Als Erinnerung noch Realität war!. Harry H.Clever

Als Erinnerung noch Realität war! - Harry H.Clever


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einen riesigen Schrecken eingebracht und ihr ganz und gar nicht gefallen wollen. Ihr Schimpfen habe ich aber anscheinend dabei einfach überhört, auf dem Ohr war ich dann wohl taub. Ich setzte dann meinen treuesten Dackelblick auf, denn ich hatte ja gewiss und nach meiner Meinung auch überhaupt nichts Schlimmes gemacht.

      Woher sollte ich denn nun ein schlechtes Gewissen haben, außerdem war es aber doch auch viel zu interessant und aufregend bei den Beamten. Bei den netten Onkeln in Ihren Uniformen und vor allem, diesem für mich rätselhaften großen dunklen Kasten aus dem ab und zu eine Stimme erklang, ging ein unbeschreiblicher Reiz für mich aus.

      Aber ganz anders als ich das von einem Radio, einem kleinen alten Volksempfänger, einem dunklen braunschwarzen Bakelit Kasten meiner Großeltern her kannte, denn hier auf der Wache hörte man ja nur eine Stimme und keine Musik.

      So manche Technik, wie die heutige Elektronik war zur der Zeit damals ja noch gar nicht erfunden, aktuell oder aber auch noch in den besagten Kinderschuhen und auch noch nicht so allgemein bekannt, selbst eine Telefonanlage musste noch manuell komplett von Hand mit den unzähligen Steckern bedient werden.

      Der Funk war damals ja auch noch lange nicht so ausgereift wie Heute und benötigte schon noch beachtlich umfangreiche große unhandliche Geräte und war somit auch in einem separaten Raum untergebracht, dieser Funkraum war daher für mich somit wohl der Rätselhafteste und interessanteste Bereich der großen Polizeiwache. Es zeigte sich indirekt damals schon, dass ich mich für alles Technische begeistern konnte, ich wollte eigentlich alles ganz genau wissen und ergründen ich habe den Beamten bestimmt mehr als ein Loch in den Bauch gefragt.

      Diese doch recht umfangreiche und damals nicht alltägliche technische Sache hat mich somit am meisten interessiert denn ich wollte zudem ja unbedingt auch den Mann in dem recht großen Schrankähnlichen, dunklen Kasten einmal sehen.

      Das da nicht ein kleinerer Mann, wie ich ihn mir vorstellte drin sein sollte, war für mich unverständlich, ich wollte einfach nicht akzeptieren das ich den, den ich doch deutlich hören kann, einfach nicht für mich zu sehen sein soll.

      Wahrscheinlich habe ich die Beamten damit ganz schön genervt, auch wenn sie meine kindliche Ansicht über den unsichtbaren Mann in dem dunklen großen Kasten recht belustigend fanden.

      Ein ganz normaler Bürger machte bewusst um eine Polizeistation aus den damals verständlichen Gründen einen deutlichen großen Bogen, damit wollte man, wenn eben möglich soweit es eben ging nichts zu tun haben.

      Ich fühlte mich, da ich in meinem kindlichen Gemüt diese Gedanken ja nicht hatte, dagegen jedes Mal bei meinen Besuchen wie auf einem heutigen Abenteuerspielplatz eben im siebten Himmel, die Ablehnung und die Aufregung meiner Mutter war für mich daher irgendwie überhaupt nicht verständlich.

      Doch man musste meine Mutter auch verstehen, wenn mit etwas Zeitabstand die Situation bedenken, denn zur damaligen Zeit wurde man schon etwas komisch von der Seite angesehen, wenn man aus einer Polizei Dienststelle kam, freiwillig geht doch keiner dort hin, da muss man schon etwas anrüchiges angestellt haben, so war eben damals die allgemeine Auffassung und Ansicht der Leute.

      Es erfolgten dann im Allgemeinen sogleich irgendwelche Vermutungen, die natürlich auch gleich, ohne einen echten Wahrheitsgehalt weitererzählt werden mussten, die Grundmeinung stand ja gleich fest, freiwillig ging man dort eigentlich nicht rein.

      Mit Klatsch und boshaften Äußerungen bis hin zur Denunziation war man damals schnell dabei, in dieser Beziehung war auch unsere Stadt eher ein kleines Dorf, wo vermeintlich jeder über den Anderen mehr wusste, als über sich selbst.

      Besonders wenn man dann noch als junge unschuldig geschiedene Frau mit zwei kleinen Kindern aus einer Polizeiwache kam. Diese Bedenken und Unannehmlichkeiten für meine Mutter waren mir verständlicher Weise noch nicht bekannt und auch noch nicht in keiner Weise bewusst. Daher waren mir ihre Einstellung und ihre Abneigung doch total unverständlich, was hatte sie eigentlich nur, es war doch alles ganz toll und aufregend hier.

      Zudem, wo gab es denn schon Kekse und Kakao, das bekam ja eben nicht Jeder und auch nicht zu Hause erst recht nicht überall, alleine aus diesem Grunde hatte diese Polizeihauptwache für mich eine ungeheure magische Anziehungskraft. Auch war die Freundlichkeit der Männer in der Wache für mich und mein Gemüt etwas Besonderes da ich ja schon eine ganze Weile ohne einen väterlichen Hausmitbewohner auskommen musste.

      Da meine Eltern zu der Zeit ja längst schon geschieden waren und dieses eigentlich für mich keine Bedeutung hatte, gab es für mich daher auch überhaupt keinen sichtbaren Grund zu irgendwelchen und unnötigen Gedanken, es zählten für mich eben nur der Moment und der Erlebniswert des momentanen Geschehens und unsere kleine bis dahin drei Personen zählende Familie.

      Überliefertes und Kontinuität hatte man ja kaum kennen gelernt, es zählte eigentlich zu jeder Zeit mit neuen Begebenheiten zurecht zu kommen, und es hat dann auch viele Jahre gebraucht um das Gefühl der Entwurzelung wieder los zu werden, um irgendwann auch nur ein wenig Konstantes in sein Leben zubringen.

      Er hatte im gesamten gesehen, ein Leben fast so bunt wie ein Kaleidoskop in vielen Farben und mit vielen Bruchstücken bis dahin schon erlebt und noch vor sich, kaum einen Moment konnte man mit dem davor oder auch danach als gleich ansehen.

      Auch wenn man als noch ganz junger Mensch aus einer gewohnten städtischen Umgebung in eine doch recht tiefe ländliche Gegend plötzlich verfrachtet wird. In der wir uns dann über viele Monate aufhalten mussten, weil eine gewünschte Wohnortveränderung vom Amt her genehmigt werden musste, aber so gut wie nicht umsetzbar war.

      Denn insgeheim waren die Evakuierten auf dem Land ja auch ein Ersatz für die Männer an der Front, da selbst die schwerste Landarbeit damals überwiegend von Frauen gemacht werden musste. Somit wurde, jede Anfrage und entsprechendes Gesuch wieder den Ort auf Dauer zu verlassen schon im Kern ohne eine belastbare handfeste Begründung abgelehnt, lakonisch hieß es, dass in unserer Heimatstadt anscheinend noch keine wieder funktionierende Infrastruktur vorzufinden sei.

      Doch der normale Alltag war in diesem Dorf auch nicht auf längere Zeit denkbar und möglich. So kam es auch, dass unser über lange Zeit gehegter Wunsch unbedingt wieder nach Wuppertal irgendwann zukommen mit der Zeit als ein nicht veränderbarer Faktor wurde.

      Egal wie und wann, Hauptsache, dass wir es wieder dorthin schaffen werden, war die eigentliche oberste Prämisse, natürlich war dieses Vorhaben mit vielen unglaublichen Begebenheiten und Schwierigkeiten bestückt.

       Kurzer Blick in eine lange Familienchronik

      Geboren wurde Harry im Juni 1938 nicht lange vor dem eigentlichen Kriegsbeginn, in der Landesfrauenklinik Wuppertal, als zweiter Sohn von seinen Eltern. In einer Stadt in der der Volksmund scherzhaft sagt, dass man hier mit einem Regenmantel und Schirm zur Welt kommt.

      Man taufte mich dann auf einen Knabennamen, eigentlich war ich ja als Tochter Hannelore geplant und gewünscht, was mir meine Mutter viel später einmal gestand, dass tat aber der Zuneigung meiner Mutter zu mir keinen Abbruch.

      Bis zur Scheidung meiner Eltern wohnten wir eine ganze Weile in einer Wohnung in einem der zwei großen familieneigenen Mehrfamilienhäuser, von meiner väterlichen Seite her.

      Das lag auf entgegen gesetzter Seite zur direkten Stadtmitte vom darauffolgenden späteren Wohnsitz, der Stelle des eben beschriebenen Vorkommnisses und des Stadtkerns in Richtung des Städtischen Krankenhauses zum Nachbarortsteil Barmen hin.

      Das Haus in dem wir eine Zeit lang gewohnt haben, stand direkt neben dem Aufstiegsweg, zu der hinter den Häusern gelegenen Hardthöhe, die allgemein als ein kleines innerstädtisches Erholungsgelände betrachtet wurde.

      Einem kleinen Hügel eben als stadtnaher Erholungspark Anlage und der gegenüber liegenden großen Autozubehörfirma, direkt gegenüber, nur durch die schmale Straße getrennt wurde.

      Diese Firma Happich stellte damals eigentlich Chromteile für Autos wie Radkappen, Stoßstangen, Zierleisten und sonstiges dergleichen mehr her. Außerdem waren die unzähligen Webereien im Tal der Wupper ein gern gesuchtes Ziel bei den Fliegerangriffen. Die allesamt in den Kriegszeiten sehr wahrscheinlich auch


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