Humor aus dem Leben. Astrid Helmers
„Leider ist die Zeit abgelaufen, wir können Sie nicht mehr verbinden.“ Tüt, tüt, tüt!“
„Ich glaube, Du hast die falsche Nummer gewählt!“, sagt seine Gattin.
„Was habe ich? Die falsche Nummer gewählt?“
„Das war leider nicht die Nummer von der Auskunft, das war die Nummer des Finanzministeriums!“
„Wie bitte? Woher kommt diese bescheuerte Nummer in mein Telefonbuch?“
„Das weiß ich doch nicht! Hier ist die Nummer von Doktor Bayer!“
Rudolf wählt die Nummer des Doktors, es bimmelt und das Band läuft.
„Herzlich willkommen! Sie sind mit der Praxis von Doktor Bayer verbunden! Leider sind Sie außerhalb unserer Öffnungszeiten krank geworden! Wir sind ab Montag acht Uhr für Sie wieder da! In Notfällen rufen Sie bitte den Notdienst an! Ihr Praxisteam! Wir bedanken uns für Ihre Treue!“
„Ich pfeife auf den Doktor, ich pfeife auf Ihre Dienste, ich leg mich jetzt ins Bett und schlaf erstmals eine Runde, um mich von dieser Strapaze zu erholen! Tschüss!“
„Schlaf gut mein Schatz! Ich weck Dich zum Kaffee!“
KULTURGUT OLDTIMER
Hurra! Unser Oldtimer, unser geliebter Ford ist nach einem Jahr Restaurierung endlich fertig! Der Oldtimer ist tipptopp in Ordnung. Endlich können wir fahren und die Fahrt genießen! Das Wetter passt, die Landschaft ist wunderschön, wir können die Fahrt antreten. Alles ist ideal! Wir setzen uns in den Ford und fahren los.
„Fahr nicht so schnell! Pass auf!“
„Wieso, Karin? Hast Du Angst? Der Ford schnurrt doch wie ein zufriedener Kater und wie eine Nähmaschine! Mach Dir keine Sorgen!“
„Trotzdem, Fritz, sei vorsichtig! Bitte!“
„Mach ich, liebe Karin, ich bin vorsichtig!“
Was für ein schönes, elegantes Auto, dieser alte Ford! Wie haben es unsere Vorfahren überhaupt geschafft, solche wunderbaren Schmuckstücke zu bauen. Mister Ford war auch so ein Genie. Und die Oldtimer-Fans haben heute die einmalige Gelegenheit, sich mit diesen besonderen Karossen zu schmücken. Ein außergewöhnliches Privileg, aber auch eine große Verpflichtung. Karin und Fritz pflegen und hegen ihren Ford. Sie freuten sich über die bevorstehende, wunderschöne Fahrt und die besondere Veranstaltung, einfach über alles! Sie düsen durch das schöne Ludwigsburg in Richtung Schloss. Nachdem sie in den letzten Wochen über eintausend Kilometer gefahren sind, konnte jetzt eigentlich nichts mehr passieren. Sie waren einfach happy!
„Schatz, was soll ich anziehen, rosa oder weiß?“-
„Rosa wäre schön, passt zum Ford am besten!“
„Also, dann rosa!“ Karin war begeistert.
„So, jetzt müssen wir links abbiegen, hier ist das Hotel! Wir sind da, liebe Karin!“
„Was, sind wir schon da, Fritz?“
Fritz parkt den Ford direkt vor dem Hoteleingang, um auszuladen. Anschließend, so war es geplant, wollten sie in den Schlosspark, um für die Veranstaltung einzuchecken. Endlich waren sie das Gepäck los, doch als sie starten wollten, fing der Ford an zu streiken. Er knallte aus allen Löchern und sprang nicht mehr an.
„Was ist jetzt plötzlich los? Ich kapier es nicht! Das ist doch nicht unser Ford, vor zehn Minuten fuhr er doch noch wie ein Düsenjet!“
„Ich verstehe es auch nicht, Fritz! Der knallt, als ob er gleich explodieren wollte!“
„So arg war es noch nie, Karin!“
„Eine glatte Katastrophe, Fritz! Und die Gaffer sind bereits auf dem Vormarsch!“
Mit großer Mühe springt der Ford dann endlich doch noch an und im Knalltempo erreichen sie das Tor zum Schlosspark.
„Bleiben Sie stehen! Sie müssen stehen… !“
„Lassen Sie uns bitte durchfahren, sehen Sie nicht, der Bock bockt!“
„Nein, nein, Sie müssen hier stehen bleiben!“
„Wir können nicht, verdammt nochmal! Der springt doch nie wieder an!“
„Das geht nicht! Sie müssen stehen bleiben!
Der Ford knallt noch zwei, drei Mal und bleibt dann tatsächlich im Hang stehen! Nichts geht mehr! Basta! Schluss! Aus! Unglücklicherweise stehen sie auch noch direkt in der Einfahrt derart unglücklich, dass kein Auto mehr vorbeikommt!
Karin ist zum Heulen zumute und sie fragt entsetzt:
„Wo müssen wir hin?“
„Sie müssen dort rechts zum Einchecken!“
„Nun mobilisieren Sie doch endlich ein paar Leute, die uns helfen, unseren Bock zum Check-in zu schieben!“, sagt Fritz total erschöpft.
„Das ist nicht unsere Aufgabe!“, sagt einer von der Organisation.
„Hallo, kommen Sie, bitte! Bitte helfen Sie uns doch, den Bock hier wegschieben!“ Fritz ist fast am Heulen.
Von der Organisation hat keiner Zeit, doch drei nette Besucher helfen uns und der Ford wird den Berg hochgeschoben. Nun stehen wir vor dem Check-in.
Fritz steigt aus und holt die Unterlagen. Entsetzt muss er in den Unterlagen feststellen, dass sie in eine Seitenallee verbannt sind, weit weg vom Geschehen und auch noch auf einem Schotterweg.
„Was sollen wir dort in der abgelegenen Ecke am Ende des Schlossparks?“, fragt Fritz entsetzt.
„Sie müssen endlich Ihren Ford hier weg bringen, Sie blockieren die gesamte Einfahrt!“, motzt erneut einer von der Organisation.
Mit Hilfe Fremder wird der Ford schließlich zu dem Stellplatz geschoben, wo er eigentlich gar nicht hin sollte. Karin und Fritz setzen sich in den Ford, um den Schock zu verdauen. Karin ist fast am Heulen.
„Es ist noch kaum ein Mensch da! Wenn erst die anderen Oldtimer kommen, wird der ganze Staub aufgewirbelt! Abgesehen davon, frage ich mich, was wir eigentlich hier, weit weg vom Geschehen, sollen? Unser Ford hat weiß Gott einen besseren Stellplatz verdient!“
„Das glaube ich auch, Karin! Ich werde versuchen, einen anderen Stellplatz zu bekommen!“ Fritz will Karin trösten, obwohl er selber nicht viel Hoffnung hat.
„Ob die Jury überhaupt hier vorbei kommt, um unseren Ford zu bewerten?“
„Ich bin ebenfalls skeptisch, liebe Karin!“
Fritz versucht einen passenden, ehrwürdigen Platz für den Ford zu bekommen, doch all seine Bemühungen bleiben erfolglos. Mittlerweile ist er sich sicher, dass die Juroren nie so weit kommen werden! Warum sind wir eigentlich hier?, murmelt Fritz.
Ein Besucher fragt erstaunt:
„Was suchen Sie mit diesem wunderschönen Auto in dieser verlassenen Ecke? Ihr Ford ist der schönste Oldtimer auf der gesamten Veranstaltung! Einfach ein absolutes Schmuckstück! Dort vorne vor dem Schloss ist eigentlich der geeignete Platz für Ihren Ford!“
„Wir verstehen es auch nicht!“, antwortet Karin total deprimiert.
„Was ist das eigentlich für eine Organisation? Sehr merkwürdig, muss ich schon sagen!“ Der Typ verschwindet.
Am Ende des Tages stehen sie immer noch auf dem gleichen Platz und der Ford ist total verstaubt. Karin und Fritz sind entsetzt sowie enttäuscht und ständig mit dem Säubern des Fords beschäftigt, in der Hoffnung, die Jury kommt auch bei ihnen vorbei, um den Oldtimer zu bewerten. Fritz erlaubt sich bei der Organisation nochmals nachzufragen. Eine richtige Antwort bekommt er jedoch nicht und Kritik ist ebenfalls unerwünscht. „Sie sollten sich gefälligst an die Spielregeln halten!“, heißt es in barschem Ton.
„Haben wir etwas falsch gemacht?“, fragt Fritz.