit futsch. Selbst Jack Nicklaus höchstpersönlich zeigte sich beeindruckt und twitterte:

      Gratulation an diese junge Dame, weil sie Golf dazu nutzt, uns allen eine Lektion fürs Leben in Sachen Ehrlichkeit und Fairness zu erteilen.

      Beim Golf beschummelt man den Gegner nicht. Man beschummelt seine Freunde nicht. Man schummelt überhaupt nicht, Punkt. Aber irgendwie – entweder wegen der harten Schule seines Vaters oder wegen der Cricker, die ihm an die Brieftasche wollten – scheint Trump das nicht mitbekommen zu haben. Das Prinzip »Gewinne, und gnade dir Gott, wenn nicht« schickte das »ehrenhafte Spiel« gleich in Runde eins auf die Bretter. Trump musste gewinnen, ganz egal wie, und Mittel und Wege lassen sich finden …

      »Er hat ein Spiel gefunden, das perfekt zu ihm passt«, sagt O’Donnell. »Er hat eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne, da ist Golf ideal für ihn. Du stehst eine Minute am Abschlag und unterhältst dich ein bisschen, dann spielst du deinen Abschlag und gehst deiner Wege. Es braucht keine langen Konzentrationsphasen. Aber das Tollste dabei ist, dass man alles eigenständig regelt. Da kann er nach Herzenslust bescheißen.«

      Nach dem College nahm er diese Lehre in die Country Clubs mit, und da stellte Trump fest, dass er nicht nur seine Gegner, die so ganz anders waren als die schlitzohrigen Cricker, einfach mit dem Bleistift übers Ohr hauen konnte: Mit seinem Charme und seinem soliden Spiel ließ sich auch der Karriereweg bis ganz nach oben bahnen.

      »Da war dieser [New Yorker] Banker, der dabei war, mich mächtig ins Minus zu treiben«, erzählte Trump David Feherty in einem Podcast des Golf Channel – dabei ging es um den Bankrott seines Casinos in Atlantic City. »Eines Tages war ich auf dem Platz und wollte spielen, und uns fehlte noch ein Mann. Und da sah ich diesen [Banker] auf dem Golfplatz. Wir fragten: ›Wollen Sie nicht bei uns mitspielen?‹ … Er war ein erbärmlicher Golfer, schrecklich … Okay, ich steckte also in echten Schwierigkeiten. Ich schuldete dem Mann zig Millionen Dollar. Also, er haute über den ersten Ball, er haute über den zweiten. Das ging zwei oder drei Bahnen immer so weiter. Am Ende sagte ich zu ihm: ›Tun Sie mir einen Gefallen. Halten Sie die Hände in V-Form, das V zeigt zu den Schultern. Und achten Sie auf einen festen Griff.‹ Er hatte einen elend schwachen Griff. Und da spielte der Typ den besten Ball seines Lebens. Der ging nach rechts raus und zog dann wieder nach innen, mitten auf das Fairway. Er sagte: ›So gut habe ich noch nie getroffen! Das war der beste Schlag, den ich je gespielt habe!‹ Und am Ende spielte er tatsächlich die beste Runde seines Lebens … Am nächsten Tag sah er mich und meinte: ›Hey, können wir das beim Lunch mal besprechen?‹ Und innerhalb von zehn Minuten hatte ich alles mit ihm geregelt. Also, wer weiß, vielleicht würde ich ohne Golf überhaupt nicht hier sitzen!«

      Kein anderer Sport zog Trump so sehr in den Bann wie Golf. Er wurde süchtig nach dem ständigen Wettstreit, Loch für Loch, Tag für Tag. Und es ging nicht nur um die Wetten. Er betrachtete auch sein eigenes Handicap als eine Art Kampf gegen sich selbst, den er Tag für Tag gewinnen musste.

      »Ich würde sagen, er spielt eine ordentliche 7«, sagt A.J., Trumps fester Caddy auf seinem Platz in Washington. (Er möchte nicht, dass sein Nachname genannt wird.) »Er zieht den Schwung wirklich gut durch. Sein Drive geht richtig weit. Für einen 72-Jährigen spielt er schon erstaunlich. Er hat ein bisschen Probleme vor dem Grün, aber er kann praktisch von überall einen Flop spielen [einen sehr hohen, weichen Chip]. Beim Flop ist er wirklich stark. Und manchmal hat er auch beim Putten einen guten Tag. Mal mehr, mal weniger.«

      »Ich gebe ihm eine gute 10«, sagt Faxon. »Wahrscheinlich wünscht er mich zum Teufel dafür, aber ich denke, das kommt etwa hin.« Der viermalige Major-Titelträger Ernie Els spielte eine Runde mit ihm und taxierte ihn auf »etwa eine 8 oder 9«. Die LPGA-Legende Annika Sörenstam hat mindestens zweimal mit ihm gespielt und sieht ihn »bei ungefähr 9 oder 10«.

      Nach Einschätzung des Caddys und mehrerer Profis, die immerhin ihren Lebensunterhalt mit Golf verdienen, liegt sein Handicap also irgendwo zwischen 7 und 10. Schön und gut, es gibt da nur ein Problem: Trump selbst beharrt darauf, er hätte ein Handicap von 2,8. In der Welt der Golfhandicaps ist das ein himmelweiter Unterschied. Wenn Trump Handicap 2,8 hat, dann ist Queen Elizabeth Stabhochspringerin. Nie im Leben. Jemand mit Handicap 9 bräuchte fünf Jahre hartes Training, um auf 2,8 zu kommen – und Donald Trump trainiert nicht.

      Der ehemalige Sprecher der Republikaner im Abgeordnetenhaus von Florida, Will Weatherford, spielte mit Trump im Jahr 2015 im Southern Highlands Golf Club in Las Vegas, am Tag des Boxkampfs zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao. »Er war sehr amüsant«, erinnert sich Weatherford. »Wenn du mit Donald spielst, kriegst du eine ganze Menge zu hören. Er erzählt alle möglichen Geschichten, langweilig wird die Runde bestimmt nicht.«

      War er eher pedantisch, was die Regeln angeht?

      »Nicht


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