Als Erinnerung noch Realität war!. Harry H.Clever
dass spürte man besonders wenn man dann auch noch auf das Wohlwollen anderer Leute angewiesen und dadurch abhängig war.
Eine Kindheit und Jugend in den vierziger Jahren in der es zum Träumen und Schwärmen wirklich keine Zeit und auch keinen Anlass gab, es fehlte aller Orten ja zudem auch jede Art von männlichem Vorbild eben selbst auch der normale männliche Gegenpart innerhalb der Familie.
So verlief für Harry die Kindheit dennoch zwischen recht vielen unterschiedlichen und trotzdem aber für einen wachen kleinen Jungen auch schöne aufregende Augenblicke und eben auch trotz der sehr vielen unschönen Momenten in einer harten und erbarmungslosen Zeit.
Eine Zeit wo sehr stark Egoismus und auch eine allgemeine Rücksichtslosigkeit an der Tageordnung war und im Grunde jeder erst einmal nur nach seinem eigenen persönlichen Vorteilen trachtete. Wer dieses nicht tat, war schon fast selber schuld daran, wenn etwas nicht funktionierte oder nicht erreicht wurde.
Doch es gab auch immer wieder Personen die einem fast uneigennützig helfend zur Seite standen, soweit die Situation es damals eben zu ließ. Es bleiben somit doch auch gute Erinnerungen und erste Eindrücke, die Erlebnisse einer Kindheit in einer irrealen Kriegszeit und auch danach.
Auch noch nach dem Krieg, nach einem Kriegsende das von der allgemeinen Bevölkerung lange recht schnell erwartet worden war, aber in der Realität und in den Köpfen dann eher doch erst ganz langsam Wirklichkeit wurde, man versuchte insgeheim zum eigenen Vorteil Stellenweise immer noch die alte selbstverständliche Machtherrlichkeit aufrecht zu erhalten um seine eventuellen Vorteile so lange wie möglich zu erhalten.
Da waren selbst in den engsten Lebensbereichen viele Dinge geschehen, die nicht so schnell vergessen werden konnten und alleine schon daher war dann kaum noch ein vernünftiges Miteinander, wie lange vor dem Krieg möglich. Unzählige Familien wurden durch irgendwelche Zwänge auf Jahre getrennt und in alle Winde zerstreut oder auch völlig ausgelöscht, es gab wohl Land auf Land ab keine Familie wo nicht mindestens ein Opfer des Krieges zu beklagen war.
Alle, die überlebt hatten hofften inständig, dass bald alles wieder in normalen geordneten Bahnen verlaufen würde, was aber ist schon normal, eigentlich vielleicht auch nur das was man sich idealisiert vorstellte. Doch so mancher musste auch seine Hoffnungen bald aufgeben, wenn er mit den total neuen unumstößlichen harten Begebenheiten dann wiederum erneut konfrontiert wurde.
Althergebrachtes war zu der Zeit eigentlich gar nichts mehr wert, aber man hatte genau genommen eigentlich nichts anderes, eben nur dieses.
Neues tat sich unendlich schwer, da ja fast alles erst mal wieder aus Ruinen und Resten nach und nach entstehen musste, improvisieren in allen Lebenslagen war eben oberstes Gebot der damaligen Zeit, wo das Fehlen von Material und Technik der alles umtreibende Faktor und große Behinderung war.
Diese Zeit, wo in erster Linie das Überleben wichtig war, war das Wie schon fast zweitrangig, jeder trachtete eigentlich mit den jeweiligen Begebenheiten nach seinen eigenen Vorteilen, und daher nicht unbedingt nach dem Wohlwollen und Ergehen anderer.
Besonders denen die auf unbestimmte Zeit irgendwo willkürlich wie wir zugeordnet worden waren. Man war eigentlich in ihren Kreisen störend, aber als billige fast rechtlose Arbeitskraft wie auch die vielen ausländischen Landarbeiter aus den östlichen Besatzungsbereichen, doch im täglichen und ländlichen Leben auch wiederum für die Allgemeinheit vorrübergehend sehr nützlich und hilfreich.
Ein Erwachsener hatte mit dieser Einstellung damals schon seine erheblichen Probleme, aber ein Kind war diesen Unwägbarkeiten mit aller Härte ausgeliefert, die es natürlich noch nicht ergründen, begründen und verstehen konnte. Denn an allen Ecken und Enden herrschte damals im Grunde doch auch nur Mangel und das Gesetz des Stärkeren und der Denunziation, irgendwie war für Jeden das eigene Wohlergehen das oberste Gebot aber trotzdem eben auch nicht für jeden machbar.
Es war eine für wahr harte entbehrungsreiche und auch nicht ganz ungefährliche Zeit. Denn Ungemach drohte von allen Seiten und eine Hilfe war auch von einer Verwaltungsperson kaum oder nur sehr selten zu erwarten, denn diese Personen lebten regelrecht in ihren eigenen Hemisphären, die man tunlichst nicht stören sollte.
Ein normal humanes, friedvolles und verständnisvolles Miteinander, was für einen Heranwachsenden genau gesehen schon ein Muss ist, war fast gar nicht mehr existent, jeder wähnte meist in einem Gegenüber einen feindlich gesonnenen Menschen, was dieser auch leider viel zu oft auch war.
Erwachsene Männer, zwischen zwanzig und vierzig Jahren bekam man fast gar nicht mehr zusehen und wenn dann fast nur noch in Uniformen. Denn die überwiegende Zahl der Männer waren in Stadt und auch auf dem Land ja alle bei der Wehrmacht und meist dann auch, sehr weit weg. Außerdem sah man dann höchstens noch einige, aber meist unhöfliche und überwiegend überhebliche herrschsüchtige Beamten in den diversen Verwaltungsbereichen.
Besonders wenn die Herren in ihren dunklen, schwarzen oder auch braunen Uniformen dann noch einen vermeintlichen Grund sahen mitsprechen zu müssen, konnte es plötzlich doch recht ungemütlich und auch gefährlich werden, denn nur sehr selten konnte man ihrer scheinbaren Allmacht entgehen. Vor allem in der Verpflegungsfrage war es besonders ausgeprägt, man musste schon froh sein, wenn man über einigermaßen ausreichend Brot und Butter oder etwas Schmalz verfügen konnte.
Was aber auch nicht immer der Fall war, denn man war als Evakuierter eben auch generell auf das Wohlwollen der Wohnungsgeber angewiesen war, was gewiss auch nicht immer uneigennützig geleistet wurde. Egal wie und was an Mangel und Unbill um einen rechten Lausbuben herum geschah war für ihn eigentlich neben Rangig, außer wenn der Magen es überdeutlich durch sein knurren kundtat, wurde auch ihm schmerzlich bewusst, dass vieles nicht so war wie es eigentlich sein sollte.
Aber für Harry war es trotzdem auch irgendwie eine abenteuerliche, erlebnisreiche und daher, trotz allem Negativen eine schöne Kinderzeit. Viele neue, noch nie erlebte Eindrücke hier auf dem Land gab es ja zu Hauff, was einen kleinen Jungen aus einer großen Stadt wohl brennend interessieren und auch faszinieren konnte.
Das aber einen Erwachsenen wiederum schon eher zur Abneigung tendieren und des Öfteren verzweifeln ließ. Denn was in einer Stadt normal und üblich ist, war hier auf dem Land unmöglich oder sogar total verpönt. Auch was es gewohnt in der Stadt im nahe gelegenen Laden zu kaufen gab, war hier nur mit einer einige Kilometer weiten Fahrt mit einem Fahrrad, sofern man eines hatte oder sich ausleihen konnte, nach Gotha möglich und dann vielleicht aber auch dort zur Zeit nicht erhältlich.
Egal was auch immer um einen kleinen Jungen herum geschehen wird, ein kleiner neugieriger Lausbub ist und bleibt eben doch auch ein Lausbub. Und zudem ist es ja auch so, was man noch nicht kennen gelernt hatte, vermisst man ja bekanntlich auch nicht.
Ganz egal wie es in der Welt um ihn herum auch zugehen mochte, er war zu der Zeit über viele Jahre hinweg eben unablässig auf einer nie enden wollenden Entdeckungstour. Es hätte doch wohl die schönste Kindheit die man sich vorstellen konnte werden können, wenn eben die unschönen Begleitumstände nicht gewesen wären.
Was und wo bitte sehr, ist denn nun das zu Hause oder das Daheim, eine solche Frage stellte man sich als Ausgebombter und auch Vertriebener ohne Dach über dem Kopf eigentlich damals überhaupt nicht. Man wurde ja beinahe fast ungefragt von einem Amt einfach dahin verfrachtet wo Platz war und wo man zudem auch dringend billige hilfreiche Hände, nur für Kost und Logis, eventuell ein kleines Handgeld benötigte.
Als Mensch, der im städtischen Gepräge aufgewachsen ist, ist das Landleben schön, es wird dann doch schon eher mehr idyllisch angesehen, doch wenn man dann fast über Nacht dorthin versetzt wird, ist es dann doch schon etwas befremdlich und total ungewohnt, denn fast alles Bekannte war weit fort, und das total unbekannte war normaler Alt Tag.
Besonders hart trafen einen diese fast schon gewollten behelfsmäßigen Unzulänglichkeiten, weil man ja nicht einen Moment vorher, Zeit und Gelegenheit hatte sich auf solche grundlegenden lebensverändernde Begebenheiten auch nur annähernd einzustellen, solche Probleme und Schwierigkeiten hatten die diversen Herrschaften in den gehobenen Bereichen eben nicht und taten, dass dann auch meist mit offenem Unverständnis kund.
Es begann ja schon damit,