Der Dozent. Stefan Meier

Der Dozent - Stefan Meier


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hatte noch niemand mit ihr geredet. Nicht mal ihre Eltern durften bei dir diesen Ton anschlagen. Aber dieser Dozent hatte es gewagt und es wirklich getan. Sie saß benommen auf ihrem Stuhl. Die anderen Kursteilnehmer waren teils schockiert, teils unheimlich amüsiert über seine Aktion.

      „Geschieht ihr recht“, sagte Lilly und beugte sich zu Natalie.

      „Ja“, kicherte sie zurück. „Einen Charakterzug, den ich beim Essen noch nicht wahrgenommen habe. Das Semester wird großartig. Wenn Heike nicht mehr auftaucht, haben wir Ruhe vor ihr, und wenn sie kommt … du hast ja eben gesehen, was denn passiert …“

      Herr Schmidt wandte sich wieder, sichtlich belustigt, dem restlichen Kurs zu. „Die Abgabe für die Protokolle ist Ende August. Semesterende. So, machen wir jetzt noch ein bisschen Theorie.“

      ***

      Die nächste halbe Stunde gab er einen theoretischen Input. Einige Definitionen, ein paar aktuelle Untersuchungen und einen kleinen Videoausschnitt. Es war sehr interessant gehalten. Dann klappte er den Laptop zu. „Heute wollte ich mit Ihnen nur das Organisatorische und ein kleinwenig Theorie besprechen. Machen wir für heute Schluss. Genießen Sie Ihren Feierabend und bis nächste Woche!“

      Die Studierenden klopften zur Verabschiedung mit den Fingerknöcheln auf den Tischen. Nur Heike nicht. Sandy klopfte leise und wollte offensichtlich nicht den Zorn ihrer Sitznachbarin heraufbeschwören. Jakob klopfte noch weiter, als die anderen bereits aufgehört hatten. Ja, definitiv sein Seelenverwandter. Die Nachmittagssonne schien in den Raum und tauchte ihn in ein gleißendes Gelb. Es war nicht mal drei Uhr. Der Großteil der Studierenden hatte den Raum bereits verlassen. Heike war die Erste gewesen. Herr Schmidt friemelte die Kabel wieder vom Pult und Laptop, rollte sie sorgfältig zusammen und verstaute sie in seinem Rollkoffer.

      „Ich hoffe, das war nicht zu doll.“ Er drehte sich zu den vier Freunden. Sein Blick fiel auf Natalie. „Ich hatte eine Ahnung, dass Sie in meinem Kurs sein würden. Sorry, während der Arbeit werde ich Sie leider siezen müssen.“

      „Das – war – super“, betonte Jakob und glich einem pubertären Mädchen auf einem Justin Bieber Konzert.

      „Das musste einfach mal gesagt werden“, bestätigte ihn Felix. „Die macht das in jedem Kurs und geht allen auf die Nerven.

      „Haben Sie nicht Angst, dass Sie irgendwelche Konsequenzen zu befürchten haben?“, mischte sich Natalie ein und klang aufrichtig besorgt.

      „Ach, das war eine meiner harmloseren Aktionen. Soll ihr Papi-Anwalt mal kommen. Bei mir beißt man auf Granit.“

      „Da bin ich beruhigt. Ich möchte mich nochmal für das Essen vorhin bedanken. Ich wäre sonst verhungert.“

      „Gern geschehen, aber denken Sie an Ihre gute Tat.“

      „Werde ich!“

      „Kann ich mit Ihnen alle kommende Woche rechnen?“

      „Auf jeden!“, antworte Jakob, kaum dass Herr Schmidt den Satz vollendet hatte.

      Sie packten ihre Sachen zusammen und trennten sich auf dem Korridor. Lilly ging ins Treppenhaus und verwand in Richtung Bibliothek. Die Stunde bis zur nächsten Veranstaltung wollte sie intensiv nutzen. Herr Schmidt bog nach links ab und Natalie ging mit Jakob und Felix zur Bushaltestelle.

      Feierabend! Lediglich zwei Kurse heute. Draußen angekommen, fiel die Tür hinter ihnen zu und um die Ecke nahmen sie eine bekannte Stimme wahr.

      „Wenn ich das meinem Vater erzähle! Der wird in ganz Deutschland keine Arbeit mehr finden, wenn wir mit ihm durch sind. Wo nimmt die Hochschule diese Typen eigentlich her? Die Schrulle von vorhin mit ihren beschissenen Referaten und dem Kartenziehen für die Gruppeneinteilung und nun dieser eingebildete Lackaffe, der so eine Show mit mir abzieht! Ich habe recht und das wird er früher oder später noch herausfinden!“

      Heike stand neben Sandy und einer anderen Studentin aus dem Kurs und zog hektisch an ihrer Zigarette. Außerhalb der Hörreichweite von Herrn Schmidt konnte sie ihrem Unmut freien Lauf lassen. Hätte er das gehört, dann würden sie Zeuge eines weiteren Spektakels werden.

      „Hey Heike, super Seminar heute, oder? Bis nächste Woche dann, ja?“, rief Jakob in ihre Richtung.

      „Ach, halt doch deine Fresse!“, schnauzte sie zurück, schnippte ein wenig Asche in seine Richtung und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu.

      ***

      Natalie, Jakob und Felix nahmen auf einem Vierersitz Platz und fingen an zu plaudern, denn sie hatten sich alle eine Weile nicht gesehen. Jakob dachte immer noch vergnügt über die Aktion im Kurs. Schließlich diskutierte er mit Felix über die Segelveranstaltungen in diesem Semester. Natalie, die sich nicht sonderlich für Wassersport interessierte, konnte zwar nicht mitreden, hörte aber gespannt zu.

      „Das wird eine glatte Eins. Ich segle schon seit der Grundschule“, gab Jakob an.

      „Das glaube ich dir. Eine Sportaktivität, in der du mal besser bist als ich“, konterte Felix und beide lachten. Es war schließlich die Wahrheit.

      „Hey Natalie, am Samstag ist Pub Quiz und anschließend Karaoke im Irish Pub? Alte Traditionen fortführen? Lilly habe ich vorhin schon gefragt und den hier …“, er deutete auf Felix, „… den nehmen wir auch mit. Wir haben uns ewig nicht zu viert getroffen!“

      „Blöde Frage, Jakob … ich bin auf jeden Fall dabei!“

      „Deal! Ich habe wieder neue Lieder in meinem Repertoire.“

      „… um betrunken AC/DC zu singen“, dachte sich Natalie und blickte Felix an. Er nickte und bestätigte damit ihren Gedanken.

      Der Bus erreichte den ZOB und sie verabschiedete sich schnell von den beiden, da sie den Anschlussbus erwischen wollte. Sie stieg ein, setzte sich ans Fenster und lehnte den Kopf gegen die Scheibe. Durch den laufenden Motor vibrierte die Scheibe leicht, aber das störte sie nicht. Sie ließ alle Ereignisse von heute Revue passieren.

      „Ein interessanter erster Tag in diesem Semester …“, dachte sie sich, als der Bus losfuhr.

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