Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
so etwas darf man sich nicht entgehen lassen. Nun komm schon, sei kein Frosch und komm mit!" Jeff Larson schaute Paul Erixon aufmunternd an.
"Also eigentlich...", begann dieser.
"...kannst du dir nichts Tolleres vorstellen, nicht wahr?", vollendete Larson den Satz. Larson grinste.
Paul grinste zurück, ob er nun wollte oder nicht. Aber Jeff hatte so eine Art, Leute zu überzeugen.
"Frech kommt weiter, das könnte dein Lebensmotto sein, Jeff", sagte Paul.
"Klar, sonst macht doch alles keinen Spaß", erwiderte Jeff und stand auf.
Wer will schon immer Spaß, dachte Paul Erixon und erhob sich ebenfalls.
Gemeinsam verließen sie den Aufenthaltsraum.
25
"Wen nimmst du auf den Langstreckenflug mit dem Slider mit?", fragte Lieutenant Ed Sheringham mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Paul Erixon!", war Jeff Larsons Antwort. Ed Sheringham verdrehte die Augen.
"Das ist doch nicht dein Ernst!"
"Wieso nicht?"
"Ausgerechnet Paul…"
"Ed, du bist doch genauso sein Freund wie ich! Er braucht unsere Hilfe!"
Lieutenant Ed Sheringham blieb stehen und schaute Jeff Larson genau in die Augen.
"Klar braucht er Hilfe, aber medizinisch-therapeutische", sagte er mit ernster Stimme.
Jeff Larson nickte.
"Die bekommt er ja auch, aber ich denke, es ist auch wichtig, dass seine Freunde sich um ihn kümmern. Paul muss mal auf andere Gedanken kommen."
"Vielleicht hast du recht, also tu was du nicht lassen kannst." Hoffentlich geht das gut, dachte Ed Sheringham, während er sich zur Tür wandte und den Raum verließ.
26
"Wow, das geht ja ab", sagte Paul Erixon, als der Slider in die höheren Schichten der Marsatmosphäre vorstieß.
In der Gegend um den Lowell-Krater herrschte an diesem Tag klares Wetter. Nur einige Kohlendioxid Wölkchen standen am Himmel. In der Ferne sah man die beiden Monde des roten Planeten am Himmel stehen, Phobos und Deimos.
Phobos, der größere der beiden Monde, brauchte zur Umkreisung des Mars nur etwas mehr als sieben Stunden. Wohingegen Deimos mehr als dreißig Stunden brauchte, um den roten Planeten zu umlaufen.
In immer wiederkehrenden Abständen standen die beiden Monde gemeinsam am Himmel. Im Moment war es gerade mal wieder so weit.
Jeff Larson hatte an der Pilotenkonsole des Sliders Platz genommen. Der hypermoderne Atmosphärengleiter sollte in großer Stückzahl produziert und an die irdischen Nationen verkauft werden. So jedenfalls war der Plan von John Darran. Auf diese Weise sollte der Mars Devisen erwirtschaften, um sich andere Gebrauchsgüter kaufen zu können, denn es war illusorisch, dass die wenigen Tausend Menschen von Port Mars sämtliche benötigten Güter selbst herzustellen vermochten.
Die technischen Möglichkeiten, der 'Neu-Marsianer' von der Erde hätten dazu zwar ausgereicht, aber Darran und seine Leute sahen ihre Aufgabe in erster Linie darin, die Gefahr abzuwehren, die der Erde aus den Tiefen des Weltraums drohte. Über geheime Verkaufsstellen sollte der Gleiter auf der Erde an interessierte Kunden verkauft werden.
Dafür lagen auch schon konkrete Pläne vor. Schließlich war es mit Hilfe des Tarnschirm für die EXPLORER II und ihr Schwesterschiff, das zweite Beiboot des havarierten Kugelraumers, möglich, unerkannt auf der Erde zu landen.
Paul Erixon blickte zurück auf das blasenförmige Gebilde, das sich über dem Lowell-Krater wölbte, gespeist aus unzähligen Projektoren, der große Prallschirm von Port Mars, der nach diversen Verstärkungsmaßnahmen nun hoffentlich ausreichte, um eventuellen Angriffen außerirdischer Mächte zu trotzen.
Immer kleiner wurde dieses Gebilde, das eine Art 'Insel des Lebens' auf einem ansonsten eher lebensfeindlichen Planeten darstellte. Eine künstliche Insel mit irdischer Atmosphäre und einer angenehmen gemäßigten Temperatur von 18 Grad Celsius.
Außerhalb des Lowell-Kraters erreichten die marsianischen Höchsttemperaturen am Äquator gerade Mal minus dreißig Grad, was in etwa den Werten der irdischen Antarktis entsprach. Der Gleiter beschleunigte immer stärker. Der Antrieb verursachte ein dumpfes Summ-Geräusch innerhalb der Kabine.
Der gesamte Slider vibrierte leicht.
Aufgrund des Einsatzes der Robotertechnologie, deren Grundlagen John Darran und seine Leute durch die Induktivschulung an Bord des havarierten Kugelraumers erlernt hatten, war der Andruck allerdings nicht zu spüren.
Unter normalen Umständen wäre er geradezu mörderisch gewesen. Schon an Bord irdischer Kampfjets konnte es passieren, dass aufgrund der enormen Gravitationskräfte, die völlig ungezähmt auf den Menschen einwirkten, Zahnfüllungen herausfielen oder sich das Blut in den Beinen sammelte, so dass es zum Kreislaufkollaps kam. Mit ein Grund dafür, weshalb die Anforderungen bei der Auswahl an Kampfpiloten so hoch waren.
Doch an Bord des Sliders wurde ein Beharrungsverzerrer eingesetzt, der diese Effekte abdämpfte.
Es handelte sich um die gleiche Technologie, wie sie auch an Bord der Kugelraumer zum Einsatz gekommen war, um die ansonsten absolut tödlichen Beschleunigungswerte abzudämpfen, wie sie ansonsten bei Start und Landung eines Raumers aufgetreten wären.
"Hast du ein bestimmtes Ziel ins Auge gefasst, Jeff?", fragte Paul Erixon.
Jeff Larson zuckte mit den Achseln. Ich hoffe, er wird wieder ganz der Alte! Ich werde jedenfalls versuchen, ihm dabei so gut es geht zu helfen. Schließlich hätte sein Schicksal jeden von uns treffen können…
"Einmal um den roten Planeten herum, würde ich sagen. Schließlich testen wir für Langstreckenflüge", erwiderte er. Paul Erixon nickte.
"Man muss dabei bedenken, dass der Mars nur halb so groß ist, wie die Erde, jedenfalls was das Volumen angeht." Bald war Port Mars hinter dem Horizont verschwunden. Immer höher ließ Jeff Larson den Gleiter hinaufsteigen, fast bis an die Grenze der Marsatmosphäre.
In der Kabine des Sliders herrschte zwar Erdatmosphäre mit entsprechenden Sauerstoff- und Druckverhältnissen, aber sicherheitshalber trugen die beiden Männer an Bord des Gefährts die Druckanzüge, mit denen sie notfalls auch außerhalb der Kabine überleben konnten.
"Eines Tages wird man planetenweite Rallyes mit diesen Dingern abhalten", meinte Paul Erixon.
Jeff Larson lachte.
"Bis dahin wird man sie wohl vorerst noch für Nützlicheres verwenden müssen", war seine Ansicht.
Ein mehrere tausend Kilometer langes Canyon zog sich unter ihnen wie eine Narbe durch die Marsoberfläche.
Auf der Erde gab es nichts Vergleichbares.
Selbst Naturwunder wie das Grand Canyon verblassten gegen diese Felsformationen, von denen man vermuten konnte, dass sie vor undenklich langer Zeit mal durch Wasser, fließendes Wasser geformt worden waren.
"Du hattest recht", sagte Paul Erixon schließlich während er hinunter auf die Marsoberfläche schaute.
"Womit?", fragte Jeff Larson.
"Es ist echt toll mit dem Slider über die Marsoberfläche zu jagen. Bisher habe ich mich ja nur innerhalb des Prallschirms aufgehalten." Jeff Larson hatte den Slider inzwischen durch den Canyon gelenkt. Vor ihnen lag nun eine Ebene, die rötlich schimmerte. Paul Erixon bemerkte, dass die Geschwindigkeit des Sliders sich verringerte.
"Was ist los? Probleme?", fragte er an Jeff Larson gewandt. Jeff Larson antwortete nicht.
Konzentriert glitten seine Finger über die Tastatur der Steuerung. Schließlich