Endlichkeit und Vergänglichkeit. Christian Walther
© 2020 Mathias Groll, Christian Walther
Herausgeber: Mathias Groll und Christian Walther
Umschlaggestaltung: Angela Herold, www.herolddesign.de
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: | 978-3-347-00105-3 (Hardcover) |
978-3-347-00106-0 (e-Book) |
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Zitat auf dem rückwärtigen Bucheinband stammt aus dem Gedicht „Trost“ von Ina Seidel (1885 – 1974).
Endlichkeit und Vergänglichkeit
Eine Lyrik-Anthologie
Mathias Groll und Christian Walther
Inhalt
Vorwort
Herbst
Alter
Abschied und Gedenken
Abend
Sterben
Letzte Gedichte von Haiku-Meistern
Nacht, Schlaf, Traum
Tod
Zeit und Vergänglichkeit
Zweifel und Gelassenheit
Innehalten
Nachwort
Autorenverzeichnis
Überschriften und Anfänge der Gedichte
Über die Herausgeber
Vorwort
Einst werd ich liegen im Nirgend
bei einem Engel irgend.
Paul Klee
Wir legen hiermit eine Sammlung von Gedichten deutscher und ausländischer Dichterinnen und Dichter vor, die zu einer gelassenen Sicht auf die Endlichkeit menschlichen Lebens einlädt. Sterblichkeit ist nur ein Aspekt der Endlichkeit, die uns überall, nicht zuletzt in der Kunst begegnet. Es geht in diesem Buch weniger um das Sterben-Müssen („memento mori“) und nicht darum, den Tod zu „enträtseln“, – also etwas ergründen zu wollen, das uns gefühlsmäßig nicht zugänglich ist, jedoch durch einfache Analogien begreiflich wird, – etwa das Verlöschen einer Flamme oder das Enden eines Musikstücks. Sich mit der Vergänglichkeit abzufinden, kann uns helfen, gelassen zu bleiben und Freude am Leben zu bewahren, selbst wenn dieses bereits dem Ende zustrebt.
Trotz des schwierigen Themas ist dieses Buch vor allem für den Kunstgenuss gedacht. Man kann sich dabei gleichsam anlehnen an die Dichterinnen und Dichter, die uns in unterschiedlicher poetischer Form etwas mitteilen. Unser Wunsch ist, dass die Lektüre ein ruhiges Lebensgefühl begünstigt, vielleicht sogar trotz altersbedingter Einschränkungen oder Probleme. Dennoch ist diese Anthologie kein „Trostbüchlein“. Für diejenigen, denen das Alter Schlimmes bringt, oder für die, die trauern wegen des Verlusts einer geliebten Person, ist menschliche Zuwendung die wirksamste Hilfe, welche durch Literatur nicht ersetzt, wohl aber ergänzt werden kann.
Das Buch versucht einen großen Bogen zu schlagen vom beschwerlichen Alter bis zum entspannten, gefühlsbetonten Innehalten. Es ist thematisch in 10 Hauptkapitel gegliedert und enthält in der Mitte ein kurzes Kapitel mit Haikus und anderen japanischen Kurzgedichten, das mit einer kurzen Einführung in diese Literaturgattung beginnt.
Bei der Arbeit an diesem Buch erhielten wir wichtige Anregungen von unseren Ehefrauen, von Freundinnen und Freunden sowie von Fachleuten verschiedener Verlage. Allen sei dafür herzlich gedankt!
Mathias Groll – Christian Walther
Bremen – Marburg, August 2020
Herbst
Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.
Johann Gaudenz
von Salis-Seewis
SEPTEMBERMORGEN
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
VERKLÄRTER HERBST
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldenem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
HERBSTTAG
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
Dränge sie zur Vollendung hin und jage
Die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
HERBSTGEDANKE
Mach mich, o Herr, doch jenen Blättern gleich,
Die ich verwelkend heut im Sonnenlicht
Auf einer Ulme Gipfel zittern seh'.
Sie zittern, ja, doch nicht aus Furcht, so klar
Erscheint das Licht, und süß, sich von dem Zweig
Zu lösen und sich der Erde zu vereinen.
Sie leuchten auf im letzten Strahl, die Herzen
Schon ganz bereit; es hat der Tod für sie
Die