Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett
schweifst verteufelt viel vom Thema ab, Brigg. Bildest du dir wirklich ein, ich vergesse, was ich eigentlich will? Wie weit ist es zu der Hütte?«
»Eine gute Stunde braucht man schon.«
»Dann wollen wir uns ein bisschen beeilen.«
»So was Hartnäckiges. Ich will Frieden haben, zum Satan!«
»Warrior ist achthundert Dollar wert. Hast du nicht was von einer neuen Flinte, Dachpappe und noch was erzählt?«
»Eine neue Pumpe. Aber die Flinte wäre die Hauptsache. Mit ihr mache ich schon neues Geld. Wieviel für mich?«
»Alles.«
»Jetzt glaubst du, ich ziehe die Hosen mit der Zange an, verdammt, Cutler!«
»Mich interessiert nur, dass die Kerle dingfest gemacht werden. Das Geld gehört dir, wenn wir sie kriegen.«
»Achthundert Bucks!« Selig verdrehte der alte Mann die Augen. »Das hättest du aber auch gleich sagen können.«
Beeil dich!«
»Ich muss nur den Esel satteln. Bin gleich wieder hier.«
»Bring mir was zu essen mit, falls du was hast«, rief Cutler dem davoneilenden Eremiten nach.
*
Obwohl die Sonne im Osten längst aufgegangen war, herrschte noch Dämmerlicht im Stecheichendickicht. Jedoch meldeten sich mit jeder Minute mehr Tierstimmen in den Nebelschwaden, die über dem Moos lagerten.
Gretty stand am Fensterloch in der alten Hütte und schaute hinaus. Die Gegend war ihm so unheimlich wie am ersten Tage ihres Aufenthalts hier. Und jedesmal, wenn sie in einer Stadt genug gesoffen hatten und Katerstimmung ihn beherrschte, ging sie ihm noch mehr auf die Nerven. Nun kam der Tod von Tracy dazu.
Am Tisch hinter dem Halunken packte der Bandenführer in zwei Satteltaschen zusammen, was sie mitzunehmen gedachten. »Wir reiten nach Arizona«, sagte Warrior.
»Am besten gleich nach Kalifornien.« Gretty wandte sich um. »Dort kennt uns vermutlich niemand.«
Die Hütte glich in ihrer Ärmlichkeit der von Brigg, nur besaß sie vier gerade Wände und die Pferde standen draußen in einem Anbau.
»Bist du sicher, dass Tracy auch wirklich tot war, Doug?«
Warrior hielt inne. »Ja, ganz sicher.«
Gretty trat an den Tisch und zog die eine, noch offene Tasche zu sich herüber. Dabei fielen ein paar Münzen heraus, rollten über den Tisch und zu Boden. Es handelte sich nur um ein paar Dollar, weswegen der Bandit nicht daran dachte, sich zu bücken. Er schnallte die Tasche zu und nahm sie in die Hand.
Warrior ging hinaus, um die Hütte herum und in den Anbau.
Gretty beobachtete noch die Mauer der grünen, nach Schwefel riechenden Hölle, die weniger als zwanzig Yards entfernt bereits begann. Ein schmaler Weg führte in sie hinein. Alle paar Tage mussten sie ihn neu ins Dickicht schlagen, so schnell wucherte er zu, drohten Buschwerk, Lianen und Dornengestrüpp die Männer einzuschließen.
»Wo bleibst du denn?«, fragte Warrior.
Gretty war es, als hätte sich das Dickicht auf der linken Seite bewegt. Aber er hörte keine zusätzlichen Geräusche zu denen der vielen, erwachenden Tiere, und er sah auch sonst nichts Verdächtiges.
Douglas Warrior tauchte mit seinem Pferd am Zügel auf und schnallte die Satteltasche fest. »Du wirst dir deinen Gaul schon selbst satteln müssen!«
Gretty schaute immer noch zu den Büschen hinüber, die höher als zwei Yards in den Himmel ragten. Rot und violett blühte es davor in leuchtender Pracht, doch Gretty meinte, die wilden Blumen würden ihn höhnisch angrinsen.
»Was hast du denn?«
»Dort drüben hat sich das Geäst bewegt.« Grettys Stimme klang kratzig und unsicher.
Warrior schaute über die Schulter. »Es bewegt sich immer mal was. Ständig sind irgendwelche Viecher unterwegs. Sattelst du deinen Gaul nun, oder bleibst du hier?«
Gretty ging zum Anbau.
Warrior schaute wieder zu den Büschen hinüber, die sich bewegt haben sollten. Er schüttelte den Kopf, weil er nichts Verdächtiges entdeckte, zog den Sattelgurt noch einmal nach und saß auf. »Nun beeile dich doch ein bisschen, Gretty!«
*
»Wir lassen die Tiere hier zurück.« Der alte Eremit saß ab und band den Esel an den Aststumpf eines entwurzelten Baumes, der ihnen querliegend den Weg sperrte. Das Moos wucherte bereits über die Rinde hinweg. Auf der Nordseite faulte das Holz.
Cutler folgte dem Beispiel des Alten, band den Braunen ebenfalls an und folgte Brigg. Der Einsiedler hantierte fluchend an der alten Parker herum und sagte: »Ich bin nur mitgegangen, weil ich ein Gewehr brauche. Ansonsten interessieren mich die Geschichten der Sheriffs und Kopfgeldjäger gar nicht.«
Cutler grinste nur, als der Mann sich böse umblickte und ein Schnaufen von sich gab.
»Aber komisch ist das bei dir.« Brigg kratzte sich im Bartgestrüpp.
»Was denn?«
»Wenn die achthundert Bucks mir gehören, guckst du in die Röhre, verdammt!«
»Du merkst aber auch alles, Nathan. «
Der Einsiedler schüttelte den Kopf und kratzte sich nun an der Schläfe, als wollte er den Gedankenfluss in seinen Kopf aktivieren. »Das muss doch eine Haken haben, Hölle und Schwefel!«
»Ich will, dass die Halunken kriegen, was sie verdienen und ihre Beute wieder den rechtmäßigen Besitzern zugestellt werden kann. Soweit davon noch was da ist.«
»Das macht doch keiner aus reiner Menschenfreundlichkeit.«
»Vielleicht gibt es Gründe für mich, die nichts mit Geld zu tun haben, Nathan!«
»Meinst du Rache?« Brigg ließ die Hand sinken. »Ach so. Die haben jemanden um die Ecke gebracht, der dir nahe stand, wie?«
»Du sollst dir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Dir gehört die Kopfprämie, wie abgemacht.« Cutler verschwieg dabei, dass er als Angehöriger der Alamo-Organisation die Prämie gar nicht kassieren konnte. Sie würden es bei seiner Dienststelle irgendwann erfahren, wenn er das tat, würden ihm die Hölle heiß machen und die Dollars wieder abknöpfen.
Brigg ging weiter. »Aber wenn daran was faul ist, das sage ich dir, erlebst du was!«
»Es ist nichts faul.«
Der Eremit blieb stehen und wandte sich um. »Glaube es ja auch nicht. Du machst so einen ehrlichen Eindruck, mein Junge. Und du bist seit Jahren der erste, dem ich vertraue.«
»Gut, Nathan. Aber nun wollen wir zusehen, dass wir die Halunken auch wirklich schnappen!«
Brigg lief weiter. Das Dickicht vor ihnen wurde höher, und die Schneise endete vor einer Wand aus Kakteen und Gestrüpp, hinter denen das Schmatzen eines Sumpfes hörbar wurde.
Brigg duckte sich rechts unter den Rotdorn und führte Cutler im Zickzack scheinbar kreuz und quer durch die Brasada. Nach ungefähr zehn Minuten wurde der Alte langsamer und stieß ein warnendes Zischen aus.
Cutler verharrte.
»Gleich sind wir da und heben sie aus!« Brigg kicherte leise.
Cutler packte das Gewehr fester. »Nimm es nicht auf die leichte Schulter«, flüsterte er. »Das sind eiskalte Kerle, die sofort schießen. Da wird nicht gefackelt.«
Brigg nickte grinsend und spannte die beiden außenliegenden Hämmer des Gewehres. »Ich puste mit einem Schuss die alte Hütte um. Du wirst es erleben!« Er kroch unter den Ocotillos hindurch, schob das dahinterstehende Yuccagestrüpp auseinander und trat etwas zur Seite.
Über seinen Arm und die Läufe der Schrotflinte hinweg sah