Der Masanao Adler. Dieter R. Fuchs
vor allem das vorzügliche Essen entspannter und mit einem gleichmäßiger auf alle Anwesenden verteilten Gespräch fortführen.
»Genauso ist es, Frank! Damit seid ihr im Großen und Ganzen auf dem gleichen Wissensstand wie ich. Nun habt ihr vor allem das Wort, ich habe ja die ganze Zeit wie ein Wasserfall auf euch eingeredet und freue mich ehrlich gesagt auf eine kleine Pause. Wir haben noch gar nicht über eure Erfahrung heute Nachmittag mit ›The Wall‹ sprechen können. Na, was haltet ihr von diesem famosen High Tech Virtual Reality System und seinem Visualisierungspotential?«
Es entwickelte sich eine muntere und begeisterte Diskussion über diese Einrichtung. Jeder am Tisch brachte sich engagiert ein und aus dem bisherigen Monolog wurde ein facettenreicher Dialog, der die weiteren Gänge des Menüs begleitete und den restlichen Abend wie im Fluge vergehen ließ. Als weit nach Mitternacht ein Espresso das Dinner beendete, war das Team trotz der intensiven Informationsflut und des langen Abends noch immer aufgekratzt und munter. Sie empfanden diesen Tag als einen entscheidenden Schritt mitten hinein ins Abenteuer ihrer Forschungsarbeit, die noch viel spannender zu werden versprach, als es die rein fachliche Beschreibung des Projekts ursprünglich vermuten ließ.
Nach einem herzlichen Abschied vor dem Restaurant zerstreute sich die Gruppe in Richtung der verschiedenen Wohntrakte und jeder war noch recht lange in Gedanken bei dem, was sie von Marco erfahren hatten und was an Ideen zum weiteren Vorgehen ausgetauscht worden war. Sie brannten darauf, am kommenden Morgen die nächsten Schritte anzugehen und dem Rätsel dieses Netsuke auf die Spur zu kommen.
Zur gleichen Zeit wurden in dem kleinen Nebenzimmer, in dem sie diesen Abend genossen hatten, die letzten Geschirre und Gläser abgeräumt sowie die Dekoration entfernt, unter anderem ein großes, flaches Blumenbouquet, das die Mitte des runden Tisches geziert hatte. Wer dies aufmerksam beobachtet hätte, dem wäre nicht entgangen, dass einer der Hilfskellner ein winziges Kästchen aus dem Steckschwamm in der Mitte des Bouquets entfernte und in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Dieses Hochleistungs-Aufnahmegerät wurde wenige Minuten später in der Personaltoilette an einen Mitarbeiter des UNTACH-Sicherheitsdienstes übergeben. Bereits nach einer weiteren Viertelstunde war die vollständige Audioaufzeichnung der abendlichen Unterhaltung über eine verschlüsselte Leitung an einen Empfänger im Tamagi Tower überspielt. Dort wartete seit Stunden jemand auf diesen Gesprächsmitschnitt, als würde sein Leben davon abhängen.
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