Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete Hackett

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Was heißt das? Sie haben doch einen Mann nach San Angelo geschickt.“

      „Eben. Wir warten hier auf die Deputy Marshals des Richters. Ich glaube, wir können dieses Haus ganz gut verteidigen.“ Er griff nach dem Jailschlüssel und sperrte die schwere Bohlentür auf. „Vorwärts!“

      Sie ging vor ihm in den Gang und blieb dort stehen, wo Zattig hinter dem Eisengitter stand, die Hände um die Stäbe gekrampft.

      „Ihr Idioten“, sagte sie bebend. „Ihr habt Menschen überfallen und mich mit in den Sumpf gezogen. Er weiß alles - jede Kleinigkeit.“

      „Ich hatte das Geld nicht verspielt“, erwiderte Zattig. „Ich habe es auch nicht getan. Jetzt haben sie dafür versucht, mich umzubringen. Mr. Durango, wollen Sie mein Geständnis hören?“

      „Du kannst es dem Richter erzählen“, erwiderte Jay Durango und stieß das Mädchen zwei Zellen weiter.

      Als er Mandy Bacon in die Zelle gebracht hatte, schmetterte er die Tür zu, drehte den Schlüssel um und zog ihn ab. Gelblich leuchtete ihm ihr hübsches, ovales Gesicht entgegen. Der Schweiß, der die Schminke verwischte, und die Falten ließen sie langsam hässlich werden.

      Jay Durango wandte sich ab und verließ das Jail. Er warf den Schlüssel auf den Schreibtisch und stieß die schwere Tür mit dem Stiefelabsatz zu.

      Dave stand am Fenster.

      „Vielleicht rotten sie sich bald gegen uns zusammen“, sagte er, ohne sich umzuwenden.

      „Vielleicht. Siehst du schon etwas?“

      „Bis jetzt verteilt der Stationer nur die Post, die vor einer Stunde mit der Kutsche gekommen ist.“

      „Das bringt sie vielleicht für eine Weile auf andere Gedanken“, entgegnete Jay Durango und trat hinter den Rancho Bravo-Cowboy. Er sah den Wagen des Coroners, der vor dem Haus des Barbiers stand. Auf ihn wurde eben eine lange Holzkiste geladen.

      „Sie hatten schon bei ihm Maß genommen“, murmelte Dave gegen die Scheibe. „Sie haben es eilig, ihn unter die Erde zu bringen. Es muss ihr schlechtes Gewissen sein.“

      Jay wandte sich ab und ging hinter den Schreibtisch, um sich zu setzen.

      „Vielleicht“, gab er zu. „Er war alt und grau, aber er war ein Mann. Ich bin schrecklich müde.“

      „Der Barbier hat auch einen Brief“, sagte Dave. „Sieht ziemlich aufgeregt aus. Jetzt kommt er über die Straße. Du, er scheint hierherzukommen.“

      Jay Durango wischte sich über das Gesicht.

      „Tatsächlich“, sagte Dave und wandte sich der Tür zu, die in diesem Moment aufflog.

      Der Barbier blieb hinter der Schwelle stehen. Dave stieß die Tür zu. Der Mann zuckte heftig zusammen. Der Brief, den er offen in der Hand hielt, knisterte leise.

      „Was ist?“, fragte Jay Durango.

      „Ein Brief an Silas Pate.“

      „Und?“

      „Von Sam Beaver.“

      Jay Durango stand mit einem so wilden Ruck auf, dass sein Stuhl umkippte.

      „Von Beaver?“, fragte er.

      „Sie versündigen sich“, sagte der Barbier. „Ich habe es doch gewusst. Aber jetzt sitzen Sie sogar in der Falle, Mr. Durango. Sam Beaver ist nicht nach San Angelo geritten, um den Richter zu verständigen. Er ist ausgestiegen, hat Silas Pate einen Brief geschrieben und dürfte schon verschwunden sein.“

      „Das kann doch nicht wahr sein“, sagte Jay Durango heiser.

      Der Barbier kam an den Schreibtisch und ließ den Brief darauf fallen.

      „Warum nicht?“, erkundigte er sich. „Weil Beaver in dieser Stadt ein kleines Haus und ein leidlich gehendes Sattlergeschäft hat? Deswegen nicht, Mr. Durango?“ Der Barbier beugte sich vor. „Was ist das gegen das Leben? Er will leben, verstehen Sie! Aber jeder von uns kann nicht so denken wie er. Mancher ist zu alt, um noch einmal neu anfangen zu können. Keiner weiß, wie er es anderswo antrifft. Manche haben Frauen und Kinder, Mr. Durango.“

      Jay Durango blickte auf den Brief, sah die steilen Buchstaben und wischte das Schreiben dann mit einer ruckartigen Handbewegung vom Tisch. Sam Beaver hatte gekniffen, obwohl die Stadt schon weit hinter ihm gelegen hatte. Er hatte sich vor der Rache gefürchtet, die Tobe Tetley an ihm nehmen würde, wenn es ihm in den Sinn kam. Irgendwie konnte er ihn verstehen.

      Der Barbier hatte sich gebückt und den Brief aufgehoben. Jay ging um den Schreibtisch herum.

      „Er wollte mich in der Wüste aussetzen lassen, damit sein Sohn nicht für den Mord dorthin gebracht wird, wohin er gehört!“, schrie er. „Begreift ihr denn nicht?“

      Der Barbier ging rückwärts.

      „Wir begreifen schon, Mr. Durango“, erwiderte er spröde. „Jeder von uns versteht Sie und fühlt mit Ihnen.“

      „Ihr Lügner!“

      „Wir müssen aber auch an uns denken, Mr. Durango. Jeder lebt nur einmal, und Tobe Tetley kann dieser Stadt das Leben zur Hölle machen.“

      Jay Durango ging hinter den Schreibtisch zurück, hob den Stuhl auf und setzte sich.

      „Gehen Sie“, sagte Dave und öffnete die Tür. „Erzählen Sie den Leuten von der Neuigkeit, die Silas Pate nicht mehr erreicht hat.“

      Der Mann ging rückwärts hinaus. Dave Harmon schloss die Tür und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen.

      „Noch ein paar Minuten, dann sind sie alle gegen uns“, erklärte er. „Was soll nun werden?“

      „Ich weiß es nicht.“

      „Tetley wird kommen, Jay. Wahrscheinlich mit seiner ganzen Mannschaft. Vielleicht haben wir wirklich kein Recht dazu, die Stadt in eine Sache zu verwickeln, die sie nichts angeht.“

      „Wen geht ein Mord nichts an, Dave?“

      „Ich nahm an, wir wären uns darüber einig, dass es unsere Sache ist.“

      Jay Durango stand wieder auf und ging zum Fenster zurück. Er sah den Barbier, der vor dem Saloon mit fünf anderen Männern sprach und dabei immer wieder auf den Brief deutete, den er in der rechten Hand hielt.

      Die Männer nickten, während der Barbier sprach. Dann redete ein anderer, aber auch ihn konnte Jay nicht verstehen. Er wandte sich ab und ging im Office hin und her.

      „Es werden immer mehr“, sagte Dave. „Vielleicht jagen sie uns aus der Stadt.“

      „Dazu fehlt ihnen genauso der Mut, wie uns eventuell gegen Tetley zu helfen.“

      „Meinst du? Ohne Tetleys Ranch dürfte diese Stadt zum Tode verurteilt sein. Hier am Rand der Wüste gibt es keine anderen Einkünfte für die Leute.“

      „Wollen wir uns danach richten? Darf es wahr sein, dass aus diesem Grund ein Verbrecher frei herumlaufen kann?“

      „Nein, Jay. Ich will nur, dass du die Männer begreifst. Sie können nicht anders denken. Sie sind keine Kämpfer. Sie sind seit langer Zeit hier und können es sich nicht vorstellen, noch einmal mit einem Treck durch das feindliche Land zu ziehen, ohne zu wissen, wo sie ankommen werden.“

      Jay Durango ging wieder im Office auf und ab. Als er abermals am Fenster stehenblieb, standen vor dem Saloon mindestens zwanzig Männer.

      Zwei Minuten später liefen die Leute auseinander und verschwanden in den Häusern.

      Jay Durangos harte Schritte hallten durch den Raum. Er dachte an die beiden Gefangenen in den Zellen. Vielleicht war es überhaupt unklug, noch länger in der Stadt zu bleiben. Wenn Tetley mit seiner Mannschaft kam, konnte er nichts gewinnen.

      „Jetzt kommen sie mit Gewehren“, sagte Dave heiser. „Sie kommen hierher!“

      *


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