Die Seehunde haben heute Ruhetag. Markus Tönnishoff

Die Seehunde haben heute Ruhetag - Markus Tönnishoff


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      „Ich habe bis vor Kurzem in einer Bank gearbeitet, die lag auch sehr zentral, in der Nähe einer Kirche, ich glaube, es war sogar ein Dom.“

      „Wir hatten ja früher mal einen Dompfaff.“

      „Der Dom in Hildesheim soll sehr schön sein.“

      „Meine erste Frau hieß auch Hilde.“

      „Ich bin zwar auch verheiratet, aber ein Hund wäre mir lieber.“

      „Meine Schwiegermutter hatte mal einen Hund, der hieß Lumpi, der konnte so lustige Sachen machen.“

      Das ist Kommunikation in höchster Vollendung!

       Der Service steht im Mittelpunkt

       Sprache formt unser Denken. Was ich nicht aussprechen kann, kann ich nicht denken. Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt, hat schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein festgestellt. Recht hat er. Deshalb werden in modernen Gesellschaften gerne beschönigende Begriffe ersonnen. Beitragsservice zum Beispiel. Dieser bucht einfach Geld vom Konto eines jeden Bürgers für die öffentlich-rechtlichen Sender ab. Wer sich dagegen wehrt, kann auch schon mal im Gefängnis landen. Das soll Service sein? Aber es gibt noch andere schöne Wörter. Und ich habe auch rausgefunden, wie sie entstanden sind.

      Im Gemeinschaftsraum einer Irrenanstalt irgendwo in Deutschland hatten sich die völlig zurecht dort beheimateten Insassen Gustav Grunzschwalbe und Berthold Bärenfuß an einen Tisch gesetzt. „Und warum bist Du hier?“, fragte Grunzschwalbe. „Ich habe versucht, in ein Gefängnis einzubrechen und dort ein Fahrrad zu stehlen“, so Bärenfuß. „Und Du, warum haben sie Dich hergebracht?“

      „Ich habe in der Sahara einen Ruderbootsverleih eröffnet.“

      Bärenfuß ließ seinen Kopf in ein bedächtiges Nicken verfallen. Doch bevor die beiden ins Trübsalblasen verfielen, gelang es ihm, einen verbalen Lichtblick zu produzieren. „Im Grunde genommen, ist das doch hier gar keine Irrenanstalt, sondern ein Freiheitsentzugs-Service.“ Grunzschwalbe glaubte, seinen Ohren nicht mehr trauen zu können, aber seinem Kollegen gelang es mühelos, seiner These noch eine argumentative Untermauerung angedeihen zu lassen. „Natürlich, überleg‘ mal, Du hast ein Dach über dem Kopf, brauchst Dir keine Gedanken darüber machen, was Du zu Mittag essen sollst oder ob Du abends ins Kino oder lieber ins Theater gehen willst. Wenn das kein Service ist.“ Grunzschwalbe zeigte sich noch nicht ganz von den Ausführungen überzeugt, am Nebentisch jedoch war nun ein Mitinsasse namens Bruno Bierhase auf das Gespräch der beiden aufmerksam geworden. „Jungs, da ist etwas dran. So gesehen ist ein Mord doch eigentlich ein nachhaltiger Lebensbeendigungsservice.“

      Die Worte von Bierhase brachten in den Köpfen von Bärenfuß und Grunzschwalbe die Hirnströme auf Trab. „Wenn man es so betrachtet, dann ist ein Diebstahl ja eigentlich nur ein Wohlfühlservice, denn schon in der Bibel steht ja geschrieben, das Geben seliger denn Nehmen ist“, merkte Bärenfuß an. „Und was ist dann ein Autodiebstahl?“, wollte Grunzschwalbe wissen. „Na, ist doch klar“, mischte sich Bierhase erneut in die Debatte ein.

      „Ein Entschleunigungs-Service.“

      „Und ein Fahrraddiebstahl?“

      „Ein Bewegungsentzugs-Service.“

      „Und eine Zwangsversteigerung?“

      „Keine Frage, hierbei würde es sich um einen lupenreinen Enteignungs-Service handeln“, erklärte Bierhase.

      Auch Grunzschwalbe hatte das Prinzip nunmehr verinnerlicht und wartete mit einer weiteren Definition auf. „Ein Hackerangriff stellt somit ja nur einen Datenentsorgungs-Service dar“, stellte er fest. „Genau“, sekundierte Bärenfuß und fuhr fort: „Und eine Handydieb betreibt ja eigentlich einen Kommunikations-Entsagungsservice.“

      „Dämliche Fernsehsendungen könnten somit als ein Verblödungsservice angesehen werden“, so Grunzschwalbe. „Ja, genau. Und Wahlversprechen sind ein Denkverhinderungsservice“, stellte Bierhase fest. Alle drei klatschten in die Hände und freuten sich über die Leistungsfähigkeit ihrer Großhirnrinden.

      In einem Nebenraum wurde der Anstaltsleiter Manfred Mückenheber rein zufällig Zeuge des lebhaften Gedankenaustausches. Schnell kam er zu dem Schluss, dass diese drei Insassen völlig zu Unrecht in seiner Anstalt aufbewahrt wurden, denn in seinen Augen hatten sie gerade gezeigt, dass sie nicht verrückt, sondern absolut normal waren. Geradezu hypernormal. Deshalb beschloss er, die drei zu entlassen und ihnen bei der Arbeitsplatzsuche behilflich zu sein, damit sie auch einen Job finden, in dem sie mit ihren außergewöhnlichen Qualifikationen brillieren können.

      Es dauerte keine fünf Minuten, bis Mückenheber fündig wurde: Seit dem arbeiten die drei ehemaligen Irrenanstaltsinsassen bei der EU-Kommission und zwar in der „Abteilung für verbalen Verwirrungsservice“.

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