Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
"Eine Warnboje?", fragte Messer.
Daria McDaniel nickte. "Exakt, Sir."
Steuermann Norbert J. Leslie meldete sich zu Wort. "Im Kartenmaterial, das im Zentralrechner unserer Einheit gespeichert ist befindet sich tatsächlich ein Hinweis auf eine Sperrzone in dieser Gegend. Allerdings scheint die Ausdehnung erheblich größer zu sein als es unseren bisherigen Erkenntnissen entspricht." Die Augenbrauen von Captain Jack A. Messer bildeten eine Schlangenlinie. "Karte bitte auf den Schirm", forderte er. Der Steuermann ließ die Hände über das Terminal gleiten. Sekunden später erschien eine Projektion der Karte auf dem Hauptschirm. Das Sperrgebiet war markiert. Eine grünlich schimmernde Linie umrandete es während ein rot aufleuchtender Punkt die gegenwärtige Position der PRESIDENT SHARP anzeichnete.
"Offenbar wurde das Sperrgebiet ausgeweitet", mischte sich der Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos in das Gespräch ein. Messer nickte. "Ja, scheint so." Er kratzte sich am Hinterkopf. "Gibt es irgendwelche Erkenntnisse darüber, wozu dieses Sperrgebiet eigentlich dient?", wandte sich der Kommandant anschließend an die Kommunikationsoffizierin Daria McDaniel.
Diese schüttelte den Kopf. "Nein Sir, tut mir leid. Wir vermuten, dass es sich um eine Region handelt in der agrarische Experimente durchgeführt werden."
Was sich dahinter verbarg, wusste Messer nur zu gut. Die PAZIV experimentierte mit gentechnisch veränderten Meerestieren als Nahrungslieferanten.
"Die Brüder scheinen bei ihrer Forschung nicht gestört werden zu wollen", grinste Steuermann Norbert J. Leslie.
"Wer weiß, was die da züchten?" Das war Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos.
"Vielleicht Riesenschildkröten, um die darbenden Massen in Indien oder China mit Schildkrötensuppe versorgen zu können", meinte Daria McDaniel.
Messer achtete nicht auf das Gerede seiner Leute. Er betrachtete die Projektion.
Das Sperrgebiet, dessen Ausdehnung offenbar ganz erheblich erweitert worden war, legte sich nun scheinbar sichelförmig um jenen Punkt herum, von dem die Geheimdienste der Westunion annahmen, dass es sich um den Standort von X-Point handelte.
"Uns bleibt nichts übrig, als die Sperrzone zu missachten", sagte Messer. "Sonst können wir den Zeitplan nicht einhalten und das ist ausgesprochen wichtig. Schließlich können wir nicht erwarten auf ewig unerkannt zu bleiben, selbst bei bester Tarnung nicht."
"Und wenn diese Boje in der Lage ist, den Verstoß gegen die Sperrgebietsbestimmungen weiterzumelden?", fragte der Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos.
"Eine Analyse des Bojentyps bitte", forderte Messer. Davon kann jetzt eine Menge abhängen!, ging es ihm durch den Kopf. Kommunikationsoffizierin Daria McDaniel leitete die entsprechenden Scans ein. Augenblicke später erschien die Projektion einer Abbildung dieser Warnboje auf dem Hauptschirm. Die gescannten Daten waren mit den Datenbanken im Zentralrechner der PRESIDENT SHARP abgeglichen worden und offenbar war das Abgleichprogramm dabei erfolgreich gewesen.
"XW 31, eine recht einfache Boje", erklärte Daria McDaniel. "Wird unseren Erkenntnissen nach nicht für militärische Sperrgebiete, sondern ausschließlich zur Abgrenzung agrarisch genutzter Meereszonen. Fehlfunktionen sind äußerst häufig." Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos meldete sich zu Wort. "Wie wäre es, wenn wir unsererseits für eine Art Fehlfunktion sorgen würden?" Er grinste. "Sie verstehen, was ich damit sage will..." Messer nickte.
Einfach zerstören, daß war Kalopoulos' Lösung für das Problem. Aber vielleicht hatte der Feuerleitoffizier in dieser Situation sogar gute Argumente auf seiner Seite.
"Ist die Boje in der Lage, Daten über U-Boote, die sie passieren weiterzuleiten?", fragte Messer. Ein Muskel zuckte unterhalb seines linken Auges. Ansonsten wirkte sein Gesicht absolut ruhig. Daria McDainel nickte. "Ja, das ist sie." Messer wandte sich an Spiros Kalopoulos, dem Feuerleitoffizier.
"Einen leichten Torpedo abfeuern", befahl er.
"Aye, aye, Sir!"
14
Edgar Monroe, der erste Offizier des U-Boots WUSU-2345 PRESIDENT SHARP, hatte auf der Brücke im Sessel des Kommandanten Platz genommen.
Commander Jack A. Messer hatte ihm für einige Stunden das Kommando überlassen, um sich etwas zurückziehen zu können. Messer gönnte sich zwar kaum Ruhepausen und hatte sein eigenes Schlafbedürfnis auf das Mindeste reduziert, aber ein bedürfnisloser Übermensch war auch er nicht. Die Natur forderte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ihr Recht.
Die Konsole des Steuermanns hatte ein junger Lieutenant namens Carl Smith eingenommen.
Edgar Monroe kannte ihn seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Flottenakademie der Westunion. Monroe war allerdings schon im Abschlussjahrgang gewesen als Carl Smith dort begonnen hatte. Computerspezialist Lieutenant Marvin Zimmer war wieder einmal damit beschäftigt, die Systeme zu checken. Das gehörte in regelmäßigen Abständen zu seinen Routineaufgaben. Außerdem überprüfte er diesmal die Identifikationscodes mit denen sich die PRESIDENT SHARP bislang gegenüber Patrouilleneinheiten der PAZIV ausgewiesen hatte.
Er glich die Daten mit den Impulsmustern ab, die die PRESIDENT SHARP von Marineeinheiten der PAZIV empfangen hatte. Selbst minimale Fehler konnten die Gegenseite schließlich misstrauisch machen.
"Ja", stieß Zimmer zufrieden aus und lehnte sich zufrieden in seinem Schalensitz zurück.
Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos sah ihn etwas verwundert an.
"Was gibt zu diesem Ausbruch ungehemmten Entzücken des Anlass?", fragte er grinsend.
Marvin Zimmer hob die Augenbrauen. Er hatte ein rundes Gesicht mit Sommersprossen. Der dünne Oberlippenbart, den er trug, hatte eine leicht rötliche Färbung. Die Augen waren dunkelbraun. Zimmer sah Kalopoulos verschmitzt an. "100 Prozent Übereinstimmung. Ich habe die gespeicherten ID-Signale noch ein wenig modifiziert, so dass sie nun noch besser an die Abtaster der Gegenseite angepasst sind. Auf diese Weise wird es kaum möglich sein, uns als das zu identifizieren, was wir wirklich sind: eine Einheit der Westunion."
"Wäre das denn bislang möglich?", erkundigte sich der erste Offizier Edgar Monroe.
Zimmer zuckte die Schultern. "Das kommt ganz darauf an, welchen Aufwand man betreibt. Ein genauer Vergleich der ausgetauschten Signale und eine Überprüfung auf kleine Ungenauigkeiten dürften bei einem gewieften Fachmann schon einen gewissen Verdacht erregen. Aber ich denke, diese Gefahr können wir nun vernachlässigen." Kommunikationsoffizierin Daria McDaniel mischte sich jetzt in das Gespräch ein. "Sagen Sie, was macht einer wie Sie eigentlich bei der Submarine Navy der Westunion?", fragte sie. "Warum machen Sie sich nicht in der IT-Branche selbstständig?"
"Soll ich Ihnen was sagen", erwiderte Zimmer, "manchmal ist mir schon der Gedanke gekommen. Wahrscheinlich ist es ein sicheres Gehalt und die Aussicht auf eine, wenn auch kärgliche Pension, die mich bei der Stange hält."
Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Die Anzeigen blinkten und auf den Displays bewegten sich Punkte.
Durch die Sichtfenster war nicht allzuviel zu sehen. Schließlich war es dunkel hier unten, tief unter dem Meeresspiegel. Die PRESIDENT SHARP fuhr mit maximaler Tiefe. Dies auch um auf der Gegenseite nicht aufzufallen. Was die Crew der PRESIDENT SHARP vorhatte, war schließlich nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Anschlag auf das Herz der PAZIV Geheimdienste. Selbstverständlich war mit entsprechender Gegenwehr zu rechnen. Außerdem natürlich mit verschiedenen Ringen gestaffelter Sicherheitsmaßnahmen.
Je näher wir an unser Ziel herankommen, dachte Edgar Monroe, desto gefährlicher wird es. Monroe spürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Von Anfang an war ihm bei dieser Mission nicht wohl gewesen. Niemand hatte ihnen vor Aufbruch in den Pazifik gesagt, worum es bei ihrer Mission genau gehen würde.
Das war nichts Ungewöhnliches. Es geschah um das Gelingen der Mission nicht zu gefährden, um Spionage von vornherein zu verhindern und auch deswegen, weil