Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett

Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019 - Pete Hackett


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warf sich gegen die Tür. Sie flog ganz auf. Dolores trat zur Seite. Er stieß die Tür zu und schob den Riegel vor. Ein Blick auf das hohe, offenstehende Fenster zeigte ihm die hellerleuchtende Straßenseite.

      »Er ist bei Dolores ’rein«, sagte jemand auf der Treppe.

      Das Mädchen lehnte an der Wand und kreuzte die Arme vor der Brust. »Du hast Pech, Amigo mio. In El Cuervo kreuzt man auf, um ein Fest zu feiern und Geld auszuteilen. Aus keinem anderen Grund.«

      »Hab ich auch schon bemerkt.« Cutler trat ans Fenster.

      Unten stürmten die letzten Männer unter das Vordach. Offensichtlich wollte keiner verpassen, was drinnen geschah.

      Eine Faust drosch gegen die Tür. »Aufgemacht!«, verlangte der Gendarm. »Im Namen des Gesetzes!«

      Unten war niemand mehr.

      Cutler flankte kurz entschlossen aus dem Fenster, kam auf dem Vordach federnd auf und sprang zur Straße. Das Glück war ihm hold. Direkt neben sich sah er seinen Braunen.

      Die Männer an der Tür schauten in die Bodega hinein. Eine Frau auf der anderen Straßenseite jedoch rief: »Da ist der Gringo!«

      Cutler riss gerade den Zügel mit einem Ruck von der Haltestange.

      Die Mexikaner wirbelten herum.

      Im Obergeschoss der Bodega barst die Tür, weil Dolores sie offenbar nicht geöffnet hatte.

      »Hier ist er!«

      An der Tür entlud sich ein Colt. Über Cutler pfiff die Kugel hinweg.

      Er sprang in den Sattel und trieb den Braunen an.

      Hinter ihm schossen die erneut auf die Straße laufenden Männer. Staub trieb ihnen entgegen. Rasch war der Reiter nicht mehr zu erkennen. Aber sie feuerten wie verrückt in die Staubwand hinein, bis die letzte Revolvertrommel entleert war. Kaum verklang das Echo, war der sich entfernende Hufschlag erneut zu hören.

      Der Gendarm stürzte aus der Bodega, griff sich das erstbeste Pferd und gab schroffe Kommandos. Auch der Alkalde trieb die Männer zu eiliger Verfolgung an, dachte aber selbst nicht daran, mit ihnen zu reiten. Selbst der Wirt schimpfte nur über die Trägheit der Bewohner, ohne sich der Mühe eines nächtlichen Rittes unterziehen zu wollen.

      Es dauerte lange, bis ein rund zwanzigköpfiges Aufgebot endlich aus der Stadt galoppierte und im Westen in den Staubschwaden unter dem fahlen Mondlicht verschwand.

      »Wenn wir gewusst hätten, dass diese Höllenhunde aus Texas viel Geld wert sind ...«, Der Wirt verdrehte die Augen und blickte fragend auf den Alkalden. »Ich meine, das Geld hätten wir uns doch auch verdienen können.«

      »Wir wussten es aber nicht!«, schimpfte der weißhaarige Senor Escudo. »Und wir sollten uns hüten, in den Ruf zu geraten, hier wäre ein gehetzter Mensch nicht sicher!«

      »Gewiss, Don Estaban, gewiss. Es schien mir aber, als ginge es bei diesen Höllenhunden um sehr viel Geld. Vielleicht sollte man da doch einmal eine Ausnahme gelten lassen. Ich meine, die lassen sich ja möglicherweise wieder mal hier sehen.«

      Der Alkalde lauschte dem sich nach Westen entfernenden Hufschlag nach.

      »Den fassen unsere Männer nicht mehr. Spätestens in der Sierra del Hueso verlieren sie die Spuren. Ein cleverer Bursche, dieser Gringo, das muss der Neid ihm lassen!«

      Escudo fluchte verdrossen.

      »Ich meine, mir gefällt es ja auch nicht. Die Gelegenheit schien sehr günstig. Und eventuell hat er ja wirklich eine reiche Tante irgendwo in den Staaten, die angezapft werden könnte. Aber sportlich gesehen ...«

      »Sie sind ein Schwätzer!«, entfuhr es dem weißhaarigen Alkalden. Mit schnellen Schritten verließ er die Veranda.

      *

      John Cutler hielt auf einem Hügel und schaute mit dem Gewehr in den Händen zurück. Zu seinem nicht gelinden Erstaunen hatte er die Spencer im Scabbard entdeckt. Jemand musste sie aufgehoben und ordentlich verstaut haben, höchstwahrscheinlich jedoch nicht in der Absicht, ihm damit behilflich zu sein.

      Die Verfolgerpferde waren zu hören. Sie waren hartnäckig. Vielleicht dieser wenig intelligent aussehende Gendarm, der sich noch Sporen verdienen wollte.

      Cutler ritt die Hügelflanke im Westen hinunter und den Bergen entgegen. Manchmal klirrte schon nacktes Lavagestein unter den Hufen, und skurrile Felsgebilde tauchten im Mondschein auf und blieben zurück.

      Von den Tafelbergen ließen sich vorerst nur die breiten Plateaus erkennen. Außerdem eine recht breite Schlucht, die zwischen die gewaltigen Steinklötze führte.

      Nach einer halben Stunde hatte Cutler die Berge erreicht und bog nach Norden ab. Er hielt sich nicht damit auf, Spuren seines Pferdes zu verwischen, sondern wollte möglichst rasch über den Rio Grande. Dahin kamen sie ihm sicher nicht nach, selbst dann nicht, wenn es ihnen gelingen sollte, den kargen Hinweisen auf seinen Verbleib folgen zu können.

      Im Morgengrauen hatte er das Pech, einer Art Sackgasse zu folgen. Sie führte in ziemlich große Höhe und endete auf einem Plateau. Rundum fiel das Gestein senkrecht ab. Nur der Weg im Süden führte herauf und hinunter.

      »Auch das noch.« Cutler saß ab, trat an den Rand des Abgrundes und sah in der Tiefe zwei Reiter.

      Sofort trat er zurück, führte den Braunen in den Weg, legte sich danach auf den Boden und kroch abermals an den Rand der Steilwand.

      Die beiden Mexikaner parierten die Pferde. Der eine schien zu dem anderen zu sprechen und deutete in den sich teilenden Schluchtweg.

      Die Leute aus El Cuervo schienen sich getrennt zu haben und überall in den Bergen nach ihm zu suchen.

      Die beiden Reiter nickten sich zu. Der eine ritt nach Süden, der andere in die Schlucht, die Cutler selbst benutzt hatte.

      Er kroch zurück, richtete sich auf und repetierte das Gewehr, während er zu seinem Braunen zurückkehrte und ihn ein Stück den Hohlweg wieder nach unten führte, bis mitten zwischen senkrechten Wänden ein paar hohe, zerrissene Höhlen auftauchten, die ihm und dem Pferd Deckung bieten konnten.

      Das Pferd ließ sich ohne zu bocken in die Schwärze führen. Cutler kehrte an den Zugang zurück und beobachtete den Weg.

      Rasch wurde es heller. Nebelschwaden drückten den Hohlweg herunter und drängten die Nachtkühle in den Canyon ab.

      Hufgeklapper hallte von den Wänden wider und weckte ein zunehmendes, lauter werdendes Echo.

      Cutler trat zurück, die Spencer an der Hüfte angeschlagen.

      Der Reiter näherte sich langsam aber unaufhaltsam, erreichte die Höhe der Höhle und ritt arglos vorbei. Auch er hielt ein Mehrladegewehr in den Händen.

      Cutler trat auf den Weg. »Hier bin ich!«

      Jäh zügelte der Mexikaner sein Pferd. Er wagte es nicht, über die Schulter zu blicken, sagte aber: »Und was nützt dir das ohne Waffe, Gringo?«

      »Du irrst!« Cutler repetierte das Gewehr noch einmal. Eine Patrone sprang aus dem Röhrenmagazin und fiel klirrend auf den Boden.

      Der Reiter zog den Kopf ein.

      »Da war einer so nett, mein Gewehr wieder in meinen Scabbard zu schieben. Wie es sich gehört. Los, links absteigen und Hände über den Kopf, Compadre!«

      Der Mexikaner ließ sein Gewehr fallen. Lauter als die Patrone schlug es auf den Weg, entlud sich jedoch nicht. Der Mexikaner saß wie befohlen ab und hob die Hände.

      »Den Patronengurt schnallen wir ebenfalls ab!«, befahl Cutler. »Aber nur mit der linken Hand!«

      Der Mexikaner nahm die linke Hand herunter und öffnete die Schnalle des hellbraunen Gurtes, den er nicht wie ein Mexikaner über die Schulter, sondern wie in Texas üblich, um die Hüften trug.

      »Sehr schön«, sagte Cutler, als die Waffe mit Halfter und Gurt auf den Boden schlug. »Geh drei


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