Seelenkater. Tamara Schenk

Seelenkater - Tamara Schenk


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wieder auf dem Niveau vor der OP. Wir würden erst wieder im Dezember zur Kontrolle kommen. Er hatte auch erstmal genug von Tierärzten und Tierklinik. Als seine Zahntierärztin, die ihn ins Herz geschlossen hatte, in sein Gesichtchen sah, meinte sie nur zu mir: „… die schon wieder, denkt Max.“ Sie lachte dabei. Verstehen konnte sie ihn gut.

      Bald war Max wieder der Alte und Flix war glücklich darüber. Es ging auf den Herbst zu. Das Katerverhältnis hatte sich wieder normalisiert. Max war wieder der Chef im Haus, thronte oben auf dem Kratzbaum und Flix fühlte sich zunehmend sicherer und verweilte auf „seinem“ Kratzbaum mit Aussicht. Beide erfreuten sich ihres Lebens.

       Erste Erfahrungen mit der Tierkommunikation

      Seit wir Flix kannten, zeigte er sich ängstlich bis übervorsichtig. Wenn er irgendwo lag und wir an ihm vorbeigingen, sprang er weg. Immer. Ohne Ausnahme. Von Anfang an haben wir viel und mit ruhiger, liebevoller Stimme mit ihm gesprochen, um ihm das Vertrauen zu geben, das er anscheinend nicht mehr hatte. Es war offensichtlich, dass eines oder mehrere Erlebnisse seiner Seele gewaltigen Schaden zugefügt hatte.

      Schon als wir ihn im Tierheim im hinteren Teil des Katzenhauses besuchten, wollte er am liebsten unentdeckt und unberührt bleiben. Zu Anfang ließ er eine Annäherung nur zu, wenn sie ganz, ganz sachte erfolgte und mit ruhiger Stimme begleitet wurde.

      Flix zeigte aber auch, dass er gerne wieder vertrauen würde, dass er Nähe und Liebe zulassen wollte. Jedoch standen anscheinend zu viele schlechte Erfahrungen und Ängste aus seinem vorigen Leben im Weg. All das stand in seinen Augen geschrieben. Eine sehr sensible Seele, die von einer tiefen Traurigkeit überschattet war. Eine Seele, die aber auch bereit war, wieder zu vertrauen, sich wieder zu öffnen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Und die suchte er, das stand ganz außer Frage. Immer wieder kam er zu uns. Dann wollte er gehalten und gestreichelt werden. Er blieb nie lange zu Beginn. Im Bruchteil einer Sekunde war er wieder weg. Auf und davon.

      Dass er sich sehr eng an Max angeschlossen hatte, war offensichtlich. Max traf die Entscheidungen. Wenn Max einen Platz als sicher erklärte, nutzte ihn auch Flix. Wenn Max Gäste für OK erklärte, waren sie mit einiger Zeitverzögerung auch für Flix in Ordnung. Max hatte ihn bereits im Tierheim unter seine Fittiche genommen. Das war bereits dort klar erkennbar. Max beschützte Flix und stellte sicher, dass beide aus dem Tierheim in ihr Für-Immer-Zuhause umziehen konnten.

      Bei fremden Personen verzog sich Flix auf den Schrank, um aus sicherer Entfernung und von oben beobachten zu können. Nur sehr Katzen-erfahrene Personen, wie unsere liebe Freundin Wally zum Beispiel, konnten sich ihm nähern, ohne dass er sich noch weiter hinten auf dem Schrank verkroch. Im Gegenteil, er ließ sogar zu, dass sie ihn anfasste. Aber nur ganz sachte. Und ja nicht zu viel. Und bloß nicht festhalten. Man kann ja nie wissen.

      Ich wünschte mir so sehr, besser zu verstehen, was er wohl erlebt haben mochte in seinem langen vorigen Leben. Er war immerhin schon 15 Jahre alt, sofern diese Alterseinschätzung des Tierheims stimmte. Was auch immer sein exaktes Alter war, er war jedenfalls kein Jungspund mehr.

      Unsere Cat-Sitterin, die die beiden betreute, wenn auch ich verreisen musste, hatte Flix vom ersten Tag an sehr ins Herz geschlossen. Sie war gelernte Tierpflegerin und hatte auch mit der Gabe von Medikamenten keine Probleme. Und sie spielte toll mit den beiden, vor allem mit Flix. Sie meinte, er wäre ein Kater, den man am liebsten den ganzen Tag rumtragen wollen würde. Wollen vielleicht schon. Aber ohne Flix. Wenn er eines hasste, dann war es der pure Versuch eines Menschen, ihn hochzunehmen, geschweige denn ihn rumzutragen. Nein, das ging gar nicht. Unter keinen Umständen.

      Sie durfte ihm vom ersten Tag an Leckerli geben, aber anfassen? „Nein, also so vertraut sind wir dann doch noch nicht“, sagte Flix. Das hat sehr lange gedauert. Und auch sie war über jeden noch so kleinen Schritt glücklich, der zeigte, dass Flix ihr wieder ein Stückchen mehr vertraute. Wie sehr freute ich mich über ihre Notizen, die oft hießen: „Flix und ich werden immer bessere Freunde!“

      Wie verstehen wir besser, was Flix erlebt hat, was ihm auf der Seele lag? Tierkommunikation hieß die Lösung. Wie so oft im Leben, arbeitet das Universum begeistert mit, wenn unsere Intention klar und gut ist. Mein erster Kontakt zur Tierkommunikation war genau richtig. Wenn ich aus heutiger Sicht zurückdenke, was wir mit Sylvias Hilfe so alles gemeistert haben, dann bin ich zutiefst dankbar. Sie hat mit ihrer Arbeit bei beiden Katern wunderbare Dinge bewirkt und einen ganz entscheidenden Anteil an deren Glück.

      Erfahren zu wollen, was in beiden Vergangenheiten geschah, was sie prägte, war der Einstieg in die wunderbare Welt der Tierkommunikation. Ich habe also recherchiert nach der Seelenwelt der Tiere, nach Gesprächen mit Tieren, wer das anbietet und bin bei der Auswahl einfach meinem Gefühl gefolgt. So kam ich zu Sylvias Internetauftritt. Ich habe sie kontaktiert, und gebeten, mit Flix zu sprechen. Um mehr über seine Vergangenheit zu erfahren, was er so alles erlebt hatte, damit wir ihm bestmöglich helfen konnten, seine Ängste abzubauen. Sie benötigte dazu nur ein Bild von Flix, auf dem man seine Augen gut sehen konnte, und ein paar Fragen, die wir an ihn hatten. Das „Tiergespräch“ würde aus der Ferne stattfinden und sie würde mir dann das Gesprächsprotokoll zuschicken. Super. Also schnell die finanzielle Energie überwiesen, Bilder und Fragen gemailt und nun hieß es gespannt zu warten, was Flix zu sagen hatte.

      Anfang September, wenige Tage vor Max‘ Zahnoperation, kam das Gesprächsprotokoll.

      Liebe Tamara,

      hier ist nun das, was ich von Flix bekommen habe:

      Körpergefühle:

      Ich spüre Flix Lendenwirbelsäule, eine Blockade im Kreuzdarmbeingelenk, die in die linke Hüfte zieht. Diese spüre ich die ganze Zeit sowie das linke Knie, den Oberschenkel über dem Knie außen und das Schienbein vorne und seitlich. Auch das Sprunggelenk und den Fuß links hinten spüre ich, er kribbelt leicht (eine alte Verletzung). Ich spüre einen Druck und ein Brennen innen im mittleren Bauchbereich (Magen? Bauchspeicheldrüse?) sowie eine Blockade mittig in der Brustwirbelsäule.

      Flix sieht nicht ganz klar, etwas verschwommen. Ich spüre einen Druck über den Augen sowie ein leicht „schummriges“ Gefühl im Kopf. In den Ohren spüre ich einen Druck (Ich bin mir nicht sicher, ob er gut hört? Es ist irgendwie „leiser“, weiter weg die Geräusche, gedämpft?) Die Kiefergelenke sind verspannt und ich spüre die Zähne empfindlich und das Zahnfleisch brennt leicht, insgesamt und vorne mehr. Im Brustbereich spüre ich auch ein Engegefühl insgesamt (Herz?) und er atmet nicht ganz durch (das kann auch von der Blockade in der Brustwirbelsäule kommen.)

      Allgemein:

      Er trägt eine tiefe Traurigkeit in sich, eine Belastung aus seinem früheren Leben. Flix ist eine ganz liebe wunderbare, ruhige, sehr sanfte und sensible Seele. Er ist sehr, sehr dankbar für das, was er jetzt hat, dieses Zuhause, diese Geborgenheit, diese Liebe, diese Chance… dieses Leben. Denn er hat viel erlebt und auch viele Enttäuschungen durch Menschen hinter sich. (Ich habe Tränen in den Augen, als er mir das sagt… Es ist so viel Dankbarkeit und Frieden darin, den er nun endlich gefunden hat. Er zeigt mir einen roten ganz weichen kuscheligen Stoff… einen Pullover oder eine Decke, an die er sich schmiegt und ich fühle seine große Liebe in seinem Herzen.) Flix braucht die Zeiten, die er sich zurückzieht in seine Höhle und er ist zufrieden dort, fühlt sich geschützt und geborgen.

      Vergangenheit:

      Er kennt dieses Zurückziehen in eine Höhle als Schutz aus früherer Zeit. Flix zeigt mir einen Karton. Irgendwo ist ein Karton und es ist kalt. Jemand hat eine Decke hineingelegt. Es ist in einem Schuppen, ein Carport, der vorne offen ist. Da steht der Karton etwas erhöht auf einem Tisch? Lauter Zeug, Geräte, Möbel? Stehen herum, alt, verstaubt. Da hat er einen Unterschlupf, denn draußen ist es ungemütlich. Etwas, wo er schlafen kann. Flix zeigt mir verschiedene Bilder seiner Vergangenheit und daraus schließe ich, dass er mehrere Stationen hinter sich hat. Er zeigt mir ein Bild, wie er zu einem Fenster eines älteren Mehrfamilienhauses hochschaut, immer wieder. Die Haustür mit Glas und Metall ist und bleibt geschlossen. Die Gardine bewegt sich nicht. Er miaut. Leise. Dort wartet er lange Zeit und immer wieder, wochenlang. Da kommt auch die Trauer her. Es gab einen Menschen dort, der ihn nicht mehr wollte, ihn verlassen hat, gestorben? Weggezogen? Er zeigt mir eine Frau


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