Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete Hackett

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auf der gegenüberliegenden Seite ein kleiner, greller Blitz. Noch ehe Bount den Schuss hörte, spürte er den harten Schlag an seiner Schulter. Er warf sich zu Boden.

      Dissinger stand wie erstarrt.

      „Deckung!“, schrie Bount.

      Der Ausruf wurde zugedeckt von zwei weiteren Schüssen. Ihr Krachen fiel so dicht hintereinander, dass es wie eine Einheit wirkte.

      Lyonel Dissinger zuckte zusammen. Er hob die Hand und schien sich an die Brust fassen zu wollen, aber daraus wurde nichts mehr. Plötzlich riss es ihm die Beine unter dem Körper weg und er fiel zu Boden.

      Bount starrte über die Straße. Der dunkel gähnende Hauseingang, in dem der Schütze stand oder gestanden hatte, gab nichts von seinem Geheimnis preis. Bount robbte zu Dissinger.

      Dissinger lag auf dem Rücken. Seine Augen standen weit offen. Er versuchte etwas zu sagen, aber er brachte nur noch ein paar würgende Laute zustande. Im nächsten Moment streckte sich sein Körper. Der Kopf rollte zur Seite, und die Augen brachen.

      Lyonel Dissinger war tot.

      16

      „Das hätte ins Auge gehen können“, meinte Toby Rogers und setzte sich zu Bount ans Bett. „Schlimm?“

      „Nur eine Fleischwunde. Ich begreife nicht, warum sie das nicht ambulant behandelt haben“, knurrte Bount. „Morgen will ich hier ’raus.“

      „Wen haben sie treffen wollen, dich oder Dissinger?“, fragte Toby Rogers.

      „Das musst du den Schützen fragen.“

      „Er ist getürmt. Keine heiße Spur“, sagte Toby Rogers. „Kannst du mir auf die Sprünge helfen?“

      „Jill Lark könnte daran interessiert gewesen sein, dass Lyonel Dissinger aus dem Verkehr gezogen wird“, sagte Bount.

      „Sie hat ein astreines Alibi. Zur Tatzeit war Abendvisite. Der Arzt war bei ihr.“

      „Dann muss ich passen.“

      „Ich habe Neuigkeiten für dich. Wir wissen jetzt, wer sich hinter dem Namen Nikolaus Gringer verborgen hat. Es war ein Mann namens Ronald Tackers.“

      „Oh“, sagte Bount.

      „Du scheinst nicht sonderlich interessiert zu sein.“

      „Das scheint nur so. Was weißt du über ihn?“

      „Er stammt aus Chicago. Er hat dort in einer Firma gearbeitet, die Toby Zanutti gehört.“

      „Ich weiß“, sagte Bount.

      Der Captain riss die Augen auf. „Wenn das stimmt, hast du deine Informationspflicht verletzt. Warum hast du mich nicht verständigt?“

      „Ich habe den Hinweis von Cobelli erhalten und brauche dir nicht zu sagen, dass ich an meine Schweigepflicht gebunden war“, sagte Bount.

      „Cobelli? Was hast du mit diesem Aasgeier zu schaffen?“, fragte Toby Rogers.

      „Er betrachtet sich als Zanuttis Freund und ist daran interessiert, das Geld aufzutreiben, das Tackers angeblich nach New York gebracht hat. Ich soll Cobelli bei der Suche behilflich sein.“

      „Seit wann hilfst du diesen Gangstern?“

      „Ich helfe vor allem mir selbst.“

      „Das tut jeder Dieb und Gauner“, knurrte Toby Rogers. „Du enttäuscht mich, Bount.“

      „Cobelli zufolge handelt es sich um legal erworbene Gelder“, sagte Bount. „Wenn das zutrifft, besteht für mich kein Anlass, den Unnahbaren zu spielen. Wenn Cobelli mich belogen haben sollte, wird er dafür geradestehen müssen. Dann lasse ich ihn hochgehen. Ich sorge jedenfalls dafür, dass der Fiskus von dem Geld erfährt. So gesehen tue ich sogar ein gutes Werk.“

      „Noch hast du die Mäuse nicht.“

      „Cobelli hat übrigens eine interessante Theorie entwickelt, die Hugo Leicester und den Tod von Don ,Blacky‘ Keller betrifft“, sagte Bount und berichtete, was der Syndikatsboss ihm auseinandergesetzt hatte.

      „Glaubst du den Schmus?“, fragte der Captain. „Das hat Cobelli dir doch bloß erzählt, um sein Syndikat aus der Schusslinie zu holen.“

      „Kann sein, kann auch nicht sein. Die Hypothese wirkt stichhaltig.“

      „Wie und wo kommen dabei Oliver Carr, Jill Lark und Lyonel Dissinger ins Spiel, und wer war der Unbekannte, der auf euch geschossen hat?“, fragte Toby Rogers.

      „Ich habe mir darüber schon ein paar Gedanken gemacht. Ich bin dicht dran, glaube ich.“

      „Du warst gestern dicht am Tod, wenn ich dich daran erinnern darf“, sagte der Captain. „Der Anschlag könnte sich leicht wiederholen.“ Er erhob sich. „Halte mich auf dem Laufenden, alter Junge. Ach, noch eins Jill Lark soll morgen aus dem Hospital entlassen werden.“

      „Ich freue mich, sie wiederzusehen“, sagte Bount. „Ich habe nun mal ’ne Schwäche für aggressive Blondinen.“

      „Die Männer, die bislang eine Schwäche für Jill zeigten, sind inzwischen so steif und starr wie Bretter“, warnte der Captain. „Vergiss das nicht.“

      „Ich denke daran“, versprach Bount.

      Er wurde noch am gleichen Abend entlassen. Der Verband an seiner rechten Schulter war nicht sonderlich groß, aber lästig. Bounts Kräfte waren gleichsam gefesselt. Er konnte sich weder auf einen Faustkampf noch auf andere körperliche Auseinandersetzungen einlassen. Um dieses Manko auszubügeln, führte er nach langer Zeit wieder einmal seinen Smith & Wesson im Schulterholster spazieren.

      Er fuhr gegen Mittag zu Jill Lark und traf das Mädchen in ihrer Wohnung an. Jill hatte sich ein Kopftuch umgebunden. Als sie die Tür öffnete, hielt sie ein Staubtuch in der Hand. „Sie stören“, sagte sie.

      „Ich bewundere Sie.“

      „Darauf kann ich verzichten.“

      „Sie werden aus dem Krankenhaus entlassen und bringen Ihre Bleibe in Schuss, als sei nichts geschehen. Wissen Sie, was ich daraus schließe? Dass Sie keinen Grund haben, sich vor jemand zu fürchten. Weder vor einem Giftmischer, noch vor dem Typ, der auf Ihren Freund Lyonel und mich geschossen hat.“

      Jill musterte ihn aus kalten wütenden Augen. „Okay“, sagte sie. „Kommen Sie herein. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Mehr nicht.“

      Bount folgte dem Mädchen ins Wohnzimmer. Dort erinnerte kaum noch etwas an die Unordnung vom Vorabend. „Sie haben gute Arbeit geleistet“, lobte Bount.

      Jill legte das Staubtuch aus der Hand, zündete sich eine Zigarette an und sagte: „Ich bin für Ordnung. Das halte ich in der Firma so, und auch zu Hause.“

      „Sehr löblich“, sagte Bount, „Haben Sie Anzeige wegen des Einbruchs erstattet?“

      „Nein. Ich will Ihnen erklären, warum. Jemand will mich töten. Oder auch nur erschrecken. Sie wissen, dass es Oliver Carr erwischt hat. Und Nick Gringer. Ich war mit ihnen befreundet, genau wie mit Lyonel. Jetzt hat es auch ihn getroffen. Ich kann aus all dem nur schließen, dass es jemand gibt, der es nicht ertragen kann, dass ich anderen meine Gunst schenke. Das Ganze ist eine Serie von Verbrechen, die auf Eifersucht beruhen. Ich werde aus New York verschwinden. Ich werde mich diesem Wahnsinnigen entziehen. Das ist das Beste für mich, glaube ich. Ich wäre einfach nicht in der Lage, mir hier einen neuen Freund zuzulegen. Schließlich müsste ich befürchten, dass der Ärmste schon morgen vergiftet oder erschossen wird ...“

      Sie machte eine Pause, ihr schien die Luft ausgegangen zu sein.

      „Das war eine eindrucksvolle Rede“, sagte Bount.

      „Ich habe sie nicht gehalten, um Ihren Beifall zu finden“, erklärte Jill Lark


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