Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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wirst nie Ruhe bekommen.“

      „Du schon. Und zwar jetzt gleich. Ich weiß genau, dass du versuchst, mich mit deinen Reden besoffen zu machen. Doch daraus wird nichts. Du hast ja wohl inzwischen kapiert, dass ich noch ein Endchen cleverer bin als du, als du mit deinem Draht im Schloss gepolkt hast, wusste ich gleich, dass Kessy dir keinen Schlüssel gegeben hatte. Das hätte ich ihr auch nicht raten wollen. Für mein Geld will ich nicht gedrängt werden.“

      „Viel Zeit werdet ihr beiden trotzdem nicht haben. Du kannst dir ja wohl denken, dass ich nicht allein hergekommen bin. Du bist mir schon dreimal durch die Finger geschlüpft. Diesmal habe ich das Netz dichter geknüpft. Mit deiner jämmerlichen Taschenkanone haust du dich da nicht raus.“

      Jil Fernay stutzte. Er kniff die Augen zusammen und schien zu überlegen, wie ernst Reinigers Behauptung zu nehmen sei.

      Doch dann lachte er.

      „Du jagst mich nicht ins Bockshorn. Du bist deine ganze Streitmacht. Niemand kann dir helfen, und es wird mir ein Genuss sein, dich in die Hölle zu schicken.“

      „Dass du mich aber trotzdem noch nicht umgelegt hast, hat einen Grund“, vermutete Bount Reiniger. „Irgend etwas brennt dir auf der Seele. Du hoffst, von mir noch eine interessante Information zu erhalten.“

      Der Gangster biss sich auf die Lippen.

      „Du bist ein verdammt schlauer Fuchs, Reiniger“, stellte er fest. „Und du hast sogar recht. Normalerweise hätte ich dich schon längst abserviert. Aber da gibt es tatsächlich eine Frage, die du mir vorher beantworten musst.“

      „Versuche mal, mich dazu zu zwingen“, entgegnete Bount Reiniger geringschätzig.

      „Dir bleibt nichts weiter übrig.“

      „Eben! Mir bleibt nichts übrig. Du legst mich so oder so um, also wäre ich doch ein Narr, wenn ich dir vorher noch Rede und Antwort stehen würde. Da müsstest du mir schon etwas bieten.“

      Der Killer grinste. „Ich soll dich laufenlassen, nicht wahr?“

      „Einem solchen Versprechen würde ich ohnehin nicht trauen. Nein! Es ist etwas viel Geringeres. Ich bin wochenlang hinter dir her gejagt und habe dich trotzdem nicht zu fassen gekriegt. Das stinkt mir, aber ich kann es nun nicht mehr ändern. Wenn ich wenigstens das Gold gefunden hätte, das du irgendwo auf diesem schönen Erdball versteckt hast. Aber wieder Fehlanzeige!“

      „Solche perfekte Erfolgslosigkeit tut weh“, der Verbrecher lachte schadenfroh. „Das Versteck hättest du nie gefunden.“

      „Wahrscheinlich nicht. Aber jetzt könntest du es mir eigentlich verraten. Dir macht es nichts mehr aus, und ich würde mich ein bisschen leichter mit der Niederlage abfinden, wenn ich wenigstens diesen kleinen Teilerfolg buchen könnte.“

      „Ich soll dir also sagen, wo ich das Gold hingebracht habe.“

      „Eine Information gegen eine andere. Das ist ein fairer Handel.“

      „Da wird nichts draus.“

      „Ich kann dir nicht mehr schaden, Fernay. Und nur in diesem Fall mache ich ebenfalls den Mund auf. Was willst du überhaupt wissen?“

      „Es geht um meinen Bruder.“

      „Bark?“

      „Ich habe nur den einen. Zum Glück.“

      „Was ist mit ihm?“

      „Das will ich ja eben von dir wissen. Bark ist ein Schmarotzer. Ich habe keine Lust, mit ihm zu teilen.“

      „Dann schon lieber mit Kessy, wie?“

      „Lieber schon, aber um das schwer erarbeitete Zeug zu verjubeln, suche ich mir schon noch ein paar andere Käfer. Gegen die ist Kessy höchstens ’ne Stubenfliege.“

      „Lass sie das nur nicht hören.“

      „Keine Angst! Ich bin schließlich nicht total vertrottelt. Also, wo ist Bark? Ich nehme an, du hast schon versucht, über ihn an mich heranzukommen.“

      „Ich sehe, du kennst dich aus“, erwiderte Bount. „Deine Bruderliebe scheint allerdings nicht sehr groß zu sein.“

      „Wieso?“

      „Wir hatten ein Geschäft vereinbart, Fernay“, erinnerte der Detektiv.

      „Auf das ich nicht eingegangen bin.“

      „Okay! Dann drück’ ab, und alles ist erledigt!“

      Der Killer sah ihn misstrauisch an. „Du führst doch was im Schilde. Wozu sonst sollte dich jetzt noch das Versteck interessieren?“

      „Den Grund habe ich dir gesagt. Ich kann dir auch verraten, dass ich den Aufenthaltsort deines Bruders genau kenne.“

      „Dann spuck ihn gefälligst aus, oder du sollst mich kennenlernen.“

      Bount Reiniger lag noch immer auf dem Fußboden. Die Luger des Killers war schussbereit, und aus dieser Entfernung konnte Fernay sicher das Quadratinch bestimmen, in das seine Kugel ein schlagen sollte.

      „Wo ist das Gold?“, bohrte der Detektiv beharrlich weiter.

      „Du bist ein zäher Bursche. Andererseits allerdings auch ein Idiot. Du kannst dir doch denken, dass ich dich mit diesem Wissen keine Sekunde länger leben lasse, als notwendig ist. Du verkürzt also freiwillig dein Leben.“

      „Ich gehöre nicht zu den Sekundenfeilschern. Die Show mit Sinatra, die sie morgen Abend im Fernsehen bringen, hätte mich noch interessiert. Aber die kann ich mir so oder so nicht mehr ansehen. Also was soll’s?“, sagte Bount resignierend.

      Der Gangster lachte amüsiert.

      „Du bist ein komischer Kerl. Irgendwie traue ich dir noch immer nicht, obwohl ich dich festgenagelt habe und du mir nicht mehr entkommen kannst. Also ich will dir den Spaß gönnen. Du hättest irgendwo im Sand von Arabien buddeln müssen. Dann hättest du das Zeug vielleicht gefunden. Aber ohne meine Karte wäre dir das kaum gelungen.“ Er lachte überlegen, bevor er fortfuhr: „Aber jetzt bist du dran. Wo hält sich Bark auf?“

      „Willst du ihn ebenfalls umlegen?“

      „Am Besten wär’s, aber darüber muss ich noch nachdenken. Das kommt darauf an, wie groß die Entfernung ist.“

      „Die ist nicht sehr groß. Nur ungefähr zweihundert Meilen.“

      „Verdammt!“

      „Aber es sieht so aus, als könntet ihr euch in der nächsten Zeit gegenseitig nichts tun. Er sitzt in Boston im Gefängnis.“

      Jil Fernay freute sich.

      „Da ist er gut aufgehoben. Danke für die prächtige Nachricht, Reiniger. Jetzt brauche ich mir aber über nichts mehr Sorgen zu machen. Und du auch gleich nicht mehr.“

      Bount Reiniger schnellte in dem Moment vom Boden hoch, als sich der Schuss löste. Er wusste, dass er nun keine Sekunde länger zögern durfte. Er musste handeln, selbst wenn es trotzdem schiefging.

      Doch die erste Kugel verfehlte ihn zumindest, und ehe Jil Fernay das kapierte, war Bount bereits bei ihm.

      Über den Detektiv peitschte der zweite Schuss hinweg, doch der hatte sich nur durch den Aufprall gelöst. Der Gangster hielt die Waffe in die vollkommen verkehrte Richtung.

      Er heulte wütend auf.

      „Du Schwein! Das nützt dir nichts. Ich mache dich fertig.“

      Davon war Bount überzeugt, doch die Gelegenheit wollte er seinem Widersacher kein zweites Mal geben.

      Mit einem mächtigen Satz verschwand er hinter einem Sessel mit hoher Lehne, der so stand, dass er die Tür im Auge behielt und eine etwaige Flucht des Gangster unterbinden konnte.

      Während ein kitschiges Bild hinter ihm ins Schaukeln geriet,


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