Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
Dr. Dr. Francoise Neuveu und Gorey Thomas das Zimmer verlassen hatten, schaute Colonel Bridger noch eine ganze Weile auf den Datenträger.
Sein Gesicht machte einen nachdenklichen Eindruck. Ihm war klar, dass er als oberster Chef der Mondbasis diese Daten sofort an die höchsten Stellen der Westunion weiterleiten musste. Und doch zögerte er noch.
Unbewusst war ihm klar geworden, was diese Entdeckung für die Zukunft bedeuten könnte: vielleicht der Beginn eines erdumspannenden Krieges und die Vernichtung von Milliarden von Menschen.
Doch auch wenn er diese Informationen noch zurückhalten würde, letztlich würde es nichts ändern.
Und deshalb würde er die Informationen auch gleich weiter geben, denn vielleicht hatte die Westunion dadurch den entscheidenden Vorteil.
Entschlossen stand Colonel Bridger aus seinem Schalensessel auf, nahm den Datenträger und ging zur Tür.
Beinahe lautlos glitt sie zur Seite.
Er ging die wenigen Schritte den stahlüberzogenen Gang der Station hinunter und stand dann vor der Tür des Kommunikationsraumes. Colonel Bright legte seinen Daumen auf den Schottverschluss der Tür. Nach der Überprüfung seines Daumens, tastete ein Strahl seine Irismuster ab. Der Datenabgleich verlief positiv und so glitt die Tür zur Seite.
Colonel Bridger trat in den Raum.
Der diensthabende Offizier erblickte den Colonel. Nach einer Schrecksekunde stand der Offizier auf und nahm Haltung an.
"Lieutenant Bart van Zonder im Dienst, Sir", sagte er.
"Setzen Sie sich wieder", erwiderte der Colonel. "Ich habe eine Aufgabe für Sie."
Dass der Colonel persönlich kam, um Nachrichten zu versenden, wunderte Lieutenant Bart van Zonder im ersten Moment schon. Der Colonel hielt ihm einen Datenträger entgegen.
"Die Informationen, die auf diesem Datenträger gespeichert sind, müssen codiert werden und zwar mit Hilfe von Code Alpha, oberste Geheimhaltungsstufe. Jagen Sie die Daten durch den Computer, Lieutenant van Zonder. Ich warte solange hier." Colonel Bridger setzte sich auf den zweiten Schalensitz. Lieutenant van Zonder legte den Datenträger in den Computer ein. Sofort zeigten sich auf dem Bildschirm eine Unzahl von Daten und Ergebnissen.
Endlich mal eine Aufgabe, die mir etwas abverlangt, dachte van Zonder. Nicht, dass ihm die Arbeit auf der Mondstation langweilig geworden wäre, aber etwas mehr Abwechslung wäre schon schön gewesen.
Seine Hände glitten über die Tastatur.
Oberste Geheimhaltungsstufe, darum hatte sich der Colonel selber herbemüht, dachte Van Zonder. Normalerweise brachte ihm jemand die Berichte vorbei, die er an den Kollegen der Star Force schickte. Lieutenant van Zonder bestätigte per Tasteneingabe die Fragen des Computers. Es dauerte eine Weile, und die Daten waren codiert. Code Alpha, das bedeutete die Informationen gingen direkt an den Chef des Oberkommandos der Star Force.
"Fertig, Sir", sagte Lieutenant van Zonder schließlich. "Sollen ich die Daten jetzt ans Oberkommando der Star Force absenden?"
"Nein", erwiderte Bridger.
"Sir?" Erstaunt schaute van Zonder den Colonel an. "Wohin dann, Sir?"
"Schicken Sie die Daten direkt an den Geheimdienst", sagte Colonel Bridger nach einer kleinen Pause.
"Jawohl, Sir."
Lieutenant Burt van Zonder betätigte einige Tasten. Die Anzeige auf dem Bildschirm veränderte sich. Dann gab er einen Zahlencode ein.
"Auftrag ausgeführt, Sir."
20
Lieutenant Carlos Bolder hatte die Position des Ortungsoffiziers übernommen.
Vor Mara Donelli lag jetzt eine Ruheschicht von sechs Stunden. Die Stunden krochen dahin.
Es tat sich nichts besonderes auf den Anzeigen. Aber plötzlich wurde Bolder durch etwas aufgescheucht.
Er hatte sich etwas in seinen Gedanken verloren, daran gedacht, dass seine Schwester und Familie in der Nähe von Minneapolis gewohnt hatten und nach dem Candermere Vorfall evakuiert worden waren. Es ging ihnen gut, aber inwieweit sie nicht möglicherweise nicht doch einen Schaden davon getragen hatten, würde sich vielleicht erst in einigen Jahren zeigen.
So wie bei vielen anderen auch.
Millionen Menschen betraf das, die in der Gegend um Minneapolis gewohnt hatten.
Manchmal waren es zufällige Parameter, die Schicksale bestimmten, etwa die Windrichtung, in die der Fall-Out getrieben wurde. Bolder hatte das ziemlich wütend gemacht.
Wütend auf die PAZIV und ihre Bewohner, zeitweise sogar wütend auf die eigene Regierung, die ganz offensichtlich nicht in der Lage war, die Westunion wirksam zu schützen.
Inzwischen war sein Gemüt zu seiner Normaltemperatur zurückgekehrt und er hatte eingesehen, dass die Bewohner der PAZIV am wenigsten dafür konnten, was ihre Regierung unternahm. Doch in dieser Sekunde waren Carlos Bolders Gedanken mit etwas anderem beschäftigt, mit einer blinkenden Anzeige in seinem Display. Das gibt es nicht, dachte er.
Etwas Vergleichbares hatte er noch nie gesehen. Carlos Bolder spürte einen seltsamen Druck in der Magengegend. Er war einige Augenblicke lang wie gelähmt.
Captain Jack A. Messer betrat in diesem Augenblick die Brücke der PRESIDENT SHARP.
Der Erste Offizier Monroe verließ den Platz des Kommandanten.
"Ich übernehme wieder", sagte Messer, dessen Körperhaltung eine erstaunliche Gelassenheit ausdrückte.
Erstaunlich in Anbetracht der Situation in der sich die Mannschaft der PRESIDENT SHARP während dieser Mission befand. Aber Messer war ein alter Fuchs.
Für ihn waren auch Gefahrensituationen fast schon etwas, das man als Routine bezeichnen konnte.
Messer ließ sich im Kommandantensessel nieder. Er balancierte zwischen Daumen und Zeigefinger einen Pappbecher mit Kaffee. Schwarz trank er ihn, schwarz wie die Nacht.
Carlos Bolder hatte mitbekommen wie Messer den Koch der PRESIDENT SHARP angewiesen hatte, dafür zu sorgen, dass der Kaffee besonders stark war.
Leichenweckerqualitäten sollte er haben. Aber Captain Jack A. Messer war alles andere als ein Zombie.
Edgar Monroe trat etwas zur Seite.
Die innere Distanz zu seinem Kommandanten war nicht zu übersehen, alle auf der Brücke spürten das, auch Carlos Bolder.
"Alle Systeme laufen einwandfrei", meldete der Erste Offizier Edgar Monroe.
Jack Messer hob die Augenbrauen. "Und was machen unsere Freunde von der PAZIV?"
"Halten sich momentan im Verborgenen", erwiderte Monroe.
"Gut so. Im Moment können wir auch noch keine Begegnung mit ihnen gebrauchen. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir durch ein agrarisch genutztes Sperrgebiet kommen." Jetzt endlich meldete sich Carlos Bolder zu Wort.
"Sir, es gibt hier ein paar Anzeigen, die...", er stockte, "ich kann, es kaum glauben."
"Worum geht es?", fragte Messer.
"Eine Reihe von gewaltigen Körpern schwimmen in unsere Richtung."
"Projizieren Sie das bitte auf den Hauptschirm."
"Okay, Sir."
Auf dem Hauptschirm erschien eine Projektion, die die Daten des Sonars und anderer Ortungsgeräte in Bilder umsetzte. Bilder, die anschaulich machten in welcher Position sich die PRESIDENT SHARP befand.
Eine enorme Rechnerleistung stand dahinter, aber auf diese Weise wurden die Daten der Abtaster für das menschliche Auge im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar.
Schließlich hätte