Vertraue deinen Träumen. Karolin Maier
Minute verging - Stille. Drei Minuten vergingen – endlose Stille und nach fünf vergangenen Minuten war es totenstill im Zimmer.
Meine Freundin räusperte sich und sagte dann in den Hörer: „Ja, alles klar. Wir bringen sie gleich vorbei. Nein, nein keine Ursache, ich finde es sehr toll, wie sie sich um die Tiere kümmern. Okay, dann bis gleich.“
Sie legte das Telefon beiseite und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Deshalb fragte ich nur:
„Wer war das und was heißt „bis gleich“?“
Sarah kam langsam auf mich zu und ich wusste, wenn meine Freundin langsam auf mich zugeht, dann ist etwas Schlimmes passiert.
„Was ist los?“, fragte ich noch einmal, diesmal etwas eindringlicher.
Meine Freundin schluckte und fing dann aber endlich an zu erzählen: „Zu deiner ersten Frage: Das war die Chefin vom Tierheim und es stimmt, sie vermissen wirklich eine Katze.“
Und zu deiner zweiten Frage: Sie will, dass wir die Katze gleich ins Tierheim bringen.“ Sie senkte den Kopf.
Ich sah meine Freundin entsetzt an und etwas Warmes, Nasses rollte an meinen Wangen herunter: Eine Träne! Erst eine, dann zwei und schließlich schossen mir die Tränen in die Augen und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Sarah kam schnell zu mir und nahm mich in den Arm und flüsterte: „Mir fällt der Abschied doch auch nicht leicht, aber glaub mir, im Tierheim ist sie besser untergebracht. Dort gibt es Leute, die sich um sie kümmern und ihr helfen können, wenn sie krank ist.“
Ich nickte nur und wischte mir meine Augen und meine rote Nase mit einem weißen, weichen Papiertaschentuch.
Danach machten wir uns mit der Katze auf dem Schoß auf den Weg zum Tierheim. Den ganzen Weg lang machte ich mir Gedanken darüber, ob sie es wirklich gut im Tierheim hätte. Vor einem großen roten Gebäude mit der Aufschrift:
Ein Herz für Tiere blieben wir schließlich stehen.
Ich drückte die Katze so fest an mich wie ich nur konnte und gab ihr einen kleinen zarten Kuss auf die Stirn. Sie miaute zur Antwort, schmiegte sich an mich und fing an leise zu schnurren. Ich hatte noch nie in meinem ganzen Leben eine Katze schnurren gehört, höchstens im Fernsehen, aber das ist etwas ganz anderes. Jetzt konnte ich die Nähe spüren, ich konnte hören, wie ihr kleines Herz wild schlug und ich traute mich gar nicht mehr mich zu bewegen.
Meine Freundin strich ihr sanft über die Stirn wo die Blesse war. Die Katze schaute kurz auf und sah uns mit ihren großen Kulleraugen einige Minuten lang an, ohne den Blick von uns zu wenden.
„Am liebsten würde ich umdrehen und sie für immer behalten“, dachte ich. Doch es war zu spät.
Plötzlich hörte ich Schritte und eine freundliche Stimme sagte zu uns gewendet: „Das ist aber schön, dass ihr Mimi gleich vorbeigebracht habt. Ich hatte schon richtige Sorgen, denn eigentlich kommt sie immer gleich, wenn ich sie rufe. Nur eben gestern Abend nicht.“, fügte sie mit einem schiefen Grinsen hinzu. Ich bin übrigens, Annika. Die Chefin des Tierheims.“
Sie trug eine weiße Bluse und darüber hatte sie sich eine dünne dunkelblaue Jacke übergeworfen. Eine zerfranste Jeanshose und ihre Füße steckten in Sandalen, die aus dünnen haselnussbraunen Streifen bestanden.
„Mimi? Ein schöner Name“, dachte ich.
Ich drückte ihr Mimi in die Hand und sie gab mir als kleines Dankeschön, dass wir uns um sie gekümmert hatten, zwei Kinogutscheine.
„Für euch!“, meinte sie.
Ich bedankte mich bei ihr ganz herzlich und sie machte uns das Angebot einer kleinen Sonderführung durch das Tierheim. Dieses großzügige Angebot nahmen wir gerne an.
Zuerst brachten wir Mimi zu den anderen Katzen in das sogenannte Spielezimmer und marschierten dann Richtung Garten. Wir kamen an großen Beeten vorbei, die mit Gemüse und Obst, aber auch vereinzelt mit Blumen bepflanzt waren. Während wir Annika durch das Tierheim folgten, erzählte sie uns wie Mimi hergekommen war.
„Wir haben sie in einem Mülleimer gefunden. Sie war noch sehr klein und schwach. Ich habe sie dann mit der Flasche aufgezogen, nachdem ich und mein Team ihren Besitzer nicht ausfündig machen konnten. Seitdem ist sie bei uns.“
„Wie traurig“, sagte ich.
„Ja, da hast du recht!“, antwortete sie.
Ich schaute Sarah an und auch sie sah geschockt aus, genau wie ich.
„Umso besser, dass sie jetzt ein Zuhause hat und Menschen die für sie da sind“, sagte sie.
„Ja, dass finde ich auch“, antwortete ich.
Nach einer Weile hörte ich das Kläffen und Miauen der Welpen und Babykatzen.
Annika blieb vor einer Tür stehen. Mein Herz hüpfte in meiner Brust und mein Puls raste wie wild. Als ich die kleinen Welpen und Katzenbabys sah, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich sah die Kulleraugen der Katzen, die mich vertrauensvoll anblickten. Ich hörte das Schnurren, der Katzen und leise Bellen der Hunde.
Im gleichen Augenblick spürte ich einen weichen Schwanz an meinen Füßen und ein Köpfchen schmiegte sich an mich. Dann ertönte leises, behagliches Schnurren. Ich war so glücklich wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Annika hielt mir eine Flasche mit warmer Milch hin und ich gab sie meiner kleinen Babykatze. Ich sah ihre rosa Zunge und ihre blauen Augen, die in der untergehenden Sonne glitzerten.
Ich legte sie in ihr Schlafkörbchen, das in der Ecke des Zimmers stand und schaute ihr eine Weile lang nur zu und rührte mich nicht. Sie war so süß! Sie umklammerte einen kleinen Filzball fest mit ihren Krallen und schlief ein.
Wir verabschiedeten uns leise von Annika.
„Schön, dass ihr hier wart und nochmals vielen lieben Dank! Ihr habt Mimi gerettet, das werden mein Team und ich niemals vergessen. Außerdem könnt ihr sie jederzeit besuchen kommen. Ich glaube sie würde sich riesig darüber freuen. Also bis bald hoffentlich und euch noch einen schönen Abend.“
„Danke! Wir besuchen Mimi bald! Tschüss und passen sie gut auf sie auf“, riefen wir fröhlich.
Ich drehte mich noch einmal zum Tierheim um, bevor wir uns auf den Nachhauseweg machten. Die Dämmerung hatte eingesetzt und meine Mutter erwartete uns sehnlichst.
„Wo wart ihr denn so lange?“, fragte sie neugierig.
Ich tauschte einen Blick mit meiner Freundin und fing an, ihr die ganze Geschichte, ausgenommen der Party, zu erzählen. Meine Mutter war sichtlich begeistert von der Rettungsaktion und fand es ebenfalls richtig die Katze ins Tierheim zurückgebracht zu haben.
„Ich schätze mal, nach so einem anstrengenden und aufregenden Tag hat man sicher einen riesigen Hunger“, sagte sie schmunzelnd.
Bevor ich irgendetwas anders antworten konnte rief Sarah: „Ja, du hast recht wir sind echt am Verhungern!“ „Na dann kommt, das Abendessen steht schon auf dem Tisch“, sagte sie glücklich.
Wir klatschten uns ab und wuschen uns die Hände im Bad.
„Bist du sehr traurig, dass wir Mimi ins Tierheim gebracht haben?“, wollte sie wissen.
„Nein, es war richtig, dass wir angerufen haben. Mimi hat es im Tierheim richtig gut und wir können sie ja immer besuchen. Das Einzige was mich traurig macht ist, wie sie Mimi gefunden haben.“
Ich musste schlucken. „Ja, stimmt. Wenn ich mir nur vorstelle was passiert wäre, wenn sie keiner gefunden hätte…? Sie war doch noch so klein und hilflos“, antwortete Sarah.
„Ja, ich will mir gar nicht vorstellen wie sie gelitten hat, als sie bemerkt hat, dass ihr Besitzer nicht mehr kommt um sie abzuholen“, sagte ich traurig.
„Es muss schrecklich für sie gewesen sein“, meinte Sarah und schaute mich mit großen Augen an.
Wir aßen gemeinsam zu Abend. Danach musste Sarah