Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete Hackett
wollt ihr?“, fragte Jay Durango, der vor die Tür getreten war und die Hand auf den Kolben des 45er Colts stützte. „Zu was habt ihr die Gewehre mitgebracht?“
„Hören Sie mir gut zu, Durango“, knurrte der Barbier. „Nach allem, was wir nun wissen, wird Tetley kommen. Wir kennen ihn und wissen, wie er reagiert. Diese Stadt gehört uns. Wir haben sie gebaut. Es ist unser Schicksal, dass der Rancher, von dessen Aufträgen wir leben, Tetley heißt. Aber wir können es nicht ändern.“
„Eines Tages wird euer Rancher Sean Tetley heißen“, sagte Jay Durango spöttisch und doch ernst, als der Barbier einen Moment schwieg. „Dann arbeitet ihr für einen Verbrecher und dürft nicht einmal darüber reden.“
„Wir können nicht aus unserer Haut heraus. Sie dürfen nicht denken, wir würden Sie nicht verstehen. Aber wir spielen nicht mit. Wir geben Ihnen und Ihrem Freund fünfzehn Minuten Zeit, die Stadt zu verlassen.“
„Und wenn wir dann noch da sind?“ Der Barbier packte sein Gewehr fester und blickte die anderen an.
Der Schmied nickte ihm aufmunternd zu.
„Dann jagen wir euch zum Teufel!“, knirschte der Barbier. „Dafür gebe ich Ihnen mein Wort. Also, in fünfzehn Minuten.“
Der Barbier wandte sich ab und ging zu seinem Haus.
Die anderen Männer verstreuten sich und standen wenig später überall an den Hauswänden, die Gewehre neben sich.
„Sie meinen, was sie sagen“, murmelte Dave. „Was soll nun werden?“
„Wir verlassen die Stadt und bringen die Gefangenen nach San Angelo.“
Dave blickte seinen Vormann forschend an.
„Gibst du Tetley wirklich auf?“
„Nein. Tetley hat hier eine große Ranch, Dave. Er fühlt sich als der Herr in diesem Land und gibt die Ranch nicht auf. Er ist für den Richter jederzeit erreichbar.“
„Und Sean?“
„Tetley wird auf seinen Sohn aufpassen, weil er nicht will, dass noch mehr Staub aufgewirbelt wird. Ich besorge Pferde für unsere Gefangenen. Sie werden in San Angelo schon auspacken. Dann kann der Richter seine Marshals zugreifen lassen.“
Dave nickte.
*
Jay stieg zur Fahrbahn hinunter und ging dem Mietstall entgegen.
Der Stallmann lehnte hinter dem Hofzaun. Er hatte eine Maiskolbenpfeife zwischen den Zähnen.
„Ich will zwei Pferde und Sättel kaufen“, sagte Jay. „Kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen Ausreden.“ Er ging bis zur Tür weiter und betrat den Hof.
Der Stallmann rührte sich nicht.
„Wozu brauchen Sie Pferde?“, fragte er. „Sie und Ihr Freund haben doch welche. Ich könnte sie umtauschen, wenn Sie wollen.“
„Ich brauche noch zwei Pferde. Sie wissen, wozu.“
Der Mann nahm die Pfeife aus dem Mund.
„Eben, ich weiß es, Mr. Durango. Und deshalb bekommen Sie von mir keine Pferde.“
Jay ging zu dem Mann, packte ihn am Arm und schleppte ihn zum Stall, in den er ihn stieß.
„Hören Sie“, sagte er gepresst, „ich kam hierher, weil Sean und seine Komplizen in der Gegend von San Angelo einige Verbrechen begangen haben. Euere Angst ändert nichts an meiner Absicht. Ich werde die beiden Gefangenen mitnehmen, wenn ich die Stadt verlasse. Und ich nehme jeden anderen mit, der sich mir in den Weg stellt und Tetley Vorschub leistet!“
„Vorschub? Sind Sie verrückt?“
„Sie wollen Tobe Tetley helfen. Sie wollen, dass die Komplizen seines Sohnes keine Gelegenheit bekommen, vor einem Gericht auszusagen. Wollen Sie das?“
„Ich - ich weiß nicht, was Sie meinen, Mr. Durango.“
„Dann satteln Sie zwei ausdauernde Pferde. Ich werde sie bezahlen.“
„Wenn Tetley kommt ...“
„Wenn Tetley kommt und Fragen an Sie stellt, können Sie sagen, ich hätte Sie gezwungen. Der Storekeeper wird etwas ganz ähnliches sagen. Sie sind nicht allein. Muss ich noch lange warten?“
Der Stallmann ging rückwärts zu einer Box, in der ein Pinto stand, dessen Fesseln Jay Durango sehr schmal erschienen.
„Das Pferd nicht“, sagte er scharf. „Den Fuchs daneben. Und den Cayusen links hinten! Bewegen Sie sich, verdammt!“
Fünf Minuten später kam Jay Durango mit den beiden Pferden auf die Straße.
Die Männer waren immer noch da. Verwirrt und ängstlich starrten sie ihn an. Offenbar hatte keiner damit gerechnet, dass er Pferde bekommen würde.
Vor dem Office blieb er stehen und winkte Dave zu, die Pferde zu halten. Dann stieg er die Treppe hinauf, betrat das Office, griff nach dem Schlüssel und ging ins Jail.
Mandy Bacon ging in ihrer Zelle rückwärts, als sie Jay Durango durch den Gang kommen sah.
Er blieb vor der Zelle stehen und schob den Schlüssel ins Schloss. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Zattig ihn genau wie das Barmädchen anstarrte.
„Wir reiten nach San Angelo“, erklärte er. „Die Pferde stehen schon draußen. Sam Beaver hat gekniffen und ist geflohen, damit ihr alles wisst.“
Zattig lachte. Es klang hohl und heiser und viel zu schrill.
„Du bringst uns niemals nach San Angelo!“, schrie er hämisch, dass es von den kahlen Wänden dröhnte.
„Wenn Tetley uns einholt, kommst du vom Regen in die Traufe, Zattig. Ich glaube nicht, dass das so lustig wird, wie du jetzt noch denkst.“
Der Bandit wurde grün im Gesicht.
Jay Durango schloss die Zelle auf und holte das starr stehende Mädchen heraus, um es ins Office zu führen.
„Zattig werde ich binden“, sagte er. „Bei Ihnen will ich davon absehen. Versuchen Sie nicht, mir zu entkommen. Sie sind für mich nicht besser als die anderen, und wenn Sie zu fliehen versuchen, werde ich an nichts anderes denken. Haben wir uns verstanden?“
„Sie haben sehr deutlich gesprochen“, gab sie zurück. „Aber ich habe damit nichts zu tun. Ich wollte Sean heiraten. Aus keinem anderen Grund kam ich nach Duncan zurück.“
„Wir wollen uns nicht gegenseitig mit Lügen und Vorhaltungen langweilen“, erwiderte Jay Durango und schob das Mädchen hinaus.
Fünf Minuten später saß auch Zattig auf seinem Pferd. Seine Hände waren an das Sattelhorn gebunden.
Unbeweglich standen die Männer an den Hauswänden. Der Barbier kam schließlich auf die Straße und stellte sich vor die Pferde, als Jay als letzter aufsaß.
„Was gibt es noch?“, fragte Jay Durango scharf. „Haben Sie neue Forderungen?“
„Sie wissen genau, was wir wollen, Durango: Frieden für diese Stadt. Lassen Sie die beiden hier.“
„Geben Sie den Weg frei!“
Der Barbier rührte sich nicht.
Da sprang Dave mit einem wilden Satz aus dem Sattel und ging mit geballten Händen auf den Mann zu.
Der Barbier wich zurück.
„Dort hinüber!“, schrie Dave zornig. „Damit die Feiglinge alle beisammen sind!“
„Lasst sie hier“, bat der Barbier.
Dave folgte ihm weiter und stieß ihn dann zur Seite. Jay Durango trieb sein Pferd an und zog das Zattigs mit sich.
„Dafür wird Tetley euch das Fell über die Ohren ziehen!“, rief das Mädchen.
Da war Dave wieder