Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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den Kabinenfenstern vorbei, der Motor schwieg auf einmal, und Gus sah nicht, wohin sie flogen. Er spürte nur, dass sie abzusacken schienen, versuchte aus dem Seitenfenster zu blicken, sah aber wegen des Rauches nichts mehr.

      Und plötzlich gab es einen knallharten Schlag. Das war die letzte Wahrnehmung, die Gus in seinem Leben machte.

      *

      Flammen schlugen vom Achterdeck der Yacht. Dicker, beizend gelbgrüner Rauch hüllte das ganze Achterschiff ein und wehte nach Lee übers Meer. Doch niemand hatte jetzt schon Zeit, etwas dagegen zu tun. Noch immer flog die Cessna in der Luft, eingehüllt von Rauch und Feuer. Aber sie jagte jetzt schräg auf die Meeresoberfläche zu.

      Gebannt blickten die Männer auf die Maschine, sahen, wie sie aufschlug, eine gewaltige Feuersäule hochzuckte und sich mit gischtendem Wasser vermischte. Dann flogen Trümmer durch die Luft, spritzten ins Wasser, und für Sekunden war dort ein riesiger, spiegelglatter Kreis im Wasser.

      Der Baron hatte genug gesehen. „Le Beau, nimm das Ruder! James, Feuerlöscher suchen! Feuer an Bord!“

      Minuten später waren alle an Deck, Mrs. Dacombe ausgenommen, die von Dolly aus der Bordapotheke ein so starkes Schlafmittel bekommen hatte, dass sie in tiefem Schlaf lag und von allen Vorgängen gar nichts wusste.

      James spritzte mit dem Schaumlöscher, Jenny und Dolly pumpten mit der tragbaren Spritze, während der Baron den Schlauch auf die kräuselnden Flammen hielt, die übers Deck.krochen.

      Doch er konnte nur löschen, was erst später angebrannt war. Dort, wo die Phosphorspritzer an Deck klebten und brannten, half nur der Schaumlöscher. Mackenzie brachte einen zweiten aus dem Maschinenraum. Nach einer halben Stunde war das Feuer gelöscht.

      Nur eine riesige schwarze Fläche über dem gesamten Achterdeck und die rußgeschwärzten Aufbauten erinnerten noch an den Brand. Dolly, Jenny, Mackenzie, Le Beau, Robert und James hockten auf dem Vordeck herum, während der Baron das Ruder führte und auf seine Crew aus dem niedergeklappten Fenster des Ruderhauses blickte.

      „Beschwerden an die Schiffsleitung?“, fragte er scherzend.

      „Allerdings“, erwiderte Mackenzie. „Warum laufen wir keinen Hafen an?“

      „Zaubern Sie einen her, und ich laufe ein, Mackenzie!“

      Die anderen lachten. Dann fragte Mackenzie, der Jenny den Arm um die Schulter gelegt hatte: „Kennen Sie die Möglichkeit, Herr Baron, dass ein Kapitän auf See eine Trauung vornehmen kann?“

      Jenny blickte Mackenzie verblüfft an, und auch die anderen ahnten, was kommen würde.

      „Ich kenne diese Möglichkeit, Mackenzie. Wollen Sie Jenny heiraten?“

      Mackenzie nickte. „Und ob! Nicht wahr, Mäuschen, du willst meine Frau sein?“

      Jenny schluckte. Diese für sie offenbar verblüffende Eröffnung hatte sie noch lange nicht verdaut. „Ich... ich weiss nicht... ich ...“

      „Also, sie will!“, sagte Mackenzie. „Werden Sie uns trauen, Herr Baron?“

      „Soviel ich weiß, muss man der richtige Kapitän sein, ein gelernter. Ich bin doch ein Amateur, Mackenzie. Dann gilt die Ehe nicht.“

      „Hmm“, machte Mackenzie, und nach einer Weile sagte er: „Also dann im Hafen. Wo ist das? Wohin laufen wir?“

      „Matthew Town auf Great Inagua, wenn der Treibstoff reicht.“

      Mackenzie strahlte Jenny an. „Also, in Matthew Town wirst du meine Frau.“ Er gab ihr vor allen einen Kuss, und sie hielt es wohl für das beste, das über sich ohne Widerstand ergehen zu lassen.

      Dolly war neben den Baron ins Ruderhaus gekommen. „Sie wird ihn niemals heiraten“, sagte sie.

      „Geht uns nichts an. Würdest du mich denn heiraten wollen?“, fragte er und sah sie scharf an.

      Sie lächelte. „Würdest du mich überhaupt danach fragen?“

      „Vielleicht, Dorothee.“

      Sie senkte den Kopf. „Nein, Alex, wir beide verstehen uns gut, aber wir passen auf die Dauer nicht zusammen. Wir wollen es doch besser so belassen, wie es ist und uns beide dieselbe Frage in einem Jahr erneut stellen. Was meinst du?“

      „Darüber reden wir in Matthew Town noch mal.“

      *

      Der britische Polizeioffizier runzelte die Stirn und schob den dicht beschriebenen Bericht über den Tisch zum Baron hin, der ihm gegenüber saß. „Das ist die Expertise unseres Sachverständigen, Sir. Achtundzwanzig Millionen, soviel haben wir noch nie in unserem Safe gehabt. Wissen Sie auch, dass Ihnen dafür eine Belohnung zusteht?“ Der schnauzbärtige Kolonialengländer lächelte. „Ich habe über Funk mit unserer Interpolabteilung Verbindung aufgenommen. Das amerikanische FBI hat mitgeteilt, dass demjenigen, der diese Beute findet und übergibt, fünf Prozent des Wertes ausgezahlt werden ... allerdings nicht von uns, sondern von der Versicherungsgesellschaft. Fünf Prozent, das sind ...“

      „Glatte 1,4 Millionen, Captain. Soweit reichen meine Mathematikkenntnisse aus. Ich bekomme von Ihnen noch die Quittung.“

      Der Offizier nickte. „Und, wussten Sie schon, dass in diesem Flugzeug, das Sie versenken wollte, dieser Enrico Brassi selbst gesessen hat? Mit zweien seiner Vertrauten. Die Meldung kam vor einer Stunde aus Port au Prince zu uns.“

      „Na und?“

      „Wenn ich nicht irre, wird er seit zwei Wochen in den USA gesucht, und es steht eine Belohnung auf seiner Ergreifung. Sir, ich habe das Gefühl, Sie sind im Augenblick ein sehr reicher Mann.“

      „Danke, aber der Schein trügt. Ich baue in Brasilien eine Straße und habe dort gut eine Million Defizit. Sie sehen, das Schicksal ist mit den Indios im Matto Grosso, denen ich diese Straße baue. Besten Dank für Ihre Mühe, Captain!“

      Der Captain stand auf. „Noch eine kleine Frage“, sagte er lächelnd. „Ich habe gestern in Ihrem Hotel eine Dame aus Ihrer Begleitung gesehen, als wir Mrs. Dacombe ins Hospital holen ließen. Eine blonde Dame. Sie ist, wie ich eben erfuhr, vor wenigen Minuten Hals über Kopf mit einer Maschine nach Florida abgeflogen. Wussten Sie davon?“

      „Es ist Jenny. Ich ahnte das, aber ich kenne jemanden, der darüber sehr erbost sein wird.“

      „Meinen Sie diesen Maschinisten Mackenzie?“

      „Ja, den meine ich.“

      „Der läuft auf dem Flughafen herum und möchte eine Maschine haben, die auch nach Florida fliegt.“

      „Er wird irgendwann eine finden. Das nennt man dann eine Jagd aus Liebe. Und sonst haben Sie nichts?“

      „Doch, Sir, unten wartet eine Dame von der Presse auf Sie. Miss Dr. Willington, die mit Ihnen auf der Liebesinsel gewesen ist. Sie hat meinen Sergeant vorhin ausgefragt, ob wir die Gefangenen auch ordentlich betreuen. Sie hat eine sehr spitze Zunge, diese Dame. Ich glaube, Sie sind froh, sie nun loszuwerden, was?“

      Der Baron steckte seine Quittung ein und ging zur Tür. „Sie irren sich, Captain, das ganze Gegenteil wäre richtig ...“

      *

      Der Baron saß, nur mit der Badehose bekleidet, auf dem Balkon des Royal Conqueror Hotels, hatte einen kühlen Martini in der Hand und blinzelte zu Dorothee Willington hinüber, die sich auf einer Liege reckte und im Bikini ihre herrlichen Kurven noch mehr zur Geltung brachte als im Kleid.

      „Der Polizei bist du offenbar schon auf die Füße getreten, Kleines. Der Captain scheint sich auf deine Abreise zu freuen.“

      Dolly lachte. „Wenn ich nun schon mal hier bin, muss ich doch sehen, ob hier auch alles stimmt. Wie ich hörte, behandeln sie Strafgefangene ziemlich rau."

      „Du bist hier nicht im Dienst, Dorothee. Wie wäre es, wenn du mehr an mich als an die Srafgefangenen dächtest? Wir wollten uns auch noch eine Frage stellen.“

      „In


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