Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Der Sheriff war nicht glücklich darüber, er hatte aber auch nicht ablehnen können, nachdem man ihm den toten Small Rancher servierte und Dexter anbot, mit seinen Männern das Aufgebot zu verstärken, um den Mörder dingfest zu machen.

      Sheriff Jim Hickock wartete, bis die Männer des Auf­gebots ihre Posten eingenommen hat­ten, dann legte er die Hände trichterförmig an den Mund und schrie: „Man hat mir Bob Bancroft gebracht, McQuinn. Er hat eine Kugel zwischen den Schulterblättern. Es sieht ganz so aus, als hättest du ihn umgebracht, denn er hat dich schlimm zusammengeschlagen und du bist nicht der Mann, der das auf sich sitzen lässt. Ergib dich, McQuinn! Dei­ne Ranch ist umstellt. Du hast keine Chance, wenn du jetzt nicht heraus­kommst, wird es schlimm für dich.“

      Seine Stimme verhallte.

      Unten rührte sich nichts. Jim Hickock fluchte. Dann setzte er noch ein­mal an: „Ich garantiere dir auch eine faire Untersuchung und gegebenenfalls einen ebenso fairen Prozess, McQuinn. Mein Wort dar­auf.“

      Er ließ die Hände sinken und zog die Winchester aus dem Sattelhalfter.

      „Verdammt!“, rief Flint Dexter ungeduldig. „Was halten wir uns mit langen Reden auf, die sowieso nichts bringen? Wir wissen, dass er Bob Bancroft eine Kugel zwischen die Schulterblätter geknallt hat. Und das reicht aus, um McQuinn am Halse aufzuhängen. McQuinn weiß das und darum wird er kämpfen bis zum letzten Atemzug. Er hat nichts mehr zu verlieren und Worten nicht zugänglich. Also stürmen wir einfach den Bau und räuchern den Schuft aus.“

      In diesem Moment ertönte es aus dem Ranchhaus: „Ich habe Bancroft nicht umgebracht, Sheriff. Das war jemand, der mir den Mord in die Schuhe schieben will. Und jeder, der die Verhältnisse hier kennt, kann sich an fünf Fingern abzählen, von wem ich rede. Also wendet euch an ihn und lasst mich in Ruhe.“

      „Mit mir sind ein Dutzend Männer hergekommen, McQuinn!“, tönte es durch die Nacht. „Alles spricht gegen dich. Also komm mit uns in die Stadt. Wenn du unschuldig bist, wird sich das herausstellen. Im Moment aber bist du der Hauptverdächtige. Wenn du dich zur Wehr setzt, wird kein Mensch der Welt Verständnis dafür aufbringen. Du würdest alles nur noch viel schlimmer machen.“

      „Heavens, ich war es nicht“, antwortete Harrison laut und deutlich. „Als ich heute Vormittag auf die Bancroft-Ranch kam, war Bob schon tot. Er hing über der Brunneneinfassung, das Blut auf seinem Rücken war schon eingetrocknet. Frag doch mal Big John oder seinen Kettenhund Dexter, wer Bancroft die Kugel aus dem Hinterhalt ser­vierte, Hickock. Big John schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Bancrofts Ranch war schon seit langer Zeit — ebenso wie mein Besitz und all die anderen Ranches den Fluss hinunter — Big John ein Dorn im Auge, denn durch unsere Weiden war ihm der Zugang zum California Creek versperrt. Also beginnt Big John, die unliebsamen Nachbarn nach und nach auf die Seite räumen. Mit Bancroft hat er heute angefangen. Er scheut vor keinem noch so niederträchtigen und schmutzigen Mittel zurück.“

      „Du warst also auf der Bancroft-Ranch, McQuinn?“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Hickock.

      „Yeah. Ich wollte Bancroft einige Fragen wegen seiner plötzlich völlig veränderten Einstellung zur Brazos River Ranch fragen. Aber jemand hat ihm vor mir einen Besuch abgestattet. Wahrscheinlich waren es seine neuen Freunde von der B.R.“

      „Das ist eine dreckige Unterstellung!“, brüllte Flint Dexter mit überschnappender Stimme. „Ich werde dir dafür mit der Peitsche das Fleisch von den Knochen schlagen, ehe ich dich dem Gesetz überlasse, McQuinn!“

      „Aaah, Big Johns erster Kettenhund!“, kam es wild und sarkastisch von Harrison. „Ich hätte es mir ja denken können! He, Sheriff, glaubst du wirklich, dass ich lebend die Stadt erreiche, wenn ich mich ergebe?“

      Darauf gab der Gesetzeshüter keine Antwort. Er rief stattdessen: „Du behauptest, dass Big John Bob Bancroft ermorden ließ und den Ver­dacht auf dich lenkte?“

      „Ich bin davon überzeugt!“

      Der Sheriff biss die Zähne zusam­men. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Es war deutlich, dass ihm widerstrebte, wozu ihn in diesem Fall sein Stern verpflichtete. Er schnappte grimmig: „Okay, McQuinn, du willst es nicht anders. Wir stürmen jetzt deine Ranch. Und rechne nicht damit, dass wir dich schonen.“

      „Das wäre Big John auch gar nicht recht, Hickock“, klang es sarkastisch zurück.

      „Ausschwärmen!“, befahl der Sheriff. Mit einem Ruck repe­tierte er seine Winchester. Aus schmalen Augen starrte er auf die kleine Ranch in der Senke, die in der Finsternis lag. Die Schatten zwischen den Gebäuden versprachen Unheil.

      *

      Harrison hatte sich in der Wohnstube des Ranchhauses verschanzt. In der Mannschaftsunterkunft befanden sich Tex Dooley und Slim Winslow. Harrison blick­te hangaufwärts, von wo die Stimme des Sheriffs gekommen war. Oben auf dem Hügel saßen die Rei­ter ab. Er sah sie im Mondlicht ihre Gewehre aus den Scabbards ziehen und geduckt nach den Seiten davonhuschen. Harrison konnte gut die dahingleitenden Schemen durch die Dunkelheit wahrnehmen. Unaufhaltsam näherten sie sich.

      Zäh verrannen die Sekunden, wur­den zu Minuten.

      Die Angreifer eröffneten schlagartig das Feuer. Sie waren schon sehr nahe. Das verrieten die Mündungsblitze, die wie glühende Speere in die Finsternis stießen. Die Kugeln klatschten gegen die Hauswand, bohrte sich knirschend in Holz, jaulten als Querschläger davon. Krachen erfüllte die Nacht mit infernalischem Lärm.

      Harrison riss den Kolben der Winchester an die Schulter, jagte einen Schuss hinaus, repetierte, schoss erneut. Er stand beim Fenster. Geschosse pfiffen an ihm vorbei. Der Fensterrahmen wurde zerfetzt. Kalte Ruhe erfasste von ihm Besitz. Kugel um Kugel jagte er hinaus, jeweils in das Aufblitzen ihrer Schüsse hinein. Ein Mann schrie auf.

      Unvermittelt brach das Schießen ab. Harrison wischte sich mit dem Hand­rücken über die Augen.

      Angestrengt lauschte er nach drau­ßen. Unheimliche Stille lag über der Ranch. Hart umklammerten seine Hände Kolbenhals und Schaft der Winchester. Gepresst atmete er. Vom Hügelkamm drang das Wiehern eines Pferdes herunter.

      Plötzlich wirbelte Harrison herum. War da nicht draußen auf dem Flur ein Geräusch gewesen? Oder narrten ihn schon seine Sinne? Sein Herz hämmerte in wildem Rhythmus. Er schluckte unwillkürlich, hob das Ge­wehr und brachte es in Hüftanschlag.

      Knarrend öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. Tex Dooley raunte: „Nicht schießen, Harrison. Ich bin’s. Slim hält in der Unterkunft die Stellung. Grundgütiger, warum hast du uns verschwiegen, dass du auf der Bancroft-Ranch nur noch einen Toten angetroffen hast.“

      „Was hättet ihr wohl von mir gedacht, wenn ich euch erzählt hätte, dass Bancroft tot und sein Mörder längst über alle Berge war, als ich auf der Ranch ankam? Es ist doch tatsächlich so, dass niemand außer mir einen Grund hatte, Bancroft das Tor zur Hölle aufzustoßen.“

      „Was sollen wir jetzt von der Sache halten?“, fragte Tex grollend und zweifelnd. „Du hast uns angelogen als du uns erklärtest, dass von Bancroft weit und breit nichts zu sehen war, als du auf seiner Ranch ankamst. Beim Henker, Harrison, wenn du es wirklich nicht warst, der ihm das Stück Blei verpasste, dann hast du dich verdammt dumm verhalten.“

      „Mag sein. Aber du musst es mir glauben, Tex: Bancorft war längst tot, als ich seine Ranch betrat.“

      Mit Nachdruck beteuerte es Harrison.

      „Na schön. Du bist kein Mörder, Harrison. Ich weiß das, und deshalb glaube ich dir. Es sieht schlecht aus – sehr schlecht. Und ich zerbreche mir den Kopf nach einem Ausweg. In die Hände darfst du ihnen nicht fallen. Denn dann bist du verraten und verkauft. Mag man zu Sheriff Hickock eingestellt sein wie man will, er wird sich höheren Interessen zu beugen haben. Und am Ende hängt man dich für einen Mord, den ein anderer begangen hat.“

      „Was schlägst du vor, Tex?“

      „Du musst verschwinden und versuchen, dem wahren Mörder die Maske vom Gesicht zu reißen. Noch hast du Zeit. Sie befinden sich alle vor dem


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