Als Erinnerung noch Realität war!. Harry H.Clever

Als Erinnerung noch Realität war! - Harry H.Clever


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wurde ja auch gänzlich und konsequent in Schriftdeutsch gehalten.

      So hatte die lästige und manchmal unangenehme Deutschfrage auch wieder eine gute Seite, denn dieser Umstand blieb natürlich unseren Lehrkräften auch nicht verborgen.

       Der Anfang vom Ende!

      Das laute, durchdringende lange heulen der Sirenen, genau eine Woche nach meinem fünften Geburtstag deutete auf einen großen Alarm hin, denn dabei gab es deutliche unterschiedliche an Stärken und Längen der Töne.

      Die lauten Sirenen vom Nachbarhausdach hatten meine Mutter, meinen drei Jahre älteren Bruder und mich erbarmungslos schlagartig geweckt, etwas anziehen und schon losrennen war fast alles in Einem, wir liefen in Hektik und Eile, zum wer weiß wievielten Male mit etwas Verspätung und mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken zu dem nahen für uns zuständigen Luftschutzbunker.

      Der Rucksack war stets mit dem wichtigsten persönlichen und den allernotwendigsten Sachen versehen und immer zu jeder Zeit griffbereit. Nicht immer war das laute unangenehme durchdringende Heulen der Sirenen, die entnervende Luftschutzwarnung ernsthaft gefährlich für uns, aber man wusste es eben erst im nach hinein genau, ob man sich die Aufregung und Eile in der Nacht hätte sparen können.

      Wir liefen in dieser Nacht, wie schon einige Male vorher, noch immer schlaftrunken aus dem Haus in Richtung der nicht ganz 200 Meter entfernt gelegenen Schule, zu dem für uns zuständigen Luftschutzbunker einem recht alten Gewölbekeller unter dieser großen Schule.

      Eben im Keller der Schule in einem großen wuchtigen Steingebäude direkt an der Wupper und an der Schwebebahn gelegen, auf der anderen Straßenseite gelegen.

      Bei der Überquerung dieser für damalige Verhältnisse doch sehr breiten Straße sah ich zum ersten Male am Himmel in westlicher Richtung, zur Tannenberg Kreuzung, dem späteren Robert-Daum-Platz hin, einen im Volksmund so genannten Christbaum am Himmel. Da ja nirgends rundum eine helle Beleuchtung war, außer ein paar abgedunkelten Notlichtern, dadurch war das Schauspiel am nächtlichen Himmel besonders auffällig und in allen Nuancen gut sichtbar.

      Dieser so genannte Christbaum war ein von der Flugabwehr mit sehr starken Scheinwerfern erzeugtes, sich hin und her und überkreuzend bewegendes großräumiges Lichterschauspiel am dunklen Nachthimmel. Wie mit mehreren langen weißen zittrigen Fingern wurde der Nachthimmel auf der Suche nach den fremden Flugobjekten abgeleuchtet.

      Manches Mal konnten wir aber schon nach kurzer Zeit nach einer Entwarnung den Keller wieder verlassen.

      Das ungewohnte Lichtspiel am Himmel war für mich wohl das erste Mal etwas gänzlich Neues und Faszinierendes, es begeisterte mich doch arg und zog mich dermaßen in den Bann, dass ich die ganze Welt um mich herum vergessen habe. Meine kleinen verschlafenen Augen wurden vor lauter Aufregung riesengroß.

      Die eindringlichen Ermahnungen meiner Mutter mich zu beeilen und voran zu laufen habe ich vollkommen dabei überhört. Bis mich ein leichter Klaps wieder in die Wirklichkeit zurück holte und mich dann erstmal aus vollen Leibeskräften, ob der harschen Störung meiner Betrachtungen, losbrüllen lies und ich den kurzen Weg nun nur noch laut weinend hinter mich bringen musste.

      Durch diese kleine Verzögerung von mir konnten wir auch schon das noch recht entfernte tiefe Brummen des herannahenden Bombergeschwaders hören, wir konnten sie zwar noch nicht direkt sehen da sie ja total unbeleuchtet waren, aber doch schon ganz deutlich hören.

      Sie kamen in breiter Formation, erst viel später erfuhren wir, es waren sogar weit über sechshundert Flieger, wie ein übergroßer Mückenschwarm direkt aus der Düsseldorfer Richtung und flogen auf gerader Richtung über das gesamte Wuppertal, über Elberfeld, nach Barmen, in Richtung Schwelm und Hagen, also genau von West nach Ost.

      Die Hauptachse aller Verkehrswege von Wuppertal entlang der Wupper war für die verhältnismäßig doch recht tief fliegenden und vollkommen unbeleuchteten Flieger als eine fast schnurgerade Strecke wie eine Autobahn auch bei der Dunkelheit anscheinend gut zu erkennen.

      Nur das näherkommende kräftige Motorenbrummen der unzähligen feindlichen Flieger verriet zuerst ungefähr aus welcher Richtung, überwiegend aus dem Westen die drohende Gefahr im Moment kam und war. Die Konzentration bezog sich auf die enge Talsohle von Wuppertal, sie war selbst an der breitesten Stelle in Barmen gerade mal etwas über einen Kilometer, die schmalste Stelle in Sonnborn keine Hundert Meter breit.

      Aber doch wiederum einige Kilometer lang, alleine die Schwebebahnstrecke zieht sich ja auch dreizehn Kilometer leicht schlängelnd über die Wupper und einen ganz kleinen Teil nach Westen hin über eine Straßenführung durch den Ortsteil Sonnborn hin.

      Einer der uniformierten Helfer, oder Ordner an der Türe zum Luftschutzkeller wollte bereits schon die Türe schließen, als er uns über die Straße laufen sah, er ermahnte uns zu noch mehr Eile. Er schnappte mich gänzlich ohne Kommentar, immer noch heulend einfach unter seinen Arm und trug mich in den tiefen Keller hinunter.

      Im gleichen Moment flog auch schon die schwere eiserne Türe hinter uns ins Schloss und das auch keinen Moment zu früh, denn es bumste dann doch schon gewaltig als einige Bomben wahrscheinlich nicht weit entfernt von uns einschlugen.

      Die unmittelbar dann darauffolgenden heftigen Erschütterungen konnten wir selbst in dem tiefen Keller des Schulgebäudes deutlich wahrnehmen und vom kräftig bebenden Boden her spüren. Der Mann mit mir unter dem Arm stolperte sodann noch die letzten Stufen der langen steinernen Treppe hinab, aber wir kamen beide Gott sei Dank doch noch ohne Sturz unbeschadet unten an.

      Nach diesem, meinem letzten Luftschutzkeller Besuch war das Haus und unsere Wohnung besser gesagt die gesamte Straße und das gesamte Häuserviertel, war durch mehrere Volltreffer getroffen dann nur noch ein unendlich großer rauchender Berg aus Schutt und Asche.

      Außer den stellenweise aufsteigenden Rauch aus den Schuttbergen war nichts mehr zu sehen und nichts erinnerte mehr an unsere Wohnung, wir hatten nun nichts mehr, außer das was wir am Leibe trugen und das was wir wie immer bei dem Kellergang im Rucksack mitgenommen hatten, was aber nicht für eine längere Zeit ausreichend war.

      Alles was einem irgendwie lieb, wert und vertraut war, ob wertvoll oder auch nicht, es war auf einmal nicht mehr da, das schmerzt wohl Jedem, aber besonders einem kleinen Kindergemüt auf das Schwerste, dass dann irgendwie zu verstehen ist und war kaum möglich. Meine Mutter hatte wirklich die größte Mühe mich davon abzuhalten in den rauchenden Trümmerhaufen nach meinen wenigen Spielsachen und vor allem nach meinem einzigen Teddybär den ich in meiner ganzen Kindheit hatte, zu suchen, ich habe auch später nie wieder einen bekommen und besessen.

      Ein solcher plötzlicher unbegreiflicher Verlust, belastet ein kleines Kindergemüt auf das heftigste, mein kleiner persönlicher, seelischer alles verstehender Ruhepol und Ansprechpartner, mein Teddy war mir nun unwiederbringlich verloren gegangen.

      Wir sind dann in der aller ersten Not durch die zerbombten Straßen, an zum Teil noch hell und lichterloh brennenden Trümmern vorbeigelaufen. Es brannte fast überall an der Strecke entlang die wir laufen mussten, wo auch die Eine oder andere Straße durch herum liegende Trümmer total unpassierbar für uns war. Da die meisten Häuser in dieser Wohngegend, vor allem in den kleineren Nebenstraßen ja überwiegend altes Fachwerk waren und das darin befindliche Holz eine gewaltige Menge an Brennmaterial darstellte, war überall recht viel Feuer und Rauch zusehen.

      Wir sind dann auf gut Glück, da wir ja nicht wussten wo überall Bomben nieder gegangen waren, durch ein überall herrschendes großes Chaos zu der Wohnung der Großeltern mütterlicherseits, in die obere Nordstadt zum Mirker Bahnhof gelaufen. Denn die offene Frage wo überall diese Bomben niedergegangen waren und ob die Großeltern auch Bomben abbekommen hatten konnte uns auch keiner der vielen Helfer vorab beantworten.

      Sie wohnten ja in direkter Nähe zu einer Eisenbahn Nebenlinie, der sogenannten Märkischen Linie und gegenüber einem kleinen Teilortbahnhof dieser Linie, solche markanten und in den Krieg dienlichen Plänen kartierten Wohngegenden waren bekanntlich damals bei den immer wieder dann stattfindenden Fliegerangriffen immer am höchsten gefährdet.

      Man war froh, wenn ein Angriff ohne einen direkten


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