Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
Bilder zu übertragen.
Nicht bei der schlechten Sicht, die in so großen Meerestiefen herrschte.
Das menschliche Auge war in jenen Regionen wie blind, nicht so die Ortungsgeräte der PRESIDENT SHARP.
Auf dem Bildschirm erschienen Objekte, die an die Form von U-Booten erinnerten, allerdings übertrafen sie die Größe der PRESIDENT SHARP um ein Vielfaches. Bis zu hundert Metern waren sie und sehr zahlreich. Objekte, die sich in irgendeiner Form miteinander zu koordinieren schienen. Jedenfalls hatten sie eine gemeinsame Richtung.
"Was ist das?", fragte Messer.
"Sieht aus wie Riesen U-Boote", meinte Norbert J. Leslie, der inzwischen wieder den Platz des Steuermanns eingenommen hatte.
"Wird ziemlich ungemütlich, wenn wir auf diese gigantische Flotte treffen."
"Es ist keine Flotte", erklärte Lieutenant Carlos Bolder. "Gerade treffen die Daten, der chemischen Fernanalyse ein und danach erscheint das sogar ausgeschlossen."
"Was melden diese Daten denn?", fragte Captain Jack A. Messer.
"Offenbar ist Kohlenstoff ein wichtiger Bestandteil dieser Giganten. Sir, es sind Lebewesen."
"Eine Walherde", flüsterte Jack Messer. "Ich habe es von Anfang an geahnt. Ausweichkurs programmieren!"
Norbert J. Leslie wirkte etwas unschlüssig.
"Aber ich verstehe nicht, Sir."
"Sofort Ausweichkurs programmieren!", befahl Messer noch einmal.
"Wir müssen hier schleunigst weg, sonst könnte es sehr gefährlich für uns werden."
"Ich dachte immer, dass die Riesenwale, aus der PAZIV-Züchtung äußerst friedlich sind", mischte sich Spiros Kalopoulos, der Feuerleitoffizier.
Messer nickte. "Das sind sie normalerweise auch. Schließlich lassen sie sich von Roboter U-Booten ohne Widerstand die Eiweißknollen von ihren Rücken herunterpellen. Aber in regelmäßigen Abständen begeben sich diese gewaltigen Herden auf Wanderschaft, vermutlich um zu Paarungsplätzen zu gelangen."
"Das gesamte genetische Erbe ihrer Walvorfahren bedarf wohl noch einiger Überarbeitung", mischte sich Sergeant Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin jetzt ein.
Messer nickte.
"Bis das allerdings geschehen ist, sind sie während dieser Phasen äußerst gefährlich. Die Gefahr liegt nicht darin, dass sie aggressiv werden, sondern dass es sehr schwer ist ihren Schwärmen auszuweichen und eine Kollision wäre für ein Schiff wie die PRESIDENT SHARP tödlich."
Auf dem Hauptschirm erschienen jetzt immer weitere Gruppen von Riesenwalen. Sie bildeten zusammen einen gigantischen Schwarm, der immer näher zusammenrückte und genau auf die Position der PRESIDENT SHARP zustrebte. Ihre Manöver wirkten beinahe so als wären sie durch geheime Zeichen verabredet und koordiniert. Es war ein faszinierender Anblick, wenn man sich vorstellte, dass es sich bei den einzelnen Einheiten dieses Schwarms nicht um kleine Heringe, sondern um wahre Giganten handelte.
Die größten Säugetiere, die jemals die Erde bevölkert hatten, größer noch als alle ihre urzeitlichen Vorfahren.
Erschaffen von Menschen, die versucht hatten, damit die Ernährungsprobleme ganzer Kontinente zu lösen.
"Tun Sie jetzt genau, was ich sage", sagte Jack A. Messer an Norbert J. Leslie gewandt. Aber allen auf der Brücke war klar, dass diese Äußerung auch für sie galt. "Dies ist nicht meine erste Begegnung mit den Riesenwalen und ich weiß, dass ein Zusammentreffen mit ihnen alles andere als ein Vergnügen ist." Natürlich waren die agrarischen Sperrgebiete der PAZIV in erster Linie deswegen abgeriegelt, um der Konkurrenz der Westunion nicht den Zugang zum fortgeschrittenen gentechnischen Know-How der PAZIV Wissenschaftler zu überlassen, aber ganz nebenbei stellten diese Riesentiere natürlich auch eine Gefahr für jegliche U-Boote dar.
"Das muss eine gigantische Herde sein", sagte Jack A. Messer. Er wusste davon, dass die Geheimdienste der Westunion Satellitenaufnahmen im Hinblick auf die Walherden ausgewertet hatten. Von daher war einiges über das Verhalten der Tiere auch in der Westunion bekannt, aber die Erde, die hier zusammengekommen war übertraf alles, wovon Jack A. Messer bislang gehört hatte: ein gigantischer Pulk von riesigen Eiweißspendern, die sich einzig und allein davon ernährten, den Mund aufzumachen und das Meereswasser nach Kleinstlebewesen abzufiltern.
"Die scheinen aber noch ziemlich weit weg zu sein", meinte Spiros Kalopoulos gelassen.
Messer schaute ihn ernst an.
"Die sind sehr schnell und es ist sehr schwer, ihnen auszuweichen. Warten Sie's ab, es werden noch mehr auftauchen."
21
Robert Berringer, der Präsident der Westunion, betrat den großen Konferenzraum. Wie von jedem anderen wurde von ihm vor Betreten des Konferenzraums ein Iris-Scan abgenommen. Außerdem musste er seine Handfläche auf einen Sensor legen.
Eine Kunststimme bestätigte ihm, was er schon geahnt hatte: "Berringer, Robert, geboren 17.08.1999, 1,79 m groß, 92 kg schwer, Haarfarbe dunkelbraun, gewählter Präsident der Westunion seit dem Jahr 2053..."
Berringer trat durch die Schiebetür. Er blickte sich um. Die drei Männer, die hier auf ihn warteten verloren sich fast in dem großen Raum.
Fast gleichzeitig standen sie auf, um dem Präsidenten ihre Referenz zu erweisen.
General Contigo war einer der obersten Militärs. Sein Stab hatte die Idee entwickelt, mit einem Spezial U-Boot die Zentrale des PAZIV Geheimdienstes auszuschalten, deren Standort ja inzwischen entdeckt worden war.
Ein Himmelfahrtskommando, wie General Contigo ganz offen zugegeben hatte, aber eines wonach seiner Meinung nach die Zukunft der Westunion abhing.
Der zweite Anwesende war Darius Carrow, seines Zeichens Sicherheitsberater des Präsidenten. Carrow kannte Berringer schon sehr lange. Er hatte ihn bereits während seiner Wahlkampfkampagne begleitet.
An die Zeiten im sogenannten 'Brain Tank' des Präsidentschaftskandidaten erinnerte sich Carrow heute sehr gerne. Unbeschwerte Ideen entwickeln zu können, war etwas anderes als tatsächlich Verantwortung tragen zu müssen.
Der dritte Mann war Major Sander Brock, ein hoher Geheimdienstoffizier. Es gab wichtige Neuigkeiten, die dieses sehr kurzfristig einberufene Treffen des engsten Beraterkreises um den Präsidenten rechtfertigten.
"Ich weiß, dass es fünf Uhr morgens ist, meine Herren und vermutlich keiner von Ihnen schon gefrühstückt hat", erklärte Berringer.
Seine Laune war alles andere als gut. Er hatte auch keinen Anlass, sich zu freuen. Die Dinge entwickelten sich nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. In der Bevölkerung wuchs der Unmut, vor allen Dingen weil es einem immer größer werdenden Teil der Öffentlichkeit nicht gefiel, wie Berringer die Candermere Krise gemeistert hatte. Was die Sabotagefront anging, die die Agenten der PAZIV inmitten des Machtbereichs der Westunion errichtet hatten, so hatte sich die Lage einigermaßen beruhigt, zumindest für den Augenblick. Aber das musste nichts heißen.
Jederzeit konnte wieder etwas geschehen, das Regierung und Bevölkerung gleichermaßen in Atem hielt.
Der Präsident setzte sich und so nahmen auch seine Berater ihre Sitze ein.
Berringer wandte sich an Sandor Brock. "Schießen Sie schon los, Major. Ihretwegen sitzen wir so früh zusammen." Sandor Brocks Gesichtsausdruck blieb völlig unbewegt. Er quittierte die Bemerkung des Präsidenten mit einem ruhigen Blick.
"Unsere Station auf dem Mond hat eigenartige Signale aufgezeichnet. Wir erhielten vor kurzem eine codierte Nachricht von Colonel Bridger", berichtete Sandor Brock.
"Was sind das für Signale?", fragte der Präsident.
"Signale, die unzweifelhaft der Technologie jener Außerirdischen entspringen, deren Schiffe vor kurzem das Sonnensystem aufsuchten. Ausgangspunkt